Einleitung
In Deutschland leben ca. 160.000 Menschen mit einem Stoma 1. Ein Stoma (griechisch „Mund, Öffnung“) ist eine operativ angelegte Verbindung zwischen einem Hohlorgan und der Körperoberfläche und dient der Ausleitung von Stuhl beziehungsweise Urin. Die Lokalisation der Stomaanlage beschreibt das dabei ausgeleitete Organ und dient zur Differenzierung des verwendeten Darmabschnittes: Je nach Stomaart werden Kolostoma (Dickdarmöffnung), Ileostoma (Dünn-darmöffnung) und Ileum- oder Kolonconduit (Urostoma) unterschieden 2. In Abhängigkeit von der Grunderkrankung erfolgt die Anlage eines Stomas temporär oder permanent.
Für die meisten Menschen ist die Stuhl- und/oder Urinausscheidung eine intime Verrichtung und häufig mit Scham verbunden. Nach einer Stomaneuanlage haben Stomaträger angesichts des Verlusts der Kontinenz sowie der veränderten Ausscheidungsfunktion häufig Angst vor einer undichten Stomaversorgung, ungewollten Luftabgängen mit Darmgeräuschen und Geruchsbelästigungen. Um Stomaträgern diese Angst zu nehmen, muss aus dem vielfältigen Produktangebot der Hersteller eine individuell geeignete Stomaversorgung ausgewählt und dem Träger Sicherheit in deren Gebrauch vermittelt werden.
Eine Stomaanlage verändert das tägliche Leben eines Betroffenen, zudem kann eine schlechte Haftung der Stomaversorgung erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Für die Erhaltung der Lebensqualität von Stomaträgern ist daher eine optimale Versorgung der Stomaanlage entscheidend. Je nach individueller Situation kann die Stomaversorgung anhand von Selbstpflege, durch Unterstützung von Bezugspersonen oder durch eine professionelle Pflege durchgeführt werden (Abb. 1).
Anforderungen an die postoperative Stomaversorgung
Nach einer Stomaneuanlage steht die postoperative Stomaversorgung mit der Anleitung, Schulung und Beratung des Stomaträgers und/oder der Bezugsperson im Fokus. Diese Aufgaben werden im Krankenhaus von „Pflegeexperten Stoma Kontinenz Wunde“ (PSKW), also Pflegefachkräften mit einer Weiterbildung im Bereich Stomatherapie, Kontinenzförderung und Wundtherapie, durchgeführt.
Eine Stomaneuanlage gilt durch die Haut-Schleimhaut-Fixierung als primäre Wunde und wird nach Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert-Koch-Institut (KRINKO) im Operationssaal mit einem sterilen Stomaversorgungssystem versorgt 3. Dazu eignen sich spezielle sterile einteilige (Hautschutzplatte ist mit Stomabeutel verbunden) oder zweiteilige (bestehend aus Basisplatte und separatem Stomabeutel) großvolumige Post-OP-Hilfsmittelsysteme. Diese stellen nicht die endgültige Stomaversorgung dar. In der postoperativen Phase ermöglicht das Versorgungssystem mit transparenter Beutelfolie die Inspektion des Stomas und der Ausscheidung, dabei lässt sich die Vitalität der Stomaanlage über ein integriertes Sichtfenster beobachten. Das Post-OP-System ist plan, anschmiegsam, mit einer hygroskopischen Haftfläche versehen und lässt sich zuschneiden (Abb. 2).
Erster Versorgungswechsel
Bei frisch operierten Patienten können sich Versorgungssysteme mit einem untergreifbaren Rastring prophylaktisch auf einen schmerzarmen Beutelwechsel auswirken. Um die anfangs flüssigen bis breiigen und meist hohen postoperativen Ausscheidungsmengen aufzufangen, lässt sich das Post-OP-System entleeren oder mit einem Drainagebeutel anschließen 4. Einige Versorgungssysteme verfügen über eine aufgedruckte Skalierung, die eine Bilanzierung der Ausscheidungsmenge ermöglicht. Ist der Patient postperativ bezüglich seiner Mobilität eingeschränkt, empfiehlt es sich für eine unkomplizierte Entleerung, den Beutel lateral zur Bettkante anzubringen.
