OTWorld: Kongressprogramm besiegelt
Erleichterung und Zufriedenheit waren den Mitgliedern des Programmkomitees darüber anzumerken, dass sich die inhaltliche Planung des Weltkongresses dem Ende zuneigt.
WeiterlesenErleichterung und Zufriedenheit waren den Mitgliedern des Programmkomitees darüber anzumerken, dass sich die inhaltliche Planung des Weltkongresses dem Ende zuneigt.
WeiterlesenMit 220 Teilnehmer:innen aus Medizin, Orthopädie-Technik, Orthopädie-Schuhtechnik und Physiotherapie war das Symposium Cerebralparese auch in diesem Jahr wieder ausgebucht.
WeiterlesenB. Van der Heyden
Bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen kann sich eine Skoliose schnell von einer flexiblen zu einer fixierten Deformität entwickeln. Die Feststellung, ob eine Deformität flexibel, teilflexibel oder fixiert ist, ist somit ein wichtiger Teil der Untersuchung, weil dieses die Positionierung und Formgebung der seitlichen Rumpfstützen und Stellung des Beckens über die Stärke des Ausgleichs unter den beiden Sitzbeinhöckern bei der Anpassung der Versorgung an den Patienten bestimmt. Die körperliche Untersuchung bildet die Grundlage für die korrekte Auswahl und Gestaltung des geeigneten Sitzsystems im Hinblick auf die funktionellen Möglichkeiten des Nutzers, seine bestmögliche Körperhaltung und die Vermeidung bzw. Behandlung von Druckgeschwüren. Die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung liefern aber oft keine präzisen Daten zur genauen Positionierung der seitlichen Rumpfstützen und zur erforderlichen Erhöhung unter den Sitzbeinhöckern, wodurch die Auswahl, Anpassung und Herstellung eines Sitzsystems erschwert werden. In diesem Artikel wird ein Verfahren zur Beurteilung der Sitzposition bei Patienten mit neuromuskulärer Skoliose vorgestellt, welches auf einer Patientenuntersuchung in Rückenlage basiert. Ziel ist es, bereits während der Untersuchung des möglichen Korrekturumfangs konkrete Daten zur Gestaltung der erforderlichen Korrekturelemente in der Sitzversorgung zu erhalten. So können aus der Untersuchung direkt Abstandsmaße, Bewegungsumfänge und die Interaktion zwischen mehreren Körpersegmenten mit verbesserter Effizienz und besseren Ergebnissen abgeleitet werden.
J.-H. Schröder, G. A. Barandun, P. Leimer, R. Morand, B. Göpfert, E. Rutz
Die Orthesenversorgung von Menschen mit Lähmungen, insbesondere bei Zerebralparese, ist komplex. Der Artikel stellt in diesem Zusammenhang ein neuartiges integriertes Versorgungskonzept vor, bei dem mittels fortschrittlicher Technologien innerhalb einer komplett digitalen Prozesskette eine modulare Orthese produziert wird, bei der von vornherein alle Parameter für den jeweiligen Versorgungsfall berücksichtigt werden. Aus Sicht der Autoren sind solche neuen Versorgungskonzepte vielversprechend und werden helfen, eine effizientere Versorgung in einem multidisziplinären Team zu erstellen.
Spezielle Fachbücher zu Teilgebieten der Neuroorthopädie gibt es viele. Ein Lehrbuch, in dem alle wesentlichen Aspekte sämtlicher beteiligten Berufsgruppen evidenz‑, methoden- und praxisorientiert dargestellt werden und in dem auch Patient:innen zu Wort kommen: Das ist neu. Doch genau das war Herausgeber Prof. Dr. Walter Strobl besonders wichtig bei der Konzeption der neuen Fachbücher „Neuroorthopädie – Disability Management“ und „Therapeutisches Arbeiten in der Neuroorthopädie“, die 2021 erschienen sind. Namhafte Expert:innen aus den verschiedensten Berufsgruppen konnten für die Umsetzung gewonnen werden.
WeiterlesenM. Moyé, D. Merbold, U. K. Zettl, R. Scharpenberg
Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS) und bis zum heutigen Tag nicht heilbar. Aufgrund der unterschiedlichen Lokalisationen sind die Symptome der Betroffenen sehr heterogen. Ein häufiges Symptom ist eine spastische Lähmung (SL). Damit geht für die Betroffenen eine gravierende Einschränkung der Lebensqualität, der Bewegungsfreiheit und der Funktionen einher. Für die hier vorgestellte Machbarkeitsstudie im Crossover-Setting über eine motorisierte Orthese zur Spastikreduktion („Moto-AFO“) wurden vier Probanden mit einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 11,3 Jahren und einem durchschnittlichen EDSS-Wert (EDSS = Expanded Disability Status Scale) von 5,1 rekrutiert. Alle Probanden wurden drei Monate lang in regelmäßigen Abständen untersucht. Innerhalb dieser Zeit (im zweiten Monat) trugen alle Teilnehmer eine mobile motorisierte Orthese („Moto-AFO“) zur Reduzierung des spastischen Muskeltonus; die vorgegebene Therapiezeit betrug sieben Stunden pro Woche. Als primärer Parameter wurde die Bewegungsfreiheit gemessen; begleitend kamen Fragebögen wie das Beck Depression Inventory (BDI) und der Short Form (12) Health Survey (SF-12) zum Einsatz. Der Vergleich der Ergebnisse zeigt, dass nach dem Tragen der motorisierten Orthese geringfügige Verbesserungen der Bewegungsfreiheit erreicht werden konnten. Alle Probanden berichteten jedoch, dass unmittelbar nach der Behandlung eine subjektive Verbesserung der Gangqualität aufgetreten sei. BDI und SF-12 zeigen im Vergleich keine Abweichungen.
