Ver­sor­gungs­qua­li­tät dank eige­ner Fachkräfte

„You need to be a talent scout“ – „Du musst ein Talentsucher sein.“ Dieses Zitat stammt von Apple-Gründer Steve Jobs und beschreibt eine seiner wichtigsten Aufgaben im Aufbau seines mittlerweile kaum mehr wegzudenkenden Technologie-Unternehmens. Die Förderung von Talenten, damit die bestmögliche Versorgung gewährleistet werden kann, das ist auch das Ziel bei der Ausbildung zum Orthopädietechniker. Welche Rolle dabei unter anderem der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) und die Bundesfachschule für Orthopädie-Technik (BUFA) spielen, das erklärt Lars Grun, Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses im BIV-OT.

OT: Herr Grun, mon­tags sind Sie auf der digi­ta­len Dele­gier­ten­ver­samm­lung gewählt wor­den, am Mitt­woch haben Sie sich dem Fach in der neu­en Rol­le des Vor­sit­zen­den des Berufs­bil­dungs­aus­schus­ses im Rah­men der Eröff­nung der Jugend.Akademie auf der OTWorld.connect prä­sen­tiert. Wie ver­lief für Sie der Ein­stieg in Ihre neue Aufgabe?

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Lars Grun: Um es kurz auf den Punkt zu brin­gen: sehr schnell. Lei­der konn­ten wir in der OTWorld.connect nicht sehen, wie vie­le Men­schen die Live­schal­te ver­fol­gen. Fra­gen wur­den kei­ne gestellt. So haben wir kei­ne wirk­li­che Rück­mel­dung erhal­ten. Ich bin gespannt auf die Auswertungen.

OT: Stich­wort OTWorld.connect: Die Teil­neh­men­den der Jugend.Akademie hat­ten auf Grund der digi­ta­len Aus­ge­stal­tung die Mög­lich­keit, alle Kon­gress­vor­trä­ge und Work­shops zu ver­fol­gen, statt aus­ge­wähl­te Vor­trä­ge zu besu­chen. Hat­ten Sie das Gefühl, dass die­se Wahl­frei­heit genutzt wur­de oder soll­te es in Zukunft wie­der ein mehr ziel­ge­rich­te­tes Pro­gramm geben?

Grun:  Ich per­sön­lich habe es klas­se gefun­den, zwi­schen den Vor­trä­gen hüp­fen zu kön­nen oder auch mal „kurz“ rein­schnup­pern zu kön­nen. Als gro­ßen Vor­teil fin­de ich es auch, dass man sich die Vor­trä­ge jetzt noch­mal anschau­en kann.

OT: Wie wür­den Sie den aktu­el­len Stand der Aus- und Fort­bil­dung im Fach beschreiben?

Grun: Ich glau­be, dass sich unser Fach nicht im Bereich der Aus- und Fort­bil­dung ver­ste­cken muss. Der Ver­sor­gungs­be­reich in der OT ist rie­sig. Die Mög­lich­keit ein „Modell“ zu erstel­len, ver­viel­facht sich. Vom Gip­sen über Scan­nen oder gleich in den 3D-Dru­cker … Wel­ches Hand­werk bie­tet sol­che Mög­lich­kei­ten und Ver­fah­ren? Wir müs­sen uns im Bereich der Fort- und Wei­ter­bil­dung für die Zukunft rüsten.

OT: Wo sehen Sie Poten­zia­le für eine Ver­bes­se­rung der fach­li­chen Ausbildung?

Grun: Mei­ner Mei­nung nach soll­te die hand­werk­li­che Fähig­keit, Hilfs­mit­tel ordent­lich und sau­ber zu fer­ti­gen und der Umgang mit den Mate­ria­li­en mehr in den Fokus für alle Aus­zu­bil­den­den rücken. Wir müs­sen sicher­stel­len, dass ein Aus­zu­bil­den­der in einem klei­nen Sani­täts­haus die glei­chen Kom­pe­ten­zen ver­mit­telt bekommt wie ein Aus­zu­bil­den­der in einem gro­ßen Unter­neh­men. Und umgekehrt!

OT: Wel­che Trends der Bran­che müs­sen sich in Zukunft auch im Lehr­plan der Aus­zu­bil­den­den wiederfinden?

Grun: Das digi­ta­le Abfor­men von Kör­per­tei­len und die Modell­er­stel­lung müs­sen ver­mit­telt wer­den. Aber auch das hän­di­sche Ver- und Anfor­men von Metall soll­te wie­der in den Fokus rücken.

