Sport­ver­sor­gung war und bleibt interdisziplinär

Die OTWorld 2022 ist das erste große persönliche Treffen der Branche seit vier Jahren. Grund genug für die OT-Redaktion auf Stimmenfang im Fach zu gehen und einmal abzufragen, was sich verändert hat und worauf sich die Protagonisten der Orthopädie-Technik freuen.

Prof. Dr. Tho­mas Tischer ist Chef­arzt in der Ortho­pä­di­schen Kli­nik am Mal­te­ser Wald­kran­ken­haus St. Mari­en in Erlan­gen und außer­dem Inco­ming Prä­si­dent der Gesell­schaft für Ortho­pä­disch-Trau­ma­to­lo­gi­sche Sport­me­di­zin.

Anzei­ge

OT: Coro­na und Sport: Wäh­rend der Pan­de­mie sind Sport­ver­an­stal­tun­gen oder gere­gel­tes Trai­ning an vie­len Orten erschwert oder unmög­lich gewor­den. Sind die Aus­wir­kun­gen bereits jetzt absehbar?

Prof. Dr. Tho­mas Tischer: Prin­zi­pi­ell hat die Pan­de­mie schon schwe­re Aus­wir­kun­gen auf den Sport. Zum einen ver­lie­ren jun­ge Men­schen die Mög­lich­keit, an den Sport her­an­ge­führt zu wer­den und dro­hen so den Bezug zum Sport und akti­ver Lebens­wei­se zu ver­lie­ren. Zum ande­ren droht eine Rei­he von neu­en Ver­let­zun­gen, wenn die Men­schen plötz­lich nach lan­ger Sport­pau­se wie­der „völ­lig untrai­niert“ in den Sport ein­stei­gen. Hier ist auf eine geziel­te Rück­kehr in den Sport zu ach­ten mit ent­spre­chen­dem Auf­bau­trai­ning, wie es auch zur Sai­son­vor­be­rei­tung im Frei­zeit­ski­sport seit lan­gem pro­pa­giert wird.

OT: Im Pro­fi­sport haben sich Ligen und Ver­ei­ne auf ver­schie­de­ne stan­dar­di­sier­te Ver­fah­ren geei­nigt, bis die Berufssportler:innen nach einer Coro­na-Infek­ti­on wie­der am Trai­nings- und Spiel­be­trieb teil­neh­men kön­nen. Wie sieht es dage­gen im Ama­teur­be­reich aus? Gibt es von Sei­ten der Gesell­schaft für Ortho­pä­disch-Trau­ma­to­lo­gi­sche Sport­me­di­zin bereits Erkennt­nis­se über den gelun­ge­nen oder miss­lun­ge­nen Wie­der­ein­stieg nach Infek­ti­on in den sport­li­chen Alltag?

Tischer: Das Pro­blem betrifft den Ama­teur­sport, aber auch Rand­sport­ar­ten sind im Pro­fi­be­reich betrof­fen, im Prin­zip alle Sport­ar­ten, die nicht viel Geld zur Ver­fü­gung haben, um ein pro­fes­sio­nel­les Umfeld auf­zu­bau­en. Das umfasst nicht nur den Wie­der­ein­stieg nach einer Coro­na-Infek­ti­on, son­dern z. B. auch den Return-to-Sport nach einer Kreuz­band­ver­let­zung oder einer Menis­kus­ver­let­zung. Im Ama­teur­sport ist in Deutsch­land der Sport­ler oder die Sport­le­rin mehr oder weni­ger sich selbst über­las­sen und muss sich aktiv um Rat­schlä­ge bei Ärzt:innen, Trainer:innen und Physiotherapeut:innen bemü­hen. Von Sei­ten der Fach­ge­sell­schaf­ten ver­su­chen wir hier unter­stüt­zend zu hel­fen, die Infor­ma­tio­nen sind aber oft­mals an Ärzt:innen gerich­tet, die wie­der­um die Infor­ma­tio­nen dann an ihre Patient:innen wei­ter­ge­ben. Zur The­ma­tik Covid und Sport ist gera­de ein The­men­heft in unse­rem Jour­nal, der Sports Ortho­pae­dics and Trau­ma­to­lo­gie, erschienen.

OT: Die OTWorld hat 2022 eine beson­de­re Gewich­tung auf Sport­ver­sor­gun­gen gelegt. Wo sehen Sie in die­sem Bereich den beson­de­ren Mehr­wert von inter­dis­zi­pli­nä­ren Teams? Und wel­che Ver­an­stal­tun­gen legen Sie den GOTS-Mit­glie­dern beson­ders ans Herz?

Tischer: Die Betreu­ung von Sportler:innen und ins­be­son­de­re Behand­lung von Sport­ver­let­zun­gen war schon immer inter­dis­zi­pli­när. Durch das Zusam­men­wir­ken von Spezialist:innen unter­schied­li­cher Berei­che kann so die Ver­sor­gung für die Spitzensportler:innen opti­miert wer­den. Beson­ders inter­es­sant sind in die­sem Zusam­men­hang die Ver­an­stal­tun­gen „Fuß und Sprung­ge­lenk im Sport“, wo unter ande­rem die ortho­pä­die­schuh­tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten zur Ver­mei­dung von Über­las­tun­gen beim Lauf­sport dar­ge­stellt wer­den, oder die Sit­zun­gen „Sport und Orthe­tik“ und „Sport und Pro­the­tik“. Gera­de im Parasport ist natür­lich die Zusam­men­ar­beit von Orthopädietechniker:innen und Sportärzt:innen von über­ra­gen­der Bedeutung.

Die Fra­gen stell­te Hei­ko Cordes.

 

Eine Gesamt­über­sicht aller Kurz­in­ter­views zur OTWorld 2022 fin­den Sie hier.

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