Eine mul­ti­di­men­sio­na­le Bewer­tung eines neu­ar­ti­gen adap­ti­ven ver­sus tra­di­tio­nel­len pas­si­ven Schutz­sys­te­men gegen Sprunggelenksverletzungen

S. Willwacher, A. Bruder, J. Robbin, J. Kruppa, P. Mai
Hintergrund: Sprunggelenksbandagen sollen laterale Sprunggelenksverletzungen reduzieren. Neben dem Schutz sind auch Faktoren, die die Anwenderakzeptanz beeinflussen, wie sportliche Leistungsfähigkeit, Bewegungseinschränkung und das Empfinden der Anwender für die Akzeptanz und somit die Verletzungsprävention von Bedeutung. Neuartige adaptive Schutzsysteme haben – im Gegensatz zu traditionellen passiven Konzepten der Sprunggelenksversteifung – den Anspruch, ihr mechanisches Verhalten in Abhängigkeit der Intensität der Bewegung (z. B. von der Inversionsgeschwindigkeit) zu verändern. Ziel: Vergleich der Leistungsfähigkeit einer neuartigen adaptiven Bandage mit 2 passiven Sprunggelenksbandagen unter Berücksichtigung von Schutz, sportlicher Leistung, Bewegungsfreiheit und subjektivem Empfinden in einer kontrollierten Laborstudie.

 

Metho­den: Die Autoren ana­ly­sier­ten eine adap­ti­ve und 2 pas­si­ve (eine Lace-up-Ban­da­ge und eine star­re) Sprung­ge­lenks­ban­da­gen, die in einem nied­rig geschnit­te­nen Hal­len­schuh getra­gen wur­den, der auch die Refe­renz­be­din­gung ohne Ban­da­ge dar­stell­te. Wir führ­ten Mate­ri­al­tests mit einem künst­li­chen Sprung­ge­lenk bei hohen und nied­ri­gen Inver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten durch. Dar­über hin­aus wur­den 20 männ­li­che, jun­ge, gesun­de Mann­schafts­sport­ler mit­tels 3‑dimensionaler Bewe­gungs­ana­ly­se bei sport­be­zo­ge­nen Bewe­gun­gen ana­ly­siert, um Schutz, sport­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit und akti­ven Bewe­gungs­um­fang zu unter­su­chen. Die Teil­neh­mer bewer­te­ten den sub­jek­ti­ven Kom­fort, die Sta­bi­li­tät und die emp­fun­de­nen Ein­schrän­kun­gen, die sie bei der Ver­wen­dung der Pro­duk­te empfanden.

Anzei­ge

Ergeb­nis­se: Die sub­jek­ti­ve Sta­bi­li­täts­be­wer­tung ergab kei­nen Unter­schied zwi­schen den adap­ti­ven und pas­si­ven Sys­te­men. Die star­re Ban­da­ge war im Ver­gleich zu den pas­si­ven Ban­da­gen hin­sicht­lich der Ein­schrän­kung des Inver­si­ons­höchst­werts bei den bio­me­cha­ni­schen Tests über­le­gen. Bei den Mate­ri­al­prü­fun­gen erhöh­te die adap­ti­ve Ban­da­ge ihre Stei­fig­keit bei schnel­len Inver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten um etwa 400 % im Ver­gleich zu lang­sa­men Geschwin­dig­kei­ten und zeig­te damit ein adap­ti­ves Ver­hal­ten und ähn­li­che Stei­fig­keits­wer­te wie die pas­si­ven Ban­da­gen. Wir stell­ten gering­fü­gi­ge Unter­schie­de bei sport­li­chen Auf­ga­ben fest. Die adap­ti­ve Ban­da­ge ver­bes­ser­te den akti­ven Bewe­gungs­um­fang des Sprung­ge­lenks sowie die sub­jek­ti­ve Bewer­tung von Kom­fort und Einschränkungen.

Schluss­fol­ge­rung: Die adap­ti­ve Ban­da­ge bot in Situa­tio­nen mit hoher Inver­si­ons­ge­schwin­dig­keit eine ähn­li­che Schutz­wir­kung wie die pas­si­ven Ban­da­gen bei gleich­zei­ti­ger Ver­bes­se­rung des Bewe­gungs­um­fangs, des Kom­forts und der Bewer­tung der Ein­schrän­kun­gen bei nicht ver­let­zen­den Bewegungen.

Kli­ni­sche Rele­vanz: Schutz­sys­te­me sind nur wirk­sam, wenn sie ver­wen­det wer­den. Im Ver­gleich zu tra­di­tio­nel­len pas­si­ven Ban­da­gen könn­te die neu­ar­ti­ge adap­ti­ve Ban­da­ge die Anwen­der­ak­zep­tanz erhö­hen, indem sie den Kom­fort und die Bewe­gungs­frei­heit ver­bes­sert und gleich­zei­tig einen ähn­li­chen Schutz in ver­let­zungs­ge­fähr­den­den Situa­tio­nen bietet.

Ein­lei­tung

Sprung­ge­lenks­ver­let­zun­gen gehö­ren zu den häu­figs­ten trau­ma­ti­schen Ver­let­zun­gen bei Sport­lern1, wobei die höchs­ten Inzi­den­zen in der Hal­le und auf dem Sport­platz beob­ach­tet wer­den2. Sprung­ge­lenks­ver­let­zun­gen machen 10 % bis 28 % aller sport­be­ding­ten Ver­let­zun­gen aus, und etwa 73 % der Leis­tungs- und Frei­zeit­sport­ler erlei­den wie­der­keh­ren­de Sprung­ge­lenks­ver­let­zun­gen3 4. Die Daten, wel­che bei Sprung­ge­lenks­ver­let­zun­gen erfasst wur­den, zei­gen, dass die meis­ten Ver­let­zun­gen bei Sprung­ge­lenks­in­ver­si­ons­win­keln von mehr als 30° und Spit­zen-Inver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten des Sprung­ge­lenks von über 500°/s auf­tre­ten5.

Eine erfolg­rei­che Prä­ven­ti­on von Sprung­ge­lenks­ver­let­zun­gen und Wie­der­ver­let­zun­gen schließt neu­ro­mus­ku­lä­res Trai­ning mit pas­si­ven Schutz­sys­te­men (z. B. Sprung­ge­lenks­ban­da­gen)6 ein. Das Design einer Sprung­ge­lenks­ban­da­ge soll­te das Gelenk vor über­mä­ßi­gen Bewe­gun­gen schüt­zen. Die kli­ni­sche Erfah­rung zeigt jedoch, dass schlech­ter Kom­fort (ver­ur­sacht z. B. durch schlech­te Pass­form, ein­ge­schränk­te Bewe­gung oder Druck­spit­zen durch star­re Tei­le) oder eine mög­li­che Ein­schrän­kung der sport­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit (z. B. auf­grund ein­ge­schränk­ter Gelenk­be­weg­lich­keit) dazu füh­ren kön­nen, dass Ath­le­ten den Ein­satz von Ban­da­gen zur Vor­beu­gung von Sprung­ge­lenks­ver­let­zun­gen ableh­nen7 8.

