„Die OTWorld ist das internationale Klassentreffen. Hier kommen Experten aus aller Welt und allen Disziplinen zusammen. Es geht um fachlichen Austausch, um gemeinsames Streiten um die besten Versorgungslösungen – und wie man sie für Patienten zugänglich macht. Gerade in schwierigen Zeiten braucht es den persönlichen Austausch,“ kommentiert Alf Reuter, Präsident des Spitzenverbandes der Orthopädie-Technik, (BIV-OT). „Es war überfällig und das hat man in jeder Halle und jedem Saal gemerkt: Das Zwischenmenschliche – das wechselseitige Interesse an den Erfahrungen der anderen macht den Unterschied. Nur durch den Austausch der Erfahrungen unter Kollegen entwickelt sich unser Fach weiter. Man konnte sich in diesem Jahr voll und ganz auf diesen Austausch konzentrieren. Und wer dabei den ein oder anderen Vortrag verpasst hat – der schaut einfach in die digitale Mediathek. Ich werde hier das eine oder andere sicher nachholen müssen,“ so Reuter weiter.
Hohe internationale Präsenz
Das Interesse an neuen Versorgungsoptionen in einer Zeit von Lieferengpässen, steigenden Rohstoffpreisen, nach wie vor erhöhten Hygieneanforderungen und einer globalen Zeitenwende belegt insbesondere der hohe Anteil an Entscheidern. Mit 51 Prozent konnte die OTWorld 2022 den höchsten Anteil an Entscheidern in der Geschichte der Veranstaltung ausweisen. „Ich freue mich sehr, dass die erste OTWorld in Präsenz nach vier Jahren ausgesprochen erfolgreich verlaufen ist. Über 90 Prozent der Aussteller und Besucher hatten eine erfolgreiche Messe, wollen sich wieder beteiligen und werden die Veranstaltung weiterempfehlen“, sagt Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe. „Beeindruckend ist die hohe internationale Präsenz. Das zeigt, wie notwendig im In- und Ausland der grenzübergreifende Austausch eingeschätzt wird.“ Zum Hintergrund: Ein Drittel der Besucher:innen reiste aus dem Ausland an. Zu Gast war auch eine Delegation aus der vom Krieg betroffenen Ukraine. „Die hohe Zufriedenheit aller spiegelt wider, dass Industrie, Handwerk und Handel die OTWorld für die Präsentation von Innovationen und für den Branchenaustausch benötigen“, so Buhl-Wagner weiter.
Die bestmögliche Hilfsmittelversorgung sicherstellen und dabei stets den Patienten und seine individuellen Bedürfnisse in den Fokus nehmen – auf der OTWorld zeigten Aussteller und Referent:innen wie sie dieses selbstgesteckte Ziel verfolgen und präsentierten zahlreiche neue Versorgungskonzepte, mit denen sie das Leben der Patient:innen nachhaltig verändern wollen. „Dass diese Konzepte zukünftig ihren Weg zu den Patienten finden, ist Aufgabe der Politik und der Kostenträger“, mahnte der BIV-OT-Präsident. Seinen Respekt zollte der Branche auch Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach. Mit einer Ansprache eröffnete er die OTWorld virtuell und bedankte sich bei den Sanitätshäusern und orthopädietechnischen Werkstätten in Deutschland für das Aufrechterhalten der Hilfsmittelversorgung während der Pandemiezeit.
Die Zukunft ist digital
In der digitalen Fertigung sind die orthopädie-technischen Werkstätten schon seit Jahren Innovationstreiber. Die OTWorld 2022 präsentierte sich noch digitaler – ob in der Start-up-Zone der Veranstaltung oder bei den Traditionsausstellern. Neu bei diesem Mal war der emotionale und fachliche Austausch auf Instagram und LinkedIn unter den Hashtags #otworld und #otworld22. Die Healthinfluencerin und Lipödem-Patientin Caroline Sprott schrieb: „Nach den Lockdowns fühlte sich diese Messe an wie ein großes Klassentreffen und es sprießen richtig tolle Ideen, die wir für euch und die Aufklärung ins Rollen bringen wollen.“ Aussteller Protiq: „Unglaublich, wie viele spannende Gespräche wir hier auf der OTWorld in den letzten zwei Tagen schon führen konnten – und wie weit und offen die Branche im Bereich der additiven Fertigung schon ist.“ Auch Influencer:innen wie Alexander Böhmer sowie „Mrs Anna“ ließen ihre Follower:innen digital an der Messe teilhaben und fingen die Eindrücke per Instagram ein. Basketball-Legende Dirk Nowitzki, Para-Spitzensportler Markus Rehm und Johannes Floors oder auch Turn-Star Fabian Hambüchen – Prominente Hilfsmittelnutzer:innen statteten der OTWorld ebenfalls einen Besuch ab und berichteten nicht nur von ihren Erfahrungen, sondern zeigten auch ihr sportliches Talent.
