Das Dra­vet-Syn­drom – Ver­sor­gung aus ­ortho­pä­di­scher Sicht: Sym­pto­ma­tik, kli­ni­scher Befund, Behand­lung, ortho­pä­die­tech­ni­sche Möglichkeiten

U. Haf­ke­mey­er, C. Kra­mer
Bei dem Dra­vet-Syn­drom han­delt es sich um eine sel­te­ne früh­kind­li­che Epi­lep­sie­form, die in der Regel fie­ber­ge­bun­den auf­tritt. Die Höhe der Kör­per­tem­pe­ra­tur ist bei die­sen Pati­en­ten sehr oft der Aus­lö­ser für zum Teil schwe­re epi­lep­ti­sche Anfäl­le (z. B. Grand mal). Die­se Pati­en­ten wer­den häu­fig mit einer Kom­bi­na­ti­on aus ver­schie­de­nen Anti­epi­lep­ti­ka the­ra­piert und müs­sen regel­mä­ßig neu­ro­lo­gisch kon­trol­liert werden.
Dra­vet-Pati­en­ten zei­gen eine her­ab­ge­setz­te mus­ku­lä­re Span­nung, also einen schwa­chen Mus­kel­to­nus, der sich nega­tiv auf die moto­ri­sche Ent­wick­lung aus­wirkt. Der redu­zier­te Mus­kel­to­nus führt zu sta­ti­schen Fehl­be­las­tun­gen des Rump­fes und der unte­ren Extre­mi­tä­ten, was eine Kor­rek­tur und Sta­bi­li­sie­rung mit­tels ortho­pä­di­scher Hilfs­mit­tel not­wen­dig macht (Abb. 1). Es gilt, die Kon­gru­enz der Gelenk­flä­chen (z. B. OSG/USG) ortho­pä­die­tech­nisch wie­der­her­zu­stel­len und so posi­tiv auf die Hal­tungs- und Bewe­gungs­kon­trol­le der Pati­en­ten ein­zu­wir­ken. Die­ses wie­der­um führt zu einer Ver­bes­se­rung der Gang­qua­li­tät, der Gang­si­cher­heit und folg­lich zu einer Erwei­te­rung des Bewe­gungs-/Ak­ti­ons­ra­di­us der Patienten.

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Kei­ne Aus­wir­kun­gen einer vier­wö­chi­gen ­kom­bi­nier­ten ­Kor­sett- und Schroth-The­ra­pie bei mode­ra­ter idio­pa­thi­scher ado­les­zen­ter Sko­lio­se auf die plant­are Druckverteilung

