Zu unterscheiden sind dabei Formstörungen des Fußes und Störungen der Biomechanik: Während bei Formstörungen die dreidimensionale Anpassung der Leistenform im Vordergrund steht, wird bei Störungen der Biomechanik versucht, durch Einlagen und Schuhzurichtungen die Defizite zu kompensieren. Die besondere Herausforderung besteht bei allen orthopädietechnischen Maßnahmen darin, die Sportausübung nicht zu beeinträchtigen, im Idealfall sogar zu unterstützen.
Einleitung
Die Versorgung von Sportlern mit Einlagen und Schuhzurichtungen ist eine besondere Herausforderung, bei der verschiedene Aspekte zu beachten sind. Es lassen sich dabei unterschiedliche Kategorien identifizieren 1:
- Sportler mit grundsätzlich biomechanisch intaktem Fuß, aber mit Formausprägungen, die eine Versorgung mit Standardschuhwerk unmöglich machen;
- Sportler mit normaler Fußform, aber Störungen der Biomechanik;
- Sportler mit Erkrankungen, die Biomechanik und Fußform betreffen;
- Sportler, die Einlagen ausschließlich zur Komfort- und Leistungssteigerung einsetzen.
Die orthopädietechnischen Konzepte bei der Versorgung von Sportlern folgen den gleichen Prinzipien, wie sie bei der Versorgung von Nichtsportlern zur Anwendung kommen. Allerdings sollte der Sport mit seinen sportartspezifischen Anforderungen stets mit in die Überlegungen einbezogen werden. Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit durch die orthopädietechnischen Maßnahmen sind möglichst zu vermeiden.
Diagnostik
Im Vorfeld der Versorgung eines Sportlers gilt es, neben der allgemeinen Anamnese zusätzlich zum orthopädischen Problem auch die sportarztspezifische Belastung zu erfassen. Dies umfasst Fragen zu Hauptsportart, Ausgleichssportarten, Trainingshäufigkeit und ‑intensität, Untergrund, Vorverletzungen sowie zu bisher verwendeten Schuhen und Einlagen 2. Auch bei Sportlern können jenseits der Überlastungssyndrome und Sportverletzungen sportunabhängige Erkrankungen auftreten, die sich durch Symptome im Bereich des Bewegungsapparates manifestieren, wie z. B. rheumatoide Arthritis, Spondylarthropathien u. Ä.
Neben der klinischen Untersuchung liefert die dynamische Druckverteilungsanalyse wichtige Informationen zu möglichen biomechanischen Defiziten (Abb. 1). Ergänzend kann die Videoganganalyse eingesetzt werden, um Beinachsen, Beckenkippung, Rückfußbewegung und Stellung der Wirbelsäule zu erfassen. Auch wenn es nach wie vor schwierig ist, Normwerte für diese Verfahren zu formulieren, können dadurch häufig überlastete Strukturen oder Störungen des Bewegungsmusters identifiziert werden. Darüber hinaus bieten diese Verfahren eine gute Möglichkeit der Therapiekontrolle nach Hilfsmittelversorgung und liefern unter Umständen Hinweise für die Modifikation des Trainings.
Reduktion von Negativeinflüssen des Sportschuhs
Sportschuhe und Fuß bilden eine biomechanische Einheit. Dabei können Sportschuhe im ungünstigsten Fall sportassoziierte Beschwerden verursachen oder vorhandene Beschwerden verschlimmern. Immer wieder steht bei der Entwicklung von Sportschuhen die Optik mehr im Fokus als die Funktionalität. Solange Sportschuhe als Alltagsschuhe getragen werden, muss dies nicht notwendigerweise zu Problemen führen. Das eine oder andere modische Accessoire (z. B. sehr breite Absätze) kann aber die Funktionalität beim Sport erheblich beeinträchtigen. Auch unterliegen Sportschuhe einem Alterungsprozess: Vor allem die PU- und EVA-Schäume der Sohle werden im Laufe der Zeit hart und brüchig. In der Konsequenz bedeutet dies, dass unter Umständen der Austausch des Schuhs sinnvoller ist als eine Einlage zur Weichbettung.
