Der digi­ta­le Fer­ti­gungs­pro­zess in der Fuß- und Bein­ver­sor­gung Teil 2: 3D-Druck in der Fuß- und Beinversorgung

F. Großmann, A. Kerkhoff Der 3D-Druck kann die verlängerte Werkbank der Zukunft sein. Diese Behauptung kann man guten Gewissens treffen, schaut man sich die aktuellen Entwicklungen und aufkommenden Angebote für den 3D-Druck in der OT und OST an. Dies ist u. a. im vergangenen Jahr auf der OTWorld in Leipzig und der Messe OST in Köln deutlich geworden. Um bei dem stetig wachsenden Angebot an Dienstleistungen, Software und Hardware den Durchblick zu behalten, gibt der Artikel eine Übersicht über die aktuell nutzbaren Verfahren der Additiven Fertigung, inclusive der jeweiligen Möglichkeiten zur Beeinflussung der mechanischen Eigenschaften. Weiterhin werden die Vor- und Nachteile des 3D-Drucks im Hinblick auf Anwendungen in der Versorgung der unteren Extremität aufgezeigt und damit Entscheidungshilfen für den Einstieg in die Additive Fertigung gegeben.

Ein­füh­rung

Der Begriff des 3D-Drucks hat sich als umgangs­sprach­li­che Umschrei­bung ver­schie­de­ner addi­ti­ver Fer­ti­gungs­ver­fah­ren eta­bliert. Bei addi­ti­ven Fer­ti­gungs­ver­fah­ren wer­den Bau­tei­le schicht­wei­se auto­ma­ti­siert aus digi­ta­len 3D-Daten auf­ge­baut. Es wird anders als bei sub­trak­ti­ven Ver­fah­ren kein Mate­ri­al abge­tra­gen, son­dern schicht­wei­se auf­ge­tra­gen1. Der 3D-Druck ist dabei als Fer­ti­gungs­tech­nik nur dann sinn­voll nutz­bar, wenn der gesam­te digi­ta­le Fer­ti­gungs­pro­zess (Abb. 1) umge­setzt wird. Am Anfang jeder Hilfs­mit­tel­ver­sor­gung ste­hen die Ana­mne­se und Befun­dung, die auch bei der digi­ta­len Fer­ti­gung unab­ding­bar sind und nach wie vor den direk­ten Pati­en­ten­kon­takt erfor­dern. Die anschlie­ßen­de Form­er­fas­sung des zu ver­sor­gen­den Kör­per­teils soll­te mög­lichst digi­tal z. B. über 3D-Scan­ner erfol­gen. Die ver­schie­de­nen Mög­lich­kei­ten der Erhe­bung von 3D-Daten wur­de in der April­aus­ga­be 2023 der ORTHOPÄDIE TECHNIK dar­ge­stellt und dis­ku­tiert. Aus den gewon­nen 3D-Daten und den Ergeb­nis­sen der Befun­dung wird mit­hil­fe spe­zi­el­ler Soft­ware das Hilfs­mit­tel digi­tal kon­stru­iert. Um das Hilfs­mit­tel tat­säch­lich dru­cken zu kön­nen, muss ein G‑Code erstellt wer­den. Die­ser steht für die Maschi­nen­spra­che und dient zur Steue­rung des Dru­ckers. Der Code wird aus der Kon­struk­ti­ons­da­tei und gege­be­nen­falls wei­te­ren Para­me­tern gene­riert. Nach die­sen im digi­ta­len Fer­ti­gungs­pro­zess ein­heit­li­chen Schrit­ten kön­nen für die Her­stel­lung des Hilfs­mit­tels ver­schie­de­ne 3D-Druck­ver­fah­ren ange­wen­det wer­den. Den Abschluss des Pro­zes­ses bil­den die Wei­ter­ver­ar­bei­tung, die Aus­lie­fe­rung und ein mög­li­ches Recycling.

Druck­ver­fah­ren

Unter dem Begriff 3D-Druck wer­den ver­schie­de­ne Ver­fah­ren der Addi­ti­ven Fer­ti­gung zusam­men­ge­fasst. Da die wich­tigs­ten Ver­fah­ren bereits in ver­schie­de­nen Arti­keln in der ORTHOPÄDIE TECHNIK vor­ge­stellt wur­den, wer­den die­se im Fol­gen­den nur kurz skizziert.