D. Ohlen­dorf1, Ch. Schle­gel1, G. M. Ore­mek1, F. Holzgre­ve1, E. M. Wan­ke1, Ch. Mau­er-Gru­bin­ger1, P. Dia­re­mes2, Ch. Hül­strunk3, O. Zabar3, D. A. Grone­berg1
Hin­ter­grund: Posi­ti­ve Effek­te von Kor­sett­be­hand­lun­gen bei Jugend­li­chen mit idio­pa­thi­scher Sko­lio­se auf den Gang wur­den nachgewiesen.
Ziel: Die­se Stu­die unter­such­te, ob die Kom­bi­na­ti­on aus Kor­sett- und Schroth-The­ra­pie die plant­are Druck­ver­tei­lung vor und nach einer inten­si­ven sta­tio­nä­ren Reha­bi­li­ta­ti­ons­be­hand­lung beeinflusst.
Design: Pro­spek­ti­ve Kohor­ten­stu­die, longitudinal
Set­ting: Sko­lio­se-Reha­bi­li­ta­ti­ons­kli­nik Askle­pi­os Katha­ri­na-Schroth-Kli­nik (Bad Sobern­heim, Deutschland)
Popu­la­ti­on: 20 Pati­en­ten (14 weiblich/6 männ­lich, 12–16 Jah­re) mit medi­zi­nisch dia­gnos­ti­zier­ter mode­ra­ter idio­pa­thi­scher Sko­lio­se (Cobb-Win­kel 20–50°, Medi­an 30°) und Indi­ka­ti­on für kom­bi­nier­te Kor­sett- und Schroth-The­ra­pie mit einem vier­wö­chi­gen sta­tio­nä­ren Aufenthalt.
Metho­den: Zu Beginn (T1) und am Ende des Auf­ent­halts (T2) wur­de die plant­are Druck­ver­tei­lung mit (A) und ohne Kor­sett (B) über eine Geh­stre­cke von 10 Metern aufgezeichnet.
Ergeb­nis­se: Es wur­den zu Beginn (T1) kei­ne signi­fi­kan­ten Unter­schie­de zwi­schen lin­kem und rech­tem Fuß fest­ge­stellt. Der Ver­gleich von T1 und T2 eines Fußes zeig­te signi­fi­kan­te Unter­schie­de (p ≤ 0,05–0,001) für (A): mitt­le­rer Druck Mit­tel­fuß rechts, gesam­te belas­te­te Flä­che links, Mit­tel­fuß links, Bal­len innen links, Mit­tel­fuß rechts, Impuls gesamt rechts, Mit­tel­fuß rechts und für (B): mitt­le­rer Druck Mit­tel­fuß rechts, äuße­rer Bal­len rechts, belas­te­te Flä­che gesamt rechts, Fer­se rechts, Mit­tel­fuß rechts, Impuls Fer­se rechts, Mit­tel­fuß rechts, äuße­rer Bal­len rechts.
Schluss­fol­ge­rung: Die kom­bi­nier­te Kor­sett- und Schroth-The­ra­pie erhält die initia­le sym­me­tri­sche plant­are Druck­ver­tei­lung über vier Wochen auf­recht, da die signi­fi­kan­ten Unter­schie­de im Bereich der Mess­un­ge­nau­ig­keit liegen.
Kli­ni­sche Reha­bi­li­ta­ti­ons­re­le­vanz: Das Innen­schuh­mes­s­sys­tem kann zur objek­ti­ven Unter­stüt­zung des the­ra­peu­ti­schen Gang­trai­nings ein­ge­setzt wer­den und die Ein­la­gen­an­pas­sung anhand der Fuß­form bewer­ten. Auf­grund sei­ner ein­fa­chen Hand­ha­bung und schnel­len Daten­er­fas­sung eig­net es sich für Zwi­schen- oder Nach­fol­ge­un­ter­su­chun­gen bei der Behand­lung idio­pa­thi­scher Skoliose.

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Ent­wick­lung und ers­te Unter­su­chun­gen zur Anwend­bar­keit eines trag­ba­ren Hand­exo­ske­letts für Kin­der und Jugendliche

Jan Lie­ber1,2, Oli­vi­er Lam­ber­cy3, Jan Ditt­li3, Huber­tus J.A. van Hedel1,2*, Andre­as Mey­er-Heim1,2*
Die Ent­wick­lung der Hand­funk­ti­on ist sowohl für die Selbst­stän­dig­keit im All­tag als auch für die kogni­ti­ve und sozia­le Ent­wick­lung der Kin­der von gro­ßer Bedeu­tung. Kin­der mit ange­bo­re­nen oder erwor­be­nen Hirn­ver­let­zun­gen zei­gen teil­wei­se oder auch voll­stän­di­ge Beein­träch­ti­gung der moto­ri­schen Hand­funk­tio­nen. Moder­ne Tech­no­lo­gien erlau­ben durch Wie­der­ho­lung von Bewe­gungs­ab­läu­fen und Gami­fi­ca­ti­on eine wirk­sa­me The­ra­pie der Hand­funk­ti­on oder den kom­pen­sa­to­ri­schen Ein­satz als assis­ti­ve Tech­no­lo­gie. Die­ser Arti­kel beschreibt ers­tens den trans­la­tio­na­len Ansatz zwi­schen Therapeut:innen und Ingenieur:innen als auch die anthro­po­me­tri­schen und tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen in der Ent­wick­lung eines päd­ia­tri­schen Hand­exo­ske­letts (PEXO). Im zwei­ten Schritt wur­de der Ein­satz und die Eig­nung von PEXO an Patient:innen im kli­ni­schen All­tag unter­sucht. Aus den Erfah­run­gen und Rück­mel­dun­gen der Erst­an­wen­dun­gen flos­sen bereits wie­der tech­ni­sche Adapt­a­tio­nen an den Pro­to­ty­pen ein. Der drit­te Abschnitt wid­met sich mit einer Ein­zel­fall­un­ter­su­chung dem Ein­satz von PEXO im häus­li­chen All­tag. Fazit: Der Ein­satz eines Hand­exoskeletts ist eine viel­ver­spre­chen­de The­ra­pie­op­ti­on. Es sind jedoch wei­te­re Anstren­gun­gen not­wen­dig, um die Robust­heit sol­cher Sys­te­me in der Anwen­dung in der Kli­nik und zu Hau­se zu verbessern.