Eine nach lateral oder dorsal ausladende Sohle im Fersenbereich kann die Hebelverhältnisse auf den Rückfuß verändern. Dabei führt eine Verbreiterung der Sohle nach lateral zu einer Erhöhung der pronierenden Kräfte beim Fersenaufsatz (Abb. 2). Eine nach dorsal ausladende Sohle steigert die Kräfte in Richtung Plantarflexion beim Fersenaufsatz mit einer erhöhten Belastung der Tibialis-anterior-Sehne in Verbindung mit einem plötzlichen Spannungsverlust der Achillessehne. Schnelle Laständerungen und hohe Winkelgeschwindigkeiten gelten als mögliche Auslöser von Sehnenerkrankungen 3. Ist die Sohle des Schuhs in den Randbereichen bereits so weit deformiert, dass der Schuh nicht mehr achsgerecht steht, sollte sie ausgetauscht werden.
Sportschuhe verlieren nach 600 bis 1.000 km Laufbelastung ca. 50 % ihrer Dämpfeigenschaften. Der Alterungsprozess ist je nach Gewicht des Sportlers und den Umwelteinflüssen erheblichen Schwankungen unterworfen. Zu beachten ist dabei, dass ein Sportschuh, auch wenn er nicht verwendet wird, nach 2 bis 3 Jahren erheblich an Flexibilität und Weichheit verliert.
Scheuerspuren im Schuh sind ein Hinweis auf eine hohe lokale mechanische Beanspruchung. Beispielsweise können Abnutzungsspuren in der Fersenkappe auf einen Konflikt im Bereich des Fersenbeins hindeuten.
Probleme der Fußform
Sportschuhe sind heute vor allem aus Kunststoffgewebe und Membranen (z. B. Gore-Tex™, Thinsulate™ usw.) hergestellt. Diese Materialien geben im Gegensatz zu Leder nicht nach. Insofern ist bereits bei der Primärversorgung die Passform von großer Bedeutung. Die Sportschuhindustrie stellt verschiedene Mehrweitenkonzepte zur Verfügung (z. B. New Balance mit bis zu 4 unterschiedlichen Weiten), allerdings werden diese mit unterschiedlicher Konsequenz vertrieben. Ein großes Problem dabei ist die aufwendige Lagerhaltung, die auf erhebliche Widerstände im Fachhandel stößt.
Ein weiteres Konzept für Patienten mit breitem Vorfuß oder beginnender Hallux-valgus-Deformität sind besonders weiche Obermaterialien, um bei entsprechenden Deformitäten keine Schuhkonflikte zu provozieren.
Eine besonders große Variabilität bietet das Individualschuhkonzept „mi adidas™“. Hierbei besteht die Möglichkeit, anhand eines 3‑D-Scans (Abb. 3) aus einem Pool von mehreren hundert Leistenformen denjenigen herauszusuchen, der am besten zum Fuß passt. Der Schuh wird dann individuell anhand der Vorgaben gefertigt. Mit diesem System lässt sich eine Vielzahl von Sportlern mit Fußdeformitäten versorgen, die mit Standardleisten nicht zurechtkommen. Unterstützt werden aktuell Sportarten wie Laufsport, Tennis und Golf.
Bei extremen Deformitäten kann ein Sportmaßschuh indiziert sein. Auf der Basis eines Gipsabdrucks oder eines 3‑D-Scans des Fußes wird dann in klassischer Weise ein Maßschuh gefertigt. Je nach Form und mechanischen Ansprüchen können Komponenten von Sportschuhen verwendet werden. Patienten mit schweren Fußdeformitäten kann so die Möglichkeit der Teilhabe am Sport eröffnet werden, was das Selbstwertgefühl und die Integration in die Gesellschaft unterstützt. Um eine Kostenübernahme der Krankenkasse zu gewährleisten, muss der Sportler jedoch nachweisen, dass er regelmäßig Sport im Verein betreibt.
Schuhversorgung bei ausgewählten Krankheitsbildern
Achsfehlstellungen der unteren Extremität
Im Sport sind vor allem die beginnende Varusgonarthrose, das Genu valgum und das Tractus-iliotibialis-Syndrom von Bedeutung. Achsfehlstellungen führen zu einer ungleichmäßigen Belastung der Kniekompartimente einschließlich der Kapsel- und Bandstrukturen. Hieraus können ein vermehrter Knorpelverschleiß in überlasteten Kompartimenten, Überlastungsbeschwerden des Kapselbandapparats sowie Überlastungsbeschwerden der zur Kompensation der Fehlstellung überbeanspruchten Muskulatur resultieren.