FDM-Druck

Der FDM-Druck (Fused Depo­si­ti­on Mode­ling) ist der unkom­pli­zier­tes­te Ein­stieg für den 3D-Druck im Betrieb. Das Mate­ri­al, wel­ches in Faden­form (Fila­ment) auf Rol­len gela­gert ist, wird über einen Druck­kopf mit beheiz­ter Düse (Extru­der) Schicht für Schicht auf­ge­schmol­zen2. Dabei senkt sich die Bau­platt­form nach unten ab oder der Druck­kopf bewegt sich suk­zes­si­ve nach oben (Abb. 2). Das Bau­teil wird dadurch schicht­wei­se auf­ge­baut. Das FDM-Ver­fah­ren benö­tigt kei­ne grö­ße­ren Nach­ar­bei­ten am Druck­pro­dukt. Die Aus­nah­me bil­det hier das Dru­cken mit Stütz­struk­tu­ren, wel­che nach dem Druck ent­fernt wer­den müs­sen. Stütz­struk­tu­ren müs­sen ein­ge­setzt wer­den, wenn das Bau­teil Über­hän­ge oder kei­ne pla­ne Unter­sei­te auf­weist, da der Dru­cker nicht in der Luft dru­cken kann. So wird bei­spiel­wei­se das Dru­cken unter Berück­sich­ti­gung der Absatz­spren­gung des Schuhs, in dem das Hilfs­mit­tel getra­gen wer­den soll, ermöglicht.

SLA-Druck

Das SLA-Druck­ver­fah­ren (Ste­reo-Litho­gra­phy Appa­ra­tus) ist das ältes­te Ver­fah­ren und wur­de bereits Anfang der 1980er Jah­re erfun­den. Flüs­si­ges Poly­mer (Res­in), wel­ches sich in einem Druck­be­cken befin­det, wird mit­hil­fe einer Licht­quel­le (z. B. Laser) Schicht für Schicht aus­ge­här­tet3. Das Werk­stück hängt oder steht am Druck­bett, wel­ches sich bei jeder Schicht hebt oder senkt (Abb. 3). Auch beim SLA-Druck kann der Ein­satz von Stütz­struk­tu­ren not­wen­dig sein. Gene­rell müs­sen Werk­stü­cke gerei­nigt und even­tu­ell gehär­tet wer­den, um die Eigen­schaf­ten, wel­che die Regu­la­ri­en in der OST und OT for­dern, zu erfül­len. Hier­für bedarf es wei­te­rer Aus­stat­tung über den Dru­cker hinaus.

SLS-Druck

Beim SLS-Druck (Selek­ti­ves Laser­Sin­tern) wird ein Pul­ver als Werk­stoff ver­wen­det. Das Pul­ver wird schicht­wei­se auf­ge­tra­gen und dann durch einen Laser gehär­tet. Der gesam­te Druck­raum füllt sich mit Pul­ver. Es wer­den kei­ne Stütz­struk­tu­ren benö­tigt, da das Werk­stück nie frei­ste­hend gela­gert ist (Abb. 4). Es bedarf eben­falls einer auf­wen­di­gen Nach­be­ar­bei­tung. So muss, nach­dem die Druck­pro­duk­te abge­kühlt sind, über­flüs­si­ges Mate­ri­al ent­fernt und das Werk­stück gerei­nigt wer­den3.

Mul­ti-Jet-Ver­fah­ren (MJF)

Beim Mul­ti-Jet-Ver­fah­ren wird eben­falls ein Pul­ver zur Fer­ti­gung ver­wen­det. Der Druck­kopf trägt eine wär­me­lei­ten­de Flüs­sig­keit (Fusing Agent) auf, anschlie­ßend wird eine Hit­ze­quel­le (Infra­rot­licht) ein­ge­setzt. Die Berei­che, wel­che den Fusing Agent ent­hal­ten, wer­den höher erhitzt und ver­schmel­zen. Eine zwei­te Flüs­sig­keit, der Detail­ing Agent, dient der Iso­la­ti­on und wird um die zu ver­schmel­zen­den Berei­che auf­ge­tra­gen. Dadurch ent­ste­hen schär­fe­re Kan­ten. Nach dem Druck muss das Druck­pro­dukt im geschlos­se­nen Sys­tem gekühlt und anschlie­ßend über­flüs­si­ges Mate­ri­al ent­fernt und das Werk­stück gerei­nigt wer­den4.

