Trich­ter­brust­ver­sor­gung mit der Saug­glo­cke nach Eck­art Klobe

E. Klobe
Seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts stehen praktikable Möglichkeiten zur chirurgischen Korrektur einer Trichterbrust zur Verfügung. Im Jahr 2002 wurde die Saugglocke nach Eckart Klobe als Medizinprodukt zur nichtinvasiven Anhebung der Trichterbrust und zur Fixierung der angehobenen Trichterbrust in angehobener Lage angemeldet und dem Markt zur Verfügung gestellt. Zwar erreichen Trichterbrustkorrekturen mittels Saugglocke nicht immer das kosmetische Ergebnis einer von einem spezialisierten Ärzteteam ausgeführten Trichterbrustoperation, aber weniger Risiken, geringere Kosten und die Vermeidung eines stationären Krankenhausaufenthalts lassen zunehmend mehr Patienten zur Saugglocke greifen.

Ein­lei­tung

Als Trich­ter­brust oder Pec­tus excava­tum wird eine Ein­sen­kung der vor­de­ren Wand des Brust­korbs bezeich­net. Über die Häu­fig­keit des Auf­tre­tens einer Trich­ter­brust fin­den sich in der Lite­ra­tur auf­fal­lend gro­ße Schwan­kungs­brei­ten von weit unter 1 Pro­mil­le bis deut­lich über 1 Pro­zent. Einer­seits wur­de dabei offen­bar nicht immer zwi­schen den ope­ra­ti­ons­wür­di­gen Fäl­len einer Trich­ter­brust und einem gene­rel­len Auf­tre­ten die­ses Erschei­nungs­bilds unter­schie­den, ande­rer­seits fehlt offen­kun­dig ein ein­heit­li­ches Maß, ab wel­cher Aus­prä­gung eine Ein­sen­kung der vor­de­ren Brust­wand als Trich­ter­brust gilt. Die Auf­merk­sam­keits­schwel­le für die Wahr­neh­mung einer Trich­ter­brust durch einen the­ma­tisch Unbe­tei­lig­ten könn­te in etwa zwi­schen 0,5 cm und 1,5 cm lie­gen – abhän­gig davon, ob ein Klein­kind oder eine aus­ge­wach­se­ne Per­son betrach­tet wird. Eine Trich­ter­brust kommt bei Jun­gen offen­bar häu­fi­ger vor als bei Mäd­chen: Je nach Lite­ra­tur­quel­le wird die Häu­fig­keits­ver­tei­lung männ­lich zu weib­lich mit 3:1 bis 5:1 angegeben.

Anzei­ge

In den über­wie­gen­den Fäl­len war eine im Lau­fe des Lebens dia­gnos­ti­zier­te Trich­ter­brust bei der Geburt zumin­dest ansatz­wei­se erkenn­bar. Sie kann sich aber auch erst wäh­rend des Lebens gebil­det oder zumin­dest ver­stärkt haben. Als auf­fal­lend häu­fig und mar­kant wer­den die Ver­schlech­te­run­gen selbst leich­tes­ter Trich­ter­brust­for­men wäh­rend des puber­tä­ren Wachs­tums­schubs bei männ­li­chen Pati­en­ten berich­tet, jedoch so gut wie nie bei weib­li­chen Pati­en­ten. Das mag unter ande­rem damit zusam­men­hän­gen, dass die in der weib­li­chen Puber­tät zuneh­men­de Östro­gen­aus­schüt­tung zu einer frü­he­ren Durch­knö­che­rung des weib­li­chen Brust­beins führt als beim männ­li­chen Geschlecht – und auch damit, dass Jun­gen gera­de ab die­sem Lebens­al­ter häu­fig einen grö­ße­ren Ehr­geiz auf ihre kör­per­li­che Kraft­ent­wick­lung rich­ten als Mädchen.

