Pro­the­sen­ver­sor­gung mit selek­ti­vem Ner­ven­trans­fer (Tar­ge­ted Mus­cle Rein­ner­va­ti­on) nach trans­hu­me­ra­ler Osseo­in­te­gra­ti­on – Versorgungsbeispiel

F. Nau­mann, B. Oelßner
Die hier beschrie­be­ne Ver­sor­gung – die noch immer sel­te­ne Kom­bi­na­ti­on einer trans­hu­me­ra­len Osseo­in­te­gra­ti­on mit einer myo­elek­tri­schen Pro­the­se – stellt sowohl medi­zi­nisch als auch tech­nisch eine gro­ße Her­aus­for­de­rung dar. Ein gründ­li­ches Vor­ab-Scree­ning unter Berück­sich­ti­gung aller Betei­lig­ten (Medi­zi­ner, Tech­ni­ker, The­ra­peu­ten, Kos­ten­trä­ger und Pass­teil­in­dus­trie) ist unab­ding­bar für eine erfolg­rei­che Ver­sor­gung. Zudem bestehen dabei beson­ders hohe Anfor­de­run­gen an die fach­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on, die tech­ni­sche Aus­stat­tung und die ent­spre­chen­de Moti­va­ti­on aller Betei­lig­ten. Aber auch die Anwen­de­rin­nen und Anwen­der wer­den stark gefor­dert: Sie benö­ti­gen ein hohes Maß an Eigen­in­itia­ti­ve und Durch­hal­te­ver­mö­gen im auf­wen­di­gen Ver­sor­gungs­ver­lauf, der sich über ein bis zwei Jah­re erstre­cken kann und in der Regel meh­re­rer Test­ver­sor­gun­gen bedarf – so auch hier. Trotz der bestehen­den Erfah­run­gen sowohl mit trans­hu­me­ra­len als auch mit trans­fe­mo­ra­len Osseo­in­te­gra­tio­nen sowie trotz jah­re­lan­ger Erfah­rung mit myo­elek­tri­schen Pro­the­sen­ver­sor­gun­gen im Unter­neh­men der Autoren waren die hohen Ansprü­che des Pati­en­ten hin­sicht­lich Hand­hab­bar­keit und die gege­be­nen tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten in Ver­bin­dung mit TMR eine her­aus­for­dern­de Auf­ga­be, die eines hohen Maßes an Krea­tivität und indi­vi­du­el­ler Lösun­gen bedurfte.

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Ein Ein­blick in die Osseo­in­te­gra­ti­on und TMR

„Ich fin­de das The­ma TMR und Osseo­in­te­gra­ti­on ist eines der span­nends­ten The­men in der Ortho­pä­die-Tech­nik über­haupt!“, warb Prof. Dr. Oskar Aszmann von der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien direkt in einem sei­ner ers­ten Sät­ze zur Key­note „TMR und Oes­seo­in­te­gra­ti­on“ am drit­ten Tag der OTWorld für sein The­ma und unter­strich damit die beson­de­re Bedeu­tung die­ser pro­the­ti­schen Ver­sor­gung in der heu­ti­gen Zeit.

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OTWorld: Ver­sor­gungs­all­tag der Zukunft im Blick

Noch ein Drei­vier­tel­jahr, bis die OTWorld 2022 ihre Tore wie­der öff­net.  Zu den hei­ßes­ten The­men, die vom 10. bis 13. Mai 2022 auf dem Pro­gramm ste­hen, gehört die Ver­bin­dung von Tar­get Mus­cle Rein­ner­va­ti­on (TMR) – ein Ner­ven­trans­fer, der arm­am­pu­tier­ten Men­schen eine intui­ti­ve Steue­rung ihrer Pro­the­se ermög­licht – und der Osseo­in­te­gra­ti­on. Wer wis­sen möch­te, wie weit neu­es­te Pro­jek­te gedie­hen sind und wie die­se Tech­no­lo­gie bei den Patient:innen in der Pra­xis ankommt, soll­te sich die Key­note „TMR und Osseo­in­te­gra­ti­on“ mit dem Fokus auf Ampu­ta­tio­nen ober­halb des Ell­bo­gens vor­mer­ken – zugleich das ers­te „Tan­dem-For­mat“ auf der OTWorld über­haupt. Das OT-Inter­view mit Univ.-Prof. Dr. Oskar C. Aszmann ver­rät eini­ge Details vorab.