WeiterlesenB. C. Vehse, A. Espei, G. Kandel, B. Püttmann, P. Fröhlingsdorf
Unterschenkelorthesen sind eine häufige Versorgung bei Kindern mit neurologischen Grunderkrankungen. Auf der Grundlage der Domänen Struktur, Funktion, Aktivität und Teilhabe des biopsychosozialen Modells der International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) sollte in der Arbeitsgruppe „Hilfsmittelversorgung“ des Netzwerks Cerebralparese e. V. eine Zuordnung festgelegter Orthesentypen zu Befundkonstellationen erarbeitet werden. Im Verlauf der Diskussionen zeigte sich, dass die Variabilität der Befunde und Versorgungsziele keine spezifische Differenzierung der Orthesenzuordnung über die ICF erlaubt. Um dennoch eine ICF-basierte Entscheidung bei der Auswahl einer geeigneten Unterschenkelorthese treffen zu können, wurde ein Code-Set als Orientierungshilfe entwickelt. Der aus diesem Prozess hervorgehende Erkenntnisgewinn unterstreicht die individuelle Versorgung unter Berücksichtigung der im Mittelpunkt stehenden Teilhabeziele der Kinder.
S. Lamprecht, H. Lamprecht
Die funktionelle Elektrotherapie (FES) wird in den letzten Jahren immer häufiger angewandt, und es gibt zunehmend anwenderfreundliche Systeme. Auch die Kostenerstattung durch die Kassen ist – insbesondere bei Multipler Sklerose – meist erfolgreich. Mit dem jahrelangen praktischen Einsatz von FES-Systemen wächst die Erfahrungsevidenz, welche Patienten in welchen Fällen von FES besonders profitieren. Der Beitrag zeigt anhand der Ganganalyse auf, welche krankheitsspezifischen Probleme MS-Patienten betreffen und warum gerade diese Patientenklientel besonders von FES profitiert. Dabei spielen bestimmte Symptome eine Rolle, die bei MS häufig in Kombination auftreten, darunter spezifische Schwächen der Beinmuskulatur, die MS-spezifische sogenannte „fatigability“ (Ermüdbarkeit) und das sogenannte Uhthoff-Phänomen (Uhthoff = Verschlechterung von Symptomen durch Wärme – auch bei Anstrengung).
M. Hösl, F. K. Afifi, M. Kröner, S. Brosseder, F. Roemersberger, S. Nader
Arthrogryposis multiplex congenita (AMC) ist eine kongenitale Erkrankung mit Gelenksteife, Muskelschwäche und assoziierten Deformitäten. Jedoch können auch schwer Betroffene durch eine adäquate Orthese gehfähig werden. Orthesen sollen die Auswirkungen von Deformitäten ausgleichen, Muskelschwächen kompensieren, postoperative Rezidive verhindern und überbelastete Strukturen entlasten, denn im Erwachsenenalter sind Gelenkschmerzen bei AMC häufig. Der Artikel stellt anhand von fünf pädiatrischen Fallbeispielen das Versorgungsspektrum mit seinen Stärken und Schwächen exemplarisch dar. Eine 3D-Ganganalyse hilft dabei, die eingesetzten Orthesen auf ihre Effektivität hinsichtlich Gelenkkinematik und ‑kinetik zu prüfen. Im zweiten Schritt werden die Ergebnisse einer Patientenbefragung (n = 22) diskutiert. Diese zeigen, dass die Mobilität mit der Notwendigkeit einer Unterstützung durch Orthesen sinkt, vor allem außerhalb des Hauses. Orthesen sollten daher möglichst leicht sein, wo immer es der Bedarf an Stabilität und Sicherheit zulässt. Durch den Einsatz geeigneter Materialien, Federn oder Federgelenke ist eine Energierückgewinnung grundsätzlich möglich. Eine Korrelationsanalyse zeigt u. a., dass speziell das Ausmaß der Knieflexion in der Schwungphase limitierend für die Mobilität ist und mit starken frontalen Oberkörperneigungen kompensiert wird. Die Möglichkeit, physiologische Bewegungsbereiche in größtmöglichen Maße zu nutzen, ist daher insbesondere bei knieübergreifenden Orthesen wichtig, und es sind intelligente Systemgelenke zur gangphasenabhängigen Sperrung und Freigabe bei AMC denkbar.
B.Tevnan
Jährlich erleiden etwa 15 Millionen Menschen weltweit einen Schlaganfall; in Deutschland sind es etwa 270.000 jährlich.