Einen Ver­gleich der genann­ten 3D-Druck­ver­fah­ren anhand ver­schie­de­ner Para­me­ter z. B. des Mate­ri­al­ver­hal­tens, der Ober­flä­che und des Fer­ti­gungs­or­tes kann der Tabel­le 14 5 6 7 ent­nom­men werden.

Ein­fluss­fak­to­ren auf die Festigkeit

Wie bei der kon­ven­tio­nel­len Fer­ti­gung steht auch bei der 3D-Fer­ti­gung die Fra­ge im Mit­tel­punkt, wel­che Anfor­de­run­gen vor allem bezo­gen auf die Fes­tig­keit an das fer­ti­ge End­pro­dukt gestellt wer­den. Pro­duk­tei­gen­schaf­ten und Mate­ria­len müs­sen den Anfor­de­run­gen gerecht wer­den. Ent­schei­dend ist das Pro­dukt, wel­ches am Ende an den Pati­en­ten zur Ver­sor­gung über­ge­ben bzw. im Pro­duk­ti­ons­pro­zess ver­wen­det wird. Fes­tig­keits­un­ter­schie­de las­sen sich nicht nur allein durch die Kon­struk­ti­on beein­flus­sen, son­dern auch die Mate­ri­al­aus­wahl, die Gestal­tung des Infills (Modell­ausfüllung) und das Druck­ver­fah­ren selbst haben beim 3D-Druck hohe Rele­vanz. Auf­grund der gro­ßen Gestal­tungs­frei­heit ist es essen­zi­ell, die benö­tig­ten Eigen­schaf­ten des Hilfs­mit­tels zu defi­nie­ren und danach die Para­me­ter anzupassen.

Mate­ri­al

Die Aus­wahl­mög­lich­kei­ten bei Mate­ria­li­en für die Addi­ti­ve Fer­ti­gung sind sehr groß. Dies lässt sich für die Bran­che der­zeit vor­ran­gig auf die Mate­ria­li­en Ther­mo­plas­ti­sche Polyur­ethane (TPU), Poly­l­ac­ti­de (PLA), Poly­amid (PA) 6 8 9 und ver­schie­de­ne Res­i­ne zusam­men­fas­sen. Die Mate­ria­li­en kön­nen die mecha­ni­schen Eigen­schaften direkt beein­flus­sen. So kann für ein har­tes, star­res Werk­stück z. B. ein PLA-Mate­ri­al gewählt wer­den. Ist dage­gen eine gute Stoß­dämp­fung wich­tig, kann TPU ver­wen­det wer­den. Ein Ver­gleich mit Res­i­nen (SLA-Druck) ist auf­grund der stark abwei­chen­den Eigen­schaf­ten dage­gen schwie­rig. Wei­ter­hin kann das glei­che Mate­ri­al wie z. B. TPU in ver­schie­de­nen Ver­fah­ren (Tab. 1) und Här­ten ver­druckt werden.

Kon­struk­ti­on

Bei jeder Ver­sor­gung kann über die gewähl­te Kon­struk­ti­on ein Unter­schied in der Fes­tig­keit in ver­schie­de­nen Regio­nen der Ver­sor­gung erreicht wer­den. Unab­hän­gig davon, mit wel­chem Pro­gramm kon­stru­iert wird, kön­nen bei­spiels­wei­se unter­schied­li­che Mate­ri­al­stär­ken im Bereich der Längs­wöl­bung, im Bereich der Quer­wöl­bungs­stüt­ze oder im Fer­sen­be­reich ver­wirk­licht wer­den. Über die Mate­ri­al­stär­ke und die Form­ge­bung kann aber nur die Bie­ge- und Tor­si­ons­stei­fig­keit, jedoch nicht die Druck­fes­tig­keit beein­flusst wer­den. Hier­zu muss mit unter­schied­li­chen Infills gear­bei­tet werden.

