Mess­tech­nik im ortho­pä­die­tech­ni­schen All­tag am Bei­spiel eines iner­tia­len Messsystems

J. Mar­tin, C. Ull­rich, M. Joch
Im ortho­pä­die­tech­ni­schen All­tag – sei es im Sani­täts­haus oder in der Kli­nik – wird die Mes­sung objek­ti­ver bio­me­cha­ni­scher Kenn­wer­te zuneh­mend wich­ti­ger: Zum einen spie­len kine­ma­ti­sche und kine­ti­sche Mess­grö­ßen beim Auf­bau und bei der Ein­stel­lung von Pro­the­sen und Orthe­sen eine wich­ti­ge Rol­le, zum ande­ren wer­den sie immer mehr zum fes­ten Bestand­teil der Erstat­tungs­ar­gu­men­ta­ti­on gegen­über Kos­ten­trä­gern. Dabei ergän­zen die Mess­wer­te die visu­el­len Bewer­tun­gen von Tech­ni­ke­rin­nen und Tech­ni­kern bzw. The­ra­peu­tin­nen und The­ra­peu­ten sowie die Ein­schät­zun­gen von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten im Ver­sor­gungs­pro­zess. Ange­sichts des zuneh­men­den Stel­len­werts bio­me­cha­ni­scher Para­me­ter ist es nicht ver­wun­der­lich, dass in ortho­pä­die­tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen ver­stärkt Mess­tech­nik zum Ein­satz kommt. Je nach dem Zweck der Mes­sun­gen wer­den dabei unter­schied­li­che Mess­tech­no­lo­gien ein­ge­setzt: Das Spek­trum reicht von Kame­ras über Kraft­mess­plat­ten und Beschleu­ni­gungs­sen­so­ren bis hin zu Scan­nern, die die Kör­per­form von Pati­en­ten mil­li­me­ter­ge­nau erfas­sen. Vor allem Kraft- und Druck­mess­sys­te­me lie­fern Infor­ma­tio­nen, die dem mensch­li­chen Auge sonst ver­bor­gen blie­ben. Aber auch kame­ra- und sen­sor­ba­sier­te Mess­sys­te­me, die die Ver­än­de­rung der Posi­ti­on im Raum mes­sen, bie­ten einen essen­zi­el­len Mehr­wert gegen­über dem mensch­li­chen Auge, da sie kleins­te Bewe­gun­gen in alle drei Raum­rich­tun­gen gleich­zei­tig erfas­sen kön­nen. Die­ser Arti­kel ver­mit­telt einen Über­blick über die am wei­tes­ten ver­brei­te­ten Mess­tech­no­lo­gien und dis­ku­tiert, in wel­chen Situa­tio­nen sie den Ver­sor­gungs­pro­zess sinn­voll unter­stüt­zen kön­nen. Zudem wird im zwei­ten Teil des Arti­kels ein kon­kre­tes Anwen­dungs­sze­na­rio am Bei­spiel eines iner­tia­len Mess­sys­tems zur Gang­ana­ly­se beschrieben.

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ISPO Deutsch­land lädt zur inter­dis­zi­pli­nä­ren Ganganalyse

„Life is move­ment“ hat sich der anste­hen­de Jah­res­kon­gress der Inter­na­tio­na­len Gesell­schaft für Pro­the­tik und Orthe­tik (ISPO) Deutsch­land e. V. als Leit­mo­tiv auf die Fah­nen geschrie­ben. Dem Still­stand an per­sön­li­chen Fach­tref­fen in den letz­ten Mona­ten tritt die Wis­sen­schaft­li­che Lei­tung um Prof. Dr. med. Bern­hard Grei­temann, Dipl.-Ing. (FH) Mer­kur Ali­mus­aj und Dipl.-Ing. (FH) Dani­el Heit­zmann am 3. und 4. Dezem­ber 2021 mit einem hoch­wer­ti­gen Pro­gramm rund um den Schwer­punkt der Bewe­gungs­ana­ly­se in der Tech­ni­schen Ortho­pä­die entgegen.

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Der Ein­satz iner­tia­ler Sen­so­rik zur Bestim­mung indi­vi­du­el­ler Rota­ti­ons­ach­sen im unte­ren Sprunggelenk

S. Schlecht­weg, E.-M. Hau­ser, W. Alt
Indi­vi­du­el­le Prä­ven­ti­ons- und Behand­lungs­stra­te­gien erfor­dern pati­en­ten­spe­zi­fi­sche Kennt­nis­se über ana­to­mi­sche Struk­tu­ren. Obgleich häu­fig als rele­van­ter Fak­tor dis­ku­tiert, gibt es bis­lang kein dia­gnos­ti­sches Ver­fah­ren für die unte­re Sprung­ge­lenk­ach­se, mit dem die Ori­en­tie­rung der Rota­ti­ons­ach­se öko­no­misch und hin­rei­chend genau bestimmt wer­den kann. Ziel der Arbeit ist die Über­prü­fung eines Ver­fah­rens zur Bestim­mung der Ori­en­tie­rung der unte­ren Sprunggelenkachse.

