OTWorld: Kinder‑, Jugend- und Neu­ro­or­tho­pä­die im Fokus

Prof. Dr. Thomas Wirth und Dipl.-Ing. (FH) Ingo Pfefferkorn stehen dem Weltkongress der OTWorld 2024 als Präsidenten nicht nur vor, sie bringen auch Themen mit ein, die für sie persönlich von großer Bedeutung sind. Im kommenden Jahr liegt daher ein besonderer Fokus auf Veranstaltungen rund um Kinder-, Jugend- und Neuroorthopädie.

Evi­denz­ba­sier­te Vor­trä­ge und Best-Prac­ti­ce-Bei­spie­le aus Deutsch­land sowie den USA ver­mit­teln wis­sen­schaft­li­che Inhal­te und lie­fern Inspi­ra­ti­on für den kom­ple­xen Ver­sor­gungs­all­tag betrof­fe­ner Patient:innen.

200.000 Kin­der und Jugend­li­che mit schwe­ren Behin­de­run­gen leb­ten laut Sta­tis­ti­schem Bun­des­amt zum Stich­tag 31. Dezem­ber 2021 in Deutsch­land. Frei­es Sit­zen, Krab­beln und eigen­stän­di­ges Lau­fen mar­kie­ren bedeu­ten­de Ent­wick­lungs­schrit­te in der früh­kind­li­chen Moto­rik. Gesun­de Klein­kin­der meis­tern die­se Schrit­te meist inner­halb der ers­ten 15 Mona­te ihres Lebens. Kin­der mit ange­bo­re­nen bzw. erwor­be­nen Erkran­kun­gen oder auch Ver­let­zun­gen am mus­ku­los­ke­letta­len Sys­tem benö­ti­gen umfang­rei­che medi­zi­ni­sche Unter­stüt­zung und ein ein­ge­spiel­tes Ver­sor­gungs­team, um die­se Ent­wick­lungs­schrit­te in ihrem Tem­po zu meistern.

Expert:innen aus Ortho­pä­die-Tech­nik, Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik, Ortho­pä­die, Neu­ro­lo­gie, Phy­sio­the­ra­pie und Ergo­the­ra­pie sowie wei­te­re Fach­kräf­te arbei­ten Hand in Hand, um maß­ge­schnei­der­te Behand­lungs­plä­ne zu ent­wi­ckeln, die den indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen jedes Kin­des gerecht wer­den. Die Behand­lung zielt nicht nur dar­auf ab, aku­te Pro­ble­me zu lösen, son­dern auch lang­fris­ti­ge Aus­wir­kun­gen auf die Ent­wick­lung und Lebens­qua­li­tät der jun­gen Patient:innen zu berücksichtigen.

Als zen­tra­les Her­zens­the­ma der bei­den Kon­gress­prä­si­den­ten Prof. Dr. Tho­mas Wirth, Ärzt­li­cher Direk­tor der Ortho­pä­di­schen Kli­nik, Olgahos­pi­tal, Kli­ni­kum Stutt­gart, sowie Dipl.-Ing. (FH) und Ortho­pä­die­tech­nik-Meis­ter Ingo Pfef­fer­korn, tech­ni­scher Betriebs­lei­ter und Mit­glied der Geschäfts­lei­tung bei Ortho­pä­die-Tech­nik Schar­pen­berg e. K. Ros­tock, wird der Kinder‑, Jugend- und Neu­ro­or­tho­pä­die im Welt­kon­gress beson­de­re Auf­merk­sam­keit zuteil.