Daher schla­gen wir vor, die prä­ven­ti­ve Wir­kung von Schutz­tech­no­lo­gien (ein­schließ­lich Sprung­ge­lenks­ban­da­gen) in 4 Berei­chen zu untersuchen:
Der Schutz­be­reich (d. h. Reduk­ti­on des maxi­ma­len Inver­si­ons­win­kels des Sprung­ge­lenks bei plötz­li­cher Inver­si­on oder Supi­na­ti­on): Die­se Bewe­gun­gen kön­nen auf Kipp­platt­for­men oder bei Rich­tungs­wech­seln auf­tre­ten. Aller­dings müs­sen die maxi­ma­len Sprung­ge­lenk­win­kel auf­grund ethi­scher Beschrän­kun­gen bei bio­me­cha­ni­schen Tests inner­halb phy­sio­lo­gi­scher (d. h. nicht ver­let­zen­der) Berei­che blei­ben. Daher muss das wah­re Schutz­po­ten­zi­al von Schutz­tech­no­lo­gien für das Sprung­ge­lenk aus die­sen Ein­grif­fen abge­schätzt wer­den und soll­te durch sys­te­ma­ti­sche Mate­ri­al­tests mit künst­li­chen Sprung­ge­len­ken oder Kör­per­prä­pa­ra­ten ergänzt wer­den. Die­ser Ansatz ermög­licht die sys­te­ma­ti­sche Varia­ti­on der Belas­tungs­pa­ra­me­ter (z. B. Win­kel­ge­schwin­dig­kei­ten, Bewe­gungs­um­fän­ge des Sprung­ge­lenks). Der pas­si­ve Cha­rak­ter die­ser Tests ist durch das Feh­len akti­ver mus­ku­lä­rer Kon­trol­le der Inver­si­ons­be­we­gung des Sprung­ge­lenks gerecht­fer­tigt, die typi­scher­wei­se bei uner­war­te­ten plötz­li­chen Inver­si­ons­be­we­gun­gen berich­tet wird9.

Der Bereich der sport­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit: Es ist unwahr­schein­lich, dass Leis­tungs­sport­ler ihre sport­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit opfern, um Ver­let­zun­gen vor­zu­beu­gen. Die Leis­tungs­fä­hig­keit im Mann­schafts­sport kann für Beschleunigungs‑, Rich­tungs­wech­sel- oder Sprung­auf­ga­ben quan­ti­fi­ziert wer­den, die häu­fig beim Fuß­ball, Bas­ket­ball oder Hand­ball auftreten.

Sub­jek­ti­ve Kom­fort- und Sta­bi­li­täts­be­wer­tung: Das sub­jek­ti­ve Emp­fin­den der sta­bi­li­sie­ren­den Wir­kung einer Schutz­tech­no­lo­gie für das Sprung­ge­lenk mit einer hohen Kom­fort­be­wer­tung wür­de wahr­schein­lich die Akzep­tanz der Anwen­der erhöhen.

Bewe­gungs­frei­heit bei nicht über­mä­ßi­gen Bewe­gungs­um­fän­gen des Sprung­ge­lenks: Eine Ver­rin­ge­rung der phy­sio­lo­gi­schen Frei­heits­gra­de des Sprung­ge­lenks wür­de vor­aus­sicht­lich das Kom­fort­emp­fin­den und die sport­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit beeinträchtigen.

Die Opti­mie­rung des Kom­pro­mis­ses zwi­schen den 4 Berei­chen könn­te die prä­ven­ti­ve Wir­kung eines Schut­zes des Sprung­ge­lenks ver­bes­sern. Pas­si­ve Schutz­sys­te­me des Sprung­ge­lenks, ein­schließ­lich Ban­da­gen des Sprung­ge­lenks, wur­den in der Lite­ra­tur häu­fig unter­sucht10 11.

Aller­dings wur­den in den meis­ten die­ser Stu­di­en die 4 genann­ten Berei­che nur teil­wei­se berück­sich­tigt. Dar­über hin­aus wur­den fast alle Stu­di­en mit pas­si­ven Sprung­ge­lenks­ban­da­gen durch­ge­führt. Jüngs­te Fort­schrit­te haben es mög­lich gemacht, ein adap­ti­ves Schutz­ver­hal­ten von Schutz­tech­no­lo­gien für den Sport zu ent­wi­ckeln. Obwohl auf ele­gan­te Wei­se gezeigt wur­de, dass ein Sprung­ge­lenk­schutz mit einer sol­chen adap­ti­ven Schutz­tech­no­lo­gie das Sprung­ge­lenk im Ver­gleich zu einer Pla­ce­bo-Kon­troll­be­din­gung vor plötz­li­chen Inver­si­ons­be­we­gun­gen schützt12, wur­de bis­her noch kei­ne Bewer­tung von adap­ti­ven Sprung­ge­lenks­ban­da­gen im Ver­gleich zu tra­di­tio­nel­len pas­si­ven Sprung­ge­lenks­ban­da­gen unter Berück­sich­ti­gung der 4 Schutz­be­rei­che des Sprung­ge­lenks durchgeführt.

Daher hat­te die vor­lie­gen­de Stu­die zum Ziel, die Leis­tungs­fä­hig­keit einer neu­ar­ti­gen adap­ti­ven Sprung­ge­lenks­ban­da­ge im Ver­gleich zu tra­di­tio­nel­len pas­si­ven Sprung­ge­lenks­ban­da­gen unter Berück­sich­ti­gung der her­vor­ge­ho­be­nen 4 Berei­che der Schutz­tech­no­lo­gie für Sprung­ge­len­ke zu bewer­ten. Wir stell­ten die Hypo­the­se auf, dass der adap­ti­ve Sprung­ge­lenk­schutz bei lang­sa­me­ren, nicht über­mä­ßi­gen Sprung­ge­lenk­be­we­gun­gen weni­ger Bewe­gungs­ein­schrän­kun­gen auf­wei­sen wür­de. Auf­grund der adap­ti­ven Ver­stei­fung des neu­ar­ti­gen Sprung­ge­lenk­schut­zes bei hohen Win­kel­ge­schwin­dig­kei­ten hat­ten wir die Hypo­the­se, dass der adap­ti­ve Schutz eine ähn­li­che Schutz­wir­kung wie die pas­si­ven Schutz­sys­te­me bei plötz­li­chen Inver­si­ons­be­we­gun­gen auf­wei­sen wür­de. Auf­grund der grö­ße­ren Bewe­gungs­frei­heit hat­ten wir zudem die Hypo­the­se, dass die sport­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit und die sub­jek­ti­ve Kom­fort­be­wer­tung der Ath­le­ten bei Ver­wen­dung des adap­ti­ven Sprung­ge­lenk­schut­zes im Ver­gleich zu den pas­si­ven Schutz­sys­te­men ver­bes­sert wären.