Die Auswahl des Stomabeutels richtet sich nach der Beschaffenheit der Ausscheidung. Bei einer flüssigen Ausscheidungskonsistenz ist ein Drainagebeutel mit einem Ablasshahn (Stöpselverschluss) vorteilhaft. An diesen lässt sich bei hohen Ausscheidungsmengen zusätzlich eine Ablaufvorrichtung der Produkthersteller oder ein standardisierter Ablaufbeutel anbringen. Urostomiebeutel verfügen über eine eingeschweißte Rücklaufsperre, die den Urinrücklauf zum Stoma verhindert und dadurch der Infektionsprophylaxe dient, sowie über einen Ablasshahn für den Urin. In Kombination mit einem Adapter lassen sich ein Bein- oder Bettbeutel, auch „Nachtbeutel“ genannt, anschließen. Urinbeutel mit einer integrierten Rücklaufsperre eignen sich nicht für die Anwendung der Stuhlgangausscheidung.
Bei einer dünnflüssigen bis breiigen Ausscheidung werden Ausstreifbeutel eingesetzt. Ein integrierter Klett- oder externer Klammerverschluss am unteren Ende des Beutels ermöglicht deren Entleerung und Verschluss. Die meisten Stomaträger entleeren ihren Beutel im Sitzen auf der Toilette. Eine pastöse oder geformte Ausscheidung wird mit einem nach unten geschlossenen Beutel aufgefangen und gefüllt gewechselt 5. Zur Entlüftung von Gasen und zur Neutralisierung von Gerüchen werden die meisten Stomabeutel mit integriertem Aktivkohlefilter angeboten. Die entsprechende Wirkungsdauer des Kohlefilters lässt sich je nach Darmgasentwicklung individuell vom Patienten beurteilen 6. Ein nasser Aktivkohlefilter ist nicht mehr aktiv und kann weitere Gase und Gerüche nicht mehr regulieren. Dem Stomabeutel beiliegende Filterabdeckplättchen dienen dazu, vor dem Duschen, Baden oder Schwimmen den Aktivkohlefilter abzukleben und ihn vor Feuchtigkeit zu schützen. Damit die Gase wieder austreten können, wird nach ausgeführter Tätigkeit das Abdeckplättchen wieder entfernt 7). Stomaträger können zwischen transparenten und blickdichten Beutelausführungen wählen. Diese bieten mit einem beidseitigen Vliesbezug in Hautfarbe oder wasserabweisendem lichtgrauem Textilstoff eine geräuscharme und diskrete Versorgung (Abb. 3).
Kriterien zur Materialauswahl
Für eine sichere und zuverlässige Stomaversorgung sind individuelle Aspekte hinsichtlich der Auswahl der Versorgungsmaterialien entscheidend. Folgende Kriterien bilden die Basis für eine Präferenz zur Bestimmung des Stomaversorgungssystems:
- Stomaart und anatomische Lage
- Prominenz der Stomaanlage
- Größe und Form des Stomas
- Handhabung und individuelle Wünsche des Stomaträgers
- individueller Hautzustand
- Konsistenz der Ausscheidungen
- Kompetenzprofil des Stomaträgers 8
Stoma- und Körperformen
Für ein prominentes Stoma (über Hautniveau), das intakte und ebene parastomale Hautverhältnisse aufweist, empfiehlt sich meistens eine plane (flache) Versorgung. Unterschiedliche konvexe Stomaversorgungen stellen bei einer Stomaretraktion, bei pseudoprominenten und ungenügend prominenten Stomaanlagen sowie bei parastomalen Hautfalten eine Versorgungsmöglichkeit dar. Eine nach außen gewölbte (konvexe) Form des Hautschutzes kann in Abhängigkeit von der Bauchdeckenbeschaffenheit mehr oder weniger parastomalen Druck erzeugen. In diesem Kontext kann das Niveau der Stomaschleimhaut für eine mögliche komplikationsfreie Ausscheidung angehoben werden. Die unterschiedlichen Versionen der Produkte variieren in ihrer Konvexität. Auf diese Weise formt sich eine „softe“ Konvexität mit einer flexiblen Verstärkung im Bereich des Hautschutzes. Produkte der Kategorie „konvex“ und „konvex light“ besitzen einen integrierten Plastikring beziehungsweise eine Plastikschale mit unterschiedlichen trichterförmigen Tiefen. Die Hersteller bieten eine Vielfalt an planen und konvexen Produkten als Ein- oder Zweiteiler an 9. Einige Hersteller bieten Stomaversorgungen an, die sich parastomal konkav oder „curvex®“ (konkav und konvex), anpassen (Abb. 4).
