Kon­ser­va­ti­ve Ver­sor­gung als rele­van­te Option

Prof. Dr. Romain Seil (Luxemburg) und Dr. Rolf Michael Krifter (Graz) ließen gleich zu Beginn des jährlichen Zu­sammentreffens der Gesellschaft für orthopädisch-trau­matologische Sportmedizin (GOTS) aufhorchen, als sie zur Eröffnung fragten: „Braucht es überhaupt noch einen Kongress?“

Mehr als 600 Teil­neh­mer aus 10 Län­dern tra­fen sich vom 27. bis zum 29. Juni in der Salz­bur­ger Messe­halle, um gemein­sam über aktu­el­le The­ra­pie- und Opera­tionsverfahren sowie das Mit­tel der Prä­ven­ti­on zu disku­tieren. GOTS-Prä­si­dent Seil und Kon­gress­prä­si­dent Krift­er stell­ten denn auch sogleich klar, dass die weit­rei­chen­de Vor­stel­lung evi­denz­ba­sier­ter Erkennt­nis­se und der fachli­che Aus­tausch der Gäs­te die Durch­füh­rung des Kon­gres­ses aus­drück­lich legi­ti­mier­ten. Prof. Seil wies zudem in sei­ner Eröff­nungs­re­de dar­auf hin, dass es EU-weit jähr­lich zu 300 Mio. Sport­ver­let­zun­gen kom­me, des­sen Behand­lung 8 Pro­zent des EU-Gesund­heits­bud­gets aus­mach­ten. Verletzun­gen im Sport stel­len ein alle Alters­grup­pen umfas­sen­des gesamt­ge­sell­schaft­li­ches The­ma dar und der Umgang mit ihnen von der Risi­ko­ana­ly­se über die Behand­lung bis hin zur Nach­sor­ge ist breit gefasst. „Nie zuvor in der Geschich­te der Men­schen sind so vie­le Pati­en­ten so gut ver­sorgt wie heu­te“, merk­te Prof. Seil an. Das lie­fe­re glei­cher­ma­ßen An­sporn wie Anspruch, die Ver­sor­gungs­qua­li­tät wei­ter zu verbessern.

Nach Ansicht von GOTS-Vor­stands­mit­glied Univ.-Prof. Dr. Ste­fan Nehr­er (Krems) gilt die­se Maxi­me ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund, dass eine immer älter wer­den­de Gesell­schaft so lan­ge wie mög­lich mobil blei­ben möch­te: „Wir müs­sen die Gesund­heits­zeit und die Lebens­zeit anein­an­der anglei­chen.“ In die­sem Zusam­men­hang nimmt z. B. der Umgang mit Arthro­se eine hervorgehobe­ne Posi­ti­on ein. Dass aus Sicht der Ortho­pä­die nicht grund­sätzlich die Ope­ra­ti­on die ers­te Opti­on bei der Behand­lung von Ver­let­zun­gen dar­stel­len muss, unter­strich in Salz­burg das Sym­po­si­um „Kon­ser­va­ti­ve The­ra­pie – was hilft noch?“ unter der Lei­tung von Dr. Cas­per Grim (Osna­brück) und Univ.-Prof. Dr. Tho­mas Tischer (Ros­tock). So berich­te­te Univ.-Prof. Nehr­er im Ver­lauf von sei­nen Erfah­run­gen mit dem Ein­satz von Orthe­sen zur Schmerz­re­duk­ti­on bei be­arthrose. Dr. Lukas Weiss­kopf (Rheinfel­den) mach­te dar­auf auf­merk­sam, dass bei einer Achilles­sehnenruptur nicht pau­schal eine ope­ra­ti­ve oder konser­vative Behand­lung emp­foh­len wer­den kann, son­dern stets der Ein­zel­fall eine ent­spre­chend indi­vi­du­el­le Ver­sor­gung ver­langt. Da die schnel­le Mobi­li­sie­rung eines Pati­en­ten im Anschluss an eine ope­ra­tiv behan­del­te Sport­ver­let­zung in vie­len Fäl­len durch die Unter­stüt­zung von Hilfs­mit­teln be­gleitet wird, sei­en kon­ser­va­ti­ve The­ra­pie­op­tio­nen ohne­hin auch die Ärz­te­schaft uni­ver­sell mit­ein­zu­be­zie­hen, so der Tenor des Symposiums.

Work­shops und ein Pos­ter-Bereich ergänz­ten an allen drei Kon­gress­ta­gen das wis­sen­schaft­li­che Pro­gramm, das zudem von einer Aus­stel­lung mit 46 Indus­trie­part­nern be­gleitet wur­de. 300 Gäs­te nutz­ten dar­über hin­aus den Fest­abend im Gwand­haus vor präch­ti­ger Berg­ku­lis­se zur Ver­tiefung der Inhal­te und zwang­lo­sem Netz­wer­ken. Dr. Krif­ter und Kon­gress­se­kre­tär Dr. Chris­ti­an Lang (Oberndorf/ Salz­burg) zogen daher zum Abschluss auch ein zufrie­de­nes Fazit und sahen sich durch die Qua­li­tät der Bei­trä­ge dar­in bestä­tigt, das For­mat Kon­gress auch in Zukunft für die GOTS zu nut­zen. Der nächs­te GOTS-Kon­gress fin­det 2020 unter der wis­sen­schaft­li­chen Lei­tung von Prof. Dr. Wolf Peter­sen in Ber­lin statt.

Micha­el Blatt

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