Metho­den

Teil­neh­mer

An der Stu­die nah­men 20 männ­li­che Mann­schafts­sport­ler auf regio­na­ler Ebe­ne in Mann­schafts­sport­ar­ten (Fuß­ball, Hand­ball, Bas­ket­ball) teil (Alter: 24,3 ± 3,4 Jah­re; Grö­ße: 1,84 ± 0,05 m; Gewicht: 81,3 ± 7,4 kg; 16 mit Rechts­bein-Domi­nanz; 4 mit Links­bein-Domi­nanz). Basie­rend auf einer A‑prio­ri-Power-Ana­ly­se wur­den alle 20 Teil­neh­mer als aus­rei­chend ange­se­hen, um einen Unter­schied von 4° im maxi­ma­len Inver­si­ons­win­kel zwi­schen zwei Bedin­gun­gen fest­zu­stel­len (Alpha = 0,05; Power = 0,8; SD = 6°13). Die Teil­neh­mer waren in den 12 Mona­ten vor der Daten­er­he­bung ver­let­zungs­frei und haben vor ihrer Teil­nah­me eine schrift­li­che Ein­ver­ständ­nis­er­klä­rung unter­zeich­net. Nur ein Teil­neh­mer hat­te sich etwa 3 Jah­re vor der Daten­er­he­bung einer vor­de­ren Kreuz­band­re­kon­struk­ti­on unter­zo­gen. Die ande­ren Teil­neh­mer wur­den bis­her nicht an den unte­ren Extre­mi­tä­ten ope­riert. 4 Teil­neh­mer gaben an, mehr als 12 Mona­te vor der Daten­er­he­bung eine Sprung­ge­lenks­ver­stau­chung erlit­ten zu haben (zwi­schen 2 und 13 Jah­ren vor der Daten­er­he­bung; 2 Teil­neh­mer hat­ten ihre Sprung­ge­len­ke auf der lin­ken Sei­te ver­staucht und 2 auf der rech­ten Sei­te). Alle in der Stu­die ver­wen­de­ten Metho­den wur­den von der Ethik­kom­mis­si­on der Uni­ver­si­tät genehmigt.

Expe­ri­men­tel­les Protokoll

Wir haben eine adap­ti­ve Sprung­ge­lenks­ban­da­ge (Spor­to­me­dix Fast Pro­tect Mal­leo mit adap­ti­ver Tech­no­lo­gie von Bet­ter­guards) und zwei pas­si­ve Sprung­ge­lenks­ban­da­gen (Schnür­ban­da­ge, Bas­ko; star­re Ban­da­ge, T2 Acti­ve Ank­le) ana­ly­siert. Die adap­ti­ve Tech­no­lo­gie von Bet­ter­guards besteht aus einem semi-fle­xi­blen Mini-Kol­ben, der in einem Adap­ter­ele­ment ein­ge­bet­tet ist und die late­ra­le Sei­te des Sprung­ge­lenks über­brückt und ein Ven­til ent­hält. Die­ses Ven­til ermög­licht den Durch­fluss von Flüs­sig­keit inner­halb des Kol­bens bei phy­sio­lo­gi­schen Bewe­gungs­ge­schwin­dig­kei­ten. Bei kri­ti­schen Bewe­gungs­ge­schwin­dig­kei­ten schließt sich das Ven­til inner­halb von Mil­li­se­kun­den auf­grund von Strö­mungs­wi­der­stands­kräf­ten und ver­hin­dert die wei­te­re Aus­deh­nung des Mini-Kol­bens, was zu einem ein­ge­schränk­tem Bewe­gungs­um­fang führt. Die Teil­neh­mer tru­gen alle Ban­da­gen in dem iden­ti­schen nied­rig geschnit­te­nen Hal­len­sport­schuh (Mizu­no Wave Mira­ge 3), der auch als Refe­renz­be­din­gung ohne Ban­da­ge diente.

Um die 4 Berei­che des wirk­sa­men Sprung­ge­lenk­schut­zes anzu­spre­chen, haben wir eine Test­rei­he ver­schie­de­ner Bewe­gungs­auf­ga­ben ent­wi­ckelt. Die Teil­neh­mer tru­gen die Ban­da­gen sowohl am lin­ken als auch am rech­ten Sprung­ge­lenk wäh­rend jeder Auf­ga­be und Ban­da­gen-Bedin­gung. Wir erfass­ten die Gelenk­ki­ne­ma­tik mit einem 3‑dimensionalen Bewe­gungs­er­fas­sungs­sys­tem (200 Hz, 12 Miqus-M3-Kame­ras; Qua­li­sys AB), das mit in den Boden ein­ge­las­se­nen Kraft­mess­plat­ten syn­chro­ni­siert war. Wir befes­tig­ten kugel­för­mi­ge, retro­re­flek­tie­ren­de Mar­ker (Durch­mes­ser 13 mm) an 38 knö­cher­nen Refe­renz­punk­ten14 15 16 und brach­ten Fuß­mar­ker an ent­spre­chen­den Posi­tio­nen am Schuh an. Alle Mar­ker­tra­jek­to­ri­en wur­den mit einem rekur­si­ven But­ter­worth-Tief­pass­fil­ter 4. Ord­nung (Grenz­fre­quenz 10 Hz) gefil­tert17. Ein 3D-Starr­kör­per­mo­dell des Beckens und der unte­ren Extre­mi­tä­ten, bestehend aus 9 star­ren Kör­per­seg­men­ten (ein­schließ­lich eines Rück­fuß- und eines Vor­fuß­seg­ments), wur­de ver­wen­det, um 3D-Gelenk­win­kel an Hüf­te, Knie- und Sprung­ge­len­ken zu berech­nen18 19. Im Ein­zel­nen wur­de die Bewe­gung des Sprung­ge­lenks defi­niert als die Bewe­gung des Rück­fuß­seg­ments rela­tiv zum Unter­schen­kel­seg­ment. Die Gelenk­win­kel wur­den als Car­dan-Win­kel aus der Rota­ti­ons­ma­trix zwi­schen Rück­fuß- und Unter­schen­kel­seg­ment unter Ver­wen­dung einer Rota­ti­ons­se­quenz aus Fle­xi­on-Exten­si­on, Inver­si­on-Ever­si­on und Innen-/Au­ßen-Rota­ti­on extrahiert.

