„Der Anstieg der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist ein gutes Zeichen. Dennoch liegen wir noch deutlich unter dem Niveau von vor der Corona-Pandemie und ist die Zahl sowohl der unbesetzten Ausbildungsstellen als auch der unversorgt gebliebenen Bewerber gestiegen. Mit unserer Exzellenzinitiative Berufliche Bildung sorgen wir für neuen Schub und machen die berufliche Bildung in ihrer gesamten Breite attraktiver und moderner. Dazu gehört auch, dass wir die Berufsorientierung stärken, um über die spannenden Berufsmöglichkeiten und attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten einer dualen Ausbildung zu informieren. Die berufliche Bildung ist ein tolles Sprungbrett in ein erfolgreiches Berufsleben und absolut gleichwertig zum Studium“, erklärte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger.
Die Jugendlichen zeigten verstärktes Interesse an dualen Berufsausbildungen, die Nachfrage im Jahr 2023 stieg um 3,2 Prozent an. Das Angebot an Ausbildungsstellen erhöhte sich ebenfalls um 3,4 Prozent auf 562.600, wodurch das Angebot bereits zum zweiten Mal in Folge die Nachfrage übertraf.
Die Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) verdeutlichen jedoch auch zunehmende Schwierigkeiten, Betriebsangebote und Jugendnachfrage effektiv abzugleichen. Im Jahr 2023 blieben deutschlandweit rund 73.400 Ausbildungsstellen unbesetzt. Gleichzeitig blieben 11,5 Prozent der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz, was auf einen wachsenden Mismatch zwischen Angebot und Nachfrage hinweist.
Die verbesserte Ausbildungsbilanz ist für BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser zwar ein „erfreuliches Ergebnis“, das aber nicht zufrieden stellen könne. „Die Zahlen liegen immer noch deutlich hinter denen aus dem Jahr 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie, zurück. Dazu haben die Passungsprobleme weiter zugenommen, die zielführende Maßnahmen erfordern. Gefragt sind insbesondere eine die Jugendlichen erreichende Berufsorientierung sowie verbesserte Maßnahmen zur Unterstützung der Mobilität von Auszubildenden. Auch Klein- und Kleinstbetriebe brauchen mehr Unterstützung, wenn es um die jugendgerechte Akquise von Schulabgängerinnen und Schulabgängern geht, vor allem bei der digitalen Kommunikation in den sozialen Netzwerken.“
Die Betriebe setzen verstärkt auf diverse Rekrutierungskanäle, wobei im Durchschnitt fünf bis sechs unterschiedliche Kanäle genutzt werden. Die Analyse zeigt, dass Betriebe besonders auf indirekte Rekrutierungskanäle setzen, wobei 75 Prozent auf die Vermittlungsdienste der örtlichen Arbeitsagentur vertrauen. Soziale Medien werden ebenfalls von fast der Hälfte der Betriebe genutzt, während das Betriebspraktikum von 70 Prozent der Betriebe eingesetzt wird.
Überraschend zeigt die Analyse, dass Betriebe, die viele indirekte Kanäle nutzen, zwar viele Bewerbungen erhalten, das Risiko, Ausbildungsplätze nicht besetzen zu können, jedoch nicht sinkt. Direkte, persönliche Rekrutierungskanäle erweisen sich als effektiver, um Ausbildungsplätze erfolgreich zu besetzen.
Insgesamt verdeutlicht die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt die Notwendigkeit für Betriebe, ihre Rekrutierungsstrategien zu überdenken und sich auf persönliche Ansprache zu konzentrieren, um den steigenden Herausforderungen erfolgreich begegnen zu können.
„Das Handwerk bildet weiter mit großem Engagement aus und leistet als ausbildungsstarker Wirtschaftsbereich einen ganz wesentlichen Beitrag zur Fachkräftesicherung und zur Zukunftsgestaltung“, erklärte Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). „Mit Sorge sehen wir jedoch, dass die unbesetzt gebliebenen Ausbildungsplätze im Handwerk zunehmen. Es besteht dringender politischer Handlungsbedarf der Bundesregierung, damit wieder mehr junge Menschen für die aussichtsreichen Berufseinstiegs- und Karrierechancen der dualen Ausbildung im Handwerk gewonnen werden. Notwendig sind eine Bildungswende und eine echte Gleichwertigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung in materieller und ideeller Hinsicht. Nur so sichern wir die Fach- und Führungskräfte von morgen.“
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