Seit der Mit­te des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts ste­hen prak­ti­ka­ble Mög­lich­kei­ten zur chir­ur­gi­schen Kor­rek­tur einer Trich­ter­brust zur Ver­fü­gung. Im Gegen­satz zur Kiel­brust (Pec­tus cari­na­tum), einer kiel­för­mi­gen Vor­wöl­bung des Brust­beins, die sich gera­de­zu für eine Orthe­se zum Nie­der­drü­cken des Brust­beins anbie­tet, stan­den zur Anhe­bung der Trich­ter­brust lan­ge Zeit kei­ne prak­ti­ka­blen Orthe­sen auf dem Markt zur Ver­fü­gung. Im Jahr 2002 wur­de die Saug­glo­cke nach Eck­art Klo­be als Medi­zin­pro­dukt ange­mel­det und dem Markt zur Ver­fü­gung gestellt. Die Saug­glo­cke ist eine Orthe­se zur nicht­in­va­si­ven Anhe­bung der Trich­ter­brust und zur Fixie­rung der ange­ho­be­nen Trich­ter­brust in ange­ho­be­ner Lage.

Die Saug­glo­cke hebt den Brust­korb mit­tels Unter­drucks an 1 und über­win­det in der Regel mühe­los den mecha­ni­schen Wider­stand der am Trich­ter betei­lig­ten Kno­chen, Knor­pel und Bän­der. Durch die Sicht­schei­be in der Saug­glo­cke kann der Pati­ent die­sen Effekt auch selbst beob­ach­ten (Abb. 1). Fer­ner ist es Auf­ga­be der ange­leg­ten Saug­glo­cke, den ange­ho­be­nen Trich­ter in der ange­ho­be­nen Lage zu hal­ten, denn die inne­ren Mus­keln wie das Zwerch­fell nei­gen dazu, den Trich­ter immer wie­der in sei­ne ein­ge­sun­ke­ne Form zurück­zu­zie­hen. Eine wei­te­re Auf­ga­be der Saug­glo­cke ist es daher, die­se Mus­keln zu deh­nen, um ihren Zug zu schwä­chen. So ist nach Abset­zen der Saug­glo­cke am Ende einer Behand­lungs­ein­heit auch mit einem teil­wei­sen Zurück­fal­len des Trich­ters zu rech­nen. Die­ses kann – indi­vi­du­ell unter­schied­lich – eini­ge Minu­ten oder Stun­den andauern.

Die Saug­glo­cke kann über wei­te Tei­le des Tages ange­wandt wer­den, ohne dass sie all­ge­mein übli­che Tätig­kei­ten behin­dert. Das betrifft ins­be­son­de­re Lie­gen, Sit­zen, Ste­hen und Gehen, theo­re­tisch sogar Schul­be­such, Büro­ar­beit, Haus­ar­beit und ver­schie­de­ne Arten von kör­per­li­cher Arbeit oder Sport. Dies gestat­tet lan­ge täg­li­che Tra­ge­zei­ten, die es der neu­en Brust­form ermög­li­chen, sich den bio­me­cha­ni­schen Anfor­de­run­gen des All­tags anzu­pas­sen. Für eine erfolg­rei­che Kor­rek­tur oder zumin­dest eine deut­li­che Mil­de­rung der Trich­ter­brust ist es not­wen­dig, die Saug­glo­cke beharr­lich über einen län­ge­ren Zeit­raum anzu­wen­den. Typi­sche Anwen­dungs­zei­ten der Saug­glo­cke lie­gen zwi­schen einer und drei Stun­den täg­lich – und zwar über einen Zeit­raum von einem bis drei Jahren.

Behand­lungs­er­geb­nis­se

Mitt­ler­wei­le gibt es welt­weit über 13.000 Ver­sor­gun­gen der Trich­ter­brust mit Saug­glo­cken bei einem Al ters­spek­trum von etwa 4 bis 60 Jah­ren sowie ent­spre­chen­de inter­na­tio­na­le Publi­ka­tio­nen über die jewei­li­gen Anwen­dungs­er­fah­run­gen und die erziel­ten Kor­rek­tur­er­geb­nis­se 234. Ins­be­son­de­re sei hier auf die online ver­füg­ba­re deutsch­spra­chi­ge Publi­ka­ti­on von Häcker et al. 5 mit 140 Pati­en­ten im Alter von 3 bis 61 Jah­ren ver­wie­sen. Die Stu­die von Lopez et al. 6 mit einer unter­such­ten Alters­grup­pe von 3 bis 40 Jah­ren zeich­net sich durch ein beherz­tes The­ra­pie­kon­zept aus – mit den längs­ten bis dato publi­zier­ten täg­li­chen Tra­ge­zei­ten, den stärks­ten publi­zier­ten Druck­dif­fe­ren­zen in der Anwen­dung, den mar­kan­tes­ten Kor­rek­tur­er­fol­gen sowie dem Hin­weis, dass auch sechs Mona­te nach Behand­lungs­en­de kein Rück­fal­len des Trich­ters bemerkt wer­den konn­te. Die Stu­die von Ober­mey­er et al. 7 mit einer unter­such­ten Alters­grup­pe von 4 bis 23 Jah­ren zeich­net sich durch die genau­es­ten Quan­ti­fi­zie­run­gen sowie die strengs­ten Maß­stä­be (Rest­tie­fe ≤ 0,51 cm) für ein exzel­len­tes Kor­rek­tur­er­geb­nis aus. Die dar­in beschrie­be­nen Behand­lungs­er­geb­nis­se las­sen sich anhand der in der Stu­die ver­wen­de­ten Kate­go­rien wie folgt zusammenfassen:

  • gut + exzel­lent: 1/3 der Patienten
  • deut­lich: 1/3 der Patienten
  • gering: 1/3 der Patienten

Fall­bei­spiel

Exem­pla­risch für den Behand­lungs­ver­lauf einer Trich­ter­brust bei einem Erwach­se­nen wird im Fol­gen­den für die Fall­ge­schich­te 11.148 die Trich­ter­tie­fe in Mil­li­me­tern unter der Zeit in Stun­den doku­men­tiert (Abb. 2). Zur Ori­en­tie­rung: 1.200 Stun­den ent­spre­chen 50 Tagen, 2.400 Stun­den 100 Tagen usw. Der obe­re Rand des rot mar­kier­ten Bereichs ent­spricht den ver­blie­be­nen Trich­ter­tie­fen unmit­tel­bar nach Abset­zen der Saug­glo­cke – also den vor­über­ge­hen­den Behand­lungs­er­fol­gen. Der unte­re Rand des rot mar­kier­ten Bereichs ent­spricht der ver­blie­be­nen Trich­ter­tie­fe unmit­tel­bar vor einer jewei­li­gen Saug­glo­cken­an­wen­dung – also einem blei­ben­den Behand­lungs­er­folg. Der Pati­ent war zu Behand­lungs­be­ginn 61 Jah­re alt, männ­lich, 1,78 m groß und wog 78 kg. Der Abstand zwi­schen der Mit­te der lin­ken Brust­war­ze und der Mit­te der rech­ten Brust­war­ze betrug 25 cm. Der Pati­ent hat­te anfäng­lich eine Trich­ter­tie­fe von 4,0 cm; er erhielt eine gro­ße Saug­glo­cke (26 cm) und trug die­se drei bis vier Stun­den am Tag, meist auf­ge­teilt auf zwei oder drei Anwen­dun­gen. Abbil­dung 2 ver­an­schau­licht fer­ner, dass auch bei Erwach­se­nen in mitt­le­ren Jah­ren zumin­dest noch deut­li­che bis gute Behand­lungs­er­fol­ge mög­lich sind.

Aus­wahl und Anwen­dung der Saugglocke

Die Saug­glo­cken nach Eck­art Klo­be gibt es in fünf Aus­füh­run­gen (Abb. 3):

  • gro­ße Saug­glo­cke (26 cm) für männ­li­che Per­so­nen mit einer Kör­per­grö­ße von mehr als ca. 1,70 m
  • klei­ne Saug­glo­cke (19 cm) für (männ­li­che) Per­so­nen mit einer Kör­per­grö­ße von mehr als ca. 1,40 m
  • klei­ne Saug­glo­cke Typ „Body­buil­der“ (19 cm) für Body­buil­der und spe­zi­el­le Anwendungen
  • klei­ne Saug­glo­cke Typ „Frau­en“ (19 cm) für Frau­en und Mäd­chen ab Beginn der Brustentwicklung
  • Mini-Saug­glo­cke (16 cm) für Kin­der mit einer Kör­per­grö­ße von mehr als ca. 1,05 m

