4. Betriebs­be­fra­gung zu den Corona-Auswirkungen

Für Sanitätshäuser und orthopädietechnische Betriebe ist die „neue Normalität“ der Corona-Pandemie weiterhin von Umsatz- und Auftragsverlusten geprägt. Dies ergab die vierte und bislang letzte Betriebsbefragung des Bundesinnungsverbands für Orthopädie-Technik (BIV-OT) zu den „Corona-Auswirkungen 2020“, an der vom  6. bis 18. Juli 211 Mitgliedsfirmen des BIV-OT teilnahmen.

Ins­ge­samt hat sich Lie­fer­fä­hig­keit in der Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung weit­ge­hend sta­bi­li­siert. Nach wie vor bestehen jedoch Lücken bei zum Ver­brauch bestimm­ten Pfle­ge­hilfs­mit­teln (PG 54) sowie eben­so bei Inha­la­ti­ons- und Atem­the­ra­pie­ge­rä­ten (PG 14).

„Vor allem zu Beginn der Coro­na-Kri­se haben wir dras­ti­sche Ein­schnit­te in der Arbeits­fä­hig­keit unse­rer Betrie­be sowie der Lie­fer­fä­hig­keit etli­cher Pro­dukt­grup­pen fest­stel­len müs­sen. Die flä­chen­de­cken­de, qua­li­täts­ge­si­cher­te Ver­sor­gung mit Hilfs­mit­teln geriet ernst­haft ins Wan­ken“, unter­streicht BIV-OT-Prä­si­dent Alf Reu­ter. „Lei­der war nicht allen Ver­ant­wort­li­chen im Gesund­heits­sys­tem klar, wie wesent­lich – ja sys­tem­re­le­vant – die Arbeit unse­rer Bran­che für ein funk­tio­nie­ren­des Gesund­heits­sys­tem ist.“ Bis heu­te sei­en Sani­täts­häu­ser von der zen­tra­len Ver­tei­lung von Per­sön­li­cher Schutz­aus­rüs­tung (PSA) zum Bei­spiel über Bun­des­mi­nis­te­ri­en aus­ge­nom­men. Auch ein Aus­gleich für die teils deut­lich über­höh­ten Beschaf­fungs­kos­ten fin­de nicht statt.

 

Wei­ter­hin Umsatz- und Auftragsverluste

Zum vier­ten Mal in Fol­ge gab die Mehr­zahl der befrag­ten Betrie­be an, dass sowohl Umsatz- als auch Auf­trags­la­ge gegen­über des glei­chen Monats des Vor­jah­res ein­ge­bro­chen sei: Bei 62,9 Pro­zent habe dem­nach der Umsatz im Juni 2020 im Ver­gleich zum Juni 2019 abge­nom­men bzw. stark abge­nom­men. Für die Auf­trags­la­ge sag­ten dies 59,2 Pro­zent. „Auch wenn die Rück­gän­ge nicht mehr ganz so dras­tisch aus­fie­len – die ange­häuf­ten Ver­lus­te wer­den die Unter­neh­men nicht aus­glei­chen kön­nen“, so Reuter.

 

Getrüb­te Aussichten

Der Ein­fluss der Coro­na-Pan­de­mie trübt den Blick in die Zukunft bei den Sani­täts­häu­sern und ortho­pä­die­tech­ni­schen Betrie­ben, wie die Erhe­bung wider­spie­gelt. Zwar erwar­te­ten mit 25,5 Pro­zent etwas mehr als ein Vier­tel der befrag­ten Häu­ser für August 2020 einen zuneh­men­den oder stark zuneh­men­den Umsatz. Aller­dings sahen dem­ge­gen­über 39,6 Pro­zent eine Abnah­me oder star­ke Abnah­me vor­aus. Ein ähn­li­ches Bild bei der Auf­trags­la­ge: Hier rech­ne­ten 24,7 Pro­zent mit einer Zunahme/starken Zunah­me, jedoch 36,4 Pro­zent mit Abnahme/starker Abnah­me. Die Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten sei­en noch immer ver­un­si­chert, erläu­tert Reu­ter: „Durch die Angst vor dem Virus SARS-CoV‑2 und einer 2. Infek­ti­ons­wel­le besteht wei­ter­hin die Ten­denz, wich­ti­ge Arzt­be­su­che auf­zu­schie­ben und plan­ba­re Ein­grif­fe hin­aus­zu­zö­gern. Das ist beun­ru­hi­gend, denn es birgt die Gefahr von Folgeschäden.“

 

Weni­ger Engpässe

Gute Wer­te attes­tier­ten die befrag­ten Unter­neh­men der Arbeits­fä­hig­keit ihrer Unter­neh­mens­be­rei­che: So schätz­ten sich im Ver­sor­gungs­seg­ment Sani­täts­haus 88 Pro­zent als „eher bzw. voll arbeits­fä­hig“ ein. In der Ortho­pä­die-Tech­nik lag die­ser Anteil bei 86,2 Pro­zent, in der Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik bei 82,1 Pro­zent, Reha: 84,1, Home Care: 81,3 und Medi­zin­tech­nik: 87,6 Pro­zent. Gegen­über den vor­her­ge­hen­den Befra­gun­gen hat­te sich die Lie­fer­fä­hig­keit wei­ter­hin sta­bi­li­siert. Trotz­dem bestehen vor allem bei zum Ver­brauch bestimm­ten Pfle­ge­hilfs­mit­teln (PG 54), aber eben­so bei Inha­la­ti­ons- und Atem­the­ra­pie­ge­rä­ten (PG 14) Lücken fort. Die Eng­päs­se bei PSA betref­fen bei­spiels­wei­se Ein­weg­hand­schu­he: 42,18 Pro­zent der teil­neh­men­den Betrie­be benann­ten hier einen Man­gel, der „aktu­ell oder inner­halb der nächs­ten Woche“ zu Ein­schrän­kun­gen ihrer Lie­fer­fä­hig­keit führt. Gefolgt von feh­len­dem Des­in­fek­ti­ons­mit­tel (26,07 Pro­zent) und FFP2/3‑Mundschutz (18,48 Prozent).

 

Poli­ti­schen Pro­zess beschleunigen

Erfreu­lich sei, dass die Ergeb­nis­se der Befra­gung in den poli­ti­schen Pro­zess der letz­ten Mona­te ein­ge­flos­sen sei­en, stellt Reu­ter fest. Aller­dings sei dies noch nicht in aus­rei­chen­dem Maße gesche­hen. So habe MdB Dr. Roy Küh­ne, Mit­glied im Aus­schuss für Gesund­heit und zustän­di­ger Bericht­erstat­ter für Hilfs­mit­tel der CDU/C­SU-Bun­des­tags­frak­ti­on, bereits im April ein 5‑Punk­te-Pro­gramm vor­ge­legt, um die flä­chen­de­cken­de Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung wäh­rend der Pan­de­mie und für die Zukunft zu gewähr­leis­ten. Reu­ter: „Aller­dings war­ten dar­in genann­te Maß­nah­men wie die Ein­rich­tung eines Schutz­schirms für Hilfs­mit­tel­er­brin­ger oder die expli­zi­te Benen­nung der Hilfs­mit­tel­leis­tungs­er­brin­ger und Her­stel­ler als sys­tem­re­le­van­te Ver­sor­ger nach wie vor auf Umset­zung durch die Bundesregierung.“

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