Schutz­be­reich

Um die Schutz­wir­kung der Ban­da­gen zu tes­ten, ver­wen­de­ten wir eine kipp­ba­re Platt­form mit einer Kom­bi­na­ti­on aus einer ante­ro-pos­te­rio­ren (30° Plat­ten­nei­gung) und medio-late­ra­len (10° Plat­ten­nei­gung) Kipp­ach­se, die bei einer Win­kel­ge­schwin­dig­keit von 440°/s uner­war­tet aus­lös­te20. Auf die­se Wei­se pro­vo­zier­te die Platt­form plötz­li­che Inver­si­ons- und Plant­ar­fle­xi­ons­be­we­gun­gen des Sprung­ge­lenks­kom­ple­xes. Wäh­rend die Kip­pung am rech­ten Fuß indu­ziert wur­de, wur­de der lin­ke Fuß von 3 ein­di­men­sio­na­len Kraft­sen­so­ren gestützt, die die ver­ti­ka­len Boden­re­ak­ti­ons­kräf­te (GRFs) maßen. Anhand die­ser Kraft­mes­sun­gen regel­ten wir über Echt­zeit-Feed­back die Gewichts­ver­tei­lung zwi­schen den Bei­nen (80 % auf der gekipp­ten Sei­te). Dar­über hin­aus kon­trol­lier­ten wir eine ent­spann­te Steh­po­si­ti­on durch Echt­zeit-Über­wa­chung der Ober­flä­chen-Elek­tro­m­yo­gra­phie (EMG) der Mus­keln M. pero­neus longus und M. tibia­lis ante­rior mit einem draht­lo­sen EMG-Sys­tem (2000 Hz; Aktos; Myon AG).

Aus ethi­schen Grün­den konn­ten wir die Schutz­wir­kung der Sprung­ge­lenks­ban­da­gen bei Kipp­win­keln >30° und sehr hohen Kipp­ge­schwin­dig­kei­ten nicht tes­ten. Da Sprung­ge­lenks­ver­stau­chun­gen in die­sen extre­men Test­sze­na­ri­en häu­fi­ger auf­tre­ten21, haben wir ein mecha­ni­sches Test­ver­fah­ren mit einem künst­li­chen Unter­schen­kel und Fuß ent­wi­ckelt (Abb. 1). Bei die­ser künst­li­chen Vor­rich­tung sind Unter­schen­kel und Fuß über ein Gelenk ver­bun­den, des­sen Ach­se durch die natür­li­che Kip­pung des mensch­li­chen Sub­tal­ar­ge­lenks moti­viert ist. Wir führ­ten mecha­ni­sche Tests mit 33 ± 11°/s und 415 ± 17°/s durch, um lang­sa­me und schnel­le Inver­si­ons­be­we­gun­gen des Sprung­ge­lenks zu simu­lie­ren. Inver­si­ons­be­we­gun­gen von bis zu 40° wur­den durch ein Seil erzeugt, das den late­ra­len Teil des Fußes nach oben zog (in kom­bi­nier­te Inver­si­on und Plant­ar­fle­xi­on) (Abb. 1). Das äuße­re Gelenk­mo­ment wur­de quan­ti­fi­ziert durch die Mul­ti­pli­ka­ti­on der auf das Zug­seil aus­ge­üb­ten resul­tie­ren­den Kraft und dem ent­spre­chen­den Hebel­arm zum Sprung­ge­lenkszen­trum. Die Gelenk­win­kel wur­den mit einem ein­ge­bet­te­ten Elek­tro­go­nio­me­ter gemes­sen. Alle Mes­sun­gen wur­den mit einer Fre­quenz von 2000 Hz abge­tas­tet. Wir sub­tra­hier­ten das durch die inhä­ren­te Rei­bung im Gerät auf­tre­ten­de Gelenk­mo­ment, indem wir eine Mes­sung ohne Schu­he oder Orthe­sen durch­führ­ten. Aus den Mes­sun­gen berech­ne­ten wir die mitt­le­re (0°–40° Inver­si­on) Stei­fig­keit als die Ver­än­de­rung des äuße­ren Gelenk­mo­ments durch die Ver­än­de­rung des Gelenk­win­kels inner­halb des jewei­li­gen Intervalls.

Wir ana­ly­sier­ten auch die Kine­ma­tik des Sprung­ge­lenks bei 90-Grad-Rich­tungs­wech­seln bei maxi­ma­ler Anstren­gung. Die Teil­neh­mer führ­ten die­se Wen­de­ma­nö­ver aus einem 4‑Schritt-Anlauf her­aus durch und wur­den ange­wie­sen, die Auf­ga­be mit maxi­ma­ler Inten­si­tät aus­zu­füh­ren. Die letz­te bio­me­cha­ni­sche Auf­ga­be zur Ana­ly­se des Gelenk­schut­zes bestand aus wie­der­hol­ten Seit­wärts­be­we­gun­gen vom lin­ken auf das rech­te Bein. Wir wie­sen die Teil­neh­mer an, die Inten­si­tät der Auf­ga­ben­aus­füh­rung in jedem der 3 durch­ge­führ­ten Durch­gän­ge zu vari­ie­ren. Wir quan­ti­fi­zier­ten die mitt­le­re hori­zon­ta­le GRF, die bei jedem Boden­kon­takt auf­trat. Anschlie­ßend extra­hier­ten wir nur die Boden­kon­tak­te her­aus, bei denen die mitt­le­re hori­zon­ta­le GRF zwi­schen 70 % und 90 % des maxi­ma­len Werts lag, der bei jedem Boden­kon­takt und jeder Ban­da­gen-Bedin­gung erzielt wur­de. Mit die­sem Ansatz konn­ten wir die Kine­ma­tik des Sprung­ge­lenks zwi­schen den Bedin­gun­gen bei glei­cher rela­ti­ver Auf­ga­ben­in­ten­si­tät vergleichen.

Bereich sport­li­che Leistungsfähigkeit

Um die Aus­wir­kun­gen auf die sport­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit zwi­schen den Ban­da­gen-Bedin­gun­gen zu ver­glei­chen, führ­ten die Teil­neh­mer eine linea­re Beschleu­ni­gung, einen ver­ti­ka­len Gegen­be­we­gungs­sprung (CMJ), einen 90-Grad-Rich­tungs­wech­sel und eine ein­bei­ni­ge Seit­wärts­sprung-Auf­ga­be über eine Distanz von 30 cm mit maxi­ma­ler Anstren­gung durch.