Eine leichte Varusfehlstellung im Kniegelenk kann durch eine Außenranderhöhung von 2 bis 4 mm therapiert werden 4. Diese kann auch auf der Einlage angebracht sein, um die biomechanischen Eigenschaften des Sportschuhes nicht negativ zu beeinflussen 5. Zu beachten ist dabei, dass laterale Keile von 4 bis 6° eine klare Beziehung zur Reduktion von Adduktionsmomenten am Kniegelenk aufweisen, während eine Kippung von mehr als 6° keinen zusätzlichen Nutzen mehr bringt 6. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass ein Keil der Außensohle immer auch zu einer Veränderung der Winkelgeschwindigkeit beim Fersenaufsatz führt, gemeinsam mit einer Erhöhung der Rotationsmomente an Hüft- und Kniegelenk 7. Inwieweit sich hierbei die Effekte gegenseitig aufheben bzw. gar Negativeffekte möglicherweise überwiegen, kann auf der Basis der aktuellen Datenlage nicht abschließend beurteilt werden. Die Konsequenz bei der Zurichtung am Sportschuh sollte aber sein, mit Innen- und Außenranderhöhungen sparsam umzugehen, nachdem die optimale Höhe wie unten beschrieben klinisch ausgetestet wurde.
Beim Tractus-iliotibialis-Scheuersyndrom, das meist in Kombination mit einem Genu varum auftritt, kommt es zu einer Reizung der Knochenhaut am äußeren Femurkondylus. Beschwerden kann zusätzlich eine Bursa unter dem Tractus iliotibialis verursachen. Mit Hilfe einer Außenranderhöhung kann die Achse des Kniegelenks verbessert werden, was häufig zu einer Beschwerdelinderung führt.
Beim Tractus-iliotibialis-Syndrom hat es sich bewährt, den Sportler kurzfristig zu kontrollieren, um bei Bedarf noch kleine Veränderungen an der Höhe der Außenranderhöhung vorzunehmen. Treten vermehrt Beschwerden an der Innenseite des Knies nach ca. 2 bis 4 km Laufen auf, so sollte die Außenranderhöhung etwas vermindert werden.
Bei einer Valgusdeformität im Kniegelenk beklagen die Sportler regelmäßig Überlastungsbeschwerden am Innenbandapparat oder auch Schmerzen retropatellar 8. Therapeutisch ist neben der rückfußfassenden Einlagenversorgung mit Abstützung am Sustentaculum tali eine Innenranderhöhung am Fersenbein von 2 bis 4 mm möglich.
Tipp: Das Ansprechen der Sportler auf eine Außen- oder Innenranderhöhung ist unterschiedlich. Der Verfasser empfiehlt den Patienten, die optimal tolerierte Höhe über Pappstreifen, welche die Sportler in den Schuh legen, selbst auszutesten. Die meist hochmotivierten Sportler können hier wertvollen Input für die definitive Versorgung liefern. Zu beachten ist dabei, dass eine Kippung des Fußes über Keile immer auch zu einer vermehrten Belastung der gegenüberliegenden Kapsel-Band-Strukturen am Sprunggelenk führt.
Therapieprinzip:
- Innen- bzw. Außenranderhöhung
- medial abstützende Einlagenversorgung
Sprunggelenkinstabilität
Instabilitäten am oberen und unteren Sprunggelenk können im Sportschuh durch entsprechende Orthesen ausgeglichen werden. Aus der Vielzahl der am Markt erhältlichen Produkte sollte die Orthese mit der besten Passform ausgesucht werden. Hautirritationen sind die häufigste Ursache für eine geringe Akzeptanz dieser Produkte. Mehrere Studien haben gezeigt, dass Tape-Verbände den Orthesen nicht überlegen sind, bei gleichzeitig erhöhtem Risiko für Hautläsionen oder allergische Reaktionen 9. Die initial gefühlte hohe Stabilität beim Tape-Verband hat sich nach wenigen Minuten dem Niveau von Bandagen angeglichen. Da Tape kaum aufträgt, behindert es weniger als eine Orthese. Daher findet es vor allem im Wettkampf eine breite Anwendung.
