Apps auf Rezept noch sel­ten praxistauglich

Die Digitalisierung schreitet voran – ist jedoch noch nicht in der Praxis angekommen. Nur zwei Prozent aller Patient:innen haben laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Siemens Betriebskrankenkasse (SBK) bisher eine App auf Rezept erhalten. Befragt wurden 1.803 Teilnehmer:innen, von denen 1.002 chronische oder schwere Erkrankungen haben.

Immer­hin: Wei­te­re acht Pro­zent der Befrag­ten gaben an, von einem Arzt über die Mög­lich­kei­ten zur Nut­zung Digi­ta­ler Gesund­heits­an­wen­dun­gen (DiGA) infor­miert wor­den zu sein. Ins­ge­samt nut­zen 16 Pro­zent der Teilnehmer:innen mit einer Erkran­kung Apps oder Online­an­ge­bo­te. Aller­dings ist nicht jede App oder jedes onlin­ege­stütz­te Ange­bot auch eine DiGA. Was den Rück­schluss zulässt, dass die meis­ten Patient:innen Apps zur gesund­heit­li­chen Unter­stüt­zung ohne ärzt­li­ches Rezept nutzen.

Und die­se The­se lässt sich durch inter­ne Zah­len der SBK unter­mau­ern: So heißt es sei­tens der Kran­ken­kas­se, dass es zwar einen Auf­wärts­trend im Hin­blick auf DiGA gebe, die Nach­fra­ge aber nach wie vor ver­hal­ten sei. Bis Ende April die­ses Jah­res hat die SBK 349 DiGA geneh­migt. „Die­se Zah­len zei­gen, dass die App auf Rezept in der ärzt­li­chen Ver­sor­gung bis­her eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le spielt“, sagt Chris­ti­na Ber­nards, Fach­ex­per­tin für inno­va­ti­ve Prä­ven­ti­ons- und Ver­sor­gungs­an­ge­bo­te bei der SBK. Die Zahl der Men­schen, die im Rah­men einer ärzt­li­chen The­ra­pie von digi­ta­len Anwen­dun­gen pro­fi­tie­ren, sei noch gering.

Ent­spre­chend for­dert Ber­nards eine enge­re Ver­zah­nung von digi­ta­len und ana­lo­gen Ver­sor­gungs­mög­lich­kei­ten. „Es muss nicht nur schnellst­mög­lich wis­sen­schaft­lich beant­wor­tet wer­den, ob die DiGA den Pati­en­ten einen ech­ten Vor­teil bie­ten, son­dern auch die Fra­ge, wo ärzt­li­che Unter­stüt­zung not­wen­dig ist bzw. wie gut die ein­zel­nen Apps viel­leicht auch ohne ärzt­li­che Unter­stüt­zung hel­fen“, sagt Bernards.

Ohne die Ver­net­zung von digi­ta­len The­ra­pien mit der Ver­sor­gung durch Ärzt:innen kön­ne es pas­sie­ren, dass der digi­ta­le Sek­tor zu einer Art Insel im Gesund­heits­we­sen wer­de. Ziel müs­se jedoch das gro­ße Gan­ze sein. Und was pas­sie­ren kön­ne, wenn die Ganz­heit­lich­keit aus dem Fokus gera­te, wür­den bei­spiels­wei­se die Sek­to­ren­gren­zen zwi­schen ambu­lan­ter und sta­tio­nä­rer Ver­sor­gung und der Pfle­ge zei­gen. Die Bau­stel­len hei­ßen dann man­geln­de Trans­pa­renz und feh­len­der Aus­tausch von Daten.

„Dabei soll die Digi­ta­li­sie­rung doch Sek­to­ren­gren­zen auf­wei­chen. Ich hal­te es daher für sehr wich­tig, dass die Ärzt:innen enger in die digi­ta­le Ver­sor­gung der Patient:innen ein­ge­bun­den sind und auch ihre digi­ta­le Ver­sor­gung gemein­sam mit ihnen steu­ern“, so Ber­nards. Dafür müss­ten aber auch die Ärzt:innen bes­ser über Ange­bo­te und deren Nut­zen auf­ge­klärt werden.

Immer­hin: Die Patient:innen, die Online­the­ra­pien nut­zen, sehen dar­in einen Mehr­wert. 70 Pro­zent der Teilnehmer:innen ord­nen ihren Gesund­heits-Apps „einen gro­ßen oder sehr gro­ßen Nut­zen“ zu. Nur fünf Pro­zent kön­nen mit der digi­ta­len Unter­stüt­zung rela­tiv wenig anfangen.

Die aus­ge­wer­te­ten Zah­len beru­hen auf einer Online­um­fra­ge der You­Gov Deutsch­land GmbH, an der zwi­schen dem 25. und 27. Janu­ar die­ses Jah­res ins­ge­samt 1.832 Per­so­nen teil­ge­nom­men haben. „Die Ergeb­nis­se wur­den gewich­tet und sind reprä­sen­ta­tiv für die deut­sche Bevöl­ke­rung ab 18 Jah­ren“, teilt die SBK mit.

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