Infill

Der Begriff Infill lässt sich über­set­zen mit Modell­aus­fül­lung und beschreibt, wie das Inne­re eines Druck­pro­duk­tes auf­ge­baut ist10 (Abb. 5). Es wäre bei­spiels­wei­se mög­lich, einen Wür­fel als mas­si­ven Kör­per zu dru­cken. Alter­na­tiv kön­nen die Außen­wän­de des Wür­fels fest gedruckt wer­den, der inne­re Teil des Wür­fels jedoch nicht. Je nach Aus­ge­stal­tung der inne­ren Struk­tur kön­nen die mecha­ni­schen Eigen­schaf­ten, das Gewicht, die Druck­zeit und auch das gesam­te Design beein­flusst wer­den. Es gibt zwei Mög­lich­kei­ten, die mecha­ni­schen Eigen­schaf­ten über das Infill zu gestal­ten: ers­tens über die Struk­tur, z. B. ist eine Waben­struk­tur deut­lich sta­bi­ler als eine Wel­len­form. Zwei­tens über den Pro­zent­satz, in wel­chem das Infill gedruckt wird. Geht man von einem Pro­zent­satz von 100 für den genann­ten mas­si­ven Kör­per aus, beschreibt ein Infill von 30 % einen zu 30 % mit Mate­ri­al gefüll­ten Kör­per10.

Ver­fah­ren

Wich­tig für die Abgren­zung des Mate­ri­al­ver­hal­tens der unter­schied­li­chen Ver­fah­ren sind die Begrif­fe iso­trop und aniso­trop, wel­che Aus­kunft über die Werk­stoff­ei­gen­schaf­ten in Abhän­gig­keit der Rich­tung der Kraft­ein­wir­kung geben. Iso­trop: Das Mate­ri­al­ver­hal­ten ist unab­hän­gig von der Rich­tung der Kraft­ein­wir­kung. Aniso­trop: Das Mate­ri­al­ver­hal­ten ist abhän­gig von der Rich­tung der Kraft­ein­wir­kung4. Ob ein Werk­stück nach dem Druck iso­trop oder aniso­trop ist, hängt vom Druck­ver­fah­ren, dem Infill und dem Mate­ri­al des Werk­stü­ckes ab. Ins­be­son­de­re für den FDM-Druck konn­te gezeigt wer­den, dass das Mate­ri­al­ver­hal­ten von der Posi­tio­nie­rung des Werk­stü­ckes im Druck­raum abhängt. Dies konn­te für star­re Ein­la­gen gezeigt wer­den, die in unter­schied­li­chen Aus­rich­tun­gen (0°, 45° und 90°) im FDM-Ver­fah­ren gedruckt wur­den. Die in 45° aus­ge­rich­te­ten Ein­la­gen wie­sen die höchs­te Stei­fig­keit auf11. Außer­dem beein­flusst das im jewei­li­gen Ver­fah­ren ver­wend­ba­re Mate­ri­al die Gestal­tungs­mög­lich­kei­ten der mecha­ni­schen Eigen­schaf­ten. Bei­spiels­wei­se ist beim SLA-Druck mit dem Res­in „Inso­leA“ eine höhe­re Stei­fig­keit als beim FDM-Druck erreichbar.

Um im 3D-Druck über­haupt die gewünsch­ten mecha­ni­schen Eigen­schaf­ten errei­chen zu kön­nen, muss das Ziel defi­niert wer­den. In der klas­si­schen Fer­ti­gung wird vie­les aus Erfah­rung umge­setzt, dies gilt auch für das Errei­chen mecha­ni­scher Eigen­schaf­ten von Hilfs­mit­teln. So liegt das Ver­ständ­nis zwi­schen bestimm­ten For­men und funk­tio­nel­len Eigen­schaf­ten und der dar­aus resul­tie­ren­den bio­me­cha­ni­schen Wir­kung in der Pra­xis nicht immer aus­rei­chend vor12. Um Eigen­schaf­ten und Funk­tio­nen in die digi­ta­le Fer­ti­gung zu über­tra­gen, muss jedoch klar sein, wel­che Ziel­ei­gen­schaf­ten erreicht wer­den müs­sen. Erst dann kön­nen die­se Eigen­schaf­ten auch digi­tal gene­riert und z. B. über ein bestimm­tes Infill erreicht wer­den. Dafür muss jedoch wie­der­um bekannt sein, wel­ches Infill zu wel­chen mecha­ni­schen Eigen­schaf­ten führt. Gera­de zu Beginn kann hier eine tech­ni­sche Lösung hel­fen, wel­che z. B. einer gewünsch­ten Shore­här­te ein bestimm­tes Mate­ri­al, Infill und auch Druck­set­up zuordnet.

Ein­fluss­fak­to­ren auf die Wahl des Druckverfahrens

Bei der Aus­wahl des Druck­ver­fah­rens soll­te wei­ter­hin beach­tet wer­den, wel­che Pro­zess­schrit­te (Abb. 1) selbst durch­ge­führt wer­den können/sollen oder bes­ser out­ges­ourct wer­den müssten/sollten. Beein­flusst wird die­se Fra­ge u. a. durch das aktu­el­le Know-how im Unter­neh­men, der ver­füg­ba­ren Aus­stat­tung und des zur Ver­fü­gung ste­hen­den Platzes.