Ein- oder zweiteilig
Grundsätzlich wird bei modernen Stomaversorgungssystemen zwischen einteiligen und zweiteiligen Systemen differenziert: Bei einteiligen Systemen ist die Hautschutzplatte fest mit dem Beutel verschweißt; zweiteilige Systeme bestehen aus einer Basisplatte und einem dazugehörigen Beutel, der durch verschiedene Verschlussmechanismen wie einen Rastring oder eine Klebekopplung auf der Platte angebracht wird. Größtenteils werden die Beutel in unterschiedlichen Beutelformen und mit variablem Fassungsvermögen in den Größen „Mini“, „Midi“ sowie „Maxi“ angeboten. Die vielfältigen Produktlinien der einzelnen Hersteller sind nicht miteinander kombinierbar. Mit der CE-Kennzeichnung entsprechen Stomaprodukte der Konformität der geltenden europäischen rechtlichen Vorschriften. Die Lagerung von Stomaartikeln erfolgt bevorzugt in trockenen, ausreichend beheizbaren Räumlichkeiten (Abb. 5).
Anforderungen an Stomaartikel
Folgende Anforderungen sollten geeignete Stomaartikel erfüllen 10:
- sichere Abdichtung des Stomas
- Geruchsdichtigkeit
- diskretes Erscheinungsbild
- sicherer Sitz und Halt
- Robustheit
- anschmiegsame, weiche und flexible Materialqualität
- einfache Handhabung
- gute Tragequalität für Stomaträger
Wechselintervalle der Stomaversorgung
Die Leitlinie der Fachgesellschaft Stoma, Kontinenz und Wunde (FgSKW) empfiehlt zur Komplikationsprophylaxe den Wechsel einteiliger Ileostomie- und Urostomieversorgungen mindestens einmal täglich; Kolostomiebeutel können ein- bis dreimal täglich gewechselt werden. Bei zweiteiligen Stomaversorgungen verlängert sich das Wechselintervall. Bei Ileostomie- und Urostomieversorgungen findet der Basisplattenwechsel alle zwei bis drei Tage statt; die Basisplatte einer Kolostomieversorgung kann zwei bis vier Tage belassen werden. Dabei ist der Beutel bei allen Stomaversorgungen mindestens einmal, bei Kolostomiebeuteln bedarfsweise bis zu dreimal täglich zu wechseln. Die Häufigkeit der Wechselintervalle steht in Relation zu intakten Hautverhältnissen und einer optimal platzierten Stomaanlage. Auftretende Komplikationen des Stomas und/oder der parastomalen Haut können das Wechselintervall der Stomaversorung individuell verkürzen. Ein unverzüglicher Wechsel der Stomaversorgung ist bei einer Unterwanderung der Versorgung mit der Ausscheidung, einem aufgelöstem Hautschutz oder bei einer undichten Stomaversorgung durchzuführen 11. Im Optimalfall erfolgt der Versorgungswechsel bei Uro- und Ileostomie vor der ersten Nahrungsaufnahme am Morgen, bei meistens geringer Urinproduktion und Darmaktivität.
