Bran­chen­ba­ro­me­ter wirft Licht auf Markthemmnisse

Die Folgen von Pandemie und Krieg stellen aktuell die größten Markthemmnisse für die Hilfsmittelindustrie dar, wie die Mitgliederbefragung 2022 der Europäischen Herstellervereinigung für Kompressionstherapie und orthopädische Hilfsmittel (Eurocom) ergab. 2021 als jährliches Branchenbarometer eingeführt gibt die Neuauflage erneut die Einschätzung der Eurocom-Mitglieder zur Lage des Hilfsmittelmarktes und seiner Rahmenbedingungen in Deutschland wieder. 81 Prozent der Mitglieder beteiligten sich an der im Mai und Juni 2022 durchgeführten Befragung.

Laut der Umfra­ge sind 100 Pro­zent der Befragungsteilnehmer:innen von den Kos­ten­stei­ge­run­gen durch gestie­ge­ne Ener­gie- und Roh­stoff­prei­se sowie durch höhe­re Logis­tik- und Trans­port­kos­ten betrof­fen. 83 Pro­zent von ihnen kön­nen die­se gar nicht oder nur teil­wei­se an den Markt wei­ter­ge­ben. Nicht zuletzt des­we­gen, weil Erstat­tungs­prei­se in den Ver­sor­gungs­ver­trä­gen lang­fris­tig fest­ge­legt sind, sagen 69,2 Pro­zent der Befrag­ten. Für 89,7 Pro­zent wirkt sich die­ser Sach­ver­halt unwirt­schaft­lich aus. Erschwe­rend hin­zu kom­me die Medi­cal Device Regu­la­ti­on (MDR), die 92,9 Pro­zent als größ­ten regu­la­to­ri­schen Kos­ten­trei­ber empfinden.

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Fle­xi­bel anpass­ba­re Ver­trä­ge gefordert

„In die­ser Kri­se eine ver­läss­li­che Pati­en­ten­ver­sor­gung zu gewähr­leis­ten, stellt für die Bran­che eine Her­aus­for­de­rung dar, mit der sie nicht allei­ne gelas­sen wer­den darf. Damit lang­fris­tig ver­läss­lich pro­du­ziert und ver­sorgt wer­den kann, dür­fen Preis­stei­ge­run­gen nicht ein­sei­tig zu Las­ten der Her­stel­ler und Leis­tungs­er­brin­ger gehen. Des­halb müs­sen Fest­be­trä­ge und Ver­trä­ge nach objek­ti­ven Kri­te­ri­en fle­xi­bel anpass­bar sein“, for­dert Euro­com-Geschäfts­füh­re­rin Oda Hagemeier.

Als größ­tes Inno­va­ti­ons­hemm­nis iden­ti­fi­ziert das Bran­chen­ba­ro­me­ter 2022 – wie bereits im ver­gan­ge­nen Jahr – das unkla­re Ver­fah­ren zur Auf­nah­me neu­ar­ti­ger Pro­duk­te ins Hilfs­mit­tel­ver­zeich­nis (HMV). Dar­in sehen mehr als 60 Pro­zent der Unter­neh­men ein Risi­ko­po­ten­zi­al, bei gleich­zei­tig gestie­ge­nem Inno­va­ti­ons­wil­len der Bran­che – 86 Pro­zent der Umfrageteilnehmer:innen inves­tie­ren in neu­ar­ti­ge Hilfs­mit­tel. Auf­nah­me­an­trä­ge neu­ar­ti­ger Hilfs­mit­tel wur­den indes bei 60 Pro­zent der Befrag­ten abge­lehnt, bei 53 Pro­zent betraf dies min­des­tens drei Neu­ent­wick­lun­gen. „Ableh­nun­gen erstre­cken sich sogar auf bereits bekann­te Hilfs­mit­tel. Das stellt über ein Drit­tel der Befra­gungs­teil­neh­mer fest“, heißt es in der Auswertung.

HMV-Ver­fah­ren stan­dar­di­sie­ren und beschleunigen

Daher erklärt Oda Hage­mei­er: „Damit Pati­en­ten unge­hin­der­ten Zugriff auf inno­va­ti­ve Hilfs­mit­tel haben, muss deren Auf­nah­me beschleu­nigt wer­den. Denn das Hilfs­mit­tel­ver­zeich­nis hat eine markt­steu­ern­de Wir­kung, auch wenn es sich nicht um eine Posi­tiv­lis­te han­delt. Wir brau­chen ein stan­dar­di­sier­tes Ver­fah­ren, ins­be­son­de­re zur Aner­ken­nung des medi­zi­ni­schen Nut­zen­nach­wei­ses. Des­halb for­dert die Euro­com ein obli­ga­to­ri­sches Bera­tungs­ge­spräch, das die Ver­ein­ba­run­gen zwi­schen Antrag­stel­ler und GKV-Spit­zen­ver­band klar regelt, sowie die Ein­füh­rung eines Fast-Track-Ver­fah­rens für Hilfs­mit­tel, die als Alter­na­ti­ven zu bereits gelis­te­ten Pro­duk­ten gel­ten – für eine zukunfts­fes­te Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung in Deutschland.“

 

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