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Schä­del­de­for­mi­tä­ten im Säug­lings­al­ter – Ver­gleich von Kopf­kor­rek­tur­or­the­sen in Eigen­bau und Fer­ti­gung durch 3D-Druck

A. Spank
Der soge­nann­te Gehirn­schä­del (Neuro­cranium) wird aus den Schä­del­kno­chen, den Schä­del­näh­ten und den Fon­ta­nel­len gebil­det. Ca. 80 % des Volu­men­wachs­tums des Schä­dels ent­ste­hen inner­halb der ers­ten 2 Lebens­jah­re, wobei die Geschwin­dig­keit des Wachs­tums in die­ser Zeit von Geburt an immer mehr abnimmt.
Das Wachs­tum und dadurch auch der Umfang des Schä­dels hän­gen von meh­re­ren Fak­to­ren ab: von der Gene­tik, vom Hirn­wachs­tums, der Mus­kel­span­nung, äußer­li­chen Ein­flüs­sen oder auch früh­zei­ti­ger Ver­knö­che­rung der Schä­del­näh­te (Kra­ni­o­syn­osto­sen). Die­se Fak­to­ren kön­nen das gleich­mä­ßi­ge Wachs­tum der Kno­chen oder Näh­te des Schä­dels so ver­hin­dern, dass eine soge­nann­te Asym­me­trie ent­steht. Die Ursa­chen der Schä­del­de­for­mi­tä­ten kön­nen sowohl ange­bo­ren (prä­na­tal) als auch erwor­ben (pro­na­tal) sein, ange­bo­re­ne Schä­del­de­for­mi­tä­ten kom­men jedoch im Ver­hält­nis zu den erwor­be­nen sel­te­ner vor. Um eine Schä­del­de­for­mi­tät zu ver­mei­den, gibt es eini­ge Maß­nah­men, wie z. B. die regel­mä­ßi­ge Ver­än­de­rung der Schlaf­po­si­ti­on, die Ver­wen­dung eines Lage­rungs­kis­sens, um das Kind auf der nicht bevor­zug­ten Sei­te zu lagern, oder spe­zi­el­le Baby­kis­sen, die Druck auf den Hin­ter­kopf ver­hin­dern. Phy­sio­the­ra­pie, Osteo­pa­thie und die Ver­sor­gung mit einem Kopf­kor­rek­tur­helm sind wei­te­re wich­ti­ge Mög­lich­kei­ten, die Defor­mi­tät des Schä­dels zu redu­zie­ren. Erst das Zusam­men­spiel der ver­schie­de­nen The­ra­pie­mög­lich­kei­ten führt zum gewünsch­ten Erfolg. 

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Trans­dis­zi­pli­nä­res und mul­ti­pro­fes­sio­nel­les For­mat über­zeugt erneut

„Ich hof­fe, dass die Teil­neh­mer sowohl einen Erkennt­nis­ge­winn als auch berei­chern­de per­sön­li­che Kon­tak­te von die­sem Kon­gress mit­neh­men und bei der täg­li­chen Arbeit für die Pati­en­ten gewinn­brin­gend ein­set­zen kön­nen“, wünsch­te sich Kon­gress­prä­si­dent Univ.-Prof. (em.) Dr. med. Rüdi­ger Kraus­pe im Vor­feld der zwei­ten Aus­ga­be des Focus-CP-Reha­kind-Kon­gres­ses. Wur­den die Erwar­tun­gen erfüllt? Kamen das Kon­zept und die Inhal­te bei den Besucher:innen, Aus­stel­lern, Referent:innen und Fami­li­en an? Für die OT zieht Chris­tia­na Hen­ne­mann, Geschäfts­füh­re­rin von Reha­kind als Mit­ver­an­stal­ter, ein Resümee.

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Her­aus­for­de­run­gen in der pro­the­ti­schen Ver­sor­gung von Klein­kin­dern – ein Fallbeispiel

S. Stein­mann
Die pro­the­ti­sche Ver­sor­gung der unte­ren Extre­mi­tä­ten von Klein­kin­dern unter­schei­det sich vor allem auf­grund der Ent­wick­lung des Gang­bil­des fun­da­men­tal von der Ver­sor­gung von Erwach­se­nen. Das vor­ge­stell­te Fall­bei­spiel soll zei­gen, wie eine Ver­sor­gung mit einer trans­ti­bia­len Pro­the­se bei einem Kind ab 18 Mona­ten funk­tio­nie­ren kann und wel­che Her­aus­for­de­run­gen auf die Ver­sor­ger zukom­men. Vor allem die Kom­po­nen­te des bis­wei­len raschen Wachs­tums des Pati­en­ten wird beleuchtet.

