Pro­phy­la­xe von Kreuz­band­ver­let­zun­gen – Knie­or­the­sen im Sport

H. Semsch
Das Kniegelenk ist im alpinen Skirennsport sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Etwa 36 % der Verletzungen im alpinen Ski-World-Cup entstehen am Kniegelenk. Es ist damit das am häufigsten verletzte Gelenk in dieser Sportart. Die Ursachen dafür sind vielfältig, und die bisherigen präventiven Maßnahmen zum Schutz, insbesondere vor Ruptur des vorderen Kreuzbandes, führen nicht zu einer relevanten Abnahme der Verletzungshäufigkeit. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Skiverband wurde daher eine Kommission gegründet, die die präventive Orthesenversorgung zur Vermeidung von Kreuzbandrissen untersucht. Aufgrund von Tests wurde ein neuer Orthesen-Typ entwickelt, der die komplexe Problematik aufgreift und dem Sportler Unterstützung des Kniegelenkes bietet, ohne die Performance des Athleten negativ zu beeinflussen.

Ein­lei­tung

Das Tra­gen von Hel­men und Pro­tek­to­ren in Risi­ko­s­port­ar­ten gehört mitt­ler­wei­le zum All­tag. Ledig­lich für das am häu­figs­ten von Ver­let­zun­gen betrof­fe­ne Knie­ge­lenk gibt es im Sport bis­lang kei­nen prak­ti­ka­blen Schutz. Und das, obwohl der tech­ni­sche Fort­schritt auch im Ski­sport die Geschwin­dig­keit der Pro­fi- wie Frei­zeit­sport­ler deut­lich erhöht hat.

Anzei­ge

Die Knie­ge­len­ke wer­den zusätz­lich durch die Mate­ri­al­ent­wick­lun­gen von den Ski mit höhe­rer Stei­fig­keit, zum Bei­spiel bei Car­ving-Ski 1, belas­tet. Zudem beein­flus­sen die ver­än­der­ten Schnee­be­schaf­fen­hei­ten durch glat­te, gepress­te bzw. har­te Schnee­auf­la­gen und der Ein­satz von Kunst­schnee das Knie­ge­lenk. Grund genug für den Deut­schen Ski­ver­band, sich mit die­sem The­ma aus­ein­an­der zu set­zen und sich die vom Inter­na­tio­na­len Ski­ver­band (FIS) auf­ge­stell­te Ver­let­zungs­lis­te, wel­che im Rah­men des „Inju­ry sur­veil­lan­ce sys­tem“ (ISS) vom Oslo Trau­ma Rese­arch Cen­ter (OSTRC) 2 3 geführt und ver­öf­fent­licht wird, näher anzuschauen.

Ver­schie­de­ne Stu­di­en zeig­ten, dass die Ver­let­zun­gen des Knie­ge­len­kes mit ca. 36 % 4 deut­lich füh­rend sind. Grund­sätz­lich kann fest­ge­stellt wer­den, dass meh­re­re Fak­to­ren posi­ti­ve oder nega­ti­ve Aus­wir­kung auf die Ver­let­zungs­häu­fig­keit haben kön­nen. Die­se wer­den in inter­ne und exter­ne Fak­to­ren 5 unter­teilt. Dabei gel­ten als exter­ne Fak­to­ren zum Bei­spiel Hang­prä­pa­ra­tio­nen, Kurs­set­zung und das Ath­le­ten-Equip­ment bestehend aus dem Sys­tem Ski­schuh, ‑bin­dung und Ski. Als inter­ne Fak­to­ren gel­ten Punk­te wie die gene­ti­sche Prä­dis­po­si­ti­on, das heißt die mus­ku­lä­re Ver­an­la­gung des Ath­le­ten, die Kraft, die Aus­dau­er und die neu­ro­mus­ku­lä­re Kon­trol­le im Sin­ne der Fein­ko­or­di­na­ti­on 6 und des Balan­ce­ge­füh­les 7.

So lässt sich fest­stel­len, dass ein­zel­ne Fak­to­ren mit­ein­an­der kor­re­spon­die­ren kön­nen, aber auch meh­re­re Fak­to­ren sich zeit­lich über­la­gern und so mög­li­cher­wei­se zu einer ent­spre­chen­den Knie­ver­let­zung führen.