Auf Abschied folgt Neuanfang
Symposien, Internationale Leuchttürme, Kurse – Zwei Jahre lang gestalteten die Kongresspräsidenten Prof. Martin Engelhardt und Dipl.-Ing. Merkur Alimusaj das Programm der OTWorld. „In den vergangenen Jahrzehnten wurde die ärztliche Aus‑, Fort- und Weiterbildung sowohl in der Amputationschirurgie als auch in der konservativ-technischen Orthopädie fahrlässig vernachlässigt. Expertise besteht nur noch rudimentär. Techniken, die die Lebensqualität von Patienten deutlich verbessern könnten, geraten komplett in Vergessenheit. Damit droht Know-how, das die Versorgung im deutschen Gesundheitswesen zu einem der besten in der Welt gemacht hat, verloren zu gehen“, erklärte Prof. Dr. Martin Engelhardt. „Der Weltkongress der OTWorld, der unter der Beteiligung von zwanzig internationalen Fachgesellschaften durchgeführt wurde, zählt daher für mich zu den führenden Orthopädie-Kongressen. Hier in Leipzig findet auf einem sehr hohen internationalen Niveau konservativ technische Fortbildung statt. Ohne Tunnelblick und immer in interdisziplinärer Perspektive.“ Den Schwerpunkt des Weltkongresses legten die Kongresspräsidenten in diesem Jahr auf die Themen Kinderversorgung, Registerforschung und Sportorthopädie. „Insbesondere an den Versorgungsmöglichkeiten in der Sportorthopädie zeigt sich, was möglich ist und wie hier die Lebensqualität der Menschen durch technische Versorgung deutlich verbessert werden kann“, so Engelhardt. Die Fußstapfen, die Engelhardt und Alimusaj hinterlassen, sind groß, doch die beiden Nachfolger haben bereits das passende Schuhwerk dabei. 2024 werden OTM Ingo Pfefferkorn und Prof. Dr. med. Thomas Wirth die wissenschaftliche Programmleitung übernehmen.
Positives Fazit aus den Reihen
Der aus dem niederländischen Nijmegen angereiste Referent Harmen van der Linde lobte den interdisziplinären Ansatz des Weltkongresses: „Die OTWorld ist gelebte Interdisziplinarität. Hier trifft man sich auf Augenhöhe und der fachliche Austausch ist auf hohem Niveau“, erklärte der Facharzt für Rehabilitationsmedizin. „Für mich ist auch in Zukunft die OTWorld ein fester Termin im Kongress-Kalender.“
Auch die Aussteller zogen ein positives Fazit. „Es ist die einzige große Messe der Branche, das ist das Alleinstellungsmerkmal der OTWorld“, wie Peter H. Franzel, Head of Global Events, Exhibitions & Sport beim Aussteller Ottobock betonte. „Die OTWorld hat einen besonderen Stellenwert. Hier trifft und zeigt sich die Hilfsmittelbranche, national wie international – und das mit Herzblut, Engagement und Vision. Die Leipziger Messe hat sich dabei erneut als perfekter Messestandort bewiesen“, sagt Thomas Geiger, Vertriebsleiter der Bauerfeind AG. Auch Melissa Hobbs, Head of Corporate Communications von Medi, zieht ein positives Fazit: „Die OTWorld ist der Leuchtturm unserer Branche. Die vergangenen zwei Jahre konnten zwar digital überbrückt werden, aber diese Branche muss sich auch persönlich treffen. Sie lebt vom Austausch, von den Aktionen, die die Produkte erlebbar machen – das hat die diesjährige Auflage der Messe gezeigt.“ Zum gleichen Schluss kommt auch Anica Meiertoberens, Event Managerin bei Enovis. „Der Kontakt ist für uns das Wichtigste hier. Wir freuen uns, dabei zu sein und mit den Kunden endlich wieder schöne Gespräche zu führen. Für uns ist besonders das internationale Publikum im Vergleich zu anderen Messen ein echter Mehrwert.“ Auch die digitalen Neuerungen bei der OTWorld wurden sehr gut aufgenommen. „Die OTWorld ist die größte Messe der Branche, die Internationalität macht sie besonders. Einzigartig macht die Messe dabei die Kombination von digitalen Formaten zusammen mit der Möglichkeit des direkten Austauschs“, erklärt Fabian Christopher Jung, Marketing Director DACH bei Össur Deutschland.
Nach dem langen Warten vergingen die vier Tage in Leipzig wie im Flug. Doch wie heißt es so schön: Nach der OTWorld ist vor der OTWorld – und der Termin dafür steht bereits fest. Vom 14. bis 17. Mai 2024 kommt die Hilfsmittelbranche erneut in Leipzig zusammen.
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