Jobst-Symposium: Forschung trifft auf Praxis
Rund 180 Fachkräfte aus Sanitätshäusern und weitere Experten aus der Kompressionstherapie kamen Anfang April zum 19. Jobst-Symposium nach Fulda.
WeiterlesenRund 180 Fachkräfte aus Sanitätshäusern und weitere Experten aus der Kompressionstherapie kamen Anfang April zum 19. Jobst-Symposium nach Fulda.
WeiterlesenN. Fürup
In diesem Fachartikel wird die Wichtigkeit der Kompressionstherapie im Bereich des Ulcus cruris venosum (UCV) im Rahmen einer interdisziplinären Behandlung von Wunden im prä- und poststationären Bereich erläutert. Hilfreich hierfür ist ein Blick auf die Wirkmechanismen und klinischen Charakteristika sowie die therapeutischen Ansätze, die Ängste von Patienten und die Rolle der Angehörigen [vgl. Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie e. V. S2K-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum. Stand 22.01.2024. Registernummer 037–009. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037–009 (Zugriff am 25.08.2024)]. In der UCV-Behandlung ist die Kompressionstherapie unabdingbar. Unbeachtet bleiben hier oftmals Patienten im prä- sowie im poststationären Bereich. Hier ist eine Kompressionstherapie je nach Diagnose, Eingriffsverfahren und Lage der Wunde erwähnenswert und indiziert. Mithilfe der Kompressionstherapie können deutliche Erfolge bei der Wundheilung und der frühen Mobilisierung erreicht werden.
M. Stücker, J. Dissemond
Die Kompressionstherapie ist Basis der konservativen Behandlung von Patientinnen und Patienten mit chronischer venöser Insuffizienz (CVI). Aufgrund des chronischen Krankheitsverlaufs ist eine konsequente und langfristige Kompressionstherapie erforderlich, was neben einer guten Effektivität auch ein hohes Maß an Akzeptanz im Praxisalltag erfordert. In einer prospektiven Real-Life-Studie wurden daher Wirksamkeit, Verträglichkeit und Akzeptanz des Mehrkomponenten-Kompressionssystems „UrgoK2“ bei einer unselektierten Patientenkohorte von 702 Patienten mit CVI sowie mit oder ohne Ulcus cruris venosum in der täglichen Praxisroutine in 103 Zentren in Deutschland untersucht. Ergebnisse: Nach einer mittleren Tragedauer von 27 Tagen waren 31 % der Wunden abgeheilt; 62 % hatten sich gebessert. Das Ödem verschwand bei 67 % der Patienten; 44 % berichteten über eine verbesserte Knöchelbeweglichkeit. Zudem zeigte sich eine hohe Akzeptanz sowohl seitens der Patienten als auch der Behandler. Die in dieser umfassenden Real-Life-Studie dokumentierten Ergebnisse aus dem Praxisalltag bestätigen die sehr gute Wirksamkeit, Akzeptanz und Sicherheit des geprüften Mehrkomponenten-Kompressionssystems.
J. Dissemond, S. Reich-Schupke, K. Kröger
Die Kompressionstherapie ist die nebenwirkungsarme und wissenschaftlich gut belegte Basis in der Behandlung und (Rezidiv-)Prophylaxe der meisten Patienten mit Ödemen beispielsweise bei phlebologischen oder lymphologischen Krankheitsbildern. Allerdings wurde bislang zum Beispiel die arterielle Verschlusskrankheit von vielen Therapeuten ebenso wie der Diabetes mellitus als absolute Kontraindikation für eine Kompressionstherapie gesehen. Es existieren nun zunehmend wissenschaftliche Erkenntnisse und neue Materialien, die eine Anwendung der Kompressionstherapie auch bei Patienten, bei denen zuvor eine Kompressionstherapie kontraindiziert erschien, erlauben. Bevorzugt werden hier Kompressionstherapien mit niedrigeren Anpressdrücken, die beispielsweise durch Kompressionsware geringerer Kompressionsklassen oder mit adaptiven Bandagen über Klettverschluss-Bänder erzielt werden können. Wenn Patienten diese Therapien auch ohne fremde Hilfe im Rahmen eines Selbstmanagements, ggf. mit An- und Ausziehhilfen, durchführen können, wird zudem die Adhärenz verbessert. Die Summation dieser Behandlungsoptionen in der Kompressionstherapie bildet die Basis für eine patientengerechte Versorgung.
K. Heyer
Patienten mit einem Ulcus cruris sind in ihrer Lebensqualität sehr eingeschränkt und nehmen das Gesundheitssystem verstärkt in Anspruch. Aktuelle Analysen zeigen eine hohe Erkrankungshäufigkeit des Ulcus cruris in Deutschland. Neben einer deutlichen Unterversorgung mit einer Kompressionstherapie bestehen zudem ein mangelndes Wissen sowie eine defizitäre praktische Anwendung sowohl bei den Versorgern als auch bei den Patienten und deren Angehörigen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Zahl an Gefäßerkrankungen bei älteren Menschen muss mit einem weiteren Zuwachs dieser Erkrankung gerechnet werden. Es besteht weiterer Handlungsbedarf, um die leitliniengerechte Therapie in der Behandlung stärker zu etablieren, damit die defizitäre Versorgungssituation in Deutschland überwunden werden kann.