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Aus­tausch auf Augenhöhe

Vier Tage lang stell­ten Reha­kind, die Ver­ei­ni­gung für Kin­der­or­tho­pä­die (VKO), die Gesell­schaft für Neu­ro­päd­ia­trie (GNP) und die Deut­sche Gesell­schaft für Sozi­al­päd­ia­trie und Jugend­me­di­zin (DGSPJ) Anfang Febru­ar die Belan­ge von Men­schen mit Cere­bral­pa­re­se in den Mit­tel­punkt des Focus-CP-Rehakind-Kongresses. 

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Mus­ter­ver­trag Kin­der-Reha bei Kran­ken­kas­sen vorgestellt

Der Kin­der-Reha-Mus­ter­ver­trag der Inter­na­tio­na­len För­der­ge­mein­schaft Kin­der- und Jugend­reha­bi­li­ta­ti­on Reha­kind e. V. defi­niert trans­pa­rent die Bedar­fe und Anfor­de­run­gen bei der Ver­sor­gung von Kin­dern und Jugend­li­chen mit Behin­de­run­gen in den rele­van­ten Pro­dukt­grup­pen. Hier­zu hat­te der Ver­ein bereits vor der Coro­na­pan­de­mie einen Aus­tausch mit rund 35 Kostenträgervertreter:innen. Inzwi­schen ist erst­ma­lig gemein­sam mit allen Leis­tungs­er­brin­ger­ge­mein­schaf­ten (Bun­des­in­nungs­ver­band für Ortho­pä­die-Tech­nik, Reha­vi­tal, Sani­täts­haus Aktu­ell, Reha-Ser­vice-Ring, EGROH) ein kon­sen­tier­ter Gesamt­ent­wurf erstellt worden. 

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Code-Set für eine ICF-basier­te Ver­sor­gung mit Unter­schen­kel­or­the­sen (AFOs) – wie aus Schei­tern Erkennt­nis­ge­winn wird

B. C. Veh­se, A. Espei, G. Kan­del, B. Pütt­mann, P. Fröhlingsdorf
Unter­schen­kel­or­the­sen sind eine häu­fi­ge Ver­sor­gung bei Kin­dern mit neu­ro­lo­gi­schen Grund­er­kran­kun­gen. Auf der Grund­la­ge der Domä­nen Struk­tur, Funk­ti­on, Akti­vi­tät und Teil­ha­be des bio­psy­cho­so­zia­len Modells der Inter­na­tio­nal Clas­si­fi­ca­ti­on of Func­tio­ning, Disa­bi­li­ty and Health (ICF) soll­te in der Arbeits­grup­pe „Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung“ des Netz­werks Cere­bral­pa­re­se e. V. eine Zuord­nung fest­ge­leg­ter Orthe­sen­ty­pen zu Befund­kon­stel­la­tio­nen erar­bei­tet wer­den. Im Ver­lauf der Dis­kus­sio­nen zeig­te sich, dass die Varia­bi­li­tät der Befun­de und Ver­sor­gungs­zie­le kei­ne spe­zi­fi­sche Dif­fe­ren­zie­rung der Orthe­sen­zu­ord­nung über die ICF erlaubt. Um den­noch eine ICF-basier­te Ent­schei­dung bei der Aus­wahl einer geeig­ne­ten Unter­schen­kel­or­the­se tref­fen zu kön­nen, wur­de ein Code-Set als Ori­en­tie­rungs­hil­fe ent­wi­ckelt. Der aus die­sem Pro­zess her­vor­ge­hen­de Erkennt­nis­ge­winn unter­streicht die indi­vi­du­el­le Ver­sor­gung unter Berück­sich­ti­gung der im Mit­tel­punkt ste­hen­den Teil­ha­be­zie­le der Kinder.

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Inspi­ra­ti­on-Day FocusCP-Rehakind

Digi­ta­ler Com­mu­ni­ty­treff aus medi­­zi­­ni­­schen-the­ra­­peu­­ti­­schen Fach­leu­ten, Ver­sor­gern und Betrof­fe­nen mit ihren Fami­li­en. Via Live­stream gibt es ein Update aus Wis­sen­schaft, Medizin,

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