Sport­li­che Hilfsmittelversorgung

Die Deutsche Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung (DGIHV) veranstaltet am 19. August in der Aula der Universität Rostock ihre 6. Fachtagung. In diesem Jahr wird das Thema „Parasport, Hilfsmittel und Teilhabe“ in den Vordergrund gestellt. Dafür sind viele hochkarätige Vortragende verpflichtet worden, die mit kurzen Impulsvorträgen die verschiedenen Blickwinkel von Mediziner:innen, Sportler:innen und Techniker:innen darstellen. Im Gespräch mit der OT-Redaktion erklärt Prof. Dr. med. Wolfram Mittelmeier, DGIHV-Vorsitzender, die besonderen Anforderungen an den Sport im Rahmen der Corona-Pandemie und was die Teilnehmer:innen der Fachtagung erwartet.

OT: Herr Prof. Dr. Mit­tel­mei­er. Bereits auf der OTWorld im ver­gan­ge­nen Mai wur­de die Ver­sor­gung von Sportler:innen beson­ders in den Fokus genom­men. Ist 2022 so etwas wie das „Jahr des Sports“?

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Wolf­ram Mit­tel­mei­er: Die Coro­na-Pan­de­mie hat unse­re Sport­ak­ti­vi­tä­ten auf vol­ler Brei­te ein­ge­schränkt. In der gesam­ten Gesell­schaft gab es über Mona­te zu wenig Raum und Moti­va­ti­on zur Bewe­gung und ins­be­son­de­re für sport­li­che Akti­vi­tä­ten. In ver­schie­de­nen Stu­di­en wur­den Leis­tungs­min­de­run­gen unse­rer Kin­der und Jugend­li­chen ver­schie­de­ner Alters­stu­fen ent­deckt – in kogni­ti­ven und moto­ri­schen Fähig­kei­ten. Das bes­te Gegen­mit­tel ist: regel­mä­ßi­ge Bewe­gung, Her­aus­for­de­run­gen und Akti­vi­tä­ten in Gemein­schaft – also Sport.

OT: Die Coro­na-Pan­de­mie hat vie­le Athlet:innen im wahrs­ten Sin­ne von dem einen auf den ande­ren Tag aus­ge­bremst. Wel­che Erfah­run­gen haben Sie bei der Ver­sor­gung von Sportler:innen in die­ser Zeit gemacht?

Mit­tel­mei­er: Für unse­re Leis­tungs­sport­ler gab es eine beson­de­re Stress­si­tua­ti­on mit der Angst, durch eine Coro­na-Infek­ti­on even­tu­ell dau­er­haft leis­tungs­ge­min­dert zu blei­ben. Aber auch Trai­nings­plä­ne muss­ten wie­der­holt ver­wor­fen, über­ar­bei­tet und ange­passt wer­den. Sehr unter­schied­li­che Ansa­gen zu Coro­na-bezo­ge­nen Regu­la­ri­en in unse­rer föde­ra­len Repu­blik mit vie­len dar­stel­lungs­be­dürf­ti­gen poli­ti­schen Gesich­tern erschwer­ten die Situa­ti­on für die Sport­ler und deren Betreu­er. Kurz­um: Unse­re Ath­le­ten freu­en sich auf ein bes­se­res Maß Nor­ma­li­tät in Trai­ning und Wettkampf.

OT: Wel­che Rol­le spielt Sport aus Ihrer Sicht bei der Inklusion?

