Einleitung
Die Liste der Diagnosen, die im Zusammenhang mit dem Vorfuß bestehen, ist lang: Spreizfuß, Metatarsalgie, Morton’sches Neurom, Verletzungen der plantaren Platte. Auch Zehenpathologien wie Hammer- und Krallenzehen und der Hallux valgus stehen in Zusammenhang mit falscher Vorfußbenutzung. Eine erhöhte Belastung ist dabei ein wichtiger Faktor. Der erste diagnostische Blick richtet sich zumeist auf die Füße – den Ort, an dem sich das Problem manifestiert. In den meisten Fällen lassen sich dort auch Fehlstellungen identifizieren, die aber ihre Ursache nicht zwangsläufig auch dort haben müssen. In diesem Artikel wird ein Überblick über mögliche Ursachen und deren Zusammenhänge für eine erhöhte Druck- und Gewichtsbelastung auf dem Vorfuß vermittelt.
Statik
Die Betrachtung der Körperstatik ermöglicht einen ersten Zugang zur unphysiologischen Belastungsverteilung. Im Folgenden wird – von den Füßen nach oben – beschrieben, welche Körperregionen Einfluss darauf haben.
Belastungsbeeinflussende Faktoren in der Statik
Fuß
Im Grunde entscheidet die Position des Fußes über die Verteilung der Belastung über den Fuß. Ein nach vorne-innen eingesunkener Calcaneus verlagert die Belastung auf dem Vorfuß mehr nach medial, ein nach außen-hinten orientierter Calcaneus entsprechend vermehrt nach lateral. In der Knick-Senk-Position wird die Spreizfußentwicklung über die Destabilisierung des ersten Strahls initiiert und forciert, während bei der Ballen-Hohlfuß-Variante der Spreizfuß über die Steilstellung der Metatarsalia entsteht.
Oberes Sprunggelenk
Ist das obere Sprunggelenk (OSG) in einer Plantarflexionsposition (Spitzfußstellung) fixiert, bleiben für den Stand auf ebener Fläche nur die Hyperextension der Knie oder das Abheben der Ferse sowie das Stehen auf dem Vorfuß als Lösungen übrig. Bei fixierter Dorsalextension und fehlender Plantarflexion im OSG müssen Knie und Hüften gebeugt bleiben, um ein Stehen zu ermöglichen. Mögliche Ursachen für die Einschränkung des OSG können knöchern oder muskulär bedingt sein. Beide Positionsfixierungen führen im Stand zu einer erhöhten Gewichtsverlagerung auf den Vorfuß.
Kniegelenk
Einschränkungen, die im Kniegelenk bestehen können, sind in der Frontal- wie in der Horizontalebene zu suchen. Die Extensionseinschränkung fordert im Stehen ein flektiertes OSG und ein flektiertes Hüftgelenk. Die Hyperextensionsposition der Knie führt zu einer Innenrotation des Femurs und zu einer Ventralkippung des Beckens. Wieder wird durch beide Varianten das Körpergewicht vermehrt auf den Vorfuß verlagert. Eine Fixation der Fehlstellung der Tibia in Außenrotation geht in den meisten Fällen mit einer Abduktion (ABD) des Vorfußes einher. Dies erhöht den Ventralschub und fördert die Verlagerung des Gewichts auf den medialen Vorfuß.
Lenden-Becken-Hüft-Region und Wirbelsäule
Die Positionierung des Beckens und der Verlauf der Wirbelsäule haben großen Einfluss auf die Gewichtsverteilung auf den Fuß. Am häufigsten trifft man auf die folgende Kombination: ventral gekipptes Becken, ventral geschobenes Becken, Hyperlordose der Lendenwirbelsäule (LWS) und Hyperkyphose der Brustwirbelsäule (BWS). Was hier Henne und was Ei ist, vermag niemand zu sagen – die Konsequenzen für die Füße sind jedoch eindeutig: massive Gewichtsverlagerung auf den Vorfuß. Ursachen für diese Position sind u. a. die Extensionseinschränkung des Hüftgelenks sowie eine muskulär oder knöchern fixierte Lordoseposition der LWS bzw. eine Kyphoseposition der BWS.