„Nichts ist mit dem Glück eines jun­gen Men­schen zu ver­glei­chen, der Teil­ha­be an Spiel, Spaß und Schu­le erlebt“, erklärt Wirth. „Gleich­zei­tig ist die Behand­lung der jun­gen Men­schen unge­mein kom­plex. Ein Aus­tausch unter allen an der Ver­sor­gung der Pati­en­ten betei­lig­ten Berufs­grup­pen ist daher drin­gend not­wen­dig und sorgt bei jedem ein­zel­nen im Ver­sor­gungs­team für einen Wis­sens­vor­sprung zuguns­ten der Kin­der und Jugendlichen.“

„Beson­ders wich­tig war uns bei der Pro­gramm­ge­stal­tung, dass die Kon­gress­bei­trä­ge zum Schwer­punkt­the­ma den facet­ten­rei­chen Behand­lungs­all­tag in Kli­nik sowie Pra­xis wider­spie­geln und so jeder Teil­neh­mer Impul­se für die fach­über­grei­fen­de Ver­sor­gung in sei­nem All­tag mit­nimmt“, erläu­tert Pfef­fer­korn. „Jeder ein­zel­ne Impuls kann für eine ver­bes­ser­te Lebens­qua­li­tät gera­de der jun­gen – aber eben­so auch der älte­ren – Pati­en­ten sor­gen und damit einen ent­schei­den­den Unter­schied für deren wei­te­ren Lebens­weg bedeuten.“

Behand­lung von Ske­lett­dys­pla­si­en und wei­chen Knochen

In Koope­ra­ti­on mit der Ver­ei­ni­gung für Kin­der­or­tho­pä­die geben Expert:innen in dem Sym­po­si­um „Zusam­men­spiel kon­ser­va­ti­ver, orthe­ti­scher und ortho­pä­disch-chir­ur­gi­scher Maß­nah­men in der Behand­lung von Pati­en­ten mit Ske­lett­dys­pla­si­en und wei­chen Kno­chen“ einen Ein­blick in spe­zi­fi­sche The­ra­pie­an­sät­ze, um die Not­wen­dig­keit eines umfas­sen­den Ansat­zes für die Behand­lung von Pati­en­ten mit kom­ple­xen mus­ku­los­ke­letta­len Erkran­kun­gen zu ver­deut­li­chen. Unter der Lei­tung von Wirth und Pfef­fer­korn bie­tet das Sym­po­si­um einen ein­zig­ar­ti­gen Ein­blick in die ganz­heit­li­che The­ra­pie die­ser viel­schich­ti­gen Pati­en­ten­grup­pe und zugleich Gele­gen­heit für den Aus­tausch zwi­schen Expert:innen auf dem Gebiet der Kinderorthopädie.

Inter­na­tio­na­ler Aus­tausch zu Spi­na bifida

Spi­na bifi­da, umgangs­sprach­lich auch als „offe­ner Rücken“ bezeich­net, ist eine Neu­r­al­rohr­fehl­bil­dung, die bei etwa einer von 1.000 Gebur­ten auf­tritt. Die Ner­ven tre­ten an der offe­nen Stel­le des Rücken­marks­ka­nals in einer Bla­se sicht­bar nach außen. Von Sen­si­bi­li­täts­stö­run­gen bis hin zur Quer­schnitt­läh­mung kön­nen die Aus­wir­kun­gen je nach Posi­ti­on des Wir­bel­bo­gen­de­fek­tes und dem Aus­maß der geschä­dig­ten Ner­ven­strän­ge sehr unter­schied­lich sein. Das Sym­po­si­um „Modern Tre­at­ment and Inno­va­tions for the pati­ent with Spi­na bifi­da – US-Ger­man Exch­an­ge: Pedia­tric O&P“ schafft ein ganz­heit­li­ches Ver­ständ­nis der Ver­sor­gung von Pati­en­ten mit Spi­na bifi­da. Den inter­na­tio­na­len Aus­tausch füh­ren Dipl.-Ing. (FH) Mer­kur Ali­mus­aj sowie Lau­ren Levey aus Phil­adel­phia (USA) an.

