Das Unwetter machte auch vor den OT-Betrieben von Pedics in Bad Neuenahr sowie den Filialen vor Ort vom Medi-Center Mittelrhein und dem Rahm Zentrum für Gesundheit, aber auch vor den Häusern oder Wohnungen ihrer Mitarbeiter:innen nicht halt.
Beim Sanitätshaus Thillmann wurde die komplette Inneneinrichtung zerstört. Ob hier eine Interimslösung oder Neueröffnung in absehbarer Zeit umgesetzt wird oder werden kann, stand zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht fest. Laut Björn Besse, Geschäftsführer der Medi – Mittelrhein GmbH, stehe hier die Hilfe der stark betroffenen Menschen der Region erstmal ganz klar im Vordergrund. Auch die Firma Pedics ist arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Hier wurden Lager und auch Räumlichkeiten zerstört oder beschädigt. Der Betrieb läuft aber bereits seit dem Montag nach dem Hochwasser weiter.
„Unsere Filiale in Bad Neuenahr ist komplett zerstört, um unsere Filialen in Erftstadt, Euskirchen und Rheinbach haben wir lange gebangt, diese sind glücklicherweise verschont geblieben“, berichtet Meike Rahm, Geschäftsführerin vom Rahm Zentrum für Gesundheit. Der Blick der Menschen sei dennoch nach vorne gerichtet. „Unsere Mitarbeiter:innen müssen extrem heftige Erlebnisse verkraften“, erklärt Meike Rahm. „Dennoch oder gerade deshalb haben wir einen enormen Zusammenhalt und eine extreme gegenseitige Unterstützung in dieser Situation erlebt.“ Da sein und helfen, zuhören und Mut machen und vor allen Dingen positiv nach vorne schauen, das sei jetzt wichtig. Gut zwei Wochen nach der Flut hat das Unternehmen in Bad Neuenahr eine Interimsfiliale als Ersatz für das total zerstörte Ladenlokal eröffnet. Diese verfügt über Strom, eine funktionierende EDV und einen kleinen Behandlungsraum. „Die Versorgung mit Hilfsmitteln ist gewährleistet und wir werden diese Räumlichkeiten zeitnah erweitern können“, kündigt die Geschäftsführerin an.
Nordrhein-Westfalen: Von Totalverlust bis geringe Materialschäden
In Nordrhein-Westfalen melden insgesamt acht Betriebe teils erhebliche Schäden. Das Sanitätshaus Muß traf es gleich zwei Mal: Die Filiale in Schleiden wurde komplett zerstört und das Zentrallager in Köln-Euskirchen stand unter Wasser. Das Sanitätshaus Montanus musste seine im Februar 2020 neu eröffnete Filiale in Köln-Leichtlingen wieder schließen. In Düsseldorf-Erkrath stand das Wasser beim Sanitätshaus Binn einen Meter hoch, sodass das Reha-Lager komplett zerstört wurde. Große Materialschäden verzeichneten auch das Sanitätshaus Bajus in Stolberg, während Bodenbelag und Möbel im Sanitätshaus Brämer in Erfstadt vernichtet sind. Das Sanitätshaus Ortholev verzeichnet zum Glück nur einen geringen Materialschaden.
„Gemeinsam – Zusammen” – heißt das Motto der OT-Innung Südwest und des Fachverbandes an seine Mitglieder und Berufskollegen. „Dieses Motto aufgreifend, stehe ich in Kontakt zu den betroffenen Firmen und werde mir in der nächsten Zeit einen persönlichen Eindruck vor Ort von der Verwüstung, aber auch der bereits sehr engagiert geleisteten Aufbauarbeit verschaffen“, erklärt Obermeister Daniel Heinrich.
„Selbstverständlich stehen wir in ständigem Austausch mit den betroffenen Innungen und den Mitgliedsbetrieben, um gezielt zu unterstützen. Wir stehen in engem Kontakt zu den Krankenkassen, denn auch in diesem Fall erfordern besondere Situationen besonderes Handeln. Die Empfehlungen des GKV-Spitzenverbandes sind wichtig und helfen den betroffenen Betrieben enorm“, erklärt Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik.
GKV-SV empfiehlt bürokratiearme Zusammenarbeit
Auch der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV-SV) gibt Signale der Unterstützung. Er legte den Krankenkassen nahe, dass sie ihren Vertragspartnern zur Vermeidung unbilliger Härten entgegenkommen und die gesetzlichen Möglichkeiten großzügig auslegen. Zur Sicherung der Hilfsmittelversorgung empfiehlt der GKV-SV den Krankenkassen bis zum 30. September etwa auf Lagerbegehungen sowie die Erbringung von Unterschriften und Ersatzdokumenten zu verzichten oder zu akzeptieren, wenn Betriebsstätten übergangsweise verlegt würden, Hilfsmittel verschickt werden und die Einweisung der Kund:innen telefonisch erfolgt. Weiterhin sollten Krankenkassen vereinbarte Liefer‑, Fertigungs‑, Rückhol- und Abgabefristen großzügig auslegen. Einen bürokratiearmen Umgang legt der GKV-SV auch in Bezug auf zerstörte oder verschmutze Verordnungen von Ärzten nahe, zumal auch Arztpraxen der Region vom Hochwasser beschädigt wurden. Alle Empfehlungen des GKV-SV stehen zum Donwload bereit.
Bund beschließt Maßnahmenpaket
Eine Reihe von Maßnahmen, um die Folgen für die Hochwassergeschädigten zu mindern, brachte die Ministerpräsidentenkonferenz am 10. August auf den Weg. Mit insgesamt 400 Millionen Euro beteiligt sich der Bund an den bereits bewilligten Soforthilfen der betroffenen Länder. Dabei soll es nicht bleiben: Die Bundesregierung sicherte den Ländern auch eine finanzielle Beteiligung an den Kosten des Wiederaufbaus sowie die Wiederherstellung der bundeseigenen Infrastruktur zu. Zudem beschloss die Ministerpräsidentenkonferenz nach eigenen Angaben, dass die zuständigen Bundesressorts und die Länder zügig Regelungen wie Verordnungen und Verwaltungsvereinbarungen für die Beantragung und Bewilligung von Hilfsmitteln für die Geschädigten auf den Weg bringen. Bereits am 4. August 2021 hatte die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf zur Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis 31. Oktober 2021 verabschiedet.
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