Metho­dik

Grund­sätz­lich gel­ten im alpi­nen Renn­sport wie auch in ande­ren Sport­ar­ten all­ge­mein­gül­ti­ge Prä­ven­ti­ons­mög­lich­kei­ten zum Schutz des vor­de­ren Kreuz­ban­des 8. Dies sind eine gute mus­ku­lä­re Sta­bi­li­sie­rung des Knie­ge­len­kes durch die Ober­schen­kel­mus­ku­la­tur. Vor allem die ischio­krura­le Mus­ku­la­tur (soge­nann­te Ham­strings), wel­che syn­er­gis­tisch zum vor­de­ren Kreuz­band wirkt, ist als zusätz­li­cher Schutz­fak­tor vor ACL-Rup­tu­ren zu nen­nen. Dies ist ins­be­son­de­re auf die regel­mä­ßig hohen Knief­lek­ti­ons­win­kel durch die Ein­nah­me der aero­dy­na­mi­schen Kör­per­hal­tung (tie­fe Hocke) auf den Ski in Speed­dis­zi­pli­nen zurück­zu­füh­ren. Dort wird über eine gut trai­nier­te Ischio­krural­mus­ku­la­tur eine patho­lo­gi­sche ante­rio­re Tibia­trans­la­ti­on deut­lich redu­ziert oder verhindert.

Nach der Aus­wer­tung von 20 Kreuz­band­ver­let­zun­gen im alpi­nen Ski World Cup in den Jah­ren 2006 bis 2009 9 wur­de gene­rell zwi­schen drei Ver­let­zungs­me­cha­nis­men unter­schie­den: „Slip-Catch“ (Rut­schen und Fas­sen), „Dyna­mic Snow­plow“ (dyna­mi­scher Schnee­pflug) und „Landing Back-Weigh­ted“ (Lan­dung in Rück­la­ge). Die­se wur­den per Video­auf­nah­me ana­ly­siert und die bio­me­cha­ni­schen Abläu­fe bei den ent­spre­chen­den Ver­let­zun­gen ausgewertet.

Trotz zuneh­men­der Kennt­nis­se von Belas­tung, Über­las­tung und Ver­let­zungs­me­cha­nis­men ist es bis­her nicht gelun­gen, durch Trai­ning der Mus­ku­la­tur oder sons­ti­ger trai­nings­spe­zi­fi­scher Maß­nah­men die Kreuz­bandrup­tu­ren signi­fi­kant zu redu­zie­ren. Da momen­tan noch kei­ne aktu­el­len Unter­su­chun­gen und Stu­di­en zu dem Ein­satz von Knie­or­the­sen im alpi­nen Ski­renn­lauf vor­lie­gen, wur­den ande­re Kon­takt- und Risi­ko­s­port­ar­ten zum Ver­gleich der prä­ven­ti­ven tech­ni­schen Maß­nah­men herangezogen.

Nach Durch­sicht der Lite­ra­tur (n = 48 papers) ent­schied sich die Kom­mis­si­on, die drei Sport­ar­ten Ame­ri­can Foot­ball (Abb. 1 u. 2), Moto­cross (Abb. 3 u. 4) und Eis­ho­ckey (Abb. 5) näher zu beleuch­ten. Bei allen drei Risi­ko­s­port­ar­ten mit Rasanz­trau­men wer­den Orthe­sen zur Prä­ven­ti­on sowie Knie­or­the­sen zur Reduk­ti­on des mecha­ni­schen Stres­ses des Knie­ge­len­kes eingesetzt.

Eine Stu­die von San­ders 10 aus 2011 stellt fest, dass bei Knie­ver­let­zun­gen im Off­road­sport vor allem das vor­de­re Kreuz­band, die Meni­sci und das Innen­band betrof­fen sind. Von 2.115 Off­road-Fah­rern mit 39.611 Fahr­stun­den ver­letz­ten sich 57 Sport­ler (2,7 %) im Zeit­raum von einem Jahr rele­vant am Kniegelenk.

Laut die­ser Stu­die wei­sen Sport­ler, die nicht mit Knie­or­the­sen aus­ge­rüs­tet waren, deut­lich mehr Kreuz­band­ris­se und Inn­nen­band­ver­let­zun­gen auf als Sport­ler, die Knie­or­the­sen nutz­ten. Dadurch scheint, dass der Ein­satz von Knie­or­the­sen einen posi­ti­ven Effekt auf die Ver­let­zungs­häu­fig­keit hat. Wie sieht das bei Sport­ar­ten mit ähn­li­chen Kraft­ein­wir­kun­gen und Unfall­me­cha­nis­men aus?

