OTWorld 2024
Das Branchenhighlight des Fachs findet vom 14. bis 17. Mai 2024 auf dem Messegelände Leipzig als internationale Leitmesse und Weltkongress statt.
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WeiterlesenF.-J. Schingale
Die Behandlung des Lymphödems erfolgte vor dem Jahr 2017 in zwei Phasen nach Földi mit folgenden vier Therapiesäulen: 1. manuelle Lymphdrainage, 2. Hautpflege, 3. Kompressionstherapie, 4. Bewegung.
G. Lulay
Nach wie vor stellt die KPE (Komplexe Physikalische Entstauungstherapie) die Therapie der Wahl beim chronischen Lymphödem dar. Die KPE beinhaltet eine manuelle Lymphdrainage (MLD), einen lymphologischen Kompressionsverband (LKV), Hautpflege, Bewegung in Kompression und entsprechend den neuen Leitlinien auch eine Anleitung zur Selbsthilfe und Eigenbehandlung. Auf Dauer ermöglicht nur die konsequente Kompressionstherapie den Therapieerfolg. Entscheidend dafür ist eine konsequente und individuell abgestimmte Kombination der verschiedenen Maßnahmen – entsprechend dem jeweiligen Status des Lymphödems unter Berücksichtigung der Begleiterkrankungen und der Wünsche des Patienten – sowie eine dauerhafte Kompressionstherapie mit in der Regel flachgestrickten Kompressionsstrümpfen.
J. Dissemond, K. Protz, M. Stücker, K. Kröger
Bei der Behandlung eines chronischen Ulcus cruris ist es von zentraler Bedeutung, seine Ursache(n) zu diagnostizieren und es adäquat zu behandeln. Begleitend zu dieser kausal ansetzenden Therapie sollte eine konservative Behandlung mit moderner feuchter Wundtherapie in Kombination mit einer effektiven Kompressionstherapie durchgeführt werden. Hierfür stehen in den letzten Jahren zunehmend verschiedene Materialien und Systeme zur Verfügung: neben Kompressionsverbänden, beispielsweise mit Kurzzugbinden, gibt es Mehrkomponentensysteme, adaptive Bandagen und Ulcus-Strumpfsysteme. Medizinische Kompressionsstrümpfe sind vor allem in der (Rezidiv-)Prävention wichtig. Eine Quintessenz der wissenschaftlichen Daten für die Kompressionsversorgung bei Ulcus cruris lautet, dass jede korrekt durchgeführte Kompressionstherapie besser ist als keine Kompressionstherapie. Zudem ist für den Behandlungserfolg weniger der erzeugte Kompressionsdruck als vielmehr die Adhärenz der Patienten entscheidend. Dafür ist ein Grundverständnis für das Therapieregime ebenso wie für die Verwendung geeigneter und von den Patienten akzeptierter Materialien wichtig. Zusammengefasst sollte man sich heute im Rahmen einer modernen Kompressionstherapie bei der Auswahl der geeigneten Systeme, Materialien und Hilfsmittel an den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Patienten orientieren. Somit ist eine patientengerechte Versorgung für die Kompressionstherapie von Patienten mit Ulcus cruris heute möglich und sinnvoll.
J. Dissemond, S. Reich-Schupke, K. Kröger
Die Kompressionstherapie ist die nebenwirkungsarme und wissenschaftlich gut belegte Basis in der Behandlung und (Rezidiv-)Prophylaxe der meisten Patienten mit Ödemen beispielsweise bei phlebologischen oder lymphologischen Krankheitsbildern. Allerdings wurde bislang zum Beispiel die arterielle Verschlusskrankheit von vielen Therapeuten ebenso wie der Diabetes mellitus als absolute Kontraindikation für eine Kompressionstherapie gesehen. Es existieren nun zunehmend wissenschaftliche Erkenntnisse und neue Materialien, die eine Anwendung der Kompressionstherapie auch bei Patienten, bei denen zuvor eine Kompressionstherapie kontraindiziert erschien, erlauben. Bevorzugt werden hier Kompressionstherapien mit niedrigeren Anpressdrücken, die beispielsweise durch Kompressionsware geringerer Kompressionsklassen oder mit adaptiven Bandagen über Klettverschluss-Bänder erzielt werden können. Wenn Patienten diese Therapien auch ohne fremde Hilfe im Rahmen eines Selbstmanagements, ggf. mit An- und Ausziehhilfen, durchführen können, wird zudem die Adhärenz verbessert. Die Summation dieser Behandlungsoptionen in der Kompressionstherapie bildet die Basis für eine patientengerechte Versorgung.