Das Erler­nen des 3D-Drucks braucht Zeit. Je mehr ­Pro­zess­schrit­te selbst durch­ge­führt wer­den sol­len, des­to mehr Übung bedarf es bis zur „idea­len“ Ver­sor­gung. Je weni­ger Vor­wis­sen besteht, des­to län­ger dau­ert dies. Je gerin­ger die Vor­kennt­nis­se und zeit­li­chen Kapa­zi­tä­ten zum Üben sind, des­to mehr Pro­zess­schrit­te könn­ten vor­erst out­ges­ourct wer­den. Die Alter­na­ti­ve ist, auf Bran­chen­lö­sun­gen zu setz­ten, die den gesam­ten Pro­zess ver­ein­fa­chen und den Wis­sens­zu­wachs erleich­tern. Je mehr Kapa­zi­tä­ten und Wis­sen auf­ge­baut wer­den, des­to mehr Frei­hei­ten in der Aus­ge­stal­tung des digi­ta­len Fer­ti­gungs­pro­zes­ses ent­ste­hen. Die aktu­el­le Aus­stat­tung des Betriebs beein­flusst, wie ein­fach ein Ein­stieg in die digi­ta­le Fer­ti­gung ist. Ist die IT-Aus­stat­tung auf einem zeit­ge­mä­ßen Stand, erleich­tert dies den Über­gang in die digi­ta­le Fer­ti­gung. Ist dar­über hin­aus z. B. schon ein 3D-Scan­ner vor­han­den, fal­len die nöti­gen Inves­ti­ti­ons­kos­ten gerin­ger aus. Ist dage­gen noch kei­ne spe­zi­fi­sche Aus­stat­tung vor­han­den, ist man in der Aus­wahl unvor­ein­ge­nom­men und setzt nicht vor­ran­gig auf bereits bestehen­de Zulie­fe­rer. Soll im eige­nen Unter­neh­men digi­tal pro­du­ziert wer­den, muss dafür auch der Platz zur Ver­fü­gung ste­hen. Z. B. kann ohne einen sau­be­ren, tro­cke­nen Bereich kein offe­ner FDM-Dru­cker genutzt wer­den. Beim SLA-Druck ist dage­gen der all­ge­mei­ne Platz­auf­wand deut­lich höher, da auch ein Rei­ni­gungs­bad und eine Aus­här­te-Sta­ti­on benö­tigt werden.

Vor und Nach­tei­le der 3D-Fertigung

Nach­fol­gend wer­den Vor- und Nach­tei­le des 3D-Drucks auf­ge­zeigt. Für einen Ver­gleich der 3D-Fer­ti­gung und der klas­si­schen Fer­ti­gung kann der Arti­kel „3D-Druck – das neue Hand­werk?“2 aus der März­aus­ga­be 2017 der ORTHOPÄDIE TECHNIK emp­foh­len werden.

Pro

Nach­hal­tig­keit

Die Addi­ti­ve Fer­ti­gung ist ihrer Defi­ni­ti­on nach ein ver­hält­nis­mä­ßig nach­hal­ti­ges Fer­ti­gungs­ver­fah­ren. Mate­ri­al wird nicht abge­tra­gen, son­dern nur dort auf­ge­tra­gen, wo benö­tigt. Der anfal­len­de Pro­duk­ti­ons­ab­fall ist somit sys­tem­be­dingt gerin­ger als bei sub­trak­ti­ven Ver­fah­ren (z. B. Frä­sen). Der tat­säch­lich anfal­len­de Fer­ti­gungs­ab­fall ist ver­fah­rens­ab­hän­gig. So fal­len z. B. beim SLS- oder SLA-Ver­fah­ren mehr Abfäl­le an als beim FDM-Ver­fah­ren, was in den jewei­li­gen Funk­ti­ons­wei­sen der Ver­fah­ren begrün­det liegt. Alle Mate­ria­li­en, die spe­zi­ell für die Nut­zung in der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung ver­wen­det wer­den, müs­sen die übli­chen Anfor­de­run­gen der Bio­kom­pa­ti­bi­li­tät erfül­len. Wei­ter­hin wer­ben Bran­chen­an­bie­ter mit der Mög­lich­keit des Recy­clings und der Kreis­lauf­wirt­schaft. Tat­säch­lich ist dies jedoch nur teil­wei­se mög­lich und kei­nes­wegs voll­stän­dig. Die Zukunft wird zei­gen, wie weit sich die Mate­ria­li­en und Recy­cling­ver­fah­ren dem 1:1‑Recycling nähern. Auch die Lang­le­big­keit des Pro­duk­tes ist rele­vant, je län­ger die Nut­zungs­dau­er, umso nach­hal­ti­ger die Fertigung.