Es konn­te anhand lang­jäh­ri­ger Beob­ach­tun­gen fest­ge­stellt wer­den, dass prä­ven­ti­ve Knie­or­the­sen­ver­sor­gun­gen im Ame­ri­can Foot­ball und Moto­cross (Off­road­sport) regel­mä­ßig und häu­fig beid­seits im Wett­kampf und Trai­ning ein­ge­setzt werden.

In Stu­di­en frü­he­rer Jah­re 11 wur­de der Ein­satz von Knie­or­the­sen zum Teil kon­tro­vers dis­ku­tiert, was jedoch auf die noch unzu­rei­chen­de Funk­ti­on der Orthe­sen zurück­zu­füh­ren war. Mitt­ler­wei­le las­sen der Ein­satz von Koh­le­fa­ser­rah­men und Titan­ge­len­ken sta­bi­le­re Kon­struk­tio­nen zu als noch vor Jahren.

Doch vor allem die effek­ti­ve­re Erfas­sung der Topo­gra­fie der Ober- und Unter­schen­kel­mus­ku­la­tur und die ver­bes­ser­te Berech­nung des Kom­pro­miss­dreh­punk­tes der poly­zen­tri­schen Gelen­ke sta­bi­li­siert das Gelenk wesent­lich exak­ter, ohne die Beweg­lich­keit zu beeinträchtigen.

Im Eis­ho­ckey scheint damit eben­falls ein Trend zur Prä­ven­tiv-Ver­sor­gung ange­sto­ßen zu sein. Zuerst wird das ver­letz­te Knie­ge­lenk (z. B. Kreuz­band­riss mit oder ohne Innen­band- sowie Menis­kus­ver­let­zung) mit einer indi­vi­du­ell gefer­tig­ten Knie­or­the­se in Koh­le­fa­ser­bau­wei­se ver­sorgt. Da dies zu kei­ner Beein­träch­ti­gung der Per­for­mance des Ath­le­ten führt, las­sen sich Sport­ler dann prä­ven­tiv an der unver­letz­ten Gegen­sei­te ein Brace anfer­ti­gen, um pro­phy­lak­tisch einer wei­te­ren Ver­let­zung entgegenzuwirken.

Dar­aus erwuchs der Wunsch, eine objek­ti­ve Beur­tei­lung in Form einer In-vivo-Mes­sung an der Sport­hoch­schu­le Köln, Insti­tut für Bio­me­cha­nik und Ortho­pä­die, unter der Lei­tung von Prof. Brüg­ge­mann durch­zu­füh­ren. Unter­sucht wur­de ein Pro­bant mit einer ein­sei­ti­gen, vor­de­ren Kreuz­bandrup­tur, mit­hil­fe einer EMG-Ablei­tung mit ange­leg­ter Orthe­se bei ver­schie­de­nen Sprung- sowie schnel­len, sport­art­spe­zi­fi­schen Schritt­kom­bi­na­tio­nen. Hier konn­te fol­gen­de Fest­stel­lung gemacht werden.

Eine indi­vi­du­ell gefer­tig­te Knie­or­the­se (der unter­such­ten Form) ist bei dyna­mi­schen Belas­tun­gen in der Lage:

  • Abduk­ti­ons- und/oder Adduk­ti­ons­mo­men­te zu übernehmen.
  • Rota­ti­ons­mo­men­te zu einem Teil zu tragen.
  • Dabei beein­flusst die Knie­or­the­se die Mus­kel­ak­ti­vie­rung vor und in der Stütz­pha­se nicht negativ.

Nach die­ser EMG-basier­ten Aus­wer­tung fand sich eine Exper­ten­grup­pe aus Natio­nal­mann­schafts­ärz­ten, Chef-Trai­nern Ski-Alpin, Exper­ten des Olym­pia­stütz­punk­tes Bay­ern, Sport­wis­sen­schaft­lern und Medi­zi­nern der TU Mün­chen, Fer­ti­gungs­exper­ten aus der Mate­ri­al­tech­no­lo­gie und erfah­re­nen Ortho­pä­die-Tech­ni­kern aus dem Bereich Knie­or­the­tik zusam­men. Die Grup­pe ana­ly­sier­te bestehen­de Sys­te­me und Über­le­gun­gen zu Modi­fi­ka­tio­nen und stell­te wei­te­re Mes­sun­gen auf einem Knie­si­mu­la­tor an (Abb. 10).