Materialien zum Versorgungswechsel
Folgende Materialien werden in der Regel bei einem Versorgungswechsel eingesetzt:
- neue Stomaversorgung
- unsterile Vlieskompressen
- Wasser
- Entsorgungsbeutel
- Schere
- Folienstift
- Schablone
- Abdichtungsmaterialien (bei Bedarf)
- Hautschutzcreme (bei Bedarf)
- pH-neutrale Waschlotion (bei Bedarf)
- Einmalrasierer (bei Bedarf)
- Stomagürtel (bei Bedarf)
- Schutzhandschuhe und Händedesinfektionsmittel für Pflegepersonal 12 (Abb. 6)
Abdichtungsmaterialien und Zubehör
Stomazubehör wie Stomapasten, Modellierstreifen, Hautschutzplatten und Hautschutzringe können Hautunebenheiten wie zum Beispiel parastomale Hautfalten oder Narben ausgleichen (Abb. 7 u. 8). Sie lassen sich mit den Stomaversorgungssystemen kombinieren, dichten zusätzlich ab und können vor Stomaleckagen schützen. Die Materialien lassen sich je nach individuellem Bedarf leicht in die gewünschte Form modellieren oder mit Ausnahme der Stomapaste zuschneiden. Treten parastomal oberflächliche Läsionen auf, absorbiert ein dünn aufgetragener Hydrokolloidpuder, auch „Stomapuder“ genannt, Feuchtigkeit. Ein Stomagürtel kann eine Stomaversorgung mit zusätzlichem „Andruck“ fixieren. Sowohl zur Unterstützung der Bauchwand als auch zur Prävention einer parastomalen Hernie können Ärzte das Tragen einer Bauchbinde mit einer Stomaöffnung verordnen.
Besonders durch Undichtigkeiten oder ein unangepasstes Versorgungssystem können parastomale Hautkomplikationen wie ein ausscheidungsinduziertes Kontaktekzem entstehen.
Zur Stomaversorgung ungeeignete Materialien
Mit jedem Versorgungswechsel erfolgt eine gründliche Reinigung der parastomalen Haut. Dabei gilt es folgende Produkte zu vermeiden 13:
- Ölbäder, rückfettende Seifen, fetthaltige Substanzen wie Salben sowie Feuchtpflegetücher (ein öliger oder rückfettender Film auf der Haut kann den Halt der Stomaversorgung nicht gewährleisten)
- Enthaarungscremes (Allergiegefahr)
- parfümierte Seifen, Desinfektionsmittel, Benzin (diese Substanzen können die Haut irritieren und verändern oftmals den natürlichen pH-Wert der Haut; das kann sich negativ auf die Haftung der Stomaversorgung auswirken)
- Mull- oder Gitterkompressen (eine raue Oberfläche kann Schleimhautblutungen und Hautreizungen begünstigen)
- Zellstoff (festes Reiben kann zu Hautreizungen führen; Rückstände auf der Haut können den Halt der Stomaversorgung mindern)
- Waschlappen und Schwämme (idealer Nährboden für Mikroorganismen)
- Föhn zum Anwärmen der Stomaversorgung (Verbrennungsgefahr; die Stomaschleimhaut ist gefäßreich und besitzt keine Nervenenden)
- Küchenrolle, Toilettenpapier oder Papiertaschentücher (diese nicht stabilen Materialien können Rückstände auf der Haut hinterlassen – „fusseln“ – und dadurch den Halt der Stomaversorgung vermindern)
Irrigation
Träger einer Sigmoido- oder Descendostomie, die gewisse Voraussetzungen erfüllen müssen, haben nach schriftlicher ärztlicher Verordnung die Möglichkeit zur Irrigation (komplette Dickdarmspülung). Diese verhilft zu einer selbstbestimmten ausscheidungsfreien Zeit von 24 bis 48 Stunden sowie zu einer reduzierten Gas- und Geruchsbildung. In der ausscheidungsfreien Zeit greifen Stomaträger auf diskrete Versorgungen wie Minibeutel oder Stomakappen zurück. Verschiedene Hersteller bieten ein Irrigationsset mit einem Schwerkraftsystem sowie elektrische Pumpen an. Die Kosten für eine elektrische Pumpe sind mittels entsprechender Indikation mit der Krankenkasse zu klären. Der Inhalt eines Irrigationssets ist zweimal jährlich erstattungsfähig. Der dazugehörige Konus, Wasserbehälter sowie die Fixiermöglichkeit können wiederholt verwendet werden; der Irrigationsschlauch ist für den einmaligen Gebrauch bestimmt.
