Symposium zur Rehabilitation nach Oberschenkelamputation
Ziel nach einer Oberschenkelamputation ist es, die Mobilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität der Betroffenen wiederherzustellen.
WeiterlesenZiel nach einer Oberschenkelamputation ist es, die Mobilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität der Betroffenen wiederherzustellen.
WeiterlesenK. Glapa, B. Greitemann, S. Benner
Leitlinien spielen im medizinischen Alltag eine zunehmend wichtige Rolle. Sowohl in der Akutmedizin als auch in der Rehabilitation werden sie als Richtlinien und Handlungsempfehlungen angewandt. Leitlinien dienen im Allgemeinen der Sicherung und Gewährleistung der Behandlungsqualität. Ein wesentlicher Faktor für die angestrebte Verbesserung besteht darin, dass die entwickelte Leitlinie auch in der breiten Versorgungspraxis eingeführt und gelebt wird. Dies betrifft in hohem Maße auch die Rehabilitation nach Majoramputation an der unteren Extremität. Leitlinien müssen regelmäßig durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen aktualisiert werden. Dieser Artikel befasst sich mit der im Juni 2019 aktualisierten S2k-Leitlinie zu dieser Thematik. Der Beitrag zeigt auf, wie die Leitlinie inhaltlich aufgebaut ist, insbesondere aber auch, wie man Zugang zur Leitlinie und deren Inhalten erlangen kann. Zudem werden die für die Versorgung wesentlichen Anteile der Leitlinie dargestellt.
R.-A. Grünther, B. Knebel
Der Artikel diskutiert die Ergebnisse einer retrospektiven Fallkontrollstudie der Baumrainklinik des Helios Rehazentrums Bad Berleburg, bezogen auf den tatsächlich geleisteten Pflegeaufwand bei Patienten in der Rehabilitation nach einer Amputation an der unteren Extremität. Dabei wurde differenziert zwischen Oberschenkel- und Unterschenkelamputationen. Anhand der Krankenakten aus den Jahren 2007, 2009 und 2011 wurde der Mehraufwand für die Pflege und einen Verbandwechsel sowie die Mehrkosten für das Verbandmaterial ermittelt.
Es wird dargestellt, dass diese zusätzlichen Zeitaufwände und Kosten nicht in dem von den Krankenkassen vergüteten Pauschalentgeltbetrag enthalten sind. Die Zeitaufwände und Kosten sind zwischen 2007 und 2011 stark angewachsen; im Jahr 2011 beispielsweise belief sich der zeitliche Mehraufwand auf einen Spitzenwert von über 24 Stunden bei Menschen mit einer Unterschenkelamputation.
Aufgrund dieser Kosten für den Pflegemehraufwand und die Wundbehandlung ist eine Verlegung von Menschen mit Amputationen in spezialisierte Reha-Kliniken stark limitiert. Selten ist eine Aufnahme in einer Reha-Klinik bei Menschen mit einer Amputation an den unteren Extremitäten mit einem Barthel-Index unter 80 möglich, so die Erfahrung der Autoren.
Aufstehen, immer wieder aufstehen – nach mehr als 20 Operationen in den vergangenen 15 Jahren hat sich Sigrun Passelat ihren Alltag ständig aufs Neue zurückerobert – ist nach ihrer Oberschenkelamputation ins Leben zurückgelaufen, Kilometer für Kilometer. Mit kurzen Entfernungen hält sie sich dabei nicht auf: Die Langstrecke ist ihr Ziel. Zuletzt fünf Kilometer beim Graz-Marathon. Denn über ihre „Krankengeschichte“ will sich Sigrun Passelat nicht definieren (lassen), auch wenn diese erschreckend „beeindruckend“ ist.
WeiterlesenD.-C. Fischer, F. Feldhege, M. Matthis, F. Adler, C. Eißner, Th. Mittlmeier
Das interaktive Ganglabor GRAIL (Gait Real-time Analysis Interactive Lab; Motekforce Link, Amsterdam) besteht aus einem voll instrumentierten Laufband in Kombination mit immersiver Virtueller Realität („virtual reality“; VR). Es bietet vielfältige Optionen zur standardisierten Ganganalyse sowie zur Gangschulung und ist auch zur Untersuchung oberschenkelamputierter Menschen geeignet, da die Probanden mit einem Gurtsystem gegen Stürze gesichert sind. Die Autoren setzen GRAIL im Rahmen einer klinischen Studie ein, um neue Erkenntnisse über den Gang und die bipedale Fortbewegung dieser speziellen Probandengruppe zu gewinnen. Dieses Wissen ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Gehfähigkeiten der Probanden sowie die Leistungsfähigkeit der genutzten Beinprothese objektiv beurteilen zu können. Um die Auswirkungen mutmaßlicher Störfaktoren (z. B. Komorbiditäten, Alter oder Amputationshöhe) zu kontrollieren, muss eine möglichst große Zahl von Probanden untersucht werden. Der Beitrag stellt das Design und vorläufige Ergebnisse der Studie vor.
