Dr. med. Urs Schneider, Abteilungsleiter Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), gehört zu den Initiatoren des neu geschaffenen MOOC (Massiv Open Online Course) im Rahmen der OTWorld 2022.
OT: Mit dem MOOC wurde ein neues Format zur Wissensvermittlung für den Branchennachwuchs aufgelegt. Können Sie den Entstehungsprozess einmal beleuchten und erklären, was die Besucher:innen erwartet?
Dr. Urs Schneider: Für eine gute Patientenversorgung müssen verschiedene Expert:innen möglichst eng verzahnt arbeiten. Das klappt am besten, wenn sie bereits während der Ausbildung erfahren, welche anderen Berufsgruppen in welchen Funktionen dies sind und welche Kompetenzen diese jeweils mitbringen. Dann ist Arbeit wertschätzend, effizient und auf Augenhöhe. Junge Leute sind medienkompetent und haben kein Geld. Daher bietet sich das Format der weltweiten kostenfreien Online-Schulungen als Massive Open Online Course an. Wir richten das Angebot beispielhaft für die interdisziplinäre Versorgung Beinamputierter an junge Menschen in der Ausbildung als Ärzt:in, Orthopädiemechaniker:in, Physiotherapeut:in, Ergotherapeut:in, Sachbearbeiter:in bei Krankenkassen und als Biomedizin-Ingenieur:in in Forschungsanwendungen. Auf der ganzen Welt arbeiten Expert:innen in wohlhabenden und auch ärmeren Ländern, daher kommen die Beiträge aus Deutschland, den USA, El Salvador und Thailand. Englisch ist Pflicht für internationales Verständnis in allen Berufsgruppen. Daher ist der Kurs auf Englisch. So entstand mit dem Programmkomitee, dem Team der Confairmed und Messe Leipzig und Freund und Kollege Michael Goldfarb der Kurs. Mit meiner Biomedizinmasterclass an der Universität Stuttgart wurden die ca. 20 Beiträge für junge Menschen geplant. Das Konzept des kostenlosen MOOC wird am 12. Mai 2022 von mir (Bereichsleiter LifeSciences Fraunhofer IPA und Leiter Mensch-Technik-Interaktion IFF, Universität Stuttgart), Prof. Levi Hargrove (Director and Scientific Chair, Shirley Ryan AbilityLab, Chicago) und Prof. Michael Goldfarb (Professor of Mechanical Engineering, Vanderbilt University, Nashville) auf der OTWorld in Leipzig vorgestellt. Nach der Veranstaltung werden die englischsprachigen Videos in die Mediathek der OTWorld eingestellt und stehen Interessierten weltweit kostenlos zwei Jahre lang zur Verfügung. Wer alle Beiträge angeschaut hat, bekommt ein Bestätigungszertifikat.
OT: Die Videoformate lassen wenig Raum für Interaktion. An wen können sich die Interessierten wenden, wenn Nachfragen aufgekommen sind?
Schneider: Jederzeit an mich. Meist ist die Kontaktadresse zum jeweiligen Redner angegeben. Alle helfen immer gern weiter.
OT: Können Sie sich vorstellen, dass das Format wiederholt aufgelegt wird?
Schneider: Das ist der Plan! Wenn wir sehen, dass das Format auf Interesse stößt, würden wir für die OTWorld 2024 das Programm erweitern; z. B. auf spezifische Orthetikversorgungen.
Die Fragen stellte Heiko Cordes.
Eine Gesamtübersicht aller Kurzinterviews zur OTWorld 2022 finden Sie hier.
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