Die Aus­wahl einer pas­sen­den Saug­glo­cke für den ein­zel­nen Pati­en­ten bedarf einer gewis­sen Erfah­rung. Sie erfolgt nach unter­schied­li­chen Kri­te­ri­en wie Geschlecht, Alter, Kör­per­grö­ße, Kör­per­ge­wicht, Kör­per­hal­tung, Trich­ter­form, Trich­ter­tie­fe und even­tu­el­ler Emp­find­lich­keit der Brust­war­zen. Bei Frau­en müs­sen dar­über hin­aus Grö­ße und Form der Brüs­te sowie die Fra­ge berück­sich­tigt wer­den, ob zwi­schen den Brüs­ten genug Platz ist, um eine Saug­glo­cke dazwi­schen­zu­set­zen. Die Saug­glo­cke soll­te einer­seits groß genug sein, um sich noch außer­halb des Trich­ters abstüt­zen zu kön­nen, ande­rer­seits soll­te sie aber auch nicht so groß sein, dass sie schmerz­haft auf Hals oder Bauch drückt oder an den Sei­ten Luft zieht. Auch soll­te sie bei Frau­en nicht schmerz­haft auf die Brüs­te drücken.

Für die Aus­wahl der pas­sen­den Saug­glo­cke für jeden ein­zel­nen Pati­en­ten benö­tigt der Her­stel­ler vom Pati­en­ten fol­gen­de Angaben:

  • Geburts­jahr,
  • Kör­per­grö­ße,
  • Kör­per­ge­wicht,
  • die unge­fäh­re Trich­ter­tie­fe sowie
  • den Abstand von Mit­te linker

Brust­war­ze zu Mit­te rech­ter Brustwarze.

Des Wei­te­ren wird jeweils ein Foto aus fol­gen­den Per­spek­ti­ven benö­tigt (min­des­tens Hals bis Gürtellinie):

  • mit­tig von vorne,
  • rechts von vor­ne (im Halb­pro­fil) sowie
  • links von vor­ne (im Halbprofil).

Die Saug­glo­cke wird zweck­mä­ßi­ger­wei­se meist über die Mit­te der Ein­sen­kung des Brust­korbs auf­ge­setzt und ange­pumpt. Der Pati­ent darf das Zie­hen der Saug­glo­cke zwar spü­ren, ernst­haf­te Schmer­zen sind aber zu ver­mei­den. Das heißt: Sobald es anfängt zu schmer­zen, soll­te man nicht mehr stär­ker pumpen.

Um mög­li­cher­wei­se über­mo­ti­vier­te Jugend­li­che und Erwach­se­ne vor Über­ei­fer zu schüt­zen, hat sich eine ein­fa­che Faust­re­gel zur Tra­ge­zeit bewährt:

  • in der ers­ten Behand­lungs­wo­che höchs­tens eine Stun­de täglich
  • in der zwei­ten Behand­lungs­wo­che höchs­tens zwei Stun­den täglich
  • usw.

Neben­wir­kun­gen

Häu­figs­te Neben­wir­kung ist eine dicke, wei­che, auf­ge­quol­le­ne Haut unter der Saug­glo­cke durch Ansamm­lung von Gewe­be­flüs­sig­keit, zumeist ver­ur­sacht durch zu star­ken Unter­druck oder zu aus­ge­dehn­te Tra­ge­zei­ten in den ers­ten Behand­lungs­wo­chen. Die indi­vi­du­el­le Ober­gren­ze bei den Tra­ge­zei­ten kann je nach Pati­ent zwi­schen 20 Minu­ten und vie­len Stun­den täg­lich lie­gen; dies kann nur ganz all­mäh­lich durch Aus­pro­bie­ren ermit­telt werden.

Läs­tigs­te Neben­wir­kung sind gereiz­te Brust­war­zen: Je fla­cher die Höfe der Brust­war­zen zu Behand­lungs­be­ginn aus­se­hen, des­to gerin­ger scheint das Risi­ko dies­be­züg­lich zu sein; es han­delt sich haupt­säch­lich um ein Pro­blem in der Puber­tät und der frü­hen Adoleszenz.