Generelle unterstützende Faktoren
Eine Verlagerung des Körperschwerpunkts nach vorne durch z. B. einen großen Bauch oder temporär in der Schwangerschaft führt ebenfalls zu einer Mehrbelastung des Vorfußes. Zusätzliche hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft führen zu einer (notwendigen) Aufweichung des Bindegewebes, was in der Kombination die Belastung potenziert. Die in der Statik – von Kopf bis Fuß – wirkenden Komponenten haben in vielen Fällen ihre Ursache in einer unphysiologischen und damit unfunktionellen Dynamik. Im Weiteren wird erörtert, wie diese Positionen entstehen können bzw. wo sie ihren Ursprung nehmen.
Dynamik
Vor einer differenziellen Betrachtung der möglichen Ursachen vermittelt die Beschreibung des physiologischen Ablaufs einer Standbeinphase aus Sicht der Spiraldynamik® einen Überblick über die funktionell adäquate Bewegung. Des Weiteren ist es zielführend, die Betrachtung wie im Statik-Teil vom Fuß aus zu beginnen.
Physiologische Mechanik nach dem Spiraldynamik®-Konzept Initialer Bodenkontakt
Beim initialen Bodenkontakt gelangt die Ferse durch die Aktivität des M. tibialis anterior mit der lateralen Unterseite zuerst auf den Boden. In diesem Moment ist die Muskulatur der Hüftaußenrotation spontan gefordert, um das Femur orthograd im Raum ausgerichtet zu halten. Zeitgleich mit dem Bodenkontakt der Ferse startet das standbeinseitige Hüftbein seine Bewegung. Dabei dreht es sich um die transversale Achse nach dorsal (im Sinne einer Aufrichtung des Beckens), um die sagittale Achse nach kaudal (im Sinne einer Abduktion im standbeinseitigen Hüftgelenk) und um die longitudinale Achse nach lateral (im Sinne einer kranialen Innenrotation im standbeinseitigen Hüftgelenk). Die Bewegung wird konzentrisch von den verschiedenen Anteilen der kleinen Glutäen ausgeführt und exzentrisch von den Adduktoren, den Hüftbeugern und den Hüftaußenrotatoren geleitet.
Stoßdämpfungsphase bis mittlere Standbeinphase
Während der Stoßdämpfungsphase mit Flexion in Hüft‑, Knie- und Sprunggelenk erfolgt die Bremswirkung im Bein über die exzentrische Arbeit des Quadrizeps, der Hamstrings und des Gastrocnemius. Der Fuß rollt weiter nach vorne ab und kommt zuerst mit dem Metatarsalköpfchen V, dann mit dem Metatarsalköpfchen I auf. Das Gewicht wird auf den Fuß verlagert. Die Stabilität des Fußes wird durch die dreidimensionale Verschraubung (Fersenbein gegen Vorfuß) und den Aufbau der Querwölbung (Großzehenballen gegen Kleinzehenballen) gewährleistet. Für die spiralige Verschraubung orientiert sich das hintere laterale Ende des Fersenbeins um die transversale Achse nach unten, um die sagittale Achse in die Supination und um die longitudinale Achse nach medial, während der vordere mediale Teil des Großzehenballens um die transversale Achse nach unten, um die sagittale Achse in die Pronation und um die longitudinale Achse nach lateral muskulär geführt wird. Die Fersenaufrichtung wird über den Tibialis posterior stabilisiert. Die Aktivität des M. fibularis longus und des Caput transversum des Adductor hallucis stützen den Metatarsalekopf I kräftig am Boden ab. Bis zur mittleren Standbeinphase verringert sich die Verschraubung muskulär gesichert, ohne die zentrierte Position der Ferse zu verlieren. Die dadurch erreichte Dämpfung wird durch die exzentrische Aktivität der intrinsischen Fußmuskulatur der Querwölbung unterstützt.