K. Heyer
Patienten mit einem Ulcus cruris sind in ihrer Lebensqualität sehr eingeschränkt und nehmen das Gesundheitssystem verstärkt in Anspruch. Aktuelle Analysen zeigen eine hohe Erkrankungshäufigkeit des Ulcus cruris in Deutschland. Neben einer deutlichen Unterversorgung mit einer Kompressionstherapie bestehen zudem ein mangelndes Wissen sowie eine defizitäre praktische Anwendung sowohl bei den Versorgern als auch bei den Patienten und deren Angehörigen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Zahl an Gefäßerkrankungen bei älteren Menschen muss mit einem weiteren Zuwachs dieser Erkrankung gerechnet werden. Es besteht weiterer Handlungsbedarf, um die leitliniengerechte Therapie in der Behandlung stärker zu etablieren, damit die defizitäre Versorgungssituation in Deutschland überwunden werden kann.
H. Partsch
Im akuten Stadium einer tiefen Venenthrombose ist eine adäquate Kompression imstande, die schmerzhafte Schwellung des Beins bei mobilen Patienten zu reduzieren, die mobil bleiben und weiterhin gehen können. Diese Behandlungsmodalität bei gleichzeitiger exakter Antikoagulation basiert vorwiegend auf Erfahrung und hat eine lange Tradition in Europa. Leider gibt es bisher nur wenige randomisierte, kontrollierte Studien, die dieses Konzept unterstützen, das zudem wichtige Implikationen bezüglich der Reduzierung eines postthrombotischen Syndroms aufweist.
F. Goedecke
Grundlage einer effektiven Kompressionstherapie ist das Wissen um den Wirkmechanismus auf die betroffenen Gewebe und Organe sowie den Einfluss der verschiedenen Materialien und der Anlagetechnik auf den zirkulären Druck.
H. Partsch
Die wichtigsten Voraussetzungen für eine effiziente Kompressionstherapie der unteren Extremitäten sind ein mäßiger, gut tolerierbarer Ruhedruck sowie ein hoher Druck im Stehen und beim Gehen. Dieses Qualitätskriterium kann durch Invivo-Messungen des „Static Stiffness Index“ (SSI) beurteilt werden, welcher durch die Differenz zwischen Andruck im Stehen minus Liegen definiert ist. Kompressionsmittel mit hoher Stiffness sind hämodynamisch wirksamer als elastisches Material, besonders beim Gehen, und haben einen stärkeren Massageeffekt, der Lymphdrainage und Mikrozirkulation fördert. Beispiele für Kompressionsmittel mit hoher Stiffness sind unelastische Kurzzugbandagen und MehrkomponentenVerbände mit kohäsiver oder adhäsiver Beschichtung. VelcroBand-Kompressionsbinden können eine gute Alternative darstellen.
H. Ziegenthaler
Thermische Traumata führen zu großflächigen komplexen Schädigungen der Körperoberfläche. Das Multifunktionsorgan Haut wird so in grundlegenden Funktionen, das Individuum in seiner körperlichen Unversehrtheit gestört. Die veränderte Äußerlichkeit wirkt sich zugleich auf Interaktionen mit dem sozialen Umfeld aus. Der durch moderne plastisch-chirurgische Verfahren erreichte Hautersatz – die Narbe – stellt sich primär als vulnerabel, funktionell eingeschränkt und einer Reifung bedürfend dar. Im nachfolgenden individuell abgestimmten und komplexen Rehabilitationsprozess nimmt die textile Narbenkompressionstherapie eine hervorzuhebende Stellung ein. Der Beitrag berichtet über die anatomischen Grundlagen, die Funktionalität der Haut sowie die Pathophysiologie bei thermischen Hautverletzungen. Aussagen zu Therapiestrategien in der Akutbehandlung und über Grundlagen der Narbentherapie in der Rehabilitation fördern das Grundverständnis für den langwierigen Prozess der Narbenreifung.