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Ver­ein­fach­te Ver­fah­ren der Bewegungsanalyse

S. Lutherdt, S. Wen­zel, A. Franz, D. Voges, S. Köh­ring, H. Wit­te
Sowohl in der kli­ni­schen Dia­gnos­tik als auch bei der Unter­su­chung bio­me­cha­ni­scher Fra­ge­stel­lun­gen in der Medi­zin, der Sport­wis­sen­schaft und wei­te­ren Anwen­dungs­ge­bie­ten wie der Medi­zin­tech­nik wer­den verschiedene­ Ver­fah­ren der Bewegungsanalyse­ genutzt. Dabei sind die etablierten­ Ver­fah­ren häu­fig sowohl teu­er als auch auf­wen­dig in der Anwen­dung. Zu den eta­blier­ten Umset­zun­gen der „direk­ten“ Ver­fah­ren der Bewe­gungs­ana­ly­se von Extre­mi­tä­ten und Körper­stamm (direk­te Beob­ach­tung der Bewe­gun­gen, z. B. bekannt unter den­ Mar­ken Qua­li­sys® und Vicon®) gibt es für geeig­ne­te Fra­ge­stel­lun­gen mit Micro­soft® Kinect® eine preis­wer­te Alter­na­ti­ve. Steht dage­gen die Ana­ly­se der Bewe­gun­gen des Kör­per­schwer­punk­tes im Vor­der­grund, ist die „indi­rek­te Bewe­gungs­ana­ly­se“ (Rück­schluss auf die Bewe­gun­gen aus den sie ver­ur­sa­chen­den Kräf­ten mit­tels Kraft­mess­plat­ten, z. B. Kist­ler®­ oder AMTI®) einer­seits genau­er, ande­rer­seits aber auch weni­ger zeit- und kos­ten­auf­wen­dig als „direk­te“ Ver­fah­ren. Beide­ Ansät­ze wer­den anhand eines Bei­spiels ver­an­schau­licht und diskutiert.

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Fall­stu­die zum Ein­fluss ver­schie­de­ner Cho­part-Pro­the­sen auf das Gang­bild des Anwenders

T. Kaib, J. Block, D. W. W. Heit­zmann, C. Putz, S. I. Wolf, M. Ali­mus­aj
Die Fähig­keit eines pro­the­ti­schen Vor­fu­ßes, funk­tio­nel­le Hebel zu bie­ten, um damit Dreh­mo­men­te auf­zu­neh­men, ermög­licht ein phy­sio­lo­gi­sches Gang­bild. Ein bio­me­cha­ni­scher Ver­gleich der aktu­ell gän­gi­gen Cho­part-Pro­the­sen und deren Mög­lich­kei­ten, den Vor­fuß­he­bel wie­der­her­zu­stel­len, ist bis dato noch nicht ver­öf­fent­licht wor­den. In die­ser Fall­stu­die wur­de ein Pro­band mit Cho­part-Ampu­ta­ti­on und einer Bell­mann-Vor­fuß­pro­the­se mit und ohne Toe-off-Orthe­se (All­ard, USA) sowie einer Rah­men­schaft­pro­the­se beim Gehen in der Ebe­ne untersucht.

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Die Rol­le der sEMG-Mes­sung in der Bewegungsanalyse

C. Dis­sel­horst-Klug
Die The­ra­pie von Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen bedarf einer objek­ti­ven und quan­ti­ta­ti­ven Beur­tei­lung des Bewe­gungs­ver­mö­gens. Da die Bewe­gungs­aus­füh­rung und das der Bewe­gung zugrun­de­lie­gen­de mus­ku­lä­re Koor­di­na­ti­ons­mus­ter nicht unab­hän­gig von­ein­an­der sind, müs­sen bei­de Aspek­te in die Beur­tei­lung des Bewe­gungs­ver­mö­gens ein­flie­ßen. 3D-Bewe­gungs­ana­ly­se und Ober­flä­chen-Elek­tro­m­yo­gra­phie (sEMG) sind geeig­ne­te Ver­fah­ren, zeit­lich auf­ein­an­der syn­chro­ni­siert die benö­tig­ten Infor­ma­tio­nen zu lie­fern. Jedoch sind die sEMG-Signa­le und das dar­aus resul­tie­ren­de mus­ku­lä­re Koor­di­na­ti­ons­mus­ter häu­fig schwer zu inter­pre­tie­ren. Der fol­gen­de Bei­trag zeigt auf, wie durch Kom­bi­na­ti­on von Bewe­gungs­ana­ly­se und sEMG zuver­läs­si­ge Infor­ma­tio­nen und ein­fach inter­pre­tier­ba­re Mess­grö­ßen gewon­nen wer­den können.