H.-M. Holzfuß
Prothetische Schaftsysteme müssen genau auf einen bestimmten Anwender zugeschnitten sein. Individuelle Lösungen und Techniken in der Schaftgestaltung bestimmen die Akzeptanz der Prothese für den Anwender. Der folgende Fallbericht zeigt, dass trotz komplizierter klinischer Vorgeschichte eine für den Anwender sehr gute Versorgung das Ziel sein muss. Im Folgenden wird der Weg von einer Interimslösung bis zu einem modernen Schaftkonzept erläutert, wobei eine Steigerung der Aktivität nachweisbar und eine deutliche Verbesserung des Selbstwertgefühls der Patientin das Ergebnis ist.
Th. Habermann, K. Lechler
Die vorliegende Beobachtungsstudie überprüft, inwieweit sich das subjektive Sicherheitsempfinden von Oberschenkelamputierten durch den Gebrauch mikroprozessorgesteuerter Kniegelenke verbessert. Hierfür wurde ein Fragebogen, bestehend aus soziodemografischen und speziellen Fragen zum Thema Sicherheitsempfinden von 100 Probanden, die das Rheo Knee II für eine Woche im Rahmen einer Probeversorgung getestet hatten, beantwortet und anschließend ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, dass sich eine Vielzahl der Probanden trotz ihrer unterschiedlichen Profile mit der Probeversorgung deutlich sicherer fühlte als mit ihrer vorhandenen Prothese. Eine deutliche Verbesserung zeigte sich beim Gehen auf ebenem und unebenem Untergrund, auf Schrägen sowie beim Treppabgehen. Auch das subjektive Empfinden beim Gehen längerer Strecken und beim Tragen von Gegenständen hat sich verbessert. Das Ergebnis der gesamten Untersuchung unterstützt die Hypothese, dass das Rheo Knee II das Sicherheitsempfinden von Oberschenkelamputierten verbessert.
T. Schmalz, M. Bellmann, J. Braun, S. Blumentritt
Im Beitrag werden biomechanische und metabolische Parameter des ebenen Gehens einer Gruppe Oberschenkelamputierter kurzer Stumpflängen (n = 10; Stumpflänge kleiner als ein Drittel der Länge des kontralateralen Oberschenkelsegments) mit denen einer Gruppe mittlerer und langer Stümpfe (n = 8) verglichen. Die kurze Stumpflänge führt zu einer Veränderung der Gangmotorik, die sich am deutlichsten in einer durchgängig gestreckteren Position des prothesenseitigen Oberschenkelsegmentes und einer Reduktion des generierten Hüftmomentes manifestiert. Der metabolische Energieverbrauch ist mit kurzem Stumpf durchschnittlich um ca. 15 % erhöht. Die Messdaten belegen, dass die Funktion des von allen Amputierten genutzten Prothesenkniegelenks (CLeg) unabhängig von der Stumpflänge vollständig gegeben ist. Die muskelphysiologischen und biomechanischen Hintergründe der ermittelten Stumpflängenabhängigkeiten werden diskutiert.
S. Domayer, M. Schmidt, N. Kommer, S. Geisler, K. Schüller, M. Schäfer, K. Pohlig
Die optimale Anpassung des Schaftes bleibt besonders nach einer Oberschenkelamputation für Techniker wie für Ärzte eine Herausforderung. Das Pohlig Bionic Socket System (PBSS) zielt mit einem völlig neuen, technisch sehr umfangreichen Anfertigungskonzept darauf ab, die Anpassung bestmöglich und objektiv reproduzierbar zu machen. Neben objektiven Kriterien bleibt aber das Befinden des Patienten selbst das wichtigste Kriterium zur Beurteilung des Erfolges. Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, die ersten Fälle, welche mit PBSS versorgt wurden, klinisch zu untersuchen, um erste Daten zur Effizienz der neuen Technologien zu erhalten.