Kon­tra­in­di­ka­tio­nen

Saug­glo­cken wer­den nur abge­ge­ben, wenn ein Arzt die Behand­lung betreut. Der Arzt soll sicher­stel­len, dass dem geplan­ten Vor­ha­ben kei­ne gesund­heit­li­chen Hin­der­nis­se im Wege ste­hen. Dazu zählen:

  • Ske­lett­er­kran­kun­gen, wel­che die Fes­tig­keit der Kno­chen beein­träch­ti­gen, wie Osteo­ge­ne­sis imper­fec­ta und Osteo­po­ro­se (zur Ermitt­lung genügt meist eine ein­fa­che Befra­gung, z. B.: „Wann war der letz­te Knochenbruch?“)
  • Gefäß­er­kran­kun­gen, etwa im Rah­men eines Mar­fan-Syn­droms, oder auch Aneu­rys­men (bei mar­fa­no­idem Habi­tus ist eine Ver­mes­sung der gro­ßen Blut­ge­fä­ße mit einem Ultra­schall-Dopp­ler zu empfehlen)
  • Gerin­nungs­stö­run­gen des Blu­tes wie Throm­bo­pa­thie oder Hämo­phi­lie (auch hier genügt meist eine ein­fa­che Befra­gung, z. B.: „Wie lan­ge blu­tet es bei einem klei­nen Schnitt in den Finger?“)

Beglei­ten­de

Kör­per­übun­gen

Die Abbil­dun­gen 4 und 5 zu Fall­ge­schich­te 5.471 ver­an­schau­li­chen, dass die Saug­glo­cke zwar den Trich­ter über­win­den kann – jedoch kann nicht erwar­tet wer­den, dass sich durch die allei­ni­ge Anwen­dung der Saug­glo­cke eine auf­rech­te Kör­per­hal­tung wie in Abbil­dung 5 ein­stellt. Eine auf­rech­te Kör­per­hal­tung kann nur durch eige­ne Mus­kel­kraft her­ge­stellt wer­den. Ergän­zend zur Saug­glo­cken­be­hand­lung sind daher fol­gen­de Begleit­übun­gen zu empfehlen:

  1. Eine Kör­per­übung namens „Stan­ding Super­man“ (ähn­lich der Bal­lett­fi­gur „Ara­bes­que“; Abb. 6), täg­lich ent­we­der ca. 30 Sekun­den pro Stand­bein oder ca. eine Minu­te unter fort­lau­fen­den Stand­bein­wech­seln durch­ge­führt. Ziel ist die Kräf­ti­gung haupt­säch­lich der unte­ren Rücken­mus­ku­la­tur als unab­ding­ba­re Vor­aus­set­zung für eine auf­rech­te Körperhaltung.
  2. Ein­fa­ches Schwin­gen leich­ter Han­teln (anfangs in jeder Hand eine Han­tel mit ca. 3 bis 5 % des Kör­per­ge­wichts, spä­ter nach Trai­nings­stand auch etwas mehr). Die Han­teln kön­nen geschwun­gen wer­den, wie ein Ten­nis­spie­ler sei­nen Schlä­ger oder wie ein Boxer sei­ne Fäus­te schwingt, oder so, als woll­te man etwas wer­fen. Dies kann etwa fünf Minu­ten täg­lich aus­ge­führt wer­den. Ziel ist eine Kräf­ti­gung der obe­ren Rückenmuskulatur.
  3. Über­zü­ge (Pull-overs) auf dem Rücken lie­gend mit leich­ten Han­teln (anfangs in jeder Hand eine Han­tel mit ca. 3 bis 5 % des Kör­per­ge­wichts, spä­ter nach Trai­nings­stand auch etwas mehr) und der Anwei­sung, ein dabei ent­ste­hen­des Hohl­kreuz eigen­mo­to­risch flach auf den Boden zu drü­cken. Dies kann z. B. eine Minu­te täg­lich durch­ge­führt wer­den. Ziel ist eine Anhe­bung des Brust­beins durch die Brust­mus­keln sowie ein Flach­zie­hen even­tu­ell unten her­vor­ste­hen­der Rip­pen­bö­gen durch die Bauchmuskeln.
  4. Etwa schul­ter­brei­tes Grei­fen eines Phy­sio- oder The­r­aban­des vor der Brust und Zie­hen nach außen. Ziel ist eine Kräf­ti­gung der obe­ren Rückenmuskulatur.
  5. Ergrei­fen eines Phy­sio- oder The­r­aban­des mit über­kreuz­ten Hand­ge­len­ken und über­kreuz­tes Zie­hen nach außen (rech­te Hand nach links, lin­ke Hand nach rechts). Die­se Übung ist bequem im Lie­gen auf dem Rücken durch­führ­bar. Ziel ist es, bei einer weit nach oben rei­chen­den Trich­ter­brust durch die obe­ren Antei­le des Pec­to­ra­lis major ein ein­ge­sun­ke­nes Manu­bri­um oder Schlüs­sel­bein eigen­mo­to­risch etwas anzu­he­ben. Ein wei­te­res Ziel der Übung kann dar­in bestehen, ein für Trich­ter­brust­pa­ti­en­ten typi­sches und cha­rak­te­ris­ti­sches Bewe­gungs­mus­ter in der Atmung zu über­win­den, das in einer Stu­die von Red­lin­ger und Kol­le­gen 8 fest­ge­stellt wurde.

