„Unsere Haltung zur von der Barmer Ersatzkasse übernommenen Online-Einlagenversorgung durch Craftsoles ist glasklar“, sagt Patrick Grunau, Bereichsleiter Politik, Kommunikation & Marketing beim Rehavital Gesundheitsservice. „Eine Versorgung mit Hilfsmitteln muss individuell sein. Patient:innen dürfen nicht allein gelassen werden mit der Vermessung von Fehlstellungen ihrer Füße. Das kann nur schief gehen!“ Er sehe in dieser Art der Versorgung sogar eine Gefahr für das Gesundheitswohl. Deshalb begrüße er, dass Rehavital gemeinsam mit den weiteren Partnern der Arbeitsgruppe „AG PG 08 Online-Einlagen TK/Barmer“ rechtliche Schritte gegenüber der Barmer Ersatzkasse geprüft habe. „Auch Krankenkassen müssen sich an die Vorgaben des Hilfsmittelverzeichnisses halten“, so der Bereichsleiter. Zudem begrüße Rehavital die Signale führender Fachgesellschaften und des BIV-OT zugunsten einer individuellen Versorgung der Patient:innen von Profis. Das reiche nach Meinung von Patrick Grunau jedoch nicht. „Wir müssen unsere Leistungen klarer herausstellen und den Patient:innen zeigen, dass wir besser und gesünder versorgen.“ Auch in dem Zusammenhang sei es gut, dass die Leistungserbringergemeinschaften schon länger gemeinsam mit dem BIV-OT den Schulterschluss gesucht hätten.
Einlagen auf Rezept? Nein Danke!
Das sieht auch Anja Faber-Drygala so. Die Prokuristin und Leiterin des Bereichs Recht und Gesundheitspolitik bei der Sanitätshaus Aktuell AG antwortet auf die Frage „Online-Einlagen auf Rezept?“ mit einem klaren: „Nein Danke!“ Die Leistungserbringergemeinschaft ist ebenfalls Mitglied der Arbeitsgruppe „AG PG 08 Online-Einlagen TK/Barmer“ und unterstützt die gemeinsamen Schritte gegen die Barmer Ersatzkasse, zu denen auch ein koordiniertes Klageverfahren zählt. „Wir sehen verschiedene mögliche rechtliche Ansätze“, sagt die Juristin. Es liegen verschiedene Verstöße vor, unter anderem gegen das Hilfsmittelverzeichnis (HMV) des GKV-Spitzenverbandes, das Handwerksrecht und das Wettbewerbsrecht. „Wir sind sehr froh, dass sich auch die Politik parteiübergreifend gegen das Modell der E‑Versorgung ausspricht und hier klare Kante gegen eine Verschiebung von Haftungsrisiken auf den Laien zeigt“, so Anja Faber-Drygala. Neben den rechtlichen und politischen Schritten plädiert sie für eine Aufklärung der Versicherten über die Risiken, aber auch eine stärkere Sensibilisierung von Ärzt:innen und Patient:innen für die Notwendigkeit einer individuellen Hilfsmittelversorgung durch Fachleute und damit durch Orthopädie(schuh)techniker:innen.
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