Bezüglich der gewünschten Stabilität der Orthese ist der propriozeptive Effekt der Sprunggelenkbandagen ebenso wichtig wie die reine mechanische Stabilisierung 10. Sprunggelenkdistorsionen führen aufgrund von Schädigungen der Rezeptoren im Kapsel-Band-Apparat regelmäßig zu einem sensomotorischen Defizit am Sprunggelenk. Die Verwendung von Bandagen ermöglicht dem Sportler, über die Hautsensibilität die Defizite in der Gelenkkapsel zu kompensieren. Eine Außenranderhöhung von ca. 2 mm führt zu einer weiteren Verbesserung der Stabilität. Durch eine Erhöhung des lateralen Spots bei einer sensomotorischen Einlage kommt es nach Ludwig et al. 11 zu einer Verstärkung des EMG-Signals der Peroneusgruppe. Hierüber scheint eine Verbesserung der muskulären Führung des Sprunggelenks möglich zu sein.
Die Verwendung eines überknöchelhohen Schuhs, der z. B. im Basketball einige Jahre lang verwendet wurde, hat keine dauerhafte Verbreitung gefunden. Die meisten Sportler haben diese Art der Prävention als zu hinderlich bei der Sportausübung empfunden. Bei hochgradigen Instabilitäten stellt der überknöchelhohe Sportschuh aber eine sinnvolle Möglichkeit zur Stabilisierung des Sprunggelenks dar.
Therapieprinzip:
- knöchelumgreifende Sportschuhe
- Sprunggelenkorthesen
- Tape
- Außenranderhöhung
- Aktivierung der Peronealmuskulatur über den lateralen Propriospot bei sensomotorischen Einlagen
Erkrankungen der Peronealsehnen
Teilweise in Kombination mit einer Instabilität des Außenbandapparates oder einer Varusfehlstellung des Rückfußes finden sich Reizzustände der Peronealsehnen. Durch einen lateralen Keil von ca. 2 bis 4 mm können die Peronealsehnen signifikant entlastet werden. Wird der Außenrand zu stark überhöht, kann dies zu Einschränkungen bei der Sportausübung führen (Abb. 4). Das Ansprechen der Patienten auf eine Außenranderhöhung variiert stark und hängt unter anderem von der Grundproblematik ab. Bei der Hälfte der Patienten wird die Wirkung vor allem im unteren Sprunggelenk „absorbiert“ 12. In solchen Fällen bietet sich z. B. die Kombination einer Außenranderhöhung mit einer stabilisierenden Bandage oder Orthese an. Die Austestung der optimalen Höhe kann auch hier wieder mit dem bereits beschriebenen Testverfahren mit Pappstreifen durchgeführt werden.
Therapieprinzip:
- Außenranderhöhung
Achillodynie
Die Achillodynie betrifft typischerweise das mittlere Drittel der Achillessehne und ist gekennzeichnet durch einen Anlaufschmerz sowie durch eine Druckempfindlichkeit der Sehne. Bei längerem Verlauf entwickelt sich eine spindelförmige Verdickung des betroffenen Sehnenareals. Es besteht eine Koinzidenz zur lateralen Kapselbandinsuffizienz des Sprunggelenks, zum Pes planovalgus, zum Pes cavus sowie zu Knorpelschäden des oberen und unteren Sprunggelenks. Änderungen der Trainingsmodalitäten, insbesondere das rasche Steigern des Trainingsumfangs, ein Wechsel des Trainingsuntergrunds sowie ein Wechsel der Sportschuhe werden ebenfalls als auslösende Ursachen beschrieben. Bei vielen Sportlern findet sich gleichzeitig eine erhebliche Verkürzung des Musculus gastrocnemius 13.
Als Akutmaßnahme kann durch einen Fersenkeil die Achillessehne entlastet werden 14. Bei dauerhaftem Einsatz begünstigt der Fersenkeil eine Zunahme der oft schon bestehenden Verkürzung der dorsalen Kette. Schalenförmige Einlagen mit Fersenpuffer bei gleichzeitiger Therapie bestehender Fußdeformitäten sind deshalb zur Dauertherapie besser geeignet 15. Eine schuhtechnische Versorgung sollte stets mit einem Übungsprogramm zur Dehnung der dorsalen Kette kombiniert werden 16. Bei einer Versorgung mit sensomotorischen Elementen an der Einlage kann eine retrocapitale Abstützung hinter den Mittelfußköpfchen 2 bis 5 zu einer Detonisierung des Gastrocnemius-Soleus-Komplexes beitragen 17.