Soma­ti­sche Hintergründe

In der genann­ten Stu­die von Red­lin­ger et al. 9 zeig­ten Trich­ter­brust­pa­ti­en­ten über­ra­schen­der­wei­se kei­ne gerin­ge­ren Atem­vo­lu­mi­na als eine ent­spre­chen­de Kon­troll­grup­pe ohne Trich­ter­brust. Sie zeig­ten aber in ihren maxi­ma­len Atem­zü­gen eine gerin­ge­re Anhe­bung des Brust­korbs in der Mit­tel­li­nie, gemes­sen am unte­ren Ende des Manu­bri­ums, in der Höhe der Brust­war­zen sowie des Schwert­fort­sat­zes, hin­ge­gen eine sehr viel grö­ße­re Anhe­bung im Bereich des Bauch­na­bels. Der Bereich der gerin­ge­ren Anhe­bung wird in 10 gemein­hin als Bereich der Trich­ter­brust beschrie­ben, stellt aber eben­falls den Ober­flä­chen­be­reich dar, unter dem sich gemein­hin das Herz oder zumin­dest des­sen rech­te Vor­kam­mer befin­det. In einer wei­te­ren Stu­die 11 konn­te dezi­diert nach­ge­wie­sen wer­den, in wel­cher Art und Wei­se die unter­schied­lichs­ten For­men der Trich­ter­brust auf das Herz drü­cken und an wel­chen Stel­len sie in wel­cher Wei­se den Funk­ti­ons­ab­lauf des Her­zens stö­ren kön­nen. Eine wei­te­re Stu­die 12 konn­te nach­wei­sen, dass die ein­fa­che Anwen­dung einer Saug­glo­cke aus­reich­te, um bei Pati­en­ten mit einer ope­ra­ti­ons­wür­di­gen Trich­ter­brust deren Herz­schlag­vo­lu­men zu erhö­hen, nicht jedoch bei einer Kon­troll­grup­pe mit Per­so­nen ohne Trichterbrust.

Psy­cho­so­ma­ti­scher Ausblick

Viel­fach wird berich­tet, dass Trich­ter­brust­pa­ti­en­ten zu einem ver­gleichs­wei­se gerin­gen Selbst­wert­ge­fühl nei­gen. Die­se Beob­ach­tung wird meist als Fol­ge der Trich­ter­brust gedeu­tet, was streng genom­men einer soma­to­psy­chi­schen Betrach­tungs­wei­se ent­spricht. Dem möch­te der Autor die Mög­lich­keit einer psy­cho­so­ma­ti­schen Betrach­tungs­wei­se gegen­über­stel­len. Dabei wird eine in ihrer Iden­ti­täts­ent­wick­lung behin­der­te Per­sön­lich­keit für mög­lich gehal­ten, die in das unter 13 beschrie­be­ne Atem­mus­ter gerät, das ihr buch­stäb­lich „das Herz zusam­men­schnürt“, und die nach­fol­gend eine Trich­ter­brust ent­wi­ckelt bzw. bei der sich ein even­tu­ell schon vor­han­de­ner Ansatz zur Trich­ter­brust verstärkt.

