Immerhin: Weitere acht Prozent der Befragten gaben an, von einem Arzt über die Möglichkeiten zur Nutzung Digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) informiert worden zu sein. Insgesamt nutzen 16 Prozent der Teilnehmer:innen mit einer Erkrankung Apps oder Onlineangebote. Allerdings ist nicht jede App oder jedes onlinegestützte Angebot auch eine DiGA. Was den Rückschluss zulässt, dass die meisten Patient:innen Apps zur gesundheitlichen Unterstützung ohne ärztliches Rezept nutzen.
Und diese These lässt sich durch interne Zahlen der SBK untermauern: So heißt es seitens der Krankenkasse, dass es zwar einen Aufwärtstrend im Hinblick auf DiGA gebe, die Nachfrage aber nach wie vor verhalten sei. Bis Ende April dieses Jahres hat die SBK 349 DiGA genehmigt. „Diese Zahlen zeigen, dass die App auf Rezept in der ärztlichen Versorgung bisher eine untergeordnete Rolle spielt“, sagt Christina Bernards, Fachexpertin für innovative Präventions- und Versorgungsangebote bei der SBK. Die Zahl der Menschen, die im Rahmen einer ärztlichen Therapie von digitalen Anwendungen profitieren, sei noch gering.
Entsprechend fordert Bernards eine engere Verzahnung von digitalen und analogen Versorgungsmöglichkeiten. „Es muss nicht nur schnellstmöglich wissenschaftlich beantwortet werden, ob die DiGA den Patienten einen echten Vorteil bieten, sondern auch die Frage, wo ärztliche Unterstützung notwendig ist bzw. wie gut die einzelnen Apps vielleicht auch ohne ärztliche Unterstützung helfen“, sagt Bernards.
Ohne die Vernetzung von digitalen Therapien mit der Versorgung durch Ärzt:innen könne es passieren, dass der digitale Sektor zu einer Art Insel im Gesundheitswesen werde. Ziel müsse jedoch das große Ganze sein. Und was passieren könne, wenn die Ganzheitlichkeit aus dem Fokus gerate, würden beispielsweise die Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung und der Pflege zeigen. Die Baustellen heißen dann mangelnde Transparenz und fehlender Austausch von Daten.
„Dabei soll die Digitalisierung doch Sektorengrenzen aufweichen. Ich halte es daher für sehr wichtig, dass die Ärzt:innen enger in die digitale Versorgung der Patient:innen eingebunden sind und auch ihre digitale Versorgung gemeinsam mit ihnen steuern“, so Bernards. Dafür müssten aber auch die Ärzt:innen besser über Angebote und deren Nutzen aufgeklärt werden.
Immerhin: Die Patient:innen, die Onlinetherapien nutzen, sehen darin einen Mehrwert. 70 Prozent der Teilnehmer:innen ordnen ihren Gesundheits-Apps „einen großen oder sehr großen Nutzen“ zu. Nur fünf Prozent können mit der digitalen Unterstützung relativ wenig anfangen.
Die ausgewerteten Zahlen beruhen auf einer Onlineumfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der zwischen dem 25. und 27. Januar dieses Jahres insgesamt 1.832 Personen teilgenommen haben. „Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren“, teilt die SBK mit.
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