Euro­com: Bran­chen­ba­ro­me­ter sen­det poli­ti­sche Signale

Eine Einschätzung ihrer Mitglieder zum Hilfsmittelmarkt und seinen Rahmenbedingungen in Deutschland bietet die Europäische Herstellervereinigung für Kompressionstherapie und orthopädische Hilfsmittel (Eurocom) erstmals mit ihrem neu eingeführten Branchenbarometer.

Die Hemm­nis­se für inno­va­ti­ve und qua­li­täts­ori­en­tier­te Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung müs­sen besei­tigt wer­den, so das Fazit der Euro­com. Als schwer­wie­gends­te Hemm­nis­se iden­ti­fi­zier­ten die Euro­com-Unter­neh­men, die sich im Mai 2021 an der Mit­glie­der­be­fra­gung betei­ligt hat­ten, dem­nach das unsi­che­re Ver­fah­ren zur Auf­nah­me neu­ar­ti­ger Pro­duk­te in das Hilfs­mit­tel­ver­zeich­nis (HMV) sowie die kos­ten­in­ten­si­ven regu­la­to­ri­schen Aus­wir­kun­gen der Medi­cal Device Regu­la­ti­on (MDR).

Im HMV-Ver­fah­ren sehen 61,5 Pro­zent der Befrag­ten ein Risi­ko­po­ten­zi­al für die Auf­recht­erhal­tung und Wei­ter­ent­wick­lung des Stan­dards. Auf­nah­me­an­trä­ge wur­den bis­lang bei 66 Pro­zent der Befrag­ten abge­lehnt, bei 59 Pro­zent war dies kein Ein­zel­fall. Euro­com-Geschäfts­füh­re­rin Oda Hage­mei­er erklärt dazu: „Wir brau­chen ein kla­res und stan­dar­di­sier­tes Ver­fah­ren zur Auf­nah­me neu­ar­ti­ger Pro­duk­te ins Hilfs­mit­tel­ver­zeich­nis, ins­be­son­de­re zur Aner­ken­nung des medi­zi­ni­schen Nut­zen­nach­wei­ses, unter stär­ke­rer Berück­sich­ti­gung medi­zi­ni­scher Leit­li­ni­en.“ Die Euro­com for­dert daher eine bera­ten­de Exper­ten­kom­mis­si­on, die auf Antrag der zur Stel­lung­nah­me berech­tig­ten Orga­ni­sa­tio­nen ver­pflich­tend zum Ein­satz kommt.

MDR als Kostentreiber

Als Markt­hemm­nis wer­ten 61,5 Pro­zent der Befra­gungs­teil­neh­mer auch die MDR. Für 96 Pro­zent sind zusätz­li­che Kos­ten bei einer Gesamt­kos­ten­stei­ge­rung von bis zu 10 Pro­zent ent­stan­den. Die­se schla­gen sich dabei vor allem in zusätz­li­chem Per­so­nal nie­der, berich­ten 84,6 Pro­zent, sowie in kli­ni­schen Prü­fun­gen (50 Pro­zent). Die Quint­essenz für Geschäfts­füh­re­rin Oda Hage­mei­er: eine kon­se­quen­te EU-Markt­über­wa­chung. „Der Markt­zu­gang nicht-kon­for­mer Pro­duk­te der Frei­ver­kaufs­land­schaft muss ver­hin­dert wer­den. Für fai­ren Wett­be­werb und mehr Patientensicherheit.“

Auch eine posi­ti­ve Nach­richt ergab die Mit­glie­der­be­fra­gung: Trotz Ein­bu­ßen kom­men die Euro­com-Mit­glieds­be­trie­be wei­test­ge­hend sta­bil durch die Coro­na-Kri­se. 88 Pro­zent der Befrag­ten konn­ten alle Arbeits­plät­ze erhal­ten.  Zwei wei­te­re For­de­run­gen erge­ben sich den­noch für Oda Hage­mei­er aus den Erfah­run­gen aus der Coro­na-Pan­de­mie: „Die Pan­de­mie hat Ver­un­si­che­rung in der Bevöl­ke­rung aus­ge­löst, Pati­en­ten haben aus Furcht vor Anste­ckung mit dem Virus auch not­we­ni­ge Unter­su­chun­gen und Behand­lun­gen unter­las­sen, auch sol­che, auf die sie für eine dau­er­haf­te Ver­sor­gung zur Lin­de­rung ihrer Beschwer­den drin­gend ange­wie­sen sind. Daher ist es ers­tens uner­läss­lich, dass Fol­ge­ver­ord­nun­gen von zum Gebrauch bestimm­ten Hilfs­mit­teln in Pan­de­mie­zei­ten kon­takt­los mög­lich sind. Zwei­tens müs­sen ärzt­li­che und nicht­ärzt­li­che Leis­tungs­er­brin­ger in einer Pan­de­mie befä­higt wer­den, einen siche­ren Ver­sor­gungs­all­tag mit den gebo­te­nen Hygie­ne- und Schutz­maß­nah­men auf­recht­erhal­ten zu kön­nen.“ Ein gesund­heits­po­li­ti­sches Kri­sen­ma­nage­ment müs­se gewähr­leis­ten, dass Her­stel­ler als ver­sor­gungs­re­le­vant aner­kannt und bevor­zugt bei Schutz­vor­keh­run­gen (PSA, Imp­fung) berück­sich­tigt wer­den, so auch der Tenor von 53,8 Pro­zent der Befragten.

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