Mensch-Maschi­ne-Inter­ak­ti­on im Kindesalter

B. Warken-Madelung, H. König, R. Weinberger, A. S. Schroeder
Zwölf Jahre Erfahrung mit robotergestützter Laufband­therapie mit dem Gangroboter Lokomat® bei Kindern mit zentralen Bewegungsstörungen. Zerebralparesen (CP) sind im Kindes­alter die häufigste Ursache für zentrale Bewegungsstörungen. Kinder mit CP haben Einschränkungen in ihrer motorischen Entwicklung, die nicht reversibel, aber veränderbar sind. Die Verbesserung der Gehfähigkeit ist in der Physiotherapie ein sehr häufiges alltagsrelevantes Ziel. Um dieses Ziel aufgabenspezifisch zu unterstützen, hat sich in den letzten Jahren die robotergestützte Laufbandtherapie eta­bliert. Am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München wurden seit 2006 bei mehr als 150 Kindern mit Hilfe des Gangroboters Lokomat® Intensivtherapie-Blöcke­ (12 Sessions/3 Wochen) ambulant durchgeführt. Das ROBERT-Programm („Robot Enhanced Repetitive Treadmill Therapy“) führt zu einer signifikanten und alltagsrelevanten Verbesserung der Gehfähigkeit.

Ein­lei­tung

Die Zere­bral­pa­re­se (CP) ist mit einer Prä­va­lenz von 1,5–2/1.000 lebendge­borenen Kin­dern die häu­figs­te Ursa­che für Bewe­gungs­stö­run­gen im Kin­des­al­ter 1. Die Bewe­gungs­stö­rung ent­steht durch eine Fehl­funk­ti­on der Berei­che des Gehirns, die Bewe­gun­gen kon­trol­lie­ren. Die­se Fehl­funk­ti­on ent­steht durch eine nicht pro­gre­di­en­te Stö­rung, durch ­Läsi­on des sich ent­wi­ckeln­den Gehirns – z. B. bei Gehirn­fehl­bil­dun­gen als frühe­ Anla­ge­stö­rung (gene­ti­sche Ursa­chen sind hier­von nicht immer­ ein­fach abzu­gren­zen) –, durch toxi­sche Ein­flüs­se oder durch eine Sauerstoffmangel­situation mit Zell­untergang (z. B. durch Hypo­xie oder Gehirn­blu­tun­gen) vor, wäh­rend oder kurz nach der Geburt. Früh­ge­burt­lich­keit stellt nach wie vor den größ­ten Risi­ko­fak­tor für die Ent­ste­hung einer CP dar.

Die Ein­schrän­kun­gen einer Zere­bralparese wir­ken sich je nach dem Ort der Schä­di­gung auf ver­schie­de­ne Berei­che der Ent­wick­lung aus 2. Jedes Kind zeigt einen spe­zi­fi­schen Ent­wick­lungs­kor­ri­dor 3. Auch wenn die Beein­träch­ti­gun­gen nicht rever­si­bel sind, las­sen sie sich durch the­ra­peu­ti­sche Maß­nah­men posi­tiv beein­flus­sen, sodass jeder Pati­ent einen indi­vi­du­ell abge­stimm­ten und mul­ti­pro­fes­sio­nel­len Behand­lungs­plan erhal­ten muss 4. Zu berück­sich­ti­gen sind dabei zum einen die kör­per­li­chen Ein­schrän­kun­gen bei Bewe­gung, Hal­tung und ande­ren moto­ri­schen Fähig­kei­ten sowie wei­te­re Funk­tio­nen wie Sen­si­bi­li­tät, Wahr­neh­mung, Sehen, Hören, Kogni­ti­on, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit und Nah­rungs­auf­nah­me. Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten, Epi­lep­sien, sekun­dä­re mus­ku­los­ke­letta­le Pro­ble­me wie Mus­kel­kon­trak­tu­ren oder Gelenk- und Wir­bel­säu­len­de­for­mi­tä­ten stel­len auf Dau­er typi­scher­wei­se wei­te­re Ein­schrän­kun­gen dar. Die genann­ten Stö­run­gen ver­hin­dern in den meis­ten Fäl­len ein Leben ohne Beein­träch­ti­gung 5.

Die kör­per­li­chen Ein­schrän­kun­gen bei der CP zei­gen sich meist in Ver­än­de­run­gen des Mus­kel­to­nus und der mus­ku­lä­ren Koor­di­na­ti­on. Sie sind an den unte­ren Extre­mi­tä­ten aus­ge­präg­ter als an den obe­ren. Dadurch wird das Erler­nen der Fort­be­we­gung, ins­be­son­de­re des Gehens, erschwert oder sogar unmög­lich gemacht 6. Die betrof­fe­nen Kin­der ler­nen Gehen zumin­dest mit einem ver­än­der­ten Gang­bild und benö­ti­gen meist Hilfs­mit­tel. Dadurch blei­ben sie in ihrer Mobi­li­tät und Selbst­stän­dig­keit dau­er­haft ein­ge­schränkt 7.

Der Schwe­re­grad der moto­ri­schen Beein­träch­ti­gung bzw. die funk­tio­nel­len Fähig­kei­ten eines Kin­des mit CP und die Not­wen­dig­keit der Hilfsmittel­benutzung für die All­tags­mo­bi­li­tät (Stö­cke, Rol­la­tor, Roll­stuhl) wird mit dem Gross Motor Func­tion Clas­si­fi­ca­ti­on Sys­tem (GMFCS) beschrie­ben und in fünf Stu­fen ein­ge­teilt: Kin­der mit GMFCS-Level I errei­chen das freie Gehen ohne Geh­hil­fen; Kin­der mit GMFCS-Level V haben nur sehr ein­ge­schränk­te Mög­lich­kei­ten, will­kür­lich ihre Bewe­gun­gen zu kon­trol­lie­ren, und kön­nen kei­ne selbst­stän­di­ge Fort­be­we­gung erler­nen 8. Anhand ­einer Ent­wick­lungs­kur­ve, die für jeden GMFCS-Level zur Ver­fü­gung steht, ist es mög­lich, das Ent­wick­lungs­po­ten­zi­al eines Kin­des mit CP ein­zu­schät­zen 9. Die Ent­wick­lungs­kur­ven der GMFCS-Level III bis V zei­gen außer­dem, dass bei Kin­dern mit CP ent­spre­chen­der Aus­prä­gung ab der zwei­ten Hälf­te der ers­ten Lebensdekade­ eine Ten­denz zur Ver­schlech­te­rung der moto­ri­schen Fähig­keiten zu erwar­ten ist 10. Aus den Ent­wick­lungs­kur­ven wur­den The­ra­pie­kur­ven ent­wi­ckelt, die Ange­hö­ri­gen, Ärz­ten, The­ra­peu­ten und Ortho­pä­die-Mecha­ni­kern Emp­feh­lun­gen zur Erstel­lung indi­vi­du­el­ler The­ra­pie­kon­zep­te geben 11.

Eine gerin­ge Geh­fä­hig­keit ist prä­dik­tiv für wenig Belast­bar­keit bei Akti­vi­tä­ten, Par­ti­zi­pa­ti­on, sozia­len Inter­ak­tio­nen und Inte­gra­ti­on 12. Da Geh­fä­hig­keit Selbst­stän­dig­keit aus­drückt, lau­tet eines der häu­figs­ten Zie­le in der Ent­wick­lungs­för­de­rung und der Reha­bi­li­ta­ti­on von Kin­dern mit CP und ihren­ Eltern, dass die Geh­fä­hig­keit des Kindes­ je nach Schwe­re­grad ihrer Erkran­kung so gut es geht erlangt und erhal­ten wird 13.

Bereits Ende der 90er Jah­re wur­de die kon­ven­tio­nel­le Lauf­band­the­ra­pie mit einem von The­ra­peu­ten manu­ell geführ­ten Gehen als erfolg­rei­che The­ra­pie­form bei Kin­dern mit CP beschrie­ben 14. Auf­ga­ben­spe­zi­fi­sches Üben und die zahl­rei­chen Wie­der­ho­lun­gen eines Bewe­gungs­ab­lau­fes (Repe­ti­ti­on) spie­len dabei eine ent­schei­den­de Rol­le 15 1617.

Robo­ter­ge­stütz­te Gang­the­ra­pie am Bei­spiel des Gang­ro­bo­ters Lokomat®

Seit 2006 kann die manu­el­le Füh­rung durch The­ra­peu­ten beim Gehen auf dem Lauf­band durch die roboter­­­gestützte­ Gang­or­the­se „Pedia­tric Loko­mat®“ (Hoco­ma AG, Vol­kets­wil, Schweiz) ersetzt wer­den (Abb. 1). Das Pediatric-Lokomat®-System besteht aus einem Lauf­band, einem Gewichts­ent­las­tungs­sys­tem und einer elek­trisch ange­trie­be­nen com­pu­ter­ge­steu­er­ten Gang­orthese (Exo­ske­lett), wel­che die Bei­ne über ein Man­schet­ten­sys­tem (Loko­mat® Robo­tic Gait Ortho­sis) mit dem Lauf­band syn­chro­ni­siert führt. Das Lauf­band hat eine Trag­fä­hig­keit von 159 kg und kann eine maxi­ma­le Geschwin­dig­keit von 3 km/h errei­chen. In Tabel­le 1 sind Spe­zi­fi­ka­tio­nen und Anpas­sungs­mög­lich­kei­ten des Loko­ma­ten® und ­deren the­ra­peu­ti­sche Ein­satz­ge­bie­te zusammengefasst.

Da die Füße durch den Loko­ma­ten® nur wenig kor­ri­giert wer­den kön­nen, ist es wich­tig, dass der Pati­ent wäh­rend der Lauf­band­the­ra­pie ange­pass­te und im All­tag eta­blier­te Ein­la­gen oder knö­chel­um­fas­sen­de Orthe­sen trägt, um eine mög­lichst phy­sio­lo­gi­sche Auf­rich­tung im Mit­tel­fuß zu errei­chen und zu hal­ten. In der ent­spre­chen­den Ver­sor­gung soll­te eine leich­te Dor­sal­ex­ten­si­on im Sprung­ge­lenk mög­lich sein.

Seit Ende 2017 gibt es das soge­nann­te FreeD-Modul auch für das päd­ia­tri­sche Modul als Ergän­zung zum bis­he­ri­gen Loko­ma­ten®. Es führt Becken und Ober­kör­per wäh­rend der Stand­bein­pha­se bis zu 2 cm (Kin­der­mo­dul) late­ral auf das Stand­bein. Dadurch wirkt das voll­stän­di­ge Gewicht auf das Stand­bein, und Becken- und Rumpf­mus­ku­la­tur wer­den stär­ker akti­viert. Mit dem FreeD-­Mo­dul kann das Gang­bild im Loko­ma­ten® noch mehr dem phy­sio­lo­gi­schen Gang­bild ent­spre­chen, da es eine Trans­ver­sal­ro­ta­ti­on des Beckens zulässt.

Robo­ter­ge­stütz­te Lauf­band­the­ra­pie am Dr. von Hau­ner­schen Kinderspital

Am Dr. von Hau­ner­schen Kin­der­spi­tal wird seit 12 Jah­ren die robotergestützte­ Lauf­band­the­ra­pie mit dem Loko­ma­ten® als drei­wö­chi­ger ambu­lan­ter Inten­siv-The­ra­pie­block („ROBERT“) prak­ti­ziert (mehr als 150 Kin­der, über 300 Blö­cke). Die The­ra­pie ist ein­ge­bet­tet in eine ambu­lan­te Betreu­ung im iSPZ (inte­grier­tes Sozi­al­päd­ia­tri­sches Zen­trum) am Dr. von Hau­ner­schen Kin­der­spi­tal. Dort wer­den Kin­der von ihrer Geburt an bis zum Alter von 18 Jah­ren mit zen­tra­len Bewe­gungs­stö­run­gen mul­ti­pro­fes­sio­nell (Arzt, The­ra­peut, Psy­cho­lo­ge,­ Sozi­al­be­ra­tung) und ent­wick­lungs­be­glei­tend behan­delt und bera­ten. Am ROBERT-Pro­gramm kann jedes Kind teil­neh­men, für wel­ches die Ver­bes­se­rung der Geh­funk­ti­on als the­ra­peu­ti­sches Ziel defi­niert wur­de und das ein erfolg­rei­ches Lokomat®-Probetraining absol­viert hat.

In den meis­ten Fäl­len sind dies Kin­der nach dem 4. Geburts­tag mit Beein­träch­ti­gung der selbst­stän­di­gen Geh­fä­hig­keit (GMFCS-Level II, III und IV), da bei die­sen Kin­dern die Ver­bes­se­rung oder der Erhalt ihrer (Steh- und) Geh­funk­ti­on ein wich­ti­ges the­ra­peu­ti­sches Ziel dar­stellt. Der Ablauf des ROBERT-Pro­gramms ist in ­Abbil­dung 2 dargestellt.

Zur kon­ti­nu­ier­li­chen Ent­wick­lungs­för­de­rung kön­nen Pati­en­ten im Ver­lauf meh­re­re ROBERT-Blö­cke absol­vie­ren. Dafür ist ein Inter­vall von min­des­tens 6 Mona­ten zwi­schen zwei The­ra­pie­blö­cken rea­lis­tisch und im All­tag prak­ti­ka­bel. Der geziel­te Ein­satz eines ­ROBERT-Pro­gramms vor oder nach Ope­rationen (Weich­teil­ope­ra­tio­nen, Umstel­lungs­os­teo­to­mien, selek­ti­ve dor­sa­le Rhi­zo­to­mie) sowie im Zusam­men­hang mit einer Botu­li­num­to­xin-­The­ra­pie stel­len wei­te­re beson­de­re Indi­ka­tio­nen dar.

Kon­tra­in­di­ka­tio­nen sind im Sin­ne der Medi­zin­pro­duk­te­zu­las­sung zu berück­sich­ti­gen und gehö­ren zu jedem Schu­lungs­vor­gang. Die Besonderheiten­ für Kin­der mit CP bedin­gen aller­dings, dass die­se im Ein­zel­fall nicht immer berück­sich­tigt wer­den kön­nen. Für die The­ra­pie mit dem Loko­ma­ten® sind bei Kin­dern mit zen­tra­len Bewe­gungs­stö­run­gen oft leich­te Kon­trak­tu­ren der unte­ren Extre­mi­tä­ten zu tole­rie­ren, solan­ge eine gute Posi­tio­nie­rung im Exo­ske­lett durch einen erfah­re­nen The­ra­peu­ten kon­trol­liert und kon­ti­nu­ier­lich über­wacht wer­den kann. Eben­so ver­hält es sich mit Kno­chen­in­sta­bi­li­tä­ten bzw. Osteo­po­ro­se, einer kar­dio­vas­ku­lä­ren Insuf­fi­zi­enz, Throm­bo­em­bo­lien,­ chir­ur­gisch beding­ten Ein­schrän­kun­gen für vol­le Kör­per­be­las­tung und schwe­ren Epi­lep­sien. Das wich­tigs­te Kri­te­ri­um soll­te sein, dass die Kin­der in der Lage sein müs­sen, Schmer­zen und Miss­emp­fin­dun­gen ein­deu­tig zu kom­mu­ni­zie­ren (gemäß der Pedia­tric ­Loko­mat® Expert Group 18).

Wäh­rend der The­ra­pie­ses­si­on lau­tet das Ziel, die Kin­der mit mög­lichst vol­lem Eigen­ge­wicht und mög­lichst wenig Füh­rungs­kraft gehen zu las­sen. Um die Moti­va­ti­on zur akti­ven Teil­nah­me an der The­ra­pie opti­mal zu för­dern, bekom­men sie in einer mög­lichst varianten­reichen The­ra­pie­ses­si­on ver­schie­de­ne Gang­ge­schwin­dig­kei­ten ange­bo­ten, es wird ein mög­lichst gro­ßes Bewe­gungs­aus­maß in Hüf­te und Knie erar­bei­tet, und das soge­nann­te Aug­men­ted Per­for­mance Feed­back Sys­tem (APF) wird so viel wie mög­lich eingesetzt.

Zudem wird die Akti­vi­täts­auf­merk­sam­keit des Kin­des über spie­le­ri­sche Ele­men­te wie das Kicken eines Luft­bal­lons oder das Über­stei­gen klei­ner, wei­cher Hin­der­nis­se erhöht und mög­lichst lan­ge ­erhal­ten. Die ver­schie­de­nen fle­xi­bel ein­setz­ba­ren The­ra­pie­pa­ra­me­ter wie Gewichts­ent­las­tung, Füh­rungs­kraft, Geschwin­dig­keit und Bewe­gungs­aus­ma­ße wer­den wäh­rend jeder ein­zel­nen The­ra­pie­ses­si­on und im drei­wö­chi­gen The­ra­pie­ver­lauf kon­ti­nu­ier­lich ange­passt und so ver­än­dert, dass das Kind die best­mög­li­che Leis­tung zeigt.

Emp­feh­lun­gen zur Imple­men­ta­ti­on der robo­ter­ge­stütz­ten Lauf­band­the­ra­pie in ein the­ra­peu­ti­sches Gesamt­kon­zept sowie die Beson­der­hei­ten eines­ sinn­vol­len Ein­sat­zes der verschiedenen­ akti­vi­täts­stei­gern­den Ele­men­te wäh­rend der Lokomat®-Therapie wur­den von der Pedia­tric Loko­mat® Expert Group publi­ziert und kön­nen bei Aurich-Schul­er et al. im Detail nach­ge­le­sen wer­den 18.

Zusam­men­fas­sung der Wirk­sam­keit des ROBERT-Programms

Die The­ra­pie mit dem Loko­ma­ten® im Rah­men des ROBERT-Pro­gramms wurde­ am Dr. von Hau­ner­schen Kinderspital­ von 2006 bis Ende 2017 mit mehr als 150 Kin­dern mit CP und ins­ge­samt mehr als 300 ROBERT-Blö­cken mit einem „Pedia­tric Loko­mat®“ der ers­ten Gene­ra­ti­on durch­ge­führt. In Tabel­le 2 sind die Publi­ka­tio­nen auf­ge­führt, mit denen die Effek­ti­vi­tät des ­ROBERT-Pro­gramms sowohl in kon­trol­lier­ten als auch in nicht kon­trol­lier­ten Stu­di­en belegt wer­den konn­te 18 19 20 21 22 23 24 25.

Die inten­si­ve robo­ter­ge­stütz­te Lauf­band­the­ra­pie unter­stützt Kin­der mit CP in der Ent­wick­lung ihrer Steh- und Geh­fä­hig­keit in rele­van­ter und nach­hal­ti­ger Wei­se. Die Pati­en­ten pro­fi­tie­ren auf allen Ebe­nen der ICF-CY (Funk­ti­on, Akti­vi­tät und Par­ti­zi­pa­ti­on), wobei der Schwe­re­grad (GMFCS-Level) und das Alter bei The­ra­pie einen rele­van­ten Ein­fluss auf die Ver­bes­se­rung haben. Bei Teil­nah­me an meh­re­ren ROBERT-Blö­cken addiert sich die Ver­bes­se­rung der Steh- und Geh­funk­ti­on auch noch in einem Alter, in dem die natür­li­che Ent­wick­lung der Kin­der mit CP kei­ne Ver­bes­se­rung mehr erwar­ten lässt.

Aus­blick

Der Ein­satz des neu­en Modells „Loko­mat® Pro“ mit einem neu­en Frei­heits­grad für einen „late­ral shift“ des Beckens (seit 2017 für Kin­der erhält­lich) ermög­licht eine Stei­ge­rung der The­ra­pie­va­ria­bi­li­tät bei einem noch phy­sio­lo­gi­sche­ren Gang­bild. Es ver­fügt außer­dem über ein sehr viel fle­xi­ble­res APF-Sys­tem, das einen dif­fe­ren­zier­te­ren und geziel­te­ren Ein­satz der inter­ak­ti­ven Spie­le zur Akti­vi­täts­stei­ge­rung ermög­licht. Die Erfah­run­gen in den ers­ten Mona­ten mit dem neu­en Loko­ma­ten® las­sen ver­mu­ten, dass sich die Kin­der – moti­viert durch die dif­fe­ren­zier­te­ren Spie­le – noch akti­ver, auf­merk­sa­mer und mit mehr Spaß an der The­ra­pie im ROBERT-Pro­gramm beteiligen.

Inwie­weit die dif­fe­ren­zier­te­ren Mög­lich­kei­ten des neu­en Loko­ma­ten® sich auch posi­tiv auf die Effek­ti­vi­tät der The­ra­pie aus­wir­ken, wird aktu­ell unter­sucht. Zur Stei­ge­rung der kli­ni­schen Erfah­rung von Mensch-Maschi­ne-Inter­ak­tio­nen in der (Neuro-)Rehabilitation wur­de 2013 das Netz­werk ARTIC (Advan­ced Robo­tic The­ra­py Inte­gra­ted Cen­ters) ein­ge­rich­tet. Es beinhal­tet unter ande­rem eine spe­zi­el­le Interessengruppe­ für päd­ia­tri­sche Aspekte­ roboter­gestützter The­ra­pien, die im Rah­men der inter­na­tio­na­len Zusam­men­ar­beit bereits ers­te Erfah­run­gen über ver­schie­de­ne Anwen­der­zen­tren hin­weg publi­ziert hat 26. In die­sem Gre­mi­um soll die Ent­wick­lung pra­xis­be­zo­ge­ner Emp­feh­lun­gen auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne wei­ter­ge­führt werden.

Für die Autoren:

Bir­git War­ken-Made­lung M. Sc., Physiotherapeutin
Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen (LMU), Kin­der­kli­nik und Kin­der-poli­kli­nik im Dr. von Haunerschen
Kin­der­spi­tal, Abtei­lung für Päd­ia­tri­sche Neu­ro­lo­gie, Ent­wick­lungs­neu­ro­lo­gie und Sozi­al­päd­ia­trie, inte­grier­tes Sozi­al­päd­ia­tri­sches Zen­trum (iSPZ)
Lind­wurm­stra­ße 4, 80337 München

birgit.warken@med.uni-muenchen.de

Begut­ach­te­ter Beitrag/reviewed paper

 

Hard­wareHard­wareHard­ware­ein­stel­lun­geSoft­ware­ein­stel­lun­genKon­tra­in­di­ka­tio­nenThe­ra­peu­ti­scher Fokus
Lauf­bandGeschwin­dig­keit
0,5–3,0 km/h
unter­schied­li­che
Geschwindigkeiten
beim Gehen
Gewichts­ent­las­tungs­sys­temSitz­ho­seGrö­ße XXS–Lstu­fen­lo­se GewichtsabnahmeKör­per­ge­wicht 14 kgTrai­ning möglichst
mit vol­lem eigenem
dyna­misch oder Körpergewicht
Gewichts­ent­las­tungs­sys­temSitz­ho­sedyna­misch oder Körpergewicht
statisch
stu­fen­lo­se GewichtsabnahmeKör­per­ge­wicht 14 kgTrai­ning möglichst
mit vol­lem eigenem
dyna­misch oder Körpergewicht
Exo­ske­lettPedia­tric-
Exoskelett
21–34 cm OS-LängeBewe­gungs­aus­maß
Hüf­te und Knie
Knie- und Hüftbeugekontraktur,
massive
Achsfehlstellung
phy­sio­lo­gi­sches
Gangbild,
Bewegungserweiterung
Exo­ske­lettAdult-Exo­ske­lett34–47 cm OS-LängeBewe­gungs­aus­maß
Hüf­te und Knie
Knie- und Hüftbeugekontraktur,
massive
Achsfehlstellung
phy­sio­lo­gi­sches
Gangbild,
Bewegungserweiterung
Exo­ske­lettMan­schet­tenGrö­ße 3–8Bewe­gungs­aus­maß
Hüf­te und Knie
Knie- und Hüftbeugekontraktur,
massive
Achsfehlstellung
phy­sio­lo­gi­sches
Gangbild,
Bewegungserweiterung
Exo­ske­lettFüh­rungs­kraft­re­duk­ti­on
Hüfte/Kniegelenk
bis 10 %
unbe­wuss­te
Aktivitätssteigerung
Exo­ske­lettFuß­he­ber2 Grö­ßenkon­trak­te Spitzfußstellungphy­sio­lo­gi­scher
Abrollvorgang
Aug­men­ted
Performance
Feed­back System
ver­schie­de­ne interaktive
Spie­le mit unterschiedlichem
Aktivitätsfokus
Auf­merk­sam­keits- und
Aktivitätssteigerung
Tab.1 Ein­stell­mög­lich­kei­ten des Loko­ma­ten®; OS-Län­ge = Oberschenkellänge.

Tab. 2 Erfah­run­gen zur robo­ter­ge­stütz­ten Lauf­band­the­ra­pie am von Hau­ner­schen Kin­der­spi­tal 2006–2018 (n = Anzahl;
MW = Mit­tel­wert; GMFCS = Gross Motor Func­tion Level; 10MWT = 10-Meter Wal­king Test; 6MWT = 6‑Minute Wal­king Test;
GMFM-66 = Gross Motor Func­tion Mea­su­re; Dim. D = Ste­hen; Dim. E = Gehen; COPM = Cana­di­an Occu­pa­tio­nal Per­for­mance Measure).

Zita­ti­on
War­ken-Made­lung B, König H, Wein­ber­ger R, Schroe­der AS. Mensch-Maschi­ne-Inter­ak­ti­on im Kin­des­al­ter. Ortho­pä­die Tech­nik, 2020; 70 (1): 35–40

 

 

 

 

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