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Bewe­gungs­ana­ly­se bei Reha­bi­li­ta­ti­on nach Schulterverletzungen

J. Lack­ner, P. Vara­dy, I. Klöp­fer-Krä­mer, A. Brand, P. Augat
Video­spie­le ermög­li­chen im the­ra­peu­ti­schen Bereich ein Trai­ning, wel­ches Pati­en­ten moti­viert und Spaß macht. Die­se Stu­die ana­ly­siert Ober­kör­per­be­we­gun­gen von Pati­en­ten mit Schul­ter­ver­let­zung wäh­rend der Nut­zung einer Spiel­kon­so­le. Zehn Pati­en­ten mit Schul­ter­ver­let­zung und zehn gesun­de Kon­troll­pro­ban­den wur­den wäh­rend des Spie­lens einer Bow­ling­si­mu­la­ti­on unter­sucht. In einem Abstand von sie­ben Tagen fan­den zwei Mes­sun­gen mit einem Moti­on-Cap­tu­re-Sys­tem statt. Die Pati­en­ten nah­men in die­sem Zeit­raum an einem Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­gramm teil. Bei den gesun­den Pro­ban­den erga­ben sich signi­fi­kant grö­ße­re Bewe­gun­gen im Schul­ter­ge­lenk (p < 0.05) sowie des gesam­ten Kör­pers. Eine Ver­grö­ße­rung des Bewe­gungs­um­fangs der Schul­ter konn­te in bei­den Grup­pen fest­ge­stellt wer­den (p < 0.05).

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Auto­ma­ti­sie­rung der Bewe­gungs­ana­ly­se mit güns­ti­ger Hardware

R. Dree­sen
Im Bereich der Medi­zin und des Sports wer­den mensch­li­che Bewe­gungs­ab­läu­fe beob­ach­tet und ana­ly­siert, um Patho­lo­gien zu erken­nen oder um Bewe­gun­gen zu opti­mie­ren. Durch tech­ni­sche Mess­sys­te­me wer­den sol­che Bewe­gun­gen objek­tiv auf­ge­zeich­net und dau­er­haft doku­men­tiert. In die­sem Arti­kel wird gezeigt, wie Vide­os von Bewe­gun­gen auto­ma­tisch ana­ly­siert und aus­ge­wer­tet wer­den kön­nen. Eine Schlüs­sel­kom­po­nen­te ist dabei ein neu­es Ver­fah­ren zur Erken­nung von Mar­kern. Im Fol­gen­den wird zunächst ein Über­blick über bestehen­de Sys­te­me ver­mit­telt. Im Anschluss wird das neue Ver­fah­ren zur auto­ma­ti­schen Mar­ker­er­ken­nung skiz­ziert. Dar­über hin­aus­ge­hend wird die Berech­nung von Tra­jek­to­ri­en und die auto­ma­ti­sche Aus­wer­tung der gewon­ne­nen Mess­wer­te demons­triert. Der Arti­kel schließt mit einem umfas­sen­den Bei­spiel. Der Bei­trag basiert auf einem Vor­trag auf der OT-World, für den der Autor den Best-Paper-Preis des Kon­gres­ses erhal­ten hat.

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Ent­wick­lung einer akti­ven Orthe­se mit Leis­tungs­ab­ga­be – Erhe­bung von Refe­renz­da­ten, Auf­bau und Test des Pro­to­typs am Probanden

J. Block, S. van Dron­ge­len, R. Müller
Um älte­re Men­schen mit Mus­kel­schwä­che in All­tags­si­tua­tio­nen mit grö­ße­rer Belas­tung, bei­spiels­wei­se beim Trep­pen­stei­gen oder Auf­ste­hen aus dem Sit­zen, zu unter­stüt­zen, wur­de eine akti­ve Orthe­se ent­wi­ckelt. Refe­renz­da­ten der Auf­steh­be­we­gung wur­den zunächst mit gesun­den Pro­ban­den erho­ben. Anhand der Refe­renz­da­ten wur­de der Antrieb für eine akti­ve Orthe­se dimen­sio­niert sowie ein modell­ba­sier­tes Rege­lungs­kon­zept ent­wi­ckelt. Nach Aus­wahl und Auf­bau einer geeig­ne­ten Sen­so­rik wur­den alle Teil­sys­te­me in einem Pro­to­typ imple­men­tiert. Zur Ver­rin­ge­rung der Inkon­gru­enz von orthe­ti­scher und ana­to­mi­scher Knie­ge­lenk­ach­se wur­den zusätz­lich zu einem Schar­nier­ge­lenk drei alter­na­ti­ve Gelenk­me­cha­nis­men kon­stru­iert. Über Scher­kraft­mes­sung an den Orthe­sen­ge­len­ken wur­de die Kon­gru­enz zur ana­to­mi­schen Ach­se beur­teilt. Die bes­te Über­ein­stim­mung zeig­te eine Feder­schlit­ten­kon­struk­ti­on. Mit­tels Bewe­gungs­ana­ly­se und EMG wur­de das Gesamt­sys­tem an einem Pro­ban­den getes­tet. Die Mus­kel­ak­ti­vi­tät des M. quad­ri­ceps femo­ris zeig­te sich bei Unter­stüt­zung durch die moto­ri­sier­te Orthe­se verringert.

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