Start einer Natio­na­len Dia­be­tes-Stra­te­gie beschlossen

Der Deutsche Bundestag hat am 2. Juli den Antrag der Regierungs-Fraktionen der CDU/CSU und SPD für einen „Start einer Nationalen Diabetes-Strategie – Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland und Versorgung des Diabetes mellitus zielgerichtet weiterentwickeln“ beschlossen.

Der Antrag lis­tet die fol­gen­den acht Aspek­te auf, die bei der Ver­fas­sung zukünf­ti­ge Geset­zes­vor­ga­ben und deren Umset­zung auf Bundes‑, Lan­des- und kom­mu­na­ler Ebe­ne berück­sich­tigt wer­den soll­ten, um Struk­tu­ren zur Prä­ven­ti­on, Früh­erken­nung und Behand­lung von Dia­be­tes sowie deren Fol­ge­er­kran­kun­gen wie das Dia­be­ti­sche Fuß­syn­drom (DFS) auf- und auszubauen:

Anzei­ge
  1. Dia­be­tes-Bekämp­fung als res­sort­über­grei­fen­de Auf­ga­be wahrnehmen.
  2. Vor­beu­gung und Früh­erken­nung von Dia­be­tes mel­li­tus stär­ken und ausbauen.
  3. Ver­sor­gungs­an­ge­bo­te für Dia­be­tes bekannt­ma­chen und weiterentwickeln.
  4. Zuver­läs­si­ge Daten­grund­la­ge zur Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on bei Dia­be­tes mel­li­tus ausbauen.
  5. Infor­ma­ti­on und Auf­klä­rung über Dia­be­tes verbessern.
  6. Dia­be­tes­for­schung ausbauen.
  7. Tele­me­di­zin in der Dia­be­tes-Ver­sor­gung ausbauen.
  8. Gesun­de Ernäh­rung und Bewe­gung erleichtern.

„Ein Spatz in der Hand“

Zahl­rei­che Ver­bän­de wie die Deut­sche Dia­be­tes Gesell­schaft (DDG) oder die Euro­com e. V. begrü­ßen zwar die Annah­me des Antra­ges und damit den Start einer Natio­na­len Dia­be­tes-Stra­te­gie, for­dern aber eine zügi­ge Umset­zung und Wei­ter­ent­wick­lung der Strategie.

Für die Dia­be­tes­DE, die Deut­sche Dia­be­tes-Hil­fe, feh­len ins­be­son­de­re Zeit­ho­ri­zon­te, bis wann die vor­ge­schla­ge­nen Maß­nah­men umge­setzt wer­den soll­ten und Anga­ben zur kon­kre­ten Finan­zie­rung die­ser Maß­nah­men. „Aus Sicht der Pati­en­ten ist die­se Natio­na­le Dia­be­tes­stra­te­gie somit im Ver­gleich zu einem ver­bind­li­chen Natio­na­len Dia­be­tes­plan ana­log eines Natio­na­len Krebs­plans trotz aller ehren­wer­ten Bemü­hun­gen lei­der nur ein Spatz in der Hand, ein Spatz mit Kin­der­krank­hei­ten“, so Nico­le Mat­tig-Fabi­an, Geschäfts­füh­re­rin der DiabetesDE.

Die DDG begrüßt, dass nach jah­re­lan­gen For­de­run­gen jetzt wich­ti­ge Punk­te poli­tisch umge­setzt wer­den kön­nen. „Doch wie lei­der zu erwar­ten war, erhält Deutsch­land mit die­sem Beschluss nur eine Natio­na­le Dia­be­tes­stra­te­gie ‚Light‘“, bedau­ert DDG Prä­si­den­tin Prof. Dr. med. Moni­ka Kel­le­rer. Denn in dem Beschluss, auf den sich der Bun­des­tag heu­te geei­nigt habe, feh­len wesent­li­che Bau­stei­ne. „Es kann sich bei der Natio­na­len Dia­be­tes­stra­te­gie nur um einen ers­ten Auf­schlag han­deln, nun müs­sen den Wil­lens­be­kun­dun­gen auch Taten fol­gen“, so Kellerer.

Pro und Con­tra auf dem Gebiet der Ernährung

In dem Ent­wurf kom­me ins­be­son­de­re die Ernäh­rung – ein wesent­li­cher Kern der Dia­be­tes­prä­ven­ti­on – zu kurz, so die DDG wei­ter. In Bezug auf Soft­drinks etwa nen­ne die Dia­be­tes-Stra­te­gie das Ziel einer frei­wil­li­gen Zucker­re­duk­ti­on von 15 Pro­zent bis Ende 2025. „Die Lebens­mit­tel­in­dus­trie muss hier mehr in die Ver­ant­wor­tung genom­men wer­den, denn ihre Pro­duk­te tra­gen ganz wesent­lich zu gesun­dem oder unge­sun­dem Ess­ver­hal­ten bei“, erklärt DDG Geschäfts­füh­re­rin Bar­ba­ra Bitzer.

Nur eine Maß­nah­me sei wirk­lich als Fort­schritt zu bezeich­nen, meint die Deut­sche Alli­anz Nicht­über­trag­ba­re Krank­hei­ten DANK: Kin­der­le­bens­mit­tel sol­len künf­tig dem Nähr­wert­pro­fil der WHO ent­spre­chen. „Damit könn­ten end­lich die über­zu­cker­ten Kin­der-Früh­stücks­flo­cken aus den Rega­len ver­schwin­den“, sagt Bar­ba­ra Bit­zer, die eben­falls Spre­che­rin der DANK ist. „Deutsch­land soll­te hier nicht auf eine euro­päi­sche Rege­lung war­ten, son­dern Kin­der sofort vor unge­sun­den Lebens­mit­teln schüt­zen, bei­spiels­wei­se durch ein Werbeverbot.“

Aku­ter Handlungsbedarf

Die Euro­com e. V. unter­stütz­te vor­ab bereits aus­drück­lich den Beschluss des Antrags, mahn­te aber auch sei­ne zügi­ge Umset­zung an. „40.000 Ampu­ta­tio­nen pro Jahr infol­ge eines dia­be­ti­schen Fußul­kus sind ein alar­mie­ren­des Signal, den Schutz gegen Dia­be­tes-beding­te Fuß­schä­den zu ver­bes­sern“, erklär­te Oda Hage­mei­er, Geschäfts­füh­re­rin Euro­com e. V. „Hier besteht aku­ter Hand­lungs­be­darf. Not­wen­di­ge Vor­aus­set­zung ist die frü­he und kon­se­quent leit­li­ni­en­ge­rech­te Behand­lung des Fußes, ohne wert­vol­le Zeit zu ver­lie­ren.“ Pati­en­ten mit Dia­be­tes, einer bekann­ten Gefäß­kom­pli­ka­ti­on oder einer schlecht hei­len­den Wun­de müss­ten unmit­tel­bar in eine Schwer­punkt­pra­xis, Fuß­am­bu­lanz oder eine geeig­ne­te sta­tio­nä­re Ein­rich­tung gelei­tet wer­den. Hage­mei­er wei­ter: „Wir brau­chen ein inein­an­der­grei­fen­des und ganz­heit­li­ches Behand­lungs- und Ver­sor­gungs­sys­tem, das hilft, Ampu­ta­tio­nen zu ver­mei­den. Ein Bau­stein ist die recht­zei­ti­ge The­ra­pie mit druck­ent­las­ten­den Hilfs­mit­teln, die den unter­schied­li­chen Wund- und Fuß­si­tua­tio­nen der Pati­en­ten gerecht werden.“

 

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