Die linea­re Beschleu­ni­gungs­auf­ga­be wur­de aus einer ste­hen­den Start­po­si­ti­on vor einer im Boden ein­ge­las­se­nen Kraft­mess­plat­te (2000 Hz; 0,9 x 0,6 m; AMTI) durch­ge­führt22. Wir ana­ly­sier­ten die GRFs des ers­ten Kon­takts nach Beginn der Bewe­gung. Wir teil­ten die Ver­än­de­rung der Lauf­ge­schwin­dig­keit (durch Inte­gra­ti­on der hori­zon­ta­len GRF-Kom­po­nen­te, nor­miert auf das Kör­per­ge­wicht) durch die Boden­kon­takt­zeit, um die mitt­le­re hori­zon­ta­le Beschleu­ni­gung als unser Leis­tungs­kri­te­ri­um wäh­rend die­ser Auf­ga­be zu ermit­teln. Beim CMJ quan­ti­fi­zier­ten wir die Leis­tung über die erreich­te Sprung­hö­he. Für Ein- und Aus­tritts­ge­schwin­dig­keit des Kör­per­schwer­punkts (abge­schätzt über die Geschwin­dig­keit des Schwer­punkts des Beckens) sowie für den Schnitt­win­kel fan­den wir kei­ne sta­tis­tisch signi­fi­kan­ten Unter­schie­de zwi­schen den Ban­da­gen-Bedin­gun­gen. Daher quan­ti­fi­zier­ten wir die Leis­tung wäh­rend der Cut-Bewe­gung durch die Boden­kon­takt­zeit. Die Becken­ge­schwin­dig­keit wur­de durch nume­ri­sche Ablei­tung der hori­zon­ta­len Kom­po­nen­ten des Mit­tel­punkts des Becken­seg­ments (d. h. des Mit­tel­punkts zwi­schen den 4 Becken­mar­kern) bestimmt. Der tat­säch­li­che Rich­tungs­wech­sel­win­kel wäh­rend der Cut-Bewe­gung wur­de anhand der Win­kel zwi­schen den hori­zon­ta­len Kom­po­nen­ten der Geschwin­dig­keits­vek­to­ren der Becken­mar­ker ermit­telt, gemit­telt über 5 Daten­punk­te vor und nach dem Boden­kon­takt. Die Leis­tung wäh­rend der Seit­wärts­sprung-Auf­ga­be wur­de mit­tels Zeit bewer­tet, die für 5 ein­bei­ni­ge Rechts-links-Sprün­ge benö­tigt wur­de (Abb. 1).

Bereich sub­jek­ti­ve Kom­fort- und Stabilitätsbewertung

Wir baten die Teil­neh­mer um ihre sub­jek­ti­ve Bewer­tung des Kom­forts und der Sta­bi­li­tät der ana­ly­sier­ten Ban­da­gen auf einer visu­el­len Ana­logska­la (VAS). Bei den Bewer­tun­gen für Kom­fort und Sta­bi­li­tät reprä­sen­tie­ren höhe­re VAS-Wer­te einen kom­for­ta­ble­ren oder sta­bi­le­ren Zustand, wäh­rend ein höhe­rer Wert bei der Bewer­tung der emp­fun­de­nen Ein­schrän­kung auf eine gerin­ge­re Ein­schrän­kung hinweist.

Bereich Bewe­gungs­frei­heit

Wir haben den Bewe­gungs­um­fang des Sprung­ge­lenks in der Fron­tal­ebe­ne wäh­rend einer sit­zen­den, lang­sa­men Inver­si­on-Ever­si­on-Bewe­gung bewer­tet. Die Teil­neh­mer wur­den ange­wie­sen, einem Metro­nom mit einer Geschwin­dig­keit von 20 Schlä­gen pro Minu­te (0,33 Hz) zu fol­gen und maxi­ma­le akti­ve Ever­si­ons- und Inver­si­ons­exkur­sio­nen zu errei­chen. Der maxi­ma­le Bewe­gungs­be­reich, der wäh­rend 10 Bewe­gungs­zy­klen erreicht wur­de, quan­ti­fi­zier­te die Bewegungsfreiheit.

Sta­tis­ti­sche Analyse

Wir stel­len alle Para­me­ter als Grup­pen­mit­tel­wer­te (und Stan­dard­ab­wei­chung) dar. Wir haben eine 1‑Fak­tor-Vari­anz­ana­ly­se (Ban­da­gen-Bedin­gung) mit wie­der­hol­ten Mes­sun­gen ange­wen­det, um die Haupt­ef­fek­te der Ban­da­gen-Bedin­gung für die uns inter­es­sie­ren­den Para­me­ter zu iden­ti­fi­zie­ren. Im Fal­le eines Haupt­ef­fekts der Ban­da­gen-Bedin­gung haben wir paar­wei­se Ver­glei­che zwi­schen den Ban­da­gen-Bedin­gun­gen mit­hil­fe von abhän­gi­gen t‑Tests durch­ge­führt. Auf­grund des explo­ra­ti­ven Cha­rak­ters der Stu­die haben wir bei der Ana­ly­se von Unter­schie­den zwi­schen ein­zel­nen Ban­da­gen kei­ne Kor­rek­tu­ren für mul­ti­ple Ver­glei­che vor­ge­nom­men. Dar­über hin­aus wur­den, um die Stär­ke der beob­ach­te­ten Effek­te für jede Ban­da­ge im Ver­gleich zur Kei­ne-Ban­da­ge-Bedin­gung zu bewer­ten, Cohen-d-Effekt­grö­ßen unter Ver­wen­dung der fol­gen­den For­mel berechnet:

Dabei wur­den die Mit­tel­wer­te einer Ban­da­gen-Bedin­gung (MBrace) und der Kei­ne-Ban­da­gen-Bedin­gung (MNo Brace) ver­wen­det, eben­so wie die Stan­dard­ab­wei­chun­gen einer Ban­da­gen-Bedin­gung (SDBrace) und der Kei­ne-Ban­da­gen-Bedin­gung (SDNo Brace). Alle Ana­ly­sen wur­den mit der MAT­LAB-Sta­tis­tik- und Maschi­nen­lern-Tool­box (R2019b; The MathWorks Inc.) durch­ge­führt. Das Signi­fi­kanz­ni­veau wur­de auf einen Alpha-Wert von 5 % (P < 0,05) festgelegt.

Ergeb­nis­se

Schutz­be­reich

Wir beob­ach­te­ten signi­fi­kan­te Haupt­ef­fek­te der Ban­da­gen-Bedin­gun­gen für alle bio­me­cha­ni­schen Para­me­ter im Zusam­men­hang mit dem Schutz des Sprung­ge­lenks (Abb. 2a–c). Post-hoc-Ana­ly­sen zeig­ten, dass die adap­ti­ve Ban­da­ge den Spit­zen­wert der Inver­si­on bei indu­zier­ten plötz­li­chen Inver­si­ons- und Plant­ar­fle­xi­ons­be­we­gun­gen auf der Kipp­platt­form (-4,0 % gegen­über dem Aus­gangs­wert; p = 0,056; d = 0,40) weni­ger ver­rin­ger­te als die Schnür­ban­da­ge (-7,7 % gegen­über dem Aus­gangs­wert; p = 0,003; d = 0,74) und die star­re Ban­da­ge (-27,1 %; p<0,001; d = 2,52) (Abb. 2a). Der Unter­schied zur Schnür­ban­da­ge betrug durch­schnitt­lich 1,0 (p = 0,039; d = 0,37). Bei den Auf­ga­ben Rich­tungs­wech­sel und Sei­ten­wech­sel erreich­te die star­re Ban­da­ge eine signi­fi­kan­te Reduk­ti­on des Spit­zen­werts der Inver­si­on im Ver­gleich zu allen ande­ren Bedin­gun­gen. Die adap­ti­ve Ban­da­ge oder die Schnür­ban­da­ge führ­ten in die­sen neu­ro­mus­ku­lär gesteu­er­ten Bewe­gungs­auf­ga­ben nicht zu signi­fi­kan­ten Reduk­tio­nen des Spit­zen­werts der Inver­si­on. Inter­es­san­ter­wei­se erreich­ten die Teil­neh­mer wäh­rend der zuvor erwar­te­ten Rich­tungs­wech­sel und Sei­ten­wech­sel höhe­re abso­lu­te Spit­zen­wer­te der Inver­si­on im Ver­gleich zur uner­war­te­ten Kipp­platt­form-Inver­si­on (Abb. 2b u. c). Die Mate­ri­al­prü­fung mit dem künst­li­chen Sprung­ge­lenk bei 2 ver­schie­de­nen Win­kel­ge­schwin­dig­kei­ten zeig­te das adap­ti­ve Ver­hal­ten der adap­ti­ven Ban­da­ge. Obwohl ihre Stei­fig­keit wäh­rend der lang­sa­men Inver­si­ons­be­we­gung rela­tiv gering blieb (Abb. 1), erhöh­te sich ihre Stei­fig­keit wäh­rend der schnel­len Inver­si­ons­be­we­gung ver­gleich­bar mit denen der Schnür­ban­da­ge und der star­ren Ban­da­ge (Abb. 1 u. 2d).

