Allein die Rehacare verbuchte über 30.000 Besucher:innen aus 83 Ländern dieser Welt. Im Fokus der diesjährigen Messe inklusive des kleinen Kongressprogramms standen die Themen Inklusion und Digitalisierung im Gesundheitsmarkt.
„Aufgrund der internationalen Teilnahme, ihres Innovationspotenzials sowie der politischen Bedeutung und des Bildungsangebots leistet die Rehacare einen erheblichen Beitrag zur internationalen Diskussion über Rehabilitation, Pflege, Inklusion und Barrierefreiheit. Sie fördert die Zusammenarbeit und trägt dazu bei, die Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen zu verbessern“, erklärt Michael Degen, Executive Director der Messe Düsseldorf.
Vom 13. bis zum 16. September präsentierten über 700 Ausstellende aus 37 Ländern die neuesten Produkte zu den Themen barrierefreies Wohnen und Bauen, Mobilität und Gehhilfen oder auch Kinderhilfsmittel. Das Messepublikum ist wie schon bei den vorangegangenen Ausgaben bunt gemischt: von Fachbesuchern über Betroffene bis hin zu Angehörigen und Freunden. Diese Mischung macht es auch für die Ausstellenden besonders reizvoll, ihre Innovationen zu präsentieren und in den direkten Austausch mit ihren Kundinnen und Kunden zu gehen. Für die Besucher:innen ist es eine gute Gelegenheit, selbst neue Produkte kennenzulernen und zu sehen, was international an Versorgungen möglich ist.
Vorträge laden zum Zuhören ein
Betroffene wie Fachbesucher kamen aber auch im Rahmen des Kongressprogramms auf ihre Kosten. In Halle 6 bot der „Treffpunkt Rehacare“ interessante Vorträge für Betroffene, Angehörige sowie Vertreter:innen aus Physiotherapie, Ergotherapie und Orthopädie-Technik. Zum Beispiel war Aktivist und Buchautor Raul Krauthausen einer der Vortragenden. Im exklusiven Presse-Vorgespräch zeigte sich Krauthausen gewohnt kritisch und bemühte sich darum, dass die Anwesenden einen Perspektivwechsel vornehmen, um besser die Belange von Menschen mit Behinderungen zu verstehen. So prangerte er beispielsweise die Fokussierung auf Sport auch im Rahmen der Rehacare an. Durch die Invictus Games oder auch die große Präsenz der Behindertensportverbände auf der Rehacare entstünde der Eindruck, dass Inklusion nur durch Sport gelinge. Vielmehr sollten Musik und Kunst Menschen mit Behinderungen eine Möglichkeit zur Inklusion bieten. Krauthausen bemängelte die fehlende Präsenz solcher Angebote auf der Messe und regte an, dies künftig zu ändern. Ein weiterer Kritikpunkt Krauthausens richtete sich nach dem Realnutzen der ausgestellten Produkte für die betroffenen Messebesucher:innen. Schließlich seien die Produkte häufig mit hohen Kosten verbunden und damit unerschwinglich für viele Menschen mit Behinderung. Er selbst brachte ein Beispiel von einem USB-Anschluss für seinen Rollstuhl, der ihn 200 Euro gekostet habe. Zu viel aus Sicht des Aktivisten für ein Produkt, das außerhalb des Rehakontextes deutlich günstiger zu haben sei.
Jonas Karpa, ein Journalist mit starker Sehbehinderung, berichtete von seinen kuriosen Erfahrungen aus dem Alltag, die verdeutlichen, dass Inklusion noch lange nicht in jedem Kopf und in jedem Gebäude angekommen ist. Sein Beispiel aus einer Augenklinik zeigt, an welchen Stellen Inklusion nicht bis zum Ende gedacht wird. Als Patient muss man in dieser Augenklinik nämlich eine Nummer ziehen, ein Signalton teilt anschließend den Wartenden mit, dass der nächste Patient an der Reihe ist. Allerdings kann man anhand des Signaltons nicht erkennen, welcher Patient oder welche Patientin nun aufgerufen wird. In einer Klinik für Menschen mit Sehbehinderungen sollte eigentlich das Verständnis für die Belange und Bedürfnisse der Patient:innen vorhanden sein und mit den entsprechenden Vorkehrungen dafür gesorgt werden, dass die Patient:innen sich an Ort und Stelle zurechtfinden. Auch die Bedeutung des Ehrenamts wurde durch den bewegenden Vortrag von Daniel Stumpe von der „ Initiative Hallo Nachbar“ gezeigt.
Das Programm wurde in diesem Jahr durch zwei Thementage geprägt. In Kooperation mit der Techniker Krankenkasse fanden am Freitag, 15. September, Vorträge und Diskussionsrunden rund um das Thema „Digitalisierung in der Pflege“ statt. Eine besondere Form der Mobilität, nämlich das Reisen, wurde am Samstag, 16. September, in den Mittelpunkt der Vortragsreihe gestellt.
Veranstaltungskombination überzeugt
Während die Invictus Games ein internationales Sportevent sind, das einmalig in Düsseldorf Station macht, sind der Cybathlon und die Therapie Düsseldorf wiederkehrende Veranstaltungen, die im Rahmen der Rehacare vor allem den Fachbesucher:innen viele Impulse bieten.
„Wir freuen uns sehr über den erfolgreichen Verlauf der Therapie Düsseldorf 2023“, sagt Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe und Veranstalter der Therapie Düsseldorf. „Das Wachstum und die große Resonanz bei den Fachbesuchern zeigen, dass unser Veranstaltungskonzept auf dem richtigen Kurs ist. Die Therapie Düsseldorf hat sich auf Aussteller- und Besucherseite hervorragend entwickelt und sich als bedeutendster Branchentreffpunkt für Therapeuten im westdeutschen Raum etabliert.“ Die diesjährige Fachmesse bot ein breites Spektrum von Produkten und Lösungen, die die Qualität und Effizienz in Therapie und medizinischer Rehabilitation verbessern können. Dazu gehören innovative Geräte für Therapie, Rehabilitation, medizinische Fitness und Training, Gesundheitsprodukte zur modernen Patientenbehandlung, Bedarfs- und Verbrauchsartikel für die tägliche Arbeit sowie digitale Therapiesysteme. Die Besucherzahl lag mit 3.700 Fachbesucher:innen um 76 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die nächste Therapie Düsseldorf findet im September 2025 wieder parallel zur Rehacare statt.
Auf dem Stand des Cybathlon führten internationale Teams Live-Demonstrationen ihrer innovativen Technologien für die Herausforderungen des alltäglichen Lebens durch. Besucher:innen hatten die Möglichkeit, Technologien auszuprobieren und sich über nutzerbasierte Forschung und Entwicklung im Bereich Assistenztechnologie zu informieren. „Wir freuen uns sehr, auf der Rehacare 2023 wieder präsent zu sein. Die weltweit größte Fachmesse für Rehabilitation und Pflege bietet uns eine einmalige Plattform, und wir sind stolz darauf, die gemeinsame Vision ‚Selbstbestimmtes Leben‘ auf der Messe zu teilen“, erklärte Annegret Kern, Co-Leiterin des Cybathlon.
Hannes Niemann, Projekt Director der Rehacare, freut sich über die positive Resonanz der Community: „Die Rehacare 2023 hat nicht nur Innovationen und Produkte präsentiert, sondern auch viele Weichen für eine inklusivere Zukunft gestellt. Wir danken allen Besuchern, Ausstellenden und Unterstützern, die diese Messe zu einem Erfolg gemacht haben!“
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