Per­so­nal­ein­satz

Die Pro­duk­ti­on im 3D-Ver­fah­ren ist kein Selbst­läu­fer. Wie bei der klas­si­schen Fer­ti­gung wird geschul­tes Fach­per­so­nal benö­tigt. Gleich­zei­tig bie­tet sich die Mög­lich­keit, den Per­so­nal­ein­satz im Unter­neh­men umzu­struk­tu­rie­ren. Der rei­ne Betrieb eines FDM- oder SLA-Dru­ckers kann durch dafür geschul­tes Per­so­nal erfol­gen, wel­ches kei­nen direk­ten Orthopädie(schuh)-technik-Hintergrund hat. Per­so­nal, wel­ches bis­her z. B. in der Ein­la­gen­fer­ti­gung tätig war, kann ande­re qua­li­fi­zier­te fach­spe­zi­fi­sche Auf­ga­ben über­neh­men, wäh­rend die Ein­la­ge gedruckt wird. Die 3D-Fer­ti­gung bie­tet die Mög­lich­keit, Per­so­nal mit inter­es­san­ten neu­en Auf­ga­ben zu bin­den oder zu gewinnen.

Ver­än­de­rung im Produktionsablauf

Die 3D-Fer­ti­gung kann zu einer Ver­än­de­rung des Pro­duk­ti­ons­ab­laufs füh­ren. Z. B. ermög­licht das Dru­cken eines Pro­be­schuhs, die Zwi­schen­pro­be ohne phy­si­schen Leis­ten durch­zu­füh­ren. Dies kann Fer­ti­gungs­zei­ten ver­kür­zen und Nach­ar­bei­ten verringern.

Wie­der­hol­bar­keit – Anpas­sung – Versorgungen

Die Qua­li­täts­si­che­rung spielt gera­de im kun­den­be­zo­ge­nen Hand­werk eine gro­ße Rol­le. So ist es erstre­bens­wert, gleich­blei­bend gute und wie­der­hol­ba­re Ver­sor­gun­gen zu erzie­len. Gera­de die­ser Aspekt wird durch den 3D-Druck wirk­sam unter­stützt. Ver­än­de­run­gen im Krank­heits­bild und Vor­aus­set­zun­gen des Pati­en­ten wer­den ste­tig im digi­ta­len Modell doku­men­tiert und deren Ver­lauf ist abrufbar.

Chan­cen Privatmarkt

Nicht zuletzt bie­tet der 3D-Druck die Mög­lich­keit, neue Kun­den­grup­pen unab­hän­gig vom Rezept­markt zu erschlie­ßen. Das Image der 3D-Fer­ti­gung als etwas Neu­es und Moder­nes kann dazu bei­tra­gen, z. B. Sport­ler oder jün­ge­re Men­schen anzusprechen.

Kon­tra

Hohe Kos­ten

Ein Pro­blem kön­nen die hohen Anschaf­fungs­kos­ten für die 3D-Fer­ti­gung sein. Es muss klar kal­ku­liert wer­den, ob sich bei­spiels­wei­se durch den ver­än­der­ten Per­so­nal­ein­satz die Inves­ti­ti­ons­kos­ten amortisieren.

Druck­pro­dukt

Bei den Erwar­tun­gen an ein 3D-gefer­tig­tes Pro­dukt soll­te nicht von einer 1:1‑Kopie eines klas­si­schen Pro­duk­tes aus­ge­gan­gen wer­den. Das 3D-gefer­tig­te Pro­dukt ist als eigen­stän­dig zu sehen. Dafür ist es wich­tig, ein 3D-Pro­dukt zu suchen, wel­ches sowohl die regu­la­to­ri­schen als auch die per­sön­li­chen Anfor­de­run­gen erfüllt. Dabei nicht uner­heb­lich kann die schwie­ri­ge­re Wei­ter­ver­ar­bei­tung sein, wie z. B. das Beschlei­fen einer Ