Zu den Auserwählten gehörte schließlich auch Busemann, mittlerweile beim Sanitätshaus Wortmann & Beyle angestellt. Wenige Tage vor seiner Abreise sprach er mit der OT-Redaktion über seine Vorbereitung und Vorfreude.
OT: Herr Busemann, wie kam es zu Ihrem anstehenden Engagement als Orthopädietechniker im Rahmen der Paralympics in Tokio?
Julius Busemann: Ich habe ein Motivationsschreiben an die Ansprechpartner:innen bei Ottobock geschickt, dass ich sehr gerne zum Versorgungsteam in Tokio gehören möchte. Als ich dann die Zusage bekam, mussten wir uns aber alle zunächst gedulden, weil die Paralympics aufgrund der Pandemie um ein Jahr verschoben werden mussten. Die richtige Vorbereitung begann dann Anfang 2021. Über ein Online-Trainingsportal sind wir auf unsere Aufgaben in Tokio vorbereitet worden. Außerdem gab es Gespräche mit International SOS, die sich um die Sicherheit und bürokratische Unterstützung von Arbeitnehmer:innen im Ausland kümmert. Ottobock übernimmt für die Teammitglieder:innen die Reisekosten sowie Verpflegung und Unterkunft.
OT: Was werden die Hauptaufgaben der OT-Werkstätten als Anlaufstelle der Athlet:innen sein?
Busemann: Die Werkstätten bieten den kompletten technischen Support. Das heißt von der Schraube nachziehen bis zum Reifenwechsel. Es gibt Sportler wie Markus Rehm, die gelernte Orthopädietechniker sind und sich auch einmal selbst helfen können. Aber das gilt natürlich nicht für die Mehrzahl der Teilnehmer:innen. Es wäre ein großes Ärgernis, wenn ein Sportler seinen Wettkampf nicht zu 100 Prozent bestreiten kann, weil ein Hilfsmittel defekt ist. Deshalb sind wir als Techniker:innen vor Ort mit dabei.
OT: Sind Sie einem speziellen Versorgungsbereich zugeordnet oder sind Allrounder-Qualitäten gefragt?
Busemann: Bei meiner Anstellung in Hamburg bin ich tatsächlich an verschiedenen Stellen tätig. Von den Arbeitsbereichen in der Werkstatt bis zur fachmännischen Begleitung vorne beim Verkauf im Sanitätshaus. In Tokio werde ich nach dem aktuellen Einsatzplan vor allem beim Rollstuhl-Tennis und ‑Boccia an den Veranstaltungsorten als Unterstützung dabei sein. Ich kann mir schon bildlich vorstellen, wie ich mit den Ersatzreifen über der Schulter und meinem Werkzeug-Set unterwegs sein werde. Es ist Aufgabe von uns Techniker:innen, sehr flexibel reagieren zu können. Auch wir stehen unter Druck, die von uns erwarteten Leistungen zu bringen.
OT: Welche Hygienebestimmungen müssen von Ihnen im Vorfeld der Anreise und insbesondere in Japan beachtet und eingehalten werden?
Busemann: Schon seit einiger Zeit meide ich große Menschenmassen und achte besonders darauf, fit zu bleiben. 14 Tage vor der Anreise mussten wir damit beginnen, täglich Fieber zu messen. Bei mir lag der Wert in einem Bereich von 36,0° und 36,8°. Das ist ganz in Ordnung. 96 Stunden vor dem Abflug müssen dann alle Teammitglieder:innen einen ersten PCR-Test machen und 72 Stunden vorher einen zweiten. Im internen Online-Portal von Ottobock gibt es auch ein sogenanntes Playbook mit den Hygienebestimmungen in Japan.
OT: Haben Sie persönlich eine Sportart, auf deren Ausgang Sie mit Blick auf die Medaillenentscheidung besonders hinfiebern?
Busemann: Da ich selbst Tennis und Hockey spiele, ist es erst mal super, dass ich beim Rollstuhl-Tennis dabei bin. Bisher habe ich für einen Einsatztag noch keine festen Verpflichtungen. Blinden-Fußball bzw. Goalball finde ich auch spannend und es wäre die Krönung, sich die Leichtathletik-Entscheidungen einmal live im Stadion anschauen zu können.
Die Fragen stellte Michael Blatt.
Im Folgenden finden Sie eine Infografik zu den Paralympics in Tokio:
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