Dieses hybride Konzept ermöglichte sowohl für Referent:innen als auch für Teilnehmer:innen die maximale Flexibilität. Einerseits profitierte man in Dortmund von dem persönlichen Austausch mit den Teilnehmenden und den Vortragenden der Präsenzveranstaltung sowie von der Industrieausstellung, andererseits konnten auch Referent:innen ohne großen Reisestress ihr Wissen mit dem Auditorium teilen. Eine gelungene Premiere.
Die Begrüßung der Teilnehmer:innen teilte sich Bieringer mit seinem Gastgeberkollegen Prof. Dr. Christian Lüring, Direktor der Klinik für Orthopädie im Klinikum Dortmund, ehe Patrick Schröter mit seinem Vortrag „Anatomische und biomechanische Bedingungen für die Verankerung eines Endomoduls im Knochen“ in den fachlichen Teil startete. Schon während dieses ersten Vortrags wurden viele Nachfragen gestellt, die bewiesen, dass das diesjährige Schwerpunktthema rund um die Endo-/Exoprothetik gut gewählt war. Dr. Jennifer Ernst wurde per Livestream aus Hannover zugeschaltet und berichtete in ihrem Vortrag über die Indikation für Endo-Exoprothesen. Anschließend übernahm mit Prof. Dr. Lüring sozusagen der „Hausherr“ das Wort und widmete sich mit dem Vortrag „Implantationstechniken Endo-Exoprothese am Oberschenkelstumpf“ einem seiner „Leib- und Magenthemen“. Aus Berlin wurde Dr. Dennis Vogt, Fachartikelautor der OT-August-Ausgabe, von der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Septisch-Rekonstruktive Chirurgie der Bundeswehr, zugeschaltet. Er brachte den Zuhörer:innen das Thema „Das (Haut-)Stoma: Grenzen, Risiken und Perspektiven“ näher. Ein interessanter Vortrag, der einen kritischen Punkt in der osseointegrativen Versorgung beleuchtete und so sehr zur Diskussion anregte, dass der Vormittagszeitplan trotz der unplanmäßigen Verschiebung des Vortrags „Endo-Exo-Prothetik der oberen Extremität“ von Prof. Dr. Oskar Aszmann in den Nachmittag eingehalten werden konnte. Die Pause nutzten die Teilnehmenden, um sich auszutauschen und um eine Tabletop-Ausstellung anzuschauen.
Medizin und Therapie der Endo-Prothetik
Nach der Pause übernahm dann zunächst Prof. Dr. Aszmann aus Wien das Wort, ehe Jana Cibura, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Dortmund, mit dem Thema „Anatomie und Biomechanik von Hüft- und Kniegelenk“ in den zweiten Themenblock mit dem Schwerpunkt „Medizin und Therapie der Endo-Prothetik“ startete. Dr. med. habil. Martin Ellenrieder, Stellv. Direktor und leitender Oberarzt der Orthopädischen Klinik und Poliklinik Rostock, führte die Zuhörer:innen in die „Konstruktion endoprothetischer Gelenke“ ein. Gleich zwei Mal übernahm Prof. Dr. Lüring in diesem Themenblock das Mikrofon und brachte dem Publikum die Themen „Künstlicher Gelenkersatz: Indikationen, Chancen und Kontraindikationen“ sowie „Ergebnisse Knie- und Hüftgelenksendoprothesen“ näher. Dr. Wolf Scheitza dagegen stellte die „Rehabilitation von TEP-Patienten“ vor. Prof. Dr. Carsten Gebert übernahm den Abschluss dieses Blocks und brachte mit der „Endoprothetik in der Tumortherapie“ noch einmal einen anderen Versorgungsblickwinkel ein.
Auch im letzten Themenblock „Hilfsmittelversorgung und Rehabilitation nach Revisionseingriffen“ des ersten Tages übernahm Prof. Dr. Lüring nochmals das Wort und stellte die Thematik „Prothesenrevision und ‑wechsel: besondere Herausforderung“ vor. Der letzte Beitrag gehörte Roland Dötzer, der dem Auditorium aus der Sicht der Orthopädie-Technik die „Rehabilitation und Hilfsmittelversorgung nach Prothesenwechsel“ näherbrachte.
Sowohl in der Pause als auch beim Kollegentreff im Anschluss an die Vorträge konnte das Auditorium Musikeinlagen der Jazz-Band um Dr. Scheitza lauschen.