Therapieprinzip:
- akut: Fersenkeil
- chronisch: Schaleneinlage mit Fersenpuffer
Ansatztendinosen der Achillessehne, Haglund-Exostose
Die Ansatztendinose der Achillessehne ist gekennzeichnet durch eine Schmerzhaftigkeit des Sehnen-Knochen-Übergangs. Chronifizierte Reizzustände dieses Areals begünstigen die Entwicklung von Kalzifikationen und knöchernen Ausziehungen im Bereich des Sehnenansatzes. Hiervon abzugrenzen sind Knochenkanten im Randbereich des Kalkaneus, die zu einem lokalisierten Schuhkonflikt führen. Bei der Haglund-Exostose kommt es zu einer vermehrten Druckentwicklung zwischen einem prominenten Tuber calcanei und der Achillessehne. Häufig liegen Mischbilder dieser Erkrankungen vor.
Findet sich bei der Untersuchung ein punktförmiger Schmerz, meist an der lateralen Kante des Kalkaneus, kann die betroffene Stelle durch eine Hohllegung gut entlastet werden (Abb. 5). Bei diffuser Schmerzhaftigkeit des gesamten Achillessehnenansatzes kann zur Optimierung des Formschlusses und zur Weichbettung die gesamte Fersenkappe ausgepolstert werden. Eine weitere Option ist, über einen Fersenkeil die Ferse anzuheben (Abb. 6): Ein Fersenteil kippt den Kalkaneus weg von der Fersenkappe und reduziert so den Druck der Fersenkappe gegen den Achillessehnenansatz. Weiterhin ändert sich der Insertionswinkel der Achillessehne in den Knochen, und es kommt zu einer Dekompression der Bursa subachillea 18.
Therapieprinzip:
- punktförmiger Schmerz: lokale Hohllegung
- flächiger Schmerz: Weichpolsterung der Fersenkappe
- Fersenkeil zur Dekompression des präachillären Raums und der Bursa subachillea
Mittelfußarthrose – Knochenödeme im Mittelfußbereich
Degenerative Veränderungen der Mittelfußgelenke sind ein häufiges Problem von Sportlern in der zweiten Lebenshälfte. Risikofaktoren stellen Vorverletzungen und eine verkürzte Achillessehne dar. Schuhtechnisch besteht die Möglichkeit, das betroffene Areal über eine Mittelfußrolle mit Sohlenversteifung zu entlasten. Gleichzeitig kann durch eine Einlage mit Fersenfassung und Abstützung am Sustentaculum tali die Belastung der Mittelfußgelenke weiter reduziert werden. Schuhe, die das Konzept „Sohlenversteifung und Mittelfußrolle“ sehr konsequent integriert haben, sind z. B. Skechers™ oder MBT™ oder auch Walkingschuhe (Abb. 7). Auch bei vielen Bergschuhen sind eine Sohlenversteifung und eine Abrollhilfe bereits integriert.
Therapieprinzip:
- steife Sohle
- Mittelfußrolle
- medial abstützende Einlage
Plantare Fasziitis
Unter plantarer Fasziitis versteht man ein Überlastungssyndrom der Insertion der plantaren Faszie am Fersenbein. Bei Pes-planovalgus-Fehlstellungen und beim Pes cavus ist die Inzidenz erhöht. Die plantare Faszie verliert im Laufe des Lebens an Elastizität, was schlussendlich in einer vermehrten Beanspruchung des Faszienansatzes resultiert 19.
Ziel einer Einlagenversorgung ist die lokale Druckentlastung des schmerzhaften Areals in Verbindung mit einer mechanischen Entlastung der gesamten Plantarfaszie. Gleichzeitig wird eine Korrektur der Rückfußfehlstellung angestrebt. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind Einlagen mit Weichbettung des gesamten Faszienverlaufs einer isolierten Weichbettung des Faszien-Knochen-Übergangs am Schmerzpunkt überlegen (Abb. 8) 20. Wichtig erscheint auch, ggf. eine Fußfehlform mit individuell angefertigten Einlagen suffizient zu adressieren. Zur Verbesserung der Elastizität der plantaren Faszie sollte eine Einlagenversorgung stets mit Dehnungsübungen der dorsalen Kette kombiniert werden.