Sport­li­che Leistungsdomäne

Wir haben signi­fi­kan­te Haupt­ef­fek­te der Ban­da­gen-Bedin­gun­gen für die Para­me­ter CMJ-Höhe und Boden­kon­takt­zeit wäh­rend der Rich­tungs­wech­sel-Auf­ga­be fest­ge­stellt (Abb. 2e u. g). Die CMJ-Höhen waren für die Schnür­ban­da­ge (-3,8 % gegen­über dem Aus­gangs­wert; p = 0,006; d = 0,31) und die star­re Ban­da­ge (-2,7 % gegen­über dem Aus­gangs­wert; p = 0,017; d = 0,22) redu­ziert, wäh­rend der Unter­schied für die adap­ti­ve Ban­da­ge (-1,7 % gegen­über dem Aus­gangs­wert; p = 0,072; d = 0,13) im Ver­gleich zur Bedin­gung ohne Ban­da­ge nicht das Signi­fi­kanz­ni­veau erreich­te (Abb. 2e). Wir haben kei­nen signi­fi­kan­ten Haupt­ef­fekt der Ban­da­gen-Bedin­gun­gen auf die linea­re Beschleu­ni­gungs­leis­tung fest­ge­stellt. Da wir kei­ne signi­fi­kan­ten Unter­schie­de zwi­schen den Bedin­gun­gen hin­sicht­lich Ein­gangs- und Aus­tritts­ge­schwin­dig­keit und dem tat­säch­li­chen Win­kel der Rich­tungs­än­de­rung fest­stel­len konn­ten, kann die sport­li­che Leis­tung wäh­rend des Rich­tungs­wech­sel-Manö­vers über die Aus­füh­rungs­zeit (d. h. Boden­kon­takt­zeit) quan­ti­fi­ziert wer­den. Hier haben wir kei­nen signi­fi­kan­ten Haupt­ef­fekt der Ban­da­gen-Bedin­gun­gen fest­ge­stellt (Abb. 2g). Auch konn­ten wir kei­ne signi­fi­kan­ten Unter­schie­de in den Aus­füh­rungs­zei­ten für die seit­li­chen Sprung­be­we­gun­gen zwi­schen den Ban­da­gen-Bedin­gun­gen fest­stel­len (Abb. 2h).

Bereich sub­jek­ti­ve Kom­fort- und Stabilitätsbewertung

Wir haben signi­fi­kan­te Haupt­ef­fek­te der Ban­da­gen-Bedin­gun­gen für alle sub­jek­tiv bewer­te­ten Para­me­ter fest­ge­stellt. Die Teil­neh­mer bewer­te­ten den Tra­ge­kom­fort des adap­ti­ven Schut­zes als bes­ser und gaben an, dass sie sich mit dem adap­ti­ven Schutz weni­ger ein­ge­schränkt fühl­ten im Ver­gleich zu den bei­den pas­si­ven Ban­da­gen (Abb. 2j u. l). Jede der Ban­da­gen ver­bes­ser­te die Sta­bi­li­täts­be­wer­tung der Teil­neh­mer, und es gab kei­nen signi­fi­kan­ten Unter­schied zwi­schen den Pro­duk­ten hin­sicht­lich der Sta­bi­li­täts­be­wer­tung (Abb. 2k).

Bereich Bewe­gungs­frei­heit

Im Ver­gleich zur den Basis­wer­ten bei der Bedin­gung ohne Ban­da­ge redu­zier­te der adap­ti­ve Schutz den Bewe­gungs­um­fang des Sprung­ge­lenks in der Fron­tal­ebe­ne weni­ger (-20,4 %; p<0,001; d = 1,06) als die pas­si­ven Sprung­ge­lenks­ban­da­gen (Schnür­ban­da­ge: ‑45,8 %; p < 0,001; d = 2,39; star­re Ban­da­ge: ‑54,8 %; p < 0,001; d = 3,57) (Abb. 2l).

Dis­kus­si­on

Das Ziel der vor­lie­gen­den Stu­die war es, die Leis­tungs­fä­hig­keit eines neu­ar­ti­gen adap­ti­ven Sprung­ge­lenk­schut­zes im Ver­gleich zu tra­di­tio­nel­len pas­si­ven Sprung­ge­lenk­schutz­kon­zep­ten zu bewer­ten und dabei ver­schie­de­ne für die Anwen­der­ak­zep­tanz von Sprung­ge­lenk­schutz­sys­te­men rele­van­te Berei­che zu berücksichtigen.

Die Ergeb­nis­se der Mate­ri­al­tests bei lang­sa­men und schnel­len Inver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten bestä­tig­ten die Anpas­sungs­fä­hig­keit des adap­ti­ven Schutz­sys­tems (Abb. 1). Wir beob­ach­te­ten eine 400%ige Stei­ge­rung der Stei­fig­keit bei schnel­ler simu­lier­ter Inver­si­on im Ver­gleich zur lang­sa­men simu­lier­ten Inver­si­on. Die tra­di­tio­nel­len Schutz­kon­zep­te zeig­ten die­ses adap­ti­ve Ver­hal­ten nicht und lie­fer­ten ähn­li­che Ergeb­nis­se in den Bedin­gun­gen lang­sa­mer und schnel­ler Supi­na­ti­on. Der adap­ti­ve Schutz erreich­te etwas höhe­re Stei­fig­keits­wer­te als die tra­di­tio­nel­len Ban­da­gen in der schnel­len Bedin­gung. Dar­über hin­aus erzeug­te der adap­ti­ve Schutz wäh­rend des Mate­ri­al­tests für den Groß­teil des abge­deck­ten Bewe­gungs­um­fangs höhe­re Wider­stands­mo­men­te (Abb. 1).