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Osseo­in­te­gra­ti­on bei trans­hu­me­ra­ler Ampu­ta­ti­on: Vor­tei­le, Her­aus­for­de­run­gen und Limitationen

A. Stur­ma, C. Gstött­ner, St. Sal­min­ger, O. C. Aszmann 
Die Ver­sor­gung hoher Arm­am­pu­ta­tio­nen stellt nach wie vor eine gro­ße Her­aus­for­de­rung für das betreu­en­de medi­zi­ni­sche und ortho­pä­die­tech­ni­sche Team dar. Obwohl meist viel Zeit und Ener­gie von Chir­ur­gen, The­ra­peu­ten und Ortho­pä­die­tech­ni­kern in eine gute pro­the­ti­sche Lösung inves­tiert wird, sind Pati­en­ten oft­mals mit dem Ergeb­nis unzu­frie­den und tra­gen ihre Pro­the­sen wenig. Einer der Haupt­grün­de dafür ist feh­len­der Tra­ge­kom­fort sowie durch den Schaft beding­te Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen in der Schul­ter. Seit eini­gen Jah­ren bie­tet die Osseo­in­te­gra­ti­on einen Ansatz, um die­sen Pro­ble­men ent­ge­gen­zu­wir­ken. Dabei wird ein Implan­tat im rest­li­chen Ober­arm­kno­chen chir­ur­gisch ver­an­kert. Die­ses Implan­tat durch­tritt dann die Haut und ermög­licht es somit, die Pro­the­se direkt am exter­nen Teil (“Abut­ment”) zu fixie­ren. Dadurch wird eine Ver­an­ke­rung der Pro­the­se über das Implan­tat am Kno­chen geschaf­fen, und ein Schaft im klas­si­schen Sin­ne ist nicht mehr not­wen­dig. Eine sol­che Ver­sor­gung wird auch als Endo-Exo-Pro­the­se bezeich­net. Wie in die­sem Arti­kel im Detail beschrie­ben wird, kann mit Hil­fe von Osseo­in­te­gra­ti­on eine sta­bi­le Anbin­dung der Pro­the­se an den Stumpf sowie ein Erhalt der Beweg­lich­keit in der Schul­ter erreicht werden. 

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Neue Dimen­sio­nen in der pro­the­ti­schen Extre­mi­tä­ten­re­kon­struk­ti­on ‑TMR meets Osseointegration

J. Ernst, E. And­res, J. Böt­ti­cher, L. Jäger, R. Hel­bing, B. Oelß­ner, S. Rei­nelt, D. Wüs­te­feld, M. Wit­tich, W. Leh­mann, R. Bra­ne­mark, F. Bra­atz, G. Fel­me­rer
Schaft­pro­ble­me und Schmer­zen sind die häu­figs­ten Pro­ble­me, die zu einer Ableh­nung und zur ins­ge­samt sehr nied­ri­gen Akzep­tanz­ra­te ins­be­son­de­re pro­the­ti­scher Ver­sor­gun­gen der obe­ren Extre­mi­tät füh­ren. Durch die direk­te Anbin­dung osseo­in­te­grier­ter Pro­the­sen ans Ske­lett kön­nen die Pro­ble­me der Schaft­pro­the­sen­ver­sor­gung ver­mie­den werden.