Hautschutz mit Stomaprodukten
Hautschutzmaterialien enthalten keine Klebestoffe; sie bestehen aus unterschiedlichen Mischungen mit hydrophilen Substanzen wie Pektin, Zellulose und/oder Gelatine und einer wasserabweisenden Polymermatrix, die eine Haftung bewirken. Je nach Hersteller variieren die einzelnen Bestandteile und werden teils mit Ceramiden, Alginaten, Aloe vera oder Manukahonig ergänzt. Die vorwiegend hydrokolloiden (bilden in Wasser eine gelartige Konsistenz) und hypoallergenen Hautschutzflächen haften mit ihrer Eigenschaft, Feuchtigkeit der Haut aufzunehmen. Ein mit Feuchtigkeit gesättigter Hautschutz ist meist an einer hellen Verfärbung, besonders im Bereich um die Stomaschleimhaut, ersichtlich. Die variantenreichen hydrokolloiden Hautschutzflächen von heute bieten Pflegeexperten SKW und Ärzten eine große Auswahl, um für Stomaträger ein geeignetes individuelles Produkt auszuwählen. Sowohl der natürliche Säureschutzmantel der Haut als auch eine gesunde Hautoberfläche mit einem optimalen pH-Wert der Körperhaut können sich positiv auf die Haftung der Hautschutzflächen auswirken 14.
Hilfsmittelversorgung
Das vielfältige Produktangebot von Stomaartikeln in Deutschland umfasst eine Reihe verschiedener Hersteller. Bei dem umfangreichen Spektrum an Angeboten findet nicht jeder Stomaträger auf Anhieb problemlos das geeignete Versorgungssystem. Stomaträger sollten sich daher von Pflegeexperten SKW bei der Auswahl passender Stomaversorgungsmöglichkeiten fachlich beraten lassen – optimalerweise im Krankenhaus oder spätestens im Homecare-Bereich. Die notwendige Stomaversorgung wird sowohl im Krankenhaus als auch bei einer eventuell folgenden Anschlussheilbehandlung bereitgestellt.
Gemäß § 33 SGB V sind die meisten Stomaprodukte Hilfsmittel, die verordnungsfähig und zum Verbrauch bestimmt sind. Auf diese besteht seitens des Stomaträgers ein Anspruch als Sachleistung 15. Je nach individuellem Bedarf des Stomaträgers hat dieser einen gesetzlichen Anspruch auf eine ausreichende, wirtschaftliche und zweckmäßige Stomaversorgung 16. Die Hilfsmittelartikel zur Stomaversorgung werden vom behandelnden Arzt zu Lasten der Krankenversicherung über ein Rezept verordnet und bei zugelassenen Leistungserbringern wie Sanitätshäusern, Homecare-Unternehmen oder Apotheken eingereicht. Neben einer umfassenden Beratung und Nachbetreuung der Stomaträger ist eine Einweisung in die Bedienung der gelieferten Stomaartikel für Pflegedienste und Bezugspersonen seitens der Leistungserbringer mit der Hilfsmittelabgabe verpflichtend. Ebenso zählen Haus- und Krankenhausbesuche zu den Service- und Dienstleistungen 17. In diesem Zusammenhang sind die gegenwärtigen Pflege‑, Versorgungs- und Hygienestandards einzuhalten.