Mit­tel­mei­er: Die Coro­na-Pan­de­mie bedeu­te­te beson­ders für unse­re Parasport­ler eine zusätz­li­che Ein­schrän­kung und Belas­tung. Sport­li­cher Wett­kampf ist gera­de ein wich­ti­ger Bestand­teil der Inklu­si­on in der Gesell­schaft. Das Ste­cken von sport­li­chen Zie­len, die gemein­sa­me Erar­bei­tung von Teil­schrit­ten zum Ziel und das Mes­sen der eige­nen Leis­tungs­fä­hig­keit mit ande­ren gehan­di­cap­ten Sport­lern moti­viert, gibt Lebens­freu­de, Bewe­gungs­si­cher­heit und Bestä­ti­gung. Also pas­sen sport­li­cher, fai­rer Wett­kampf und Inklu­si­on sehr gut zusam­men: Sport als Motor der Inklu­si­on. Sport­li­cher Ein­satz der Parasport­ler führt zugleich zu hoher gesell­schaft­li­cher Aner­ken­nung: Es ist doch fas­zi­nie­rend zum Bei­spiel Sprin­ter und Weit­sprin­ger im Parasport zu sehen, die sogar den nicht gehan­di­cap­ten Welt­klas­se-Sport­lern leis­tungs­mä­ßig wenigs­tens eben­bür­tig sind.

OT: Die DGIHV steht für inter­pro­fes­sio­nel­le Hilfsmittel­versorgung. Wie funk­tio­niert die Zusam­men­ar­beit der ver­schie­de­nen Pro­fes­sio­nen im Bereich Sport?

Mit­tel­mei­er: Es ist durch ver­schie­de­ne Ver­bän­de, aber auch durch ein ziel­ge­rech­tes Spon­so­ring der Hilfs­mit­tel­her­stel­ler bereits viel geleis­tet wor­den. Dies betrifft die Sport­ler­be­treu­ung, aber auch die Ver­sor­gung mit ange­mes­se­nen siche­ren, hoch belast­ba­ren Hilfs­mit­teln. Wei­te­ren Ver­bes­se­rungs­be­darf wer­den wir anläss­lich der DGIHV-Tagung im August in Ros­tock mit den Betei­lig­ten dis­ku­tie­ren. Aus mei­ner bis­he­ri­gen Sicht kön­nen wir noch mehr für die Auf­klä­rung und Moti­va­ti­on im Kin­des­al­ter in Rich­tung Parasport bei allen Betei­lig­ten tun.

OT: Die DGIHV ver­an­stal­tet in Ros­tock ihre 6. offe­ne Fach­ta­gung. Was erwar­tet die Besucher:innen?

Mit­tel­mei­er: Wir haben ein­zel­ne span­nen­de Vor­trä­ge aus medi­zi­ni­scher Sicht, aus dem Blick­win­kel von Top-Parasport­lern und Tech­ni­kern zusam­men­ge­stellt. Unser Ziel war es, wesent­li­che Akteu­re des Parasports in einem kom­pak­ten For­mat mit kur­zen Impuls­vor­trä­gen und aus­führ­li­cher, offe­ner Dis­kus­si­on zusammenzubringen.

OT: Wor­auf freu­en Sie sich per­sön­lich am meisten?

Mit­tel­mei­er: Es ist eine beson­de­re Freu­de, dass zahl­rei­che, hoch­de­ko­rier­te und viel­be­schäf­tig­te Play­er der Parasport-Bewe­gung sofort und mit Begeis­te­rung zuge­sagt haben. Ich per­sön­lich freue mich auf das kom­pak­te For­mat der Ver­an­stal­tung in einem sehr schö­nen Ver­an­stal­tungs­rah­men der his­to­ri­schen Aula unse­rer alten, ehr­wür­di­gen Universität.

OT: Die Fach­ta­gung steht unter der Leit­fra­ge: „Was brau­chen wir in der Zukunft?“. Wer­den die Teil­neh­men­den am Ende der Ver­an­stal­tung eine Ant­wort auf die­se Fra­ge haben?

Mit­tel­mei­er: Als Mode­ra­tor der Abschluss­dis­kus­si­on wer­de ich ger­ne die ein­zel­nen Impul­se zu bün­deln ver­su­chen und eine kla­re Ant­wort provozieren.

Die Fra­gen stell­te Hei­ko Cordes.

 

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