Bei den bio­me­cha­ni­schen Tests jedoch begrenz­te der adap­ti­ve Schutz die maxi­ma­le Inver­si­on des Sprung­ge­lenks weni­ger als die star­re Ban­da­ge, wobei die Spit­zen­in­ver­si­ons­wer­te ähn­lich denen der Schnür­ban­da­ge bei den ver­schie­de­nen sport­art­spe­zi­fi­schen Bewe­gun­gen waren. Die star­re Ban­da­ge redu­zier­te die Spit­zen­in­ver­si­on am stärks­ten wäh­rend die­ser Bewe­gun­gen mit Reduk­tio­nen zwi­schen 5,3° und 7,2° im Ver­gleich zu den Basis­wer­ten ohne Bandage.

Der Wider­spruch zwi­schen den Mate­ri­al- und bio­me­cha­ni­schen Test-ergeb­nis­sen könn­te durch die Betrach­tung der Inver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten in den ver­schie­de­nen Test­be­din­gun­gen auf­ge­löst wer­den. Abbil­dung 3 zeigt die mitt­le­ren Spit­zen­in­ver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten, die wäh­rend unse­rer Mate­ri­al- und bio­me­cha­ni­schen Tests beob­ach­tet wur­den, im Ver­gleich zu Daten von Per­so­nen, die eine Inver­si­ons­ver­let­zung des Sprung­ge­lenks erlit­ten haben, wie sie in einem aktu­el­len Über­sichts­ar­ti­kel zusam­men­ge­fasst sind23.

Beim Ver­gleich der Spit­zen­in­ver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten, die wäh­rend unse­rer Mate­ri­al- und bio­me­cha­ni­schen Tests beob­ach­tet wur­den, müs­sen jedoch die unter­schied­li­chen Metho­den zur Mes­sung der Sprung­ge­lenks­in­ver­si­on berück­sich­tigt wer­den. Wäh­rend der bio­me­cha­ni­schen Tests muss­ten wir zur Erhal­tung der Inte­gri­tät der Fer­sen­kap­pe und der Sprung­ge­lenks­ban­da­gen die Mar­ker auf der Fer­sen­kap­pe unse­res Basis­schuhs plat­zie­ren. Es ist jedoch bekannt, dass die­ser Ansatz die Bewe­gung des Rück­fu­ßes im Durch­schnitt um das 2,3‑Fache über­schätzt24. Auf der ande­ren Sei­te wur­de die Inver­si­on wäh­rend der Mate­ri­al­tests direkt mit einem in das künst­li­che Sprung­ge­lenk inte­grier­ten Elek­tro­go­nio­me­ter gemes­sen. Die­se Situa­ti­on stellt die direk­te Mes­sung der Fuß­be­we­gung inner­halb einer Schuh-/Ban­da­gen-Bedin­gung dar. Um die Spit­zen­in­ver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten zwi­schen den ver­schie­de­nen Test­be­din­gun­gen zu ver­glei­chen, haben wir die poten­zi­el­le Über­schät­zung wäh­rend des Mate­ri­al­tests berück­sich­tigt, wie in Abb. 3 dargestellt.

Bei Berück­sich­ti­gung die­ser Anpas­sun­gen waren die mitt­le­ren Inver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten, die für die sport­art­spe­zi­fi­sche Auf­ga­be in die­ser Stu­die beob­ach­tet wur­den, nied­ri­ger als die Geschwin­dig­kei­ten, die wäh­rend der schnel­len Mate­ri­al­test-Bedin­gung beob­ach­tet wur­den. Dar­über hin­aus zeigt der Ver­gleich der gemes­se­nen Inver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten mit den in der Lite­ra­tur für tat­säch­li­che Ver­let­zungs­si­tua­tio­nen berich­te­ten Inver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten (Abb. 3) 25, dass die Mate­ri­al­test­si­tua­ti­on den Mecha­nis­mus einer tat­säch­li­chen Ver­let­zung durch Sprung­ge­lenks­in­ver­si­on bes­ser wider­spie­gelt als die bio­me­cha­ni­schen Tests mit rea­len Teil­neh­mern. Daher kann geschluss­fol­gert wer­den, dass der neu­ar­ti­ge adap­ti­ve Sprung­ge­lenk­schutz in Situa­tio­nen, die ein hohes Ver­let­zungs­ri­si­ko ber­gen, einen ähn­li­chen oder leicht bes­se­ren Schutz gegen inver­si­ons­be­ding­te Ver­let­zun­gen des Sprung­ge­lenks bietet.

Der Ver­gleich der Spit­zen-Inver­si­ons­ge­schwin­dig­kei­ten zwi­schen den Test­be­din­gun­gen ver­deut­licht wei­ter­hin die Not­wen­dig­keit von Mate­ri­al­tests mit künst­li­chen Sprung­ge­len­ken oder Prä­pa­ra­ten von Lei­chen, um die Aus­wir­kun­gen adap­ti­ver Tech­no­lo­gien zu ver­ste­hen, die ihr Ver­hal­ten basie­rend auf der Inten­si­tät der Bewe­gung ver­än­dern. Durch den Ein­satz sol­cher metho­di­schen Ansät­ze kön­nen Schutz­tech­no­lo­gien in Situa­tio­nen getes­tet wer­den, die Ver­let­zun­gen ver­ur­sa­chen kön­nen. Ins­ge­samt scheint es, dass der adap­ti­ve Sprung­ge­lenk­schutz unter Bedin­gun­gen hoher Inver­si­ons­ge­schwin­dig­keit ver­gleich­ba­ren Schutz bietet.

Neben dem Schutz vor über­mä­ßi­ger Sprung­ge­len­kin­ver­si­on möch­ten Anwen­der von Sprung­ge­lenk­schutz­sys­te­men wei­ter­hin gute Leis­tun­gen in ihren jewei­li­gen Sport­ar­ten erbrin­gen, wäh­rend sie ein Schutz­sys­tem tra­gen. Die sport­li­che Leis­tung wur­de in der vor­lie­gen­den Stu­die wäh­rend sport­re­le­van­ter Bewe­gun­gen bewer­tet. In die­sen Auf­ga­ben wur­den kei­ne signi­fi­kan­ten Haupt­ef­fek­te der Bedin­gun­gen mit Ban­da­gen fest­ge­stellt, außer bei CMJ. Hier zeig­te der adap­ti­ve Schutz kei­nen signi­fi­kan­ten Unter­schied zur Basis­wert-Bedin­gung (-1,7 %), wäh­rend die Schnür­ban­da­ge und die star­re Ban­da­ge signi­fi­kant nied­ri­ge­re CMJ-Höhen (-3,8 % bzw. ‑2,7 % im Ver­gleich zum Basis­wert) als der adap­ti­ve Schutz auf­wie­sen. Ins­ge­samt kamen wir zu dem Schluss, dass die Unter­schie­de zwi­schen adap­ti­ven und pas­si­ven Sprung­ge­lenks­ban­da­gen in Bezug auf die sport­li­che Leis­tung wahr­schein­lich gering­fü­gig sind. Zukünf­ti­ge Stu­di­en soll­ten jedoch die­se Bedin­gun­gen mit Ban­da­gen in rea­lis­ti­sche­ren Spiel- oder Sport­ar­ten-Situa­tio­nen bewer­ten, um die öko­lo­gi­sche Vali­di­tät des Test­sze­na­ri­os zu stärken.

