Skoliose up2date international
Behandlungs- und Versorgungskonzepte Der Kurs richtet sich an ärztliche Kolleg:innen sowie an Orthopädie-Techniker:innen und Physiotherapeut:innen, die in ihrem Praxisalltag mit
WeiterlesenBehandlungs- und Versorgungskonzepte Der Kurs richtet sich an ärztliche Kolleg:innen sowie an Orthopädie-Techniker:innen und Physiotherapeut:innen, die in ihrem Praxisalltag mit
WeiterlesenC. Weniger, M. Fuchs, C. Neubauer, A. Fujak
Das therapeutische Vorgehen bei der adoleszenten idiopathischen Skoliose richtet sich vor allem nach der Lokalisation und dem Ausmaß der Krümmung. Die Indikation zur Korsettversorgung besteht grundsätzlich bei einem Krümmungswinkel nach Cobb zwischen 20 und 40° am wachsenden Skelett. Eine Vielzahl von Studien beschreibt bereits den positiven Verlauf der Skoliose unter konsequenter Korsettbehandlung. Im vorliegenden Artikel wird auf die Effektivität des Chêneau-Korsetts in der Therapie der adoleszenten idiopathischen Skoliose hingewiesen und die für den Orthopädietechniker relevanten Aspekte aus dessen Sichtweise dargestellt. Für die Datenlage herangezogen wird eine von den Autoren durchgeführte retrospektive Studie. Die Patienten wurden entsprechend den von der Scoliosis Research Society empfohlenen Kriterien rekrutiert. Es wurden nur Patienten in die Studie aufgenommen, die die gesamte Therapie im Rahmen der Sprechstunde absolvierten und bei denen mindestens ein 2‑Jahres-Follow-up nach Erreichen der Skelettreife vorlag. 159 von 643 Patienten erfüllten die genannten Einschlusskriterien. Die Effektivität der Korsettbehandlung wurde anhand der Progression des Krümmungswinkels nach Cobb bewertet. Lag diese bei maximal 5°, wurde der Verlauf als positiv beurteilt.
In enger Zusammenarbeit mit den Orthopädietechnikermeistern wird in diesem Artikel die notwendige Sorgfalt in der handwerklichen Leistung und im Umgang mit den Patienten hervorgehoben. Nicht nur der behandelnde Arzt, sondern auch der versorgende Orthopädietechniker muss die Pathologie der Skoliose verstanden haben und exakte Kenntnisse in der Anatomie besitzen. Diese sind unabdingbar sowohl in der klinischen Evaluation als auch zur Auswertung der Röntgendiagnostik. Wachstumsfaktoren müssen berücksichtigt werden, um stets die Passgenauigkeit des Korsetts und somit eine effektive Therapie zu ermöglichen. Die Akzeptanz des Korsetts ist absolut notwendig, um die erforderliche Compliance bezüglich der Tragezeit zu erreichen. Für den Behandlungserfolg maßgebend ist ein vertrauensvolles Zusammenwirken von Patienten und Techniker. Die konservative Skoliosetherapie mittels Korsetts ist immer als Teamleistung anzusehen und bedarf einer engen Zusammenarbeit von Arzt, Techniker, Physiotherapeuten sowie dem Patienten selbst und seiner Familie.
M. Pfrommer
So unterschiedlich die jeweilige Entstehung der idiopathischen und der neuromuskulären Skoliose ist, so unterschiedlich sind die Klientel, das Krankheitsbild und das soziale Umfeld. Genauso unterschiedlich sollte auch das Behandlungskonzept beim jeweiligen Krankheitsbild sein. Versuche, die neuromuskuläre Skoliose mit Miedern oder mit Korsetten aus Polstermaterial zu versorgen, sind stets an der Stabilität gescheitert. Gepolsterte Kunststoffkorsette sind aufgrund ihrer wärmedämmenden Eigenschaften und ihrer Materialdicke ungeeignet. Auch Derotationskorsette haben, wie alle Kunststoffkorsette, den Nachteil, dass sie sehr rigide sind und sich deshalb nur schwer anziehen lassen. Meist sind dazu mehrere Personen nötig, was in der täglichen Praxis nicht umzusetzen ist.
