Der Antrag listet die folgenden acht Aspekte auf, die bei der Verfassung zukünftige Gesetzesvorgaben und deren Umsetzung auf Bundes‑, Landes- und kommunaler Ebene berücksichtigt werden sollten, um Strukturen zur Prävention, Früherkennung und Behandlung von Diabetes sowie deren Folgeerkrankungen wie das Diabetische Fußsyndrom (DFS) auf- und auszubauen:
- Diabetes-Bekämpfung als ressortübergreifende Aufgabe wahrnehmen.
- Vorbeugung und Früherkennung von Diabetes mellitus stärken und ausbauen.
- Versorgungsangebote für Diabetes bekanntmachen und weiterentwickeln.
- Zuverlässige Datengrundlage zur Versorgungssituation bei Diabetes mellitus ausbauen.
- Information und Aufklärung über Diabetes verbessern.
- Diabetesforschung ausbauen.
- Telemedizin in der Diabetes-Versorgung ausbauen.
- Gesunde Ernährung und Bewegung erleichtern.
„Ein Spatz in der Hand“
Zahlreiche Verbände wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) oder die Eurocom e. V. begrüßen zwar die Annahme des Antrages und damit den Start einer Nationalen Diabetes-Strategie, fordern aber eine zügige Umsetzung und Weiterentwicklung der Strategie.
Für die DiabetesDE, die Deutsche Diabetes-Hilfe, fehlen insbesondere Zeithorizonte, bis wann die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden sollten und Angaben zur konkreten Finanzierung dieser Maßnahmen. „Aus Sicht der Patienten ist diese Nationale Diabetesstrategie somit im Vergleich zu einem verbindlichen Nationalen Diabetesplan analog eines Nationalen Krebsplans trotz aller ehrenwerten Bemühungen leider nur ein Spatz in der Hand, ein Spatz mit Kinderkrankheiten“, so Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin der DiabetesDE.
Die DDG begrüßt, dass nach jahrelangen Forderungen jetzt wichtige Punkte politisch umgesetzt werden können. „Doch wie leider zu erwarten war, erhält Deutschland mit diesem Beschluss nur eine Nationale Diabetesstrategie ‚Light‘“, bedauert DDG Präsidentin Prof. Dr. med. Monika Kellerer. Denn in dem Beschluss, auf den sich der Bundestag heute geeinigt habe, fehlen wesentliche Bausteine. „Es kann sich bei der Nationalen Diabetesstrategie nur um einen ersten Aufschlag handeln, nun müssen den Willensbekundungen auch Taten folgen“, so Kellerer.
Pro und Contra auf dem Gebiet der Ernährung
In dem Entwurf komme insbesondere die Ernährung – ein wesentlicher Kern der Diabetesprävention – zu kurz, so die DDG weiter. In Bezug auf Softdrinks etwa nenne die Diabetes-Strategie das Ziel einer freiwilligen Zuckerreduktion von 15 Prozent bis Ende 2025. „Die Lebensmittelindustrie muss hier mehr in die Verantwortung genommen werden, denn ihre Produkte tragen ganz wesentlich zu gesundem oder ungesundem Essverhalten bei“, erklärt DDG Geschäftsführerin Barbara Bitzer.
Nur eine Maßnahme sei wirklich als Fortschritt zu bezeichnen, meint die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten DANK: Kinderlebensmittel sollen künftig dem Nährwertprofil der WHO entsprechen. „Damit könnten endlich die überzuckerten Kinder-Frühstücksflocken aus den Regalen verschwinden“, sagt Barbara Bitzer, die ebenfalls Sprecherin der DANK ist. „Deutschland sollte hier nicht auf eine europäische Regelung warten, sondern Kinder sofort vor ungesunden Lebensmitteln schützen, beispielsweise durch ein Werbeverbot.“
Akuter Handlungsbedarf
Die Eurocom e. V. unterstützte vorab bereits ausdrücklich den Beschluss des Antrags, mahnte aber auch seine zügige Umsetzung an. „40.000 Amputationen pro Jahr infolge eines diabetischen Fußulkus sind ein alarmierendes Signal, den Schutz gegen Diabetes-bedingte Fußschäden zu verbessern“, erklärte Oda Hagemeier, Geschäftsführerin Eurocom e. V. „Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Notwendige Voraussetzung ist die frühe und konsequent leitliniengerechte Behandlung des Fußes, ohne wertvolle Zeit zu verlieren.“ Patienten mit Diabetes, einer bekannten Gefäßkomplikation oder einer schlecht heilenden Wunde müssten unmittelbar in eine Schwerpunktpraxis, Fußambulanz oder eine geeignete stationäre Einrichtung geleitet werden. Hagemeier weiter: „Wir brauchen ein ineinandergreifendes und ganzheitliches Behandlungs- und Versorgungssystem, das hilft, Amputationen zu vermeiden. Ein Baustein ist die rechtzeitige Therapie mit druckentlastenden Hilfsmitteln, die den unterschiedlichen Wund- und Fußsituationen der Patienten gerecht werden.“
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