Bei Betrach­tung der Bewe­gungs­frei­heit bei lang­sa­me­ren Bewe­gun­gen mit gerin­gem Ver­let­zungs­ri­si­ko schnitt der adap­ti­ve Schutz in die­ser Stu­die bes­ser ab als die pas­si­ven Schutz­be­din­gun­gen. Der akti­ve Bewe­gungs­um­fang wur­de um 46 % bzw. 76 % für den adap­ti­ven Schutz im Ver­gleich zu den Schnür­ban­da­gen- bzw. star­ren Ban­da­gen-Bedin­gun­gen erhöht. Die­ses Ergeb­nis ent­sprach dem sub­jek­ti­ven Emp­fin­den einer Ein­schrän­kung. Hier wur­de der adap­ti­ve Schutz sub­jek­tiv als deut­lich weni­ger ein­schrän­kend für die Bewe­gung des Sprung­ge­lenks bewer­tet als die pas­si­ven Schutzbedingungen.

Dar­über hin­aus bewer­te­ten die Teil­neh­mer den adap­ti­ven Schutz als kom­for­ta­bler. Inter­es­san­ter­wei­se bewer­te­ten die Teil­neh­mer das adap­ti­ve Pro­dukt als ähn­lich sta­bil wie die pas­si­ven Schutz­be­din­gun­gen. Die­se sub­jek­ti­ve Sta­bi­li­täts­be­wer­tung scheint eher mit den Ergeb­nis­sen aus den Mate­ri­al­tests als mit den Ergeb­nis­sen aus den bio­me­cha­ni­schen Tests der Schutz­wir­kung der Pro­duk­te übereinzustimmen.

Ob die Ergeb­nis­se der vor­lie­gen­den Stu­die zu einer bes­se­ren Anwen­der­ak­zep­tanz in rea­len Situa­tio­nen beim Sport füh­ren, soll­te in zukünf­ti­gen pro­spek­ti­ven Stu­di­en unter­sucht wer­den, die Ver­let­zungs­häu­fig­kei­ten und Aspek­te der Akzep­tanz berück­sich­ti­gen. Mit neu­ro­mus­ku­lä­ren Trai­nings­in­ter­ven­tio­nen und ande­ren tech­no­lo­gi­schen Inter­ven­tio­nen, z. B. der Reduk­ti­on der late­ra­len Schuh­trak­ti­on26, könn­te der adap­ti­ve Sprung­ge­lenk­schutz das Auf­tre­ten von Sprung­ge­lenks­ver­let­zun­gen redu­zie­ren, indem er Schutz mit weni­ger Ein­schrän­kun­gen und bes­se­rem Kom­fort für die Anwen­der bietet.

Limi­ta­tio­nen

Die Ergeb­nis­se die­ser Stu­die sind nicht ohne Limi­ta­tio­nen. Wir haben nur männ­li­che Teil­neh­mer ein­be­zo­gen, um die Homo­ge­ni­tät der Teil­neh­mer­stich­pro­be zu ver­bes­sern. Zukünf­ti­ge Stu­di­en müs­sen jedoch die­se Ergeb­nis­se für weib­li­che Teil­neh­mer vali­die­ren. Dar­über hin­aus haben wir haupt­säch­lich Teil­neh­mer ohne Ver­let­zun­gen getes­tet (d. h. gesun­de, intak­te Bän­der). Ath­le­ten mit einer Vor­ge­schich­te von Sprung­ge­lenks­ver­let­zun­gen oder aktu­el­len Ver­let­zun­gen (d. h. sol­che mit funk­tio­nel­ler oder struk­tu­rel­ler Insta­bi­li­tät) könn­ten auf die­se Ban­da­gen anders reagie­ren. Dar­über hin­aus haben wir nur das rech­te Bein unse­rer Teil­neh­mer getes­tet, das für die meis­ten von ihnen das domi­nan­te Bein war. Zukünf­ti­ge Stu­di­en müs­sen unse­re Ergeb­nis­se für das nicht-domi­nan­te Bein über­prü­fen. Schließ­lich wur­den die bio­me­cha­ni­schen Tests in die­ser Stu­die unter nicht ermü­de­ten Bedin­gun­gen durch­ge­führt. Da Ermü­dung das Ver­let­zungs­ri­si­ko­pro­fil für late­ra­le Sprung­ge­lenks­ver­let­zun­gen ver­än­dern kann, soll­ten ihre Aus­wir­kun­gen in zukünf­ti­gen Stu­di­en zur Beur­tei­lung von Sprung­ge­lenk­schutz­tech­no­lo­gien bes­ser inte­griert werden.

Fazit

Ins­ge­samt haben wir fest­ge­stellt, dass die neu­ar­ti­ge adap­ti­ve Sprung­ge­lenks­ban­da­ge ähn­li­che Schutz­ef­fek­te in Situa­tio­nen mit schnel­ler Inver­si­on bie­tet wie pas­si­ve Schutz­tech­no­lo­gien, wäh­rend sie sport­li­che Leis­tun­gen nur gering­fü­gig beein­flusst. Gleich­zei­tig ver­bes­ser­te die adap­ti­ve Ban­da­ge den akti­ven Bewe­gungs­um­fang des Sprung­ge­lenks sowie das sub­jek­ti­ve Kom­fort- und Ein­schrän­kungs­emp­fin­den im Ver­gleich zu pas­si­ven Bandagen.

 

Hin­weis
Die Unter­su­chung wur­de an der Hoch­schu­le Offen­burg durch­ge­führt; die bio­me­cha­ni­sche Daten­er­he­bung erfolg­te im Labor des Insti­tuts für Funk­tio­nel­le Dia­gnos­tik, Köln.

Erst­ver­öf­fent­li­chung
Die­ser Arti­kel erschien in ähn­li­cher Form als Open-Access-Publi­ka­ti­on auf Eng­lisch unter ande­rem auf der Platt­form Sage Journals.
doi: 10.1177/03635465221146294

Inter­es­sen­kon­flikt
Der Autor Prof. Stef­fen Will­wa­cher ist als Bera­ter bei der Bet­ter­guards Tech­no­lo­gy GmbH tätig.

Für die Autoren:
Prof. Stef­fen Willwacher 
Insti­tu­te for Advan­ced Bio­me­cha­nics and Moti­on Studies
Hoch­schu­le Offenburg
Bad­str. 24
77652 Offen­burg
https://ibms.hs-offenburg.de/
steffen.willwacher@hs-offenburg.de

 

Begut­ach­te­ter Beitrag/reviewed paper

Zita­ti­on
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