  • Als ers­te Modi­fi­ka­ti­on wur­de die Anbin­dung von Knie­or­the­sen mit­tels Klett­ver­schlüs­sen bei Eis­ho­ckey-Tor­war­ten und Moto­cross-Fah­rern unter­sucht. Hier kam es zur ers­ten Modi­fi­ka­ti­on des knie­ge­lenk­na­hen Ober­schen­kel­ver­schlus­ses in Form eines tei­le­las­ti­schen Ban­des, um die soge­nann­te „But­ter­fly-Stel­lung“ des Eis­ho­ckey-Tor­warts schnel­ler und bes­ser zu gewähr­leis­ten (Abb. 7 u. 8). Das Ent­fer­nen des knie­ge­lenk­na­hen Ober­schen­kel­ver­schlus­ses wur­de eben­falls bei Off­road-Fah­rern getes­tet und als Varia­ti­ons­mög­lich­keit aufgenommen.
  • Als zwei­te Modi­fi­ka­ti­on kam eine Rah­men­kon­struk­ti­on zur Ver­wen­dung. Sie beinhal­te­te eine Fens­te­rung der Ober- und Unter­schen­kel­scha­le zur Bes­se­rung des Tra­ge­kom­forts für den Ath­le­ten (Abb. 9).
  • Als drit­te Modi­fi­ka­ti­on wur­den teil­fle­xi­ble Scha­len an Ober- und Unter­schen­kel getes­tet, die das Glei­ten des alpi­nen Ski­renn­läu­fers im fla­chen Gelän­de weni­ger beein­flus­sen und eine ver­bes­ser­te Fein­ko­or­di­na­ti­on in schnel­len Gleit­pas­sa­gen ermög­li­chen sollen.

Anschlie­ßend wur­den wei­te­re Mes­sun­gen auf einem Knie­si­mu­la­tor der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Ber­lin durch­ge­führt. In den Tests wur­de die bis­her ein­ge­setz­te tra­di­tio­nel­le K‑COM-Knie­or­the­se mit der soge­nann­te K‑COM-Prä­ven­ti­ons­or­the­se (Ver­si­on Ski-World Cup) ver­gli­chen. Letz­te­re ent­hält drei Modi­fi­ka­tio­nen (Abb. 10 u. 11).

Auf dem Prüf­stand konn­ten die vor­de­re Schub­la­de, die Innen- und Außen­ro­ta­ti­on und die Varus- und Val­gus-Stel­lung im Ver­gleich bei­der Knie­or­the­sen zuein­an­der gemes­sen und ver­gli­chen werden.

So konn­ten Innen- und Außen­ro­ta­ti­on bei jeweils 20°, vor­de­re und hin­te­re Schub­la­de bei jeweils 20 mm und die Gegen­mo­men­te bei Varus- und Val­gus-Stel­lung von jeweils 6° gemes­sen und gegen­über gestellt werden.

Das Ergeb­nis stell­te die Sta­bi­li­sie­rung im Sin­ne des Rück­hal­tes der vor­de­ren Schub­la­de von über 430 N dar, was einen guten Wert aufzeigt.

Wie erwar­tet, konn­te im Sin­ne der Rota­ti­on und des Varus- und Val­gus-Stres­ses die modi­fi­zier­te Knie­or­the­se in bei­den Sze­na­ri­en „Real-Test“ und „Best Case“ das Ergeb­nis der Ori­gi­nal K‑COM-Knie­or­the­se nicht errei­chen. Zudem gab es auf­grund der wei­chen Aus­füh­rung der Ober- und Unter­schen­kel­scha­le einen signi­fi­kan­ten Sta­bi­li­täts­un­ter­schied. Dies steht den Ergeb­nis­sen des Schub­la­den­tes­tes (Tibia­trans­la­ti­on 20 mm) gegen­über. Hier konn­te im „Best Case“-Szenario kein signi­fi­kan­ter Unter­schied zwi­schen den zwei Orthe­sen gemes­sen wer­den. Nur in der Kor­re­la­ti­on der Tibia­trans­la­ti­on von „Real“ vs. „Best“ war eine Signi­fi­kanz der modi­fi­zier­ten Orthe­se erkennbar.