Terminale Standbeinphase
Die oben beschriebene Bewegung des Hüftbeins wird bis zur terminalen Standbeinphase weitergeführt, damit im Moment des Abstoßes die maximale Gelenksicherung erreicht werden kann: Für das standbeinseitige Hüftgelenk heißt das Extension, Abduktion und Innenrotation mit maximaler Gelenkflächenüberdeckung, maximaler Spannung der Hüftbänder und muskulärer Vorspannung für die folgende Spielbeinphase. Die Gelenkflächen des standbeinseitigen Iliosakralgelenks werden von einer eher vertikalen zu einer mehr horizontalen Ausrichtung gebracht. Unterstützend wirken die Bänder des Beckens (Lig. sacrotuberale und Lig. sacrospinale sowie die Ligg. sacroiliaca dorsalia), die das Sacrum im Sinne einer Gegennutation in die Bewegung mitnehmen. Das bedeutet eine gelenksmäßig stabilere und bandhaft gesicherte Gewichtsübernahme. Durch die Verbindung der Ligg. iliolumbalia zur unteren LWS wird die Bewegung bei korrekter Ausführung in diesen Bereich weitergeleitet. Die untere LWS richtet sich auf (Flexion), wird zur Standbeinseite gezogen (Lateralflexion zur Spielbeinseite) und zur Standbeinseite gedreht (Rotation zur Spielbeinseite).
Die dreidimensionale Bewegung wird über die Längs- und Querbänder der Wirbelsäule sowie die Bandscheiben von einem Segment auf das andere nach kranial übertragen. Dabei werden die Gelenkflächen der standbeinseitigen Facettengelenke kongruent aufeinandergepresst. Somit ist eine „Press-Passung“ der Gelenke vom Hüft- über das Iliosakralgelenk bis in die Facettengelenke der LWS gegeben, die eine störungsfreie Impulsübertragung des Abstoßes in eine Vorwärtsbewegung ermöglicht1 2. Im Zusammenspiel der Hüft- und Fußmechanik über die Standphasen wird die optimale Ausgangssituation für einen kraftvollen Abstoß für die folgende Schwungphase geschaffen.
Abstoßphase
Die Aufgabe des Fußes beim Abstoß besteht darin, die gespeicherte Energie in eine Vorwärtsbewegung umzusetzen. Dies wird initial durch die konzentrische Aktivität der quergewölbebildenden Muskulatur – Plantarflexion in den Zehengrundgelenken und Einrollen der Metatarsalköpfchen I und V im Sinne eines Aufbaus der Querwölbung – möglich. Die Energie wird dabei bandhaft kontrolliert und muskulär gesichert auf die Bewegungen der initialen Schwungphase übertragen. Die Wadenmuskulatur stellt den Motor der Bewegung dar.
Belastungsbeeinflussende Faktoren in der Dynamik
Fuß
Die hier angesprochenen Bewegungsfehler treten nicht isoliert auf, sondern bedingen einander. Eine Ursache-Wirkungs-Kette kann an dieser Stelle nicht vollständig und allumfänglich angegeben werden. Die Reihenfolge der Betrachtung ergibt sich jedoch aus dem Ablauf der Bewegung bei der Standbeinphase: von der Ferse zum Vorfuß. Die übermäßige bzw. unkontrollierte Reduktion oder Umkehr der Verschraubung des Fußes – Eversion des Rückfußes und Supination des Vorfußes – stellt die funktionelle Fehlsteuerung des Fußes in der Standbeinphase dar. Der nach vorne und in den Valgus kippende Calcaneus nimmt den Talus mit in diese Bewegung. Folglich kommt es im Talonavikulargelenk zu einer extern forcierten Bewegung des Naviculare zum Taluskopf nach dorsal, in die Supination und in die Abduktion. Das Cuneiforme mediale und das Metatarsale I folgen dieser Bewegung. Bei gleichzeitig fehlender Abstützung des Großzehenballens am Boden – durch eine verminderte Funktion des Peroneus longus – kann dieser Bewegung nicht gegengesteuert werden; die Wirkung verstärkt sich. Daraus folgt das Absinken des Längsgewölbes, die Überbeanspruchung des Tibialis posterior, die Supination des Os naviculare, das plantare Öffnen der Gelenke zwischen Naviculare und Cuneiforme I bis III sowie zwischen Cuneiforme I und Metatarsale I, die Kompression in den dorsalen Gelenkabschnitten, die Supination des Metatarsale I mit Entwicklung eines Hallux valgus sowie die Dorsalextension in den Zehengrundgelenken.