Patientenperspektive im Fokus
Zum Start des zweiten Tages des Symposiums stand die Patientenperspektive im Fokus: „Leben mit Amputation: Wie homogen oder heterogen sind die Bedürfnisse der Betroffenen?“ fragte Dieter Jüptner vom Bundesverband für Menschen mit Arm- und Beinamputation (BMAB) die Zuhörenden. Ganz dem Schwerpunkt des Themenblocks „Leben mit Amputation“ entsprechend beschäftigte sich auch der Vortrag von Prof. Dr. med. Bernhard Greitemann „AWMF-Leitlinie ‚Rehabilitation nach Majoramputation‘, was heißt das für Betroffene und Fachkreise?“ mit der Perspektive von Betroffenen. Dr. Yann Fülling gehörte der letzte Beitrag des ersten Blocks. Aus den Erfahrungen der Abteilung für BG Rehabilitation des Universitätsklinikums Bergmannsheil in Bochum berichtete Fülling unter dem Thema „Integrierte Rehabilitation nach Amputation“.
Der zweite von vier Themenblöcken befasste sich mit der Exo-Prothetik bei Fuß- und TT-Amputationen. Der Auftakt gehörte Dr. Tymoteusz Budny, der die „Amputation an Fuß- und Unterschenkel: Stumpfbildung und Ergebnisse“ vorstellte. Aktuelle Versorgungsbeispiele brachte Fabian Schneider in seinem Vortrag „Fußprothetik State of the Art“ näher. Julia Block fragte „Was wissen wir über Fußamputationspatienten und ihre Versorgungen?“ und lieferte selbst eine Reihe von Antworten. Robert Helbing wagte den Blick über den „deutschen Tellerrand“ hinaus und erklärte den Zuhörer:innen den „‚Goldstandard‘ und Varianten in der Schafttechnologie der US-Prothetik“.
Exo-Prothetik bei TF-Amputationen
Dr. Rainer Eckhardt stellte zum Beginn des dritten Themenblocks in seinem Vortrag „Oberschenkelamputation: Stumpfbildung und Ergebnisse“ vor. OTM Ingo Pfefferkorn, Vorsitzender der Fortbildungsvereinigung für Orthopädie-Technik und Kongresspräsident der OTWorld 2024, präsentierte in seinem Vortrag den „‚Goldstandard‘ und Varianten in der Schafttechnologie der OS-Prothetik“.
Sven Vatter, der erst in diesem Jahr für seine außergewöhnlichen Leistungen im Meisterlehrgang an der Bufa ausgezeichnet worden war, gab einen Ausblick auf die „Perspektiven in der Konstruktion von TF-Prothesenschäften“. Mit Dipl.-Ing. (FH) Merkur Alimusaj steuerte auch der diesjährige Kongresspräsident der OTWorld einen Beitrag zum Symposium bei. Der Heidelberger referierte über „Passteilkonstruktionen: Spektrum und Auswahlkriterien“. Der längste und auch zeitgleich philosophischste Titel für einen Redebeitrag kam von Dipl.-Ing. Martin Pusch aus Duderstadt: „Was kein prothetisches Kniegelenk der Zukunft leistet – eine Hommage an das größte Gelenk im menschlichen Körper“. Er forderte die Teilnehmenden in gekonnter Weise zum Mit- und Selberdenken auf.
Im Abschlussblock des 13. Symposiums von Bundesfachschule und Klinikum Dortmund wandte sich Dr. Arne Hendrik Böcker digital aus Ludwigshafen in seinem Vortrag „Amputationen der oberen Extremität: Stumpfbildung und Ergebnisse“ an die Zuhörer:innen. Stefan Kunz referierte über das Thema „Funktioneller Teilhandersatz“. Gerlinde Gerdes vom Sanitätshaus Jaspert und Kuhlmann wurde dann sehr praktisch und stellte „Versorgungsbeispiele nach Unterarmamputation bzw. Unterarmdysmelie“ vor. Benjamin Kentenich zeigte in seinem Beitrag „Die richtige Wahl macht den Unterschied“ am Beispiel unterschiedlicher Armprothesenkonzepte auf, wie die Versorgung die Funktionalität der Anwendenden mit transhumeraler Amputation beeinflusst.
OTM Hans-Magnus Holzfuß, Fachartikelautor der OT-August-Ausgabe, stellte den Teilnehmer:innen die „Prothesenversorgung nach Amputation des Schultergürtels“ mit TMR-Steuerung vor. Den letzten Fachvortrag lieferte Prof. Dr. David Liebetanz mit dem Thema „Möglichkeiten der Ansteuerung von Armprothesen“.
Insgesamt zogen die Organisatoren der Veranstaltung im Dortmunder Lensing-Carrée ein zufriedenes Fazit, weil es gelungen war, ein fachlich anspruchsvolles Programm mit namhaften Referent:innen in dem hybriden Format trotz ein paar technischer Probleme zum Veranstaltungsstart zu präsentieren, sich wieder auf persönlicher Ebene auszutauschen und zu netzwerken, sich zeitgleich aber auch aus dem Klassenzimmer oder dem heimischen Büro zuzuschalten und so eine Teilnahme über große Distanzen hinweg zu ermöglichen.
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