„Ich füh­le, wie ich gehe“ – ein inno­va­ti­ves, nicht-inva­si­ves, gangsyn­chro­nes, vibrot­ak­ti­les Feed­back­sys­tem. Eine Road­map zu Versorgungsmöglichkeiten

M. N. Kalff1,2, V. Witow­ski1, V. Hoursch1, N. Kirs­ten1, L. Nie­ha­ge3, H. Kra­mer3, A. Gar­de­t­to4, S. Seh­misch1, J. Ernst1,2
Obwohl die pro­the­ti­sche Ver­sor­gung in den letz­ten Jah­ren erheb­li­che Fort­schrit­te gemacht hat, ist die Ableh­nungs­quo­te von Pro­the­sen nach wie vor hoch. Ein Grund dafür ist das feh­len­de sen­so­ri­sche Feed­back der Pro­the­se an den Nut­zer: Trotz inten­si­ver For­schung und Ent­wick­lung von Sys­te­men zur Wie­der­her­stel­lung sen­so­ri­scher Infor­ma­tio­nen schei­tern der­zeit die markt­ver­füg­ba­ren Pro­the­sen­sys­te­me dar­an, sol­che natür­li­chen Infor­ma­tio­nen an den Betrof­fe­nen zu übermitteln.
Ein nicht-inva­si­ves, gangsyn­chro­nes Feed­back­sys­tem über­setzt Druck­be­las­tun­gen des Vor- und Rück­fu­ßes in vibrot­ak­ti­le Sti­mu­la­tio­nen eines Haut­are­als (Sura­lis, Saphen­us Medi­cal Tech­no­lo­gy GmbH, Baden, Öster­reich). Um die Authen­ti­zi­tät zu stei­gern, kann die­se Ver­sor­gung durch ein Ope­ra­ti­ons­ver­fah­ren ergänzt wer­den. Die Tar­ge­ted Sen­so­ry Rein­ner­va­ti­on (TSR) beschreibt ein inno­va­ti­ves Ope­ra­ti­ons­ver­fah­ren, bei dem ein defi­nier­tes Haut-are­al am Ampu­ta­ti­ons­stumpf zuerst chir­ur­gisch dener­viert und anschlie­ßend mit­hil­fe eines spe­zi­fi­schen sen­so­ri­schen Nervs aus der ampu­tier­ten Glied­ma­ße rein­ner­viert wird, um eine Schnitt­stel­le auf der Haut für die Sti­mu­la­ti­on durch das sen­so­ri­sche Feed­back­sys­tem zu schaffen.
In die­sem Arti­kel möch­ten wir kli­ni­sche und ortho­pä­die­tech­ni­sche Ver­sor­gungs­sze­na­ri­en mit dem vibrot­ak­ti­len Feed­back­sys­tem dar­stel­len und das chir­ur­gi­sche Ver­fah­ren der Tar­ge­ted Sen­so­ry Rein­ner­va­ti­on für die Ampu­ta­ti­on der unte­ren Ex­tremität näher erläutern.

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Sen­si­ble Nerv-Trans­fer-Ope­ra­ti­on (TSR) und Anpas­sung einer „füh­len­den Bein­pro­the­se“ — Ein Fallbericht

E. M. Baur, H. Egger
In einer im Okto­ber 2014 durch­ge­führ­ten Fall­stu­die wur­de mit­tels Umlei­tung des N. sura­lis auf den N. saphen­us die ursprüng­lich gesun­de Fuß­soh­le als Über­trä­ger der Druck­emp­fin­dung von der Pro­the­sen­soh­le reak­ti­viert. Der Pati­ent schil­dert seit­dem viel­ver­spre­chen­de Ver­än­de­run­gen. Bei einer Bein­am­pu­ta­ti­on spie­len für den Betrof­fe­nen vie­le Fak­to­ren eine essen­ti­el­le Rol­le, etwa die Ampu­ta­ti­ons­hö­he, die Weich­teil­de­ckung oder die Lage­rung der abge­trenn­ten Ner­ven. Auf­grund der zu erwar­ten­den Neurom­bil­dung soll­ten Druck­kräf­te auf Ner­ven­enden von außen durch den Schaft und von innen durch Kno­chen ver­mie­den wer­den, um Neu­rom­schmer­zen zu ver­mei­den. Moder­ne bio­ni­sche Pro­the­sen bie­ten jedoch die Mög­lich­keit, sen­so­ri­sche Infor­ma­tio­nen der Pro­the­sen­soh­le wie etwa ihre Abroll­be­we­gung an den Pro­the­sen­schaft zu lei­ten und die­se sodann vibrot­ak­til auf den Ampu­ta­ti­ons­stumpf zu über­tra­gen. Vor die­sem Hin­ter­grund könn­te sich die Fra­ge nach der Lage­rung abge­trenn­ter sen­so­ri­scher Ner­ven­enden aus einem neu­en Blick­win­kel stellen.

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