Therapieprinzip:
- Hohllegung der Plantarfaszie
- Weichbettung des Faszienansatzes
- Korrektur der Rückfußfehlstellung
Atrophie des plantaren Fettpolsters
Bei Ausdauersportlern im fortgeschrittenen Lebensalter kann eine flächige Atrophie des plantaren Fettpolsters erhebliche Probleme verursachen. Eine kausale Behandlung ist nicht bekannt, und die Sportler leiden stark unter der eingeschränkten Leistungsfähigkeit. Reicht ein weicher Sportschuh mit dicker Polyurethan-Schaumsohle zur Schmerzreduktion nicht aus, haben sich von orthopädietechnischer Seite Weichbettungseinlagen in Sandwichbauweise bewährt (analog der Versorgung von Diabetikern) 21. Die relativ dicken Einlagen lassen sich am besten in für Einlagen vorgesehenen Sportschuhen unterbringen. Die Therapiekontrolle durch eine Innenschuhdruckverteilungsmessung hat sich in der Versorgung bewährt.
Therapieprinzip:
- Weichbettung durch Schaumeinlagen in Sandwichbauweise
- bei eng begrenzter Empfindlichkeit ggf. auch lokale Weichbettung
Flexibler Pes planovalgus
Der flexible Pes planovalgus manifestiert sich im Sport durch eine Überpronation. Nicht notwendigerweise ist diese mit Beschwerden am Fuß verbunden. Ebenso möglich sind Shin Splints, ein patellofemorales Schmerzsyndrom oder Schmerzen im Bereich des Tractus iliotibialis 22.
Bei der Sportschuhwahl sollte darauf geachtet werden, dass der Schuh keine lateral ausladenden Sohlenanteile besitzt. Diese erzeugen einen Hebelarm, der den Rückfuß weiter in eine Überpronation zwingt und zu einer Beschleunigung der Pronationswinkelgeschwindigkeit führt.
Erst in zweiter Linie sind medial stabilisierende Elemente angezeigt. Stabilschuhe oder Antipronationsschuhe besitzen eine im medialen Fersenbereich härter geschäumte Sohle, um der Pronationsbewegung entgegenzuwirken („second density“). Auch die Leistenform hat Einfluss auf die Stabilisierung des Fußes: je gerader der Leisten, desto stabiler.
Viele der „Stabilschuhe“ sind für eine Einlagenversorgung vorbereitet. Die mediale Abstützung in Höhe des Sustentaculum tali muss dabei durch eine Fersenfassung ergänzt werden, da sonst der Fuß nach lateral von der Sustentaculum-Stütze rutscht. Ob propriozeptive Konzepte der klassischen Rückfußfassung überlegen sind, ist wissenschaftlich umstritten 23. Die Datenlage bezüglich propriozeptiver Einlagen ist unverändert dünn. Sportler mit flexiblem Pes planovalgus und ansonsten intaktem Fuß kommen mit propriozeptiven Konzepten erfahrungsgemäß aber gut zurecht (Abb. 9).
Therapieprinzip:
- Sportschuh mit geradem Leisten und medialer Versteifung („second density“)
- rückfußfassende Einlage mit Abstützung am Sustentaculum tali
- medialer Fersenkeil
- sensomotorische Einlagen bei intakter Fußmechanik
Metatarsalgie
Auch wenn es naheliegt, einen Sportler mit Metatarsalgie mit weichbettenden Einlagen zu versorgen, sollten Vorfußbeschwerden initial weiter untersucht werden. Wichtige Differentialdiagnosen sind das Morton-Neurom, die Stressfraktur oder auch die Erstmanifestation einer Rheumaerkrankung 24. Handelt es sich tatsächlich um eine reine mechanische Überlastung, ist eine im Vorfuß weichbettende Einlagenversorgung ein zuverlässiges und einfach zu realisierendes Konzept 25.
Eine Schmetterlingsrolle ist im Sportschuh nur teilweise möglich, da die verschweißten Sohlen das Ausfräsen eines Hohlraums zur Weichbettung unmöglich machen können (Abb. 10). Der Effekt einer Pelotte ist umstritten 26. Nach der Erfahrung des Verfassers kann eine Pelotte meist weit weniger die Metatarsalia 2 und 3 anheben als gewünscht. Durch die Kombination der Pelotte als retrokapitale Anstützung mit einer konkav ausgeformten Weichbettung unter den betroffenen Mittelfußköpfchen (meist 2 und 3) kann jedoch in vielen Fällen eine deutliche Schmerzlinderung erreicht werden.