Nach der Aus­wer­tung der gemes­se­nen Test­ein­stel­lun­gen und den dar­aus resul­tie­ren­den posi­ti­ven Ergeb­nis­sen wur­den Trai­nings­läu­fe mit drei Natio­nal­ka­der-Ath­le­ten (DSV-Renn­läu­fer) in einer Ski­hal­le durchgeführt.

Es wur­den drei Sport­ler beid­sei­tig mit Knie­or­the­sen ver­sorgt (Männ­lich, Alter 21,3 ± 1,1 Jah­re, Grö­ße 176,3 ± 4,1 cm, Gewicht 76,2 ± 2,6 kg) (Abb. 12).

Trai­nings­ses­si­on am Morgen

Ein­fah­ren (frei in der Hal­le sowie in einem gesteck­ten Sla­lom) mit und ohne ange­leg­ten Orthesen.

Trai­nings­ses­si­on nachmittags

Ein­fah­ren (frei in der Hal­le und in einem gesteck­ten Sla­lom) mit ange­leg­ten Orthesen.

Dar­auf erfolg­ten fünf Fahr­ten mit Orthe­se und vier Fahr­ten ohne Orthe­se. Hier­bei wur­den Trai­nings­zei­ten gemes­sen, Video­auf­zeich­nun­gen ana­ly­siert und aus­ge­wer­tet 12 13 sowie Per­for­mance und sub­jek­ti­ve Ein­drü­cke mit­tels Mes­sun­gen und eines Fra­ge­bo­gens erho­ben. Es konn­ten fol­gen­de Ergeb­nis­se fest­ge­stellt werden:

  • Sub­jek­tiv wur­den anfäng­lich nega­ti­ve Ein­flüs­se in Bezug auf Beweg­lich­keit und Beschleu­ni­gung von den Ath­le­ten angegeben.
  • Es konn­ten durch Video­auf­zeich­nun­gen und Zeit­mes­sun­gen kei­ner­lei Unter­schie­de bei den Fahr­ten mit und ohne Orthe­se ver­zeich­net werden.
  • Sub­jek­tiv wur­de ein sta­bi­li­sie­ren­der Fak­tor im Sin­ne der Ver­let­zungs­pro­phy­la­xe angegeben.
  • Nach Abschluss aller Tests und Mes­sun­gen wur­de der anfäng­lich nega­ti­ve Ein­fluss von Knie­or­the­sen rela­ti­viert und von den Ath­le­ten als mini­mal eingestuft.

Auf­grund der Pra­xis-Tests und Aus­sa­gen der Renn­läu­fer wur­de eine vier­te Modi­fi­ka­ti­on an den Orthe­sen durch­ge­führt: Eine U‑förmige Rah­men­kon­struk­ti­on sta­bi­li­siert am Ober­schen­kel medi­al und late­ral (Abb. 13 u. 14). Gleich­zei­tig wird der sich stark ver­än­dern­de Anteil des m. rec­tus femo­ris durch ein wei­ches aber nicht dehn­ba­res Band ver­bun­den. Der knie­ge­lenk­na­he Ober­schen­kel­ver­schluss dor­sal­sei­tig ent­fällt und im Unter­schen­kel­scha­len­be­reich kommt eine medi­al und late­ral anlie­gen­de Y‑förmige Scha­len­kon­struk­ti­on zum Einsatz.

Ergeb­nis­se und Diskussionen

Die Aus­wer­tun­gen von Tests, Mes­sun­gen und sub­jek­ti­ven Aus­sa­gen las­sen fol­gen­de Schluss­fol­ge­rung und Ergeb­nis­se zu:

  • Es konn­te gezeigt wer­den, dass Knie­or­the­sen kei­nen signi­fi­kan­ten nega­ti­ven Ein­fluss auf die Per­for­mance des Sport­lers haben (Test Ski­hal­le: Trai­nings­zei­ten­ver­gleich + Videoanalyse).
  • Die Mus­kel­funk­ti­on wird durch das Tra­gen von Orthe­sen nicht nega­tiv beein­flusst (Sport­hoch­schu­le Köln – Prof. Brüggemann).
  • Die Wei­ter­ent­wick­lung der Rah­men­kon­struk­ti­on und Soft­s­hell-Fas­sung bringt kei­ne signi­fi­kan­te Ver­schlech­te­rung der Sta­bi­li­sie­rung im Sin­ne der vor­de­ren Schub­la­de (TU Ber­lin – Prof. Kraft).
  • Die vier­te Modi­fi­ka­ti­on im Sin­ne der semie­las­ti­schen Anla­ge des mitt­le­ren Drit­tels des m. rec­tus femo­ris sowie die Ent­fer­nung des knie­ge­lenk­na­hen Ober­schen­kel­ver­schlus­ses füh­ren zu einer deut­li­chen Akzep­tanz­ver­bes­se­rung beim Sportler.

Es soll­ten wei­te­re Über­ar­bei­tun­gen der Adap­ti­on der Knie­or­the­se am Sport­ler­bein geprüft wer­den. Jedoch zeigt sich nach kur­zer Ein­ge­wöh­nungs­zeit 14 die zuerst geäu­ßer­te sub­jek­ti­ve Ein­schrän­kung der Ath­le­ten als deut­lich gerin­ger. Nach Aus­sa­ge der Pro­ban­ten geben die Orthe­sen dem Knie ein Sicherheitsgefühl.

Eine indi­vi­du­el­le Anfer­ti­gung ist Vor­aus­set­zung für ein gutes Ergeb­nis im Leis­tungs­sport. Nach wei­te­ren Modi­fi­ka­tio­nen kam eine gro­ße Anzahl von Orthe­sen mitt­ler­wei­le im Ame­ri­can Foot­ball im Moto­cross und Eis­ho­ckey zum Ein­satz. Inzwi­schen fah­ren auch eini­ge Renn­läu­fer bei alpi­nen Ski­ren­nen mit Orthe­sen auf einer oder bei­den Sei­ten im Sin­ne der prä­ven­ti­ven Ver­sor­gung. Wobei von dop­pel­sei­tig ver­sorg­ten Renn­läu­fern auch schon Podi­ums­plät­ze erreicht wer­den konn­ten (Abb. 15 u. 16).

Schluss­fol­ge­rung

Die über­ar­bei­te­te Kon­struk­ti­on der K‑COM-Knie­or­the­se in der World Cup-Aus­füh­rung fin­det bei den Pro­fis immer mehr Anklang und gibt ihnen Sicher­heit. Die gro­ßen Auf­la­gen­flä­chen der Ober- und Unter­schen­kel­scha­le scheint dabei die Pro­prio­zep­ti­on sub­jek­tiv zu ver­bes­sern. Eine der vor­de­ren Schub­la­de ent­ge­gen­wir­ken­de Kraft durch die Orthe­se, konn­te objek­tiv auf dem Knie­si­mu­la­tor nach­ge­wie­sen wer­den. Die Beweg­lich­keit des Ath­le­ten wird dabei nicht ein­ge­schränkt. Die Adap­ti­on der Orthe­se am Sport­ler­bein mit­tels Klett­ver­schlüs­sen muss wei­ter über­ar­bei­tet und opti­miert wer­den. Sie kann, in einer mit bes­se­rem Tra­ge­kom­fort aus­ge­stat­te­ten Adap­ti­on, für noch bes­se­re Com­pli­ance sor­gen. Da es nach­ge­wie­sen wer­den konn­te, dass die Orthe­se das Knie­ge­lenk schützt und nicht zu einer Leis­tungs­be­ein­träch­ti­gung führt, scheint die Ent­wick­lung einer Prä­ven­tiv-Orthe­se zur Ver­mei­dung von Kreuz­bandrup­tu­ren, Frak­tu­ren und Knor­pel­schä­den im alpi­nen Ski­sport ange­sto­ßen zu sein. Es gilt jetzt, noch bes­ser geeig­ne­te Mate­ria­li­en zur Anbin­dung der Orthe­se an das Sport­ler­bein zu finden.

Der Autor:
Hart­mut Semsch, OMM
ORTEMA GmbH
Kurt-Lin­de­mann-Weg 10
71706 Mark­grö­nin­gen
Hartmut.Semsch@ortema.de

Begut­ach­te­ter Beitrag/Reviewed paper

Zita­ti­on
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