Fazit

Abwei­chend von einer weit ver­brei­te­ten Mei­nung stellt eine Trich­ter­brust nicht bloß ein rein ästhe­ti­sches Pro­blem dar. Viel­mehr kann durch die Raum­for­de­rung einer Trich­ter­brust auch die Herz­leis­tung und damit die gesam­te kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit eines Betrof­fe­nen deut­lich ein­ge­schränkt sein. Die Saug­glo­cke nach Eck­art Klo­be bie­tet die Mög­lich­keit einer nicht­chir­ur­gi­schen Kor­rek­tur der Trich­ter­brust – ein­schließ­lich der Auf­he­bung einer durch die Trich­ter­brust even­tu­ell ver­ur­sach­ten Ein­schrän­kung in der Herz­leis­tung. Eine auf­rech­te Kör­per­hal­tung kann jedoch nur eigen­mo­to­risch durch zweck­mä­ßig trai­nier­te Mus­keln auf­recht­erhal­ten wer­den. Manch­mal ste­hen einer auf­rech­ten Kör­per­hal­tung auch psy­cho­lo­gi­sche Bar­rie­ren im Wege – als hät­te der Pati­ent gar nicht das „Recht“ auf eine solch auf­rech­te Kör­per­hal­tung –, die gege­be­nen­falls anzu­spre­chen und auf­zu­lö­sen wären.

Der Autor:
Eck­art Klobe
M 7, 9a–10
68161 Mann­heim
webmaster@trichterbrust.de

Begut­ach­te­ter Beitrag/reviewed paper

Zita­ti­on
Klo­be E. Trich­ter­brust­ver­sor­gung mit der Saug­glo­cke nach Eck­art Klo­be. Ortho­pä­die Tech­nik, 2020; 70 (1): 22–26

 

  1. Schier F, Bahr M, Klo­be E. The vacu­um chest wall lif­ter, an inno­va­ti­ve, non­sur­gi­cal addi­ti­on to the manage­ment of pec­tus excava­tum. Jour­nal of Pedia­tric Sur­gery, 2005; 40: 496–500
  2. Häcker F‑M, Zup­pin­g­er J, Sesia SB. Die kon­ser­va­ti­ve The­ra­pie der Trich­ter­brust mit­tels Vaku­um­the­ra­pie. Schweiz Med Forum, 2014; 14 (45): 842–849. https://medicalforum.ch/de/resource/jf/journal/file/view/article/smf/de/smf.2014.02088/smf-02088.pdf (Zugriff am 29.11.2018)
  3. Lopez M, Patoir A, Cos­tes F, et al. Preli­mi­na­ry stu­dy of effi­ca­cy of cup suc­tion in the cor­rec­tion of typi­cal pec­tus excava­tum. Jour­nal of Pedia­tric Sur­gery, 2016; 51: 183–187
  4. Ober­mey­er RJ, Cohen NS, Kel­ly RE Jr, et al. Non­ope­ra­ti­ve manage­ment of pec­tus excava­tum with vacu­um bell the­ra­py: A sin­gle cen­ter stu­dy. Jour­nal of Pedia­tric Sur­gery, 2018; 53 (6): 1221–1225
  5. Häcker F‑M, Zup­pin­g­er J, Sesia SB. Die kon­ser­va­ti­ve The­ra­pie der Trich­ter­brust mit­tels Vaku­um­the­ra­pie. Schweiz Med Forum, 2014; 14 (45): 842–849. https://medicalforum.ch/de/resource/jf/journal/file/view/article/smf/de/smf.2014.02088/smf-02088.pdf (Zugriff am 29.11.2018)
  6. Lopez M, Patoir A, Cos­tes F, et al. Preli­mi­na­ry stu­dy of effi­ca­cy of cup suc­tion in the cor­rec­tion of typi­cal pec­tus excava­tum. Jour­nal of Pedia­tric Sur­gery, 2016; 51: 183–187
  7. Ober­mey­er RJ, Cohen NS, Kel­ly RE Jr, et al. Non­ope­ra­ti­ve manage­ment of pec­tus excava­tum with vacu­um bell the­ra­py: A sin­gle cen­ter stu­dy. Jour­nal of Pedia­tric Sur­gery, 2018; 53 (6): 1221–1225
  8. Red­lin­ger RE Jr, Kel­ly RE, Nuss D, et al. Regio­nal chest wall moti­on dys­func­tion in pati­ents with pec­tus excava­tum demons­tra­ted via opto­elec­tro­nic ple­thys­mo­gra­phy. Jour­nal of Pedia­tric Sur­gery, 2011; 46 (6): 1172–1176
  9. Red­lin­ger RE Jr, Kel­ly RE, Nuss D, et al. Regio­nal chest wall moti­on dys­func­tion in pati­ents with pec­tus excava­tum demons­tra­ted via opto­elec­tro­nic ple­thys­mo­gra­phy. Jour­nal of Pedia­tric Sur­gery, 2011; 46 (6): 1172–1176
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