Therapieprinzip:
- Vorfußweichbettung
- allenfalls leichte Pelotte
- selten Schmetterlingsrolle
Hallux rigidus
Der Hallux rigidus ist bei Laufsportlern ein weit verbreitetes Problem. Während Bergschuhe durch ihre steife Sohle und die Abrollung meist problemlos toleriert werden, klagen die Patienten über Schmerzen in den flexiblen Sportschuhen. Eine Einlage mit Carbon-Rigidusfeder zur Stabilisierung des 1. Strahls lässt sich mit den meisten Sportschuhen kombinieren 27 28. Alternativ ist es möglich, eine Aussparung unter der Großzehe in die Sohle zu fräsen, sodass die Zehe beim Abrollvorgang in den mit weichem Kautschuk ausgefüllten Hohlraum eintauchen kann (Abb. 11). Je nach der Sportart kann eine Ballenrolle sinnvoll sein, die ebenfalls zu einer Versteifung des Sportsschuhs unter den Metatarsophalangealgelenken führt (Abb. 12). Alle genannten Maßnahmen zielen darauf ab, die für den Abrollvorgang notwendige Dorsalextension im Großzehengrundgelenk zu reduzieren 29.
Therapieprinzip:
- steife Einlage (Rigidusfeder)
- Ballenrolle
- kastenförmige Aussparung unter der Großzehe
Hallux valgus
Der wichtigste Aspekt bei Patienten mit Hallux valgus ist, auf einen im Vorfuß ausreichend breiten Schuh zu achten. Schuhe mit Mehrweitensystem oder besonders weichem Obermaterial haben sich hierbei bewährt (siehe oben). Einlagen sind bei gleichzeitig bestehender Metatarsalgie sinnvoll. Neben der Vorfußweichbettung sollte auf eine Rückfußfassung mit Anstützung unter dem Sustentaculum geachtet werden. Eine Stellungskorrektur des Knochens ist allerdings durch konservative Maßnahmen nicht möglich. Lediglich die Fußfehlform (meist Knick-Senkfuß) und sekundäre Probleme wie die Transfermetatarsalgien können durch eine Einlagenversorgung positiv beeinflusst werden.
Therapieprinzip:
- ausreichend weiter Sportschuh
- ggf. Einlage zur Unterstützung des 1. Strahls und zur Therapie gleichzeitig bestehender Metatarsalgien
Schuhe und Einlagen zur Leistungssteigerung
Einlagenversorgungen zur Leistungssteigerung und Prävention sollen die körpereigene Biomechanik unterstützen. Zur Erreichung dieses Ziels werden derzeit zwei Konzepte verfolgt. Die individuell angeformte, komfortorientierte Sporteinlage erhöht den Formschluss zwischen Fuß und Schuh, optimiert die Kraftübertragung und reduziert lokale Druckspitzen. Hierdurch lässt sich ein deutlicher Gewinn an Laufkomfort bei geringem Kraftverlust während der Standphase erreichen (Abb. 13). Erste Studien haben einen positiven Effekt auf die Verletzungsinzidenz nachweisen können 30. Stimulierende, sensomotorische Einlagen sollen die Leistungsreserven des Körpers mobilisieren und eine aktivere und dynamischere Bewegung ermöglichen. Über die Aktivierung der Muskelketten soll eine verbesserte aktive Stabilisierung der Körpersegmente in der Laufbewegung erfolgen. Theoretisch resultiert hieraus eine reduzierte Belastung der Gelenke. Die wissenschaftliche Evidenz dieses Konzepts ist allerdings nach wie vor gering. Auch wenn viele Sportler auf sensomotorische Einlagen nicht verzichten möchten, fehlen bisher Studien, die deren Effekt wissenschaftlich belegen. Als Materialkombinationen haben sich Weichschäume verschiedener Shorehärten in Sandwichtechnik bei der Sportlerversorgung durchgesetzt.
Der Autor:
Prof. Dr. med. Markus Walther
Ärztlicher Direktor der Klinik
Chefarzt Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie
Schön Klinik München-Harlaching
Harlachinger Straße 51
81547 München
mwalther@schoen-kliniken.de
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