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Ver­sor­gungs­bei­spiel eines glen­oh­u­me­ra­len TMR-Pati­en­ten im Ver­gleich mit drei trans­hu­me­ra­len TMR-Patienten

R.-T. Münch
Im Anschluss an eine kur­ze Ein­füh­rung zum aktu­el­len Stand der TMR-Ope­ra­ti­on wird das Ver­sor­gungs­bei­spiel eines glen­oh­u­me­ral ampu­tier­ten Pati­en­ten vor­ge­stellt, der meh­re­re Neu­rom­kno­ten auf­wies und des­halb nach der TMR-Metho­de ope­riert wur­de. Im Fokus des Arti­kels steht die Suche nach der opti­ma­len Elek­tro­den­po­si­ti­on in meh­re­ren Schrit­ten. Die­ses Vor­ge­hen wird anschlie­ßend mit dem Vor­ge­hen bei der TMR-Ver­sor­gung drei­er trans­hu­me­ral ampu­tier­ter Pati­en­ten ver­gli­chen. Dabei ist ten­den­zi­ell ein Zusam­men­hang zwi­schen der Zeit­span­ne „Ampu­ta­ti­on bis TMR-Ope­ra­ti­on“ und der Inner­va­ti­on der Ziel­mus­keln erkennbar.

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Neue Mög­lich­kei­ten der fle­xi­blen Schaft­ge­stal­tung an der obe­ren Extre­mi­tät mit Epoxid­har­zen — Ein Erfahrungsbericht

St. Rei­nelt, A. v. Asche­berg, E. And­res
Die Ver­sor­gung mit einer TMR-Schul­ter­ex­pro­the­se mit „Dyna­mi­cArm plus“ stellt beson­de­re Anfor­de­run­gen an die Ortho­pä­die-Tech­nik. Im Fol­gen­den wird die Her­stel­lung eines teil­flexiblen Außen­schaf­tes erläu­tert, der mit den Fle­xi­bi­li­täts­vor­tei­len des HTV-Innen­schaf­tes kor­re­spon­diert. Bei der Kon­struk­ti­on wur­den ins­be­son­de­re Zonen unter­schied­li­cher Stei­fig­keit bis hin zu fle­xi­blen Antei­len berück­sich­tigt. Durch neue fle­xi­ble und zug­fes­te Faser­ma­te­ria­li­en für die Epoxid-Nass­la­mi­natt­ech­nik wur­de eine Schaft­kon­struk­ti­on mit tra­gen­den und fle­xi­blen Antei­len in Kom­bi­na­ti­on mit einem Sili­kon-Innen­schaft möglich.

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TMR-Metho­de ver­bes­sert die Nut­zung einer myo­elek­tri­schen Pro­the­se – Ers­te Erfah­run­gen mit einer TMR-Versorgung

Th. Münch, M. Räder
Ein ober­arm­am­pu­tier­ter Pati­ent mit meh­re­ren Neu­rom­kno­ten wur­de nach der TMR-Metho­de ope­riert, bei der Ner­ven­haupt­stäm­me mit Mus­kel­ner­ven ver­bun­den wer­den. Erhält der Pati­ent danach eine TMR-Pro­the­sen­steue­rung, kann damit die Neu­in­ner­va­ti­on von Ner­ven­stäm­men in bestimm­ten Mus­keln erreicht wer­den. Bereits ein Jahr spä­ter waren die unter­such­ten Mus­keln im Ver­gleich zum Vor­be­fund im Rein­ner­va­ti­ons­sta­di­um wei­ter fort­ge­schrit­ten, in die­sem Zeit­raum wur­den fünf Test­schäf­te ange­passt, um den ver­än­der­ten Bedin­gun­gen Rech­nung zu tra­gen. Nach andert­halb Jah­ren trägt der Pati­ent einen Schaft mit sechs Elek­tro­den, alle vier zusätz­li­chen Signa­le sind abruf­bar, alle vier zusätz­li­chen Bewe­gun­gen sind ansteu­er­bar. Bis­her funk­ti­ons­lo­se Ner­ven haben eine neue Auf­ga­be erhal­ten, eine Ent­ste­hung von wei­te­ren Neu­rom­kno­ten ist des­halb unwahr­schein­lich. Im fol­gen­den Bericht beschrei­ben die Autoren den Wer­de­gang der Ver­sor­gung und die bis­he­ri­gen Erfol­ge in einem Zeit­rah­men von über zwei Jahren.

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