S. Auler
Für einen internationalen Kongress zur konservativen Therapie der idiopathischen Skoliose sollten Informationen über die vorherrschende Versorgungstechnik in Deutschland ermittelt werden. Dazu wurde zunächst eine Literaturrecherche durchgeführt, die allerdings ergab, dass nur wenige deutsche Orthopädie-Techniker über ihre Konzepte und Erfahrungen in der Skoliosetherapie berichten. Des Weiteren wurde eine informelle Befragung bei 65 Korsettbauern durchgeführt, über deren Ergebnisse im folgenden Artikel berichtet wird.
F. Fischer
Je nach Schweregrad kommen im Therapieplan bei idiopathischer Skoliose Physiotherapie, Korsettversorgung oder Operation in Betracht. Noch relativ neu ist der Ansatz, die Therapie über sensomotorische Einlagen zu unterstützen. In diesem Artikel wird über erfolgversprechende Fallbeispiele und Möglichkeiten der Therapiekontrolle mittels Streifenlichttopometrie berichtet.
R. Hilker
Die Behandlung adoleszenter idiopathischer Skoliosen (AIS) mit modernen Skoliosekorrektur-Orthesen setzt nicht nur beim Orthopädie-Techniker, sondern auch beim behandelnden Facharzt ein großes Maß an Sachkenntnis voraus. In der interdisziplinären Sprechstunde mit dem Patienten und im Beisein der Eltern lässt sich feststellen, ob das Skoliose-Korsett seine Aufgaben erfüllt, ob es (noch) passgerecht ist oder ob eine Änderung in Form von Aufpolsterungen oder thermoplastischen Umformungen notwendig ist. Denn eine adäquate Passform ist die Grundvoraussetzung für die Erfüllung der umfangreichen Aufgabenstellungen von Skoliose-Orthesen. Im Folgenden werden die wichtigsten vom Behandlungsteam zu beachtenden Kontrollparameter erörtert.
E. Dingeldey, J. Matussek, A. Friedberg, G. Rezai
Die Korsettversorgung ist bei progredienten Skoliosen zwischen 20 und 40° die Therapie der Wahl, um eine Progredienz zu verhindern oder zu bremsen. Als geeignete Orthesen haben sich Derotations-Spiegelungskorsette bewährt, da hier sowohl eine passive als auch eine aktive Komponente zur Korrektur führen. Beim Korsettbau müssen insbesondere Freiräume zur aktiven Aufrichtung mittels Thoraxexpansion berücksichtigt werden. Die besten Chancen haben Patienten mit einer Primärkorrektur von 40 % und mehr sowie hoher Compliance. Die aktive Aufrichtung kann, wenn auch verzögert im Vergleich zur Verbesserung des Cobb-Winkels, nachvollzogen werden. Im Fokus vieler Patienten ist diese aktive Korrektur mit Verbesserung der Symmetrie der wichtigste Gradmesser bei der Behandlung. Die bei der idiopathischen Skoliose gewonnenen Erkenntnisse können nicht auf neuromuskuläre Skoliosen übertragen werden. Hier liegt das Hauptaugenmerk auf der Sitzfähigkeit; die Versorgung wird individuell über Korsette, Sitzschalen oder weitere Rollstuhlzurichtungen durchgeführt.
H.-R. Weiß
Mittlerweile wird die Behandlung der idiopathischen Skoliose mit einem Korsett als wirksam angesehen. Die Wirkungsweise der modernen Chêneau-Versorgung geht jedoch weit über die Beherrschung der Krümmungszunahme im Wachstumsalter hinaus. Mittlerweile ist belegt, dass auch bei Krümmungen jenseits der 50°-Grenze bedeutsame kosmetische Korrekturen der Rumpfasymmetrie möglich sind. Die Entwicklung des Chêneau-Korsetts vom Gipsmodell zur CAD/CAM-basierten Versorgung kann nach neuesten Erkenntnissen zu einer Verbesserung des Versorgungsstandards beitragen. Mit der CAD/CAM-Technik besteht die Möglichkeit einer Versorgung innerhalb weniger Tage. Ohne erprobte Bibliothek und ohne Supervision durch einen Spezialisten hat eine solche Versorgung hingegen keine Vorteile für den Patienten.