Die fehlende Integrität der spiraligen Fußverschraubung und die verminderte Aktivität der intrinsischen Fußmuskulatur erhöhen die Belastung des Vorfußes bis zum Ende der Standbeinphase deutlich. Durch die hier beschriebenen Abläufe ist es der intrinsischen Fußmuskulatur auch nicht möglich, ihrer originären Aufgabe – Unterstützung des Bremsens in der Landephase und initiales Beschleunigen in der Abstoßphase – nachzukommen. Die Gewichtslast muss ungebremst zuerst von den bandhaften und später von den knöchernen Strukturen in ungünstiger Position alleine stabilisiert werden. Das zusätzliche Abrollen über den 2. und 3. Zeh verstärkt die Belastungsverlagerung zur ventralen Fußmitte.
Oberes Sprunggelenk
Am häufigsten ist hier die Einschränkung in die Dorsalextension des OSG zu erkennen. Dies kann mehrere Ursachen haben, die therapeutisch unterschiedlich gehandhabt werden müssen. Knöcherne Behinderungen bestehen häufig durch Osteophyten, die sich als Folge von Traumata oder arthrotischen Veränderungen am ventralen Ende der Tibia oder am Taluskopf bilden. Muskuläre Einschränkungen sind zumeist durch Verkürzung der Wadenmuskulatur (vor allem M. gastrocnemius) bedingt. Kapsuläre Einschränkungen im ventralen Bereich durch Hypertrophie bzw. Vernarbung entstehen durch traumatisches oder wiederholtes Einklemmen knöcherner bzw. Weichteilstrukturen [3]. Verklebungen im lateral-dorsalen Bereich zwischen Calcaneus und Fibulaspitze führen eher dazu, dass der Calcaneus bei der Dorsalextension des OSG früher und stärker nach ventral-medial gezogen wird. Die beschriebenen Ursachen führen im Gang zu einem früheren Abheben der Ferse vom Boden und damit zu einer verfrühten Reduktion der Unterstützungsfl.che: Es steht also früher mehr Gewicht nur noch auf dem Vorfuß.
Kniegelenk
Auch in der Dynamik ist zwischen den Einschränkungen in den beiden Ebenen zu unterscheiden. Bei einer eingeschränkten Extension kommt es zu einer Zwangsbeugehaltung über die gesamte Standbeinphase; ein initialer Fersenkontakt ist teilweise unmöglich. Das Gewicht landet schon viel früher auf dem Mittelfuß und rollt schneller auf den Vorfuß ab; die Ferse hebt sich entsprechend früher vom Boden ab. Des Weiteren führt dies auch zu einer verminderten oder ganz fehlenden Dämpfung in den Gelenken der Streckerkette, was die Belastung für den Fuß weiter erhöht. Auch ein physiologisches Abstoßen unter Ausnutzung der Kraft der intrinsischen Fußmuskulatur ist nicht möglich. Dagegen ist die fehlende Kraft der Außenrotatoren im Hüftgelenk für die Innenrotationsabweichung des Femurs verantwortlich. Steht der Fuß schon auf dem Boden, führt das zu einer reaktiven Außenrotation der Tibia. Die Folge ist eine rotationsinstabile Beinachse, die zum medialen Kollaps des Knies führt. Dadurch wandert sowohl die Gewichts- als auch die Belastungslinie nach medial. In der Folge wird der Fuß vermehrt in eine Vorfußabduktion gedrängt, die zu einer verstärkten Vorfußbelastung führt.
Lenden-Becken-Hüft-Region
In der LBH-Region ist häufig die Kombination aus fehlender Streckung und verminderter glutealer Abduktionsstabilität im Hüftgelenk sowie einer verminderten Beckenaufrichtung zu identifizieren. In der Standbeinphase folgt daraus eine ungenügende Bewegung des Hüftbeins über den Hüftkopf. Stattdessen sinkt das Becken häufig spielbeinseitig und nach vorne ab. Der Körperschwerpunkt wandert schneller nach ventral-medial auf den Vorfuß.
Therapeutisches Vorgehen
An dieser Stelle wird das therapeutische Vorgehen, das sich auf die gezeigten Ursachen bezieht, skizziert und entsprechende Anweisungen wörtlich wiedergegeben. Die Übungen zu den einzelnen Bereichen stellen eine Auswahl dar und ersetzen nicht den Gang zum Arzt bzw. die Unterstützung durch einen erfahrenen Therapeuten.
Fuß/OSG
Gewölbebogen – Mobilisation der Querwölbung
„Sitzen Sie auf dem Boden oder auf einem Hocker und stellen Sie die Ferse auf. Achten Sie darauf, dass Sie mit beiden Händen das Sprunggelenk im ca. 90-Grad-Winkel greifen. Dabei liegen die Hände innen auf dem Großzehenstrahl und außen auf dem Kleinzehenstrahl. Teil 1: Spreizen Sie den Fuß fächerförmig auf, zuerst ohne ihn von den Seiten her einzurollen. Tun Sie dies erst passiv; später unterstützen Sie diese Bewegung aktiv mit der Fußmuskulatur. Teil 2: Rollen Sie jetzt Groß- und Kleinzehenstrahl von außen ein. Tun Sie dies erst passiv; später unterstützen Sie diese Bewegung aktiv mit der Fußmuskulatur“ (Abb. 1 u. 2).
Fuß-Brücke – Stabilisation des Fußgewölbes unter Belastung
„Stehen Sie frei im Raum, mittig auf beiden Füßen. Stellen Sie sich vor, den Kopf zur Decke und die Fersen in den Boden zu schieben. Jetzt beide Großzehenballen aktiv über Muskelkraft gegen den Boden schieben und die Fersen aktiv aufrichten. Beachten Sie, dass der Unterschenkel und das Knie bei der Ausführung nicht nach außen gedreht werden, sondern sich nur der Fuß aufrichtet. Ihr Gewicht bleibt mittig auf dem Fuß und fällt nicht nach hinten“ (Abb. 3 u. 4).
Krake – Training der querwölbungsbildenden Muskulatur
„Sitzen Sie auf einem Stuhl, die beiden Unterschenkel parallel nebeneinander und das Knie senkrecht über dem Sprunggelenk. Legen Sie einen halben Tennisball oder eine halbe Walnussschale unter den mittleren Vorfuß. Die Ferse bleibt am Boden, der Fuß schwebt mit hängenden Zehen über dem Ball. Lassen Sie den Fuß ohne Druck auf den Ball sinken und umgreifen Sie den Ball mit der Groß- und Kleinzehenseite von beiden Seiten. Die Zehen neigen sich dabei langgestreckt nach vorne hinunter. Behalten Sie die Fußposition bei und heben Sie den Vorfuß mit aufgebauter Quergewölbespannung aus dem Sprunggelenk nach oben. Lösen Sie die Spannung wieder auf und lassen Sie den Fuß wieder auf den Ball sinken“ (Abb. 5 u. 6).
Frosch – Training der querwölbungsbildenden Muskulatur
„Sitzen Sie auf einem Stuhl und legen Sie die Zehenkuppen auf ein kleines Brettchen oder ein dünnes Buch. Drücken Sie die Zehenbeeren ohne Krallen der Zehen auf das Brettchen. Dabei hebt sich der Mittelfußbereich leicht ab. Lösen Sie die Spannung wieder, sodass sich der Fuß wieder senkt“ (Abb. 7 u. 8).
Raupe – Training der querwölbungsaufbauenden Muskulatur
„Sitzen Sie auf einem Stuhl und stellen Sie die Ferse auf eine rutschende Unterlage. Fuß aktiv verschrauben, indem Sie sich vorstellen, die Ferse hinten in den Boden zu schieben und den Großzehenballen im Boden zu verankern. Drücken Sie nun die Zehenbeeren kraftvoll in den Boden und ziehen Sie den Fuß mit der kurzen Fußmuskulatur nach vorne, ohne dass die Zehen sich dabei einkrallen. Die Ferse wird dadurch nach vorne gezogen. Lösen Sie die Spannung, heben die Zehen ab und setzen diese wieder so weit wie möglich vorne ab. Die Bewegung des Fußes gleicht der Bewegung einer Raupe“ (Abb. 9 u. 10).
Hüftgelenk
Krokodil – Kräftigung der Außenrotatoren des Hüftgelenks
„Liegen Sie auf der Seite, das untenliegende Bein gestreckt, das obenliegende Bein in Hüfte, Knie und Fuß rechtwinklig gebeugt. Heben Sie das obenliegende Knie in Richtung Decke; der Fuß bleibt dabei mit der Innenkante auf dem Boden liegen. Der Rumpf bewegt sich während der Ausführung nicht. Lassen Sie dann das Knie wieder langsam sinken. Kurz bevor Sie den Boden berühren, führen Sie das Knie wieder in die Horizontale nach oben. Ziehen Sie den Außenrand des Fußes während der Ausführung aktiv hoch, sodass die Fußsohle den Boden nicht berührt“ (Abb. 11 u. 12).
LBH
Becken-Achter – Mobilisation des Beckens und der LWS
„Liegen Sie auf dem Rücken und stellen die Beine an. Legen Sie die Hände seitlich auf das Becken und führen Sie das Becken langsam in eine Rückwärtspaddelbewegung. Starten Sie langsam damit, die Bewegung muskulär aktiv zu unterstützen. Geht die rechte Beckenseite als Paddel ins Wasser, flacht die Lendenwirbelsäule ab, verlängert sich rechts (macht eine Seitneigung nach links) und hat mit der rechten Seite deutlich Bodenkontakt, während die linke Seite etwas in die Luft kommt. Beim Nachlassen der Aktivität rechts gelangt das Becken wieder in die Mittelposition zurück. Für die linke Seite dann die Bewegung entsprechend durchführen. Vollziehen Sie die Beckenbewegungen klein für die isolierte Mobilisation der Iliosakralgelenke oder etwas größer für die weitergehende Mobilisation der Lendenwirbelsäule. Führen Sie die Bewegungen langsam und kontrolliert aus“ (Abb. 13 u. 14).
Himmelsschraube – Überdachung des Hüftgelenks
„Stehen Sie mit einem Bein auf dem Boden, das andere stellen Sie auf einen Stuhl, wobei 90 Prozent Ihres Gewichtes auf dem Standbein stehen. Schieben Sie nun den Kopf Richtung Decke und die Ferse des Standbeins in den Boden. Ihr Gewicht bleibt dabei mittig auf dem Fuß. Durch die muskuläre Gesamtaufrichtung der Wirbelsäule richtet sich das Becken auf, und es kippt und dreht zur Standbeinseite. Stellen Sie sich vor, Sie schieben Ihren Körper in einem engen Rohr nach oben. Somit können Sie seitliche Ausweichbewegungen vermeiden“ (Abb. 15 u. 16).
Fazit
Die Ursachen für Beschwerden bzw. Schmerzen im Vorfuß sind vielfältig. Eine isolierte Betrachtung der statischen Fußverhältnisse greift bei der Suche nach diesen Ursachen deutlich zu kurz. Es müssen sowohl die Gesamtkörperstatik als auch die Betrachtung der dynamischen Abläufe in die Sicherstellung der Diagnose integriert werden. Nur dann ist neben der symptomorientierten auch eine zielführende ursachenorientierte Therapieplanung möglich. Diese sollte neben den statischen Veränderungen vor allem Anpassungen in den Bewegungsabläufen adressieren. Die Therapie nach dem Spiraldynamik®-Konzept erweist sich dabei als geeignetes Gerüst, das sowohl die Grundlage der erklärenden Mechanik als auch der komplexen Bewegungsschulung darstellt.
Interessenkonflikt
Der Autor ist Experte und Dozent der Spiraldynamik®.
Der Autor:
Dr. phil. Jens Wippert
Spiraldynamik®-Experte
Sanamotus – Gesund in Bewegung
Eisenmannstr. 4, 80331 München
jw@sanamotus.de
Begutachteter Beitrag/reviewed paper
Wippert J. Einfluss von Statik und Dynamik auf die Belastung des Vorfußes — Eine Betrachtung aus Sicht der Spiraldynamik. Orthopädie Technik, 2018; 69 (6): 56–61
- Die neue Leitlinie zum Lipödem-Syndrom: mehr Licht als Schatten. Konsequenzen für die Praxis — 5. Dezember 2024
- Orthesenversorgung bei Läsion des Plexus brachialis — 4. Dezember 2024
- Anforderungen an additiv gefertigte medizinische Kopfschutzhelme — 4. Dezember 2024
- Heel C. Das Bewegungssystem – Ein Wirkort stellt sich vor. In: Hüter-Becker, A. (Hrsg.). Lehrbuch zum Neuen Denkmodell der Physiotherapie: Band 1: Bewegungssystem. Stuttgart: Thieme Verlag, 2002: 20–216
- Larsen C. Koxarthrose: Periphere Dämpfung – zentrale Belastung. Krankengymnastik, 1998; 11: 50–53