OT: Herr Schrödel, wie meistern die Betriebe in Bayern die aktuelle Situation mit Covid-19?
Bodo Schrödel: Es handelt sich um eine noch nie da gewesene Herausforderung für alle Beteiligten. Aber die langjährige Erfahrung unserer Betriebe und der hohe Standard unserer Ausbildung zahlen sich jetzt beim Umgang mit den zu versorgenden Patienten und den deutlich höheren Hygieneanforderungen aus. Es ist für alle nicht einfach, jedoch müssen wir unserer Pflicht bewusst sein, dass wir ein wichtiger Partner für unsere Kunden und Patienten sind und diese brauchen uns und unsere Dienstleistungen.
OT: Wo sehen Sie derzeit die größten Hürden für die Betriebe in der Versorgung?
Schrödel: Bei vielen Betrieben fehlen Desinfektionsmittel und Schutzmaßnahmen wie Atemschutzmasken, Handschuhe und Mundschutz, was die Versorgung vor Ort sehr erschwert. Ebenso muss bei jedem Versorgungsfall hinterfragt und mit Augenmaß geschaut werden, ob dieser unaufschiebbar und der Patient unverzüglich versorgt werden muss oder die Versorgung gegebenenfalls doch auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden kann. Wir als Landesinnung haben entsprechende Handlungsempfehlungen für unsere Mitgliedsbetriebe herausgegeben, jedoch ist jeder Betrieb für sich selbst verantwortlich und kann und muss immer situationsbedingt entscheiden, was zu tun ist.
OT: Welche wirtschaftlichen Folgen durch Covid-19 sind bereits jetzt zu spüren?
Schrödel: Sehr deutliche. Es kommen rund 70 bis 80 Prozent weniger Kunden in die Sanitätshäuser, so dass hier bereits bei einigen Betrieben Kurzarbeit beantragt worden ist. Ich kann es nur jedem Inhaber empfehlen Kurzarbeit anzumelden und dann bei entsprechenden Auftragsrückgängen mit der Umsetzung von Kurzarbeit nicht zu warten. Es geht hier nicht um Einzelne, sondern immer nur um den gesamten Betrieb und somit um alle Mitarbeiter. Hier ist Solidarität gefragt und darf nicht nur eine Floskel sein.
OT: Wie sieht es mit der Unterstützung der bayerischen Landesregierung aus?
Schrödel: Schon Mitte März wurde das konkrete Maßnahmenpaket der bayerischen Staatsregierung vorgestellt. Die LfA – Förderbank Bayern stellt über die Hausbanken einen 500-Millionen-Euro-Bürgschaftsrahmen bereit, es soll Absicherungen über den Bayernfond bei Betrieben geben, denen Insolvenzen und Schließungen drohen. Ebenso können unbürokratisch Steuererleichterungen aufgrund der Auswirkungen von Covid-19 in Form von zinsloser Stundung oder mit einem Antrag auf Herabsetzung von Vorauszahlungen und des Steuermessbetrags für Zwecke der Gewerbesteuer-Vorauszahlungen beantragt werden.
OT: Gibt es konkrete Beispiele, die Ihnen bekannt sind, wo Verwaltung und Handwerk vorbildlich miteinander umgegangen sind, um Hand in Hand die Situation zu lösen?
Schrödel: Das dürfte jetzt noch ein wenig zu früh sein, um darüber schon eine Aussage treffen zu können. Die Entscheidung über zu beantragende Maßnahmen wird bei den Betrieben vielfach noch getroffen und viele Anträge sind gerade erst einmal gestellt worden. Hier gibt es sicherlich täglich neue Entscheidungen der Verwaltung mit sich daraus ableitenden Lösungswegen. So gibt es aktuell in meiner Heimatstadt Bamberg die Möglichkeit, dass alle Firmendarlehen mit der Sparkasse Bamberg problemlos und auf Zuruf für zwei Monate tilgungsfrei gestellt werden.
Die Fragen stellte Heiko Cordes.