Läh­mun­gen machen kom­ple­xe Ver­sor­gun­gen notwendig

Laut der För­der­ge­mein­schaft der Quer­schnitt­ge­lähm­ten in Deutsch­land e. V. sind etwa 140.000 von einer Quer­schnitt­läh­mung betrof­fe­ne Patient:innen in Behand­lung, jähr­lich kom­men rund 2.350 Men­schen mit einer neu erwor­be­nen Rücken­marks­schä­di­gung hin­zu (Daten von 2018). In dem Sym­po­si­um „Orthe­tik und Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung bei ange­bo­re­nen und erwor­be­nen Läh­mun­gen“ unter der Lei­tung von Dr. Ulrich Haf­ke­mey­er und Micha­el Vol­kery wird die Kom­ple­xi­tät der Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung im Kon­text von ange­bo­re­nen und erwor­be­nen Läh­mun­gen aus medi­zi­ni­scher und hand­werk­li­cher Per­spek­ti­ve näher beleuch­tet. Die Inhal­te ver­spre­chen eine facet­ten­rei­che Dar­stel­lung der Her­aus­for­de­run­gen bei neu­ro-ortho­pä­di­schen Krank­heits­bil­dern und deren Ver­sor­gungs­mög­lich­kei­ten. Ange­fan­gen bei sta­di­en­ge­rech­ten Ver­sor­gungs­an­sät­zen bis hin zu ope­ra­ti­ven Maß­nah­men prä­sen­tie­ren Exper­ten wie Dr. Frank Schie­del und Micha­el Möl­ler weg­wei­sen­de Stra­te­gien für die Ver­sor­gung von Lähmungen.

Kind­ge­rech­te Ansätze

Die indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se und Wachs­tums­pha­sen von Kin­dern machen die Arm­pro­the­tik beson­ders kom­plex. Pro­the­sen müs­sen nicht nur funk­tio­nal sein, son­dern auch das Selbst­be­wusst­sein und die sozia­le Inte­gra­ti­on der Kin­der för­dern. Die Anpas­sungs­fä­hig­keit der Pro­the­sen ist ent­schei­dend, da Kin­der schnell wach­sen und sich ihre Bedürf­nis­se ändern. Arm­pro­the­tik und Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung erfor­dern neben der tech­ni­schen Prä­zi­si­on aber auch ein­fühl­sa­me, kind­ge­rech­te Ansät­ze, um eine best­mög­li­che Lebens­qua­li­tät für jun­ge Patient:innen zu gewährleisten.

Über das DRG-Ver­gü­tungs­sys­tem (Dia­gno­sis Rela­ted Groups) wur­den in Kran­ken­häu­sern in Deutsch­land im Jahr 2022 ins­ge­samt knapp 73.000 Ampu­ta­tio­nen abge­rech­net. Davon ent­fie­len knapp 51.000 auf die Exar­ti­ku­la­ti­on von Füßen, gut 16.000 auf die unte­re Extre­mi­tät, rund 5.100 auf Hand­am­pu­ta­tio­nen sowie 237 Fäl­le auf Exar­ti­ku­la­ti­on der obe­ren Extremität.

In Zusam­men­ar­beit mit dem Ver­ein für Qua­li­täts­si­che­rung in der Arm­pro­the­tik (VQSA e. V.) wid­met sich eine hoch­ka­rä­tig besetz­te Exper­ten­run­de den beson­de­ren Anfor­de­run­gen und inno­va­ti­ven Lösungs­an­sät­zen in der arm­pro­the­ti­schen Ver­sor­gung von jun­gen Patient:innen. Unter der Lei­tung von Micha­el Schä­fer und Dipl.-Ing. (FH) Mer­kur Ali­mus­aj bie­tet das Sym­po­si­um „Beson­de­re Anfor­de­run­gen und Mög­lich­kei­ten in der arm­pro­the­ti­schen Ver­sor­gung von Kin­dern und Jugend­li­chen“ einen tie­fen Ein­blick in die kom­ple­xen Anfor­de­run­gen und die viel­fäl­ti­gen Mög­lich­kei­ten der Ver­sor­gung von Kin­dern und Jugendlichen.

Wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen rund um das The­ma Kinder‑, Jugend- und Neu­ro­or­tho­pä­die sind ab Mit­te Janu­ar 2024 im Online-Kon­gress­pro­gramm zu finden.

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