Stomaträger haben ein Wahlrecht unter den Leistungserbringern beziehungsweise den aktuellen Vertragspartnern ihrer Krankenkasse. Ausschreibungen hingegen bringen seitens der gesetzlichen Krankenkassen eine Einschränkung beim Wahlrecht mit sich 18. Die Stomaversorgung muss dann beim jeweiligen exklusiven Vertragspartner, dem Ausschreibungsgewinner, bestellt werden. Wird in diesem Kontext vom zugewiesenen Leistungserbringer eine andere Stomaversorgung veranlasst oder leidet die Beratungsqualität, gilt es für den Stomaträger, den Sachverhalt zu prüfen. Kann eine aufzahlungsfreie und nach den individuellen Bedürfnissen ausgerichtete Stomaversorgung nicht bereitgestellt werden, kann bei der Krankenkasse Beschwerde eingereicht werden. Sollte die Situation für den Stomaträger trotzdem nicht zufriedenstellend sein, ist der Wechsel zu einer anderen Krankenkasse möglich 19. Für den Monatsverbrauch von Stomaartikeln ist eine monatliche Zuzahlung von zehn Prozent der vertraglich festgelegten Preise, maximal zehn Euro, für alle zum Verbrauch bestimmten Hilfsmittel seitens des Stomaträgers zu entrichten 20. Im Rahmen einer Überschreitung der Belastungsgrenze können sich gesetzlich versicherte Stomaträger von der Zuzahlungspflicht bei ihrer Krankenkasse befreien lassen. Die Belastungsgrenze liegt bei zwei Prozent der jährlichen Bruttoeinkünfte zum Lebensunterhalt, bei chronisch Kranken gilt diese bereits bei einem Prozent 21.
Die Abrechnung der Stomaprodukte erfolgt bundesweit zu Festbeträgen mit den jeweiligen Kostenträgern. Zubehörprodukte wie beispielsweise spezielle Reinigungsprodukte, gelbildende Produkte, Hautschutztücher oder Scheren usw. müssen vom Stomaträger selbst finanziert werden. Entsprechend dem Anspruch auf Sachleistung werden die Stomaartikel zum Stomaträger nach Hause geliefert.
Fazit
Im oben mehrfach zitierten Beitrag über Prinzipien der Stomapflege schreiben Gruber, Hofmann und Summa: „Stomapflege lernt man, indem man sie selbst durchführt, dabei natürlich die pflegerischen Grundsätze beachtet, aber auch eigene Erfahrungen sammelt und diese zielgerichtet umsetzt. Jeder Patient und jedes Stoma ist anders, Pauschallösungen gibt es nicht.“ 22 Eine große Auswahl an modernen Stomaversorgungssystemen kann zur Steigerung der Lebensqualität von Stomaträgern effektiv beitragen. Die bedarfsgerechte Versorgung mit den entsprechenden Versorgungsmaterialien ist mit der Erhaltung einer gesunden parastomalen Haut für Stomaträger von essentieller Bedeutung. Das weiche und flexible Material muss der parastomalen Haut zur Komplikationsprophylaxe einen beständigen und zuverlässigen Schutz gegenüber den Ausscheidungen bieten und sich nach den Bedürfnissen des Stomaträgers richten. Neben einer exakten Auswahl und Anpassung der Stomaversorgung ist eine adäquate Schulung im Gebrauch der Produkte von Wichtigkeit. Unterschiedliche Faktoren wie beispielsweise die Körperform, die Ausscheidungskonsistenz und die Lebensgewohnheiten des Stomaträgers beeinflussen die Auswahl der Stomaversorgung.
Mit geeignetem Stomazubehör lassen sich individuelle Lösungen für jeden einzelnen Stomaträger erstellen; dabei sind ungeeignete Materialien wie Desinfektionsmittel und fetthaltige Seifen zu vermeiden. Zudem gilt es die jeweiligen Tragezeiten der Versorgungen zu beachten. Die Fachgesellschaft SKW formuliert dazu in ihrer aktuellen Leitlinie zur Stomatherapie Grundlagen und Hilfestellung zu einer angemessenen Vorgehensweise.
Die Autorin:
Margarete Wieczorek
Krankenhaus Barmherzige Brüder
Abteilung Stomatherapie
Prüfeningerstraße 86
93049 Regensburg
margarete.wieczorek@barmherzige-regensburg.de
Begutachteter Beitrag/reviewed paper
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- Die neue Leitlinie zum Lipödem-Syndrom: mehr Licht als Schatten. Konsequenzen für die Praxis — 5. Dezember 2024
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- Anforderungen an additiv gefertigte medizinische Kopfschutzhelme — 4. Dezember 2024
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