OT: Ein zen­tra­les Anlie­gen des ZDH ist es, beruf­li­che und aka­de­mi­sche Aus­bil­dung gleich­zu­stel­len. Eine der gefor­der­ten Maß­nah­men ist es bei­spiels­wei­se, dass Aus­zu­bil­den­de wäh­rend ihrer Lehr­zeit über die Eltern kran­ken­ver­si­chert sein sol­len. Hal­ten Sie das für eine sinn­vol­le For­de­rung und was wäre noch wün­schens­wert, um die beruf­li­che Bil­dung zu stärken?

Grun:  Die beruf­li­che und aka­de­mi­sche Aus­bil­dung gleich­zu­stel­len, fin­de ich gut und not­wen­dig. Es bringt uns nichts, wenn wir über­schwemmt wer­den von Aka­de­mi­kern, aber nie­mand mehr in der Werk­statt eine Pro­the­se rich­tig auf­bau­en oder die Schie­nen anrich­ten kann. Wenn wir hier das gesun­de Mit­tel­maß fin­den, wäre das gut. Der For­de­rung, dass Aus­zu­bil­den­de die­sel­be Unter­stüt­zung wie Stu­die­ren­de erhal­ten soll­ten, kann ich mich voll und ganz anschließen.

OT: Die Digi­ta­li­sie­rung des Fachs ist in vol­lem Gan­ge. Spä­tes­tens jetzt ist klar, dass für eine gute und zeit­ge­mä­ße Ver­sor­gung auch die Bereit­schaft zum lebens­lan­gen Ler­nen bei den Ver­sor­gern vor­han­den sein muss. Haben die Betrie­be das erkannt und bil­den sie ihre Mit­ar­bei­ten­den ent­spre­chend weiter?

Grun: Mir fällt dazu ein Sprich­wort ein „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“. Der Fort­schritt in unse­rem Hand­werk ist rasant. In den ver­gan­ge­nen 20 Jah­ren hat sich viel ver­än­dert. Wer sich nicht stän­dig wei­ter­bil­det, wird den Anschluss ver­pas­sen. Ich per­sön­lich ken­ne nie­man­den, der den Anschluss in unse­rem Hand­werk ver­pas­set hat. Jeder, mit dem ich spre­che, setzt sich für Wei­ter­bil­dung ein und sieht das als sehr not­wen­dig an.

OT:  Ein Ort, der die­se Fort- und Wei­ter­bil­dung anbie­tet, ist die Bun­des­fach­schu­le für Ortho­pä­die-Tech­nik in Dort­mund. Sehen Sie die BUFA für die kom­men­den Jah­re gut aufgestellt?

Grun:  An der BUFA, unse­rem Leucht­turm der Wis­sens­ver­mitt­lung, haben wir ein brei­tes und hoch­ka­rä­ti­ges Aus‑, Fort- und Wei­ter­bil­dungs­pro­gramm. Die Fort­bil­dung an der BUFA ist nicht her­stel­ler­be­zo­gen, son­dern fach­be­zo­gen auf­ge­baut. Es herrscht eine Her­stel­ler­neu­tra­li­tät und der Pati­ent und die Ver­sor­gung ste­hen im abso­lu­ten Mit­tel­punkt von jedem Semi­nar. Es wer­den nicht nur Zer­ti­fi­zie­rungs­se­mi­na­re gemacht, son­dern es fin­det auch Ver­sor­gungs­for­schung an den ange­schlos­se­nen Insti­tu­ten statt. Daher den­ke ich, dass die Bun­des­fach­schu­le für Ortho­pä­die-Tech­nik, unse­re Schu­le des Faches, für die Zukunft gestärkt ist und bleibt.

OT: Wie kann man sich außer­dem über den neu­es­ten Stand der Ver­sor­gungs­tech­nik informieren?

Grun:  Neu­gie­rig blei­ben. Semi­na­re der BUFA besu­chen – und wo Sie schon so fra­gen: Mit dem neu­en Fach­por­tal der OT kön­nen sich jetzt auch alle Aus­zu­bil­den­den schnel­ler und fun­diert über die Ent­wick­lun­gen im Fach infor­mie­ren. Die OT selbst ist und bleibt für mich Pflichtlektüre.

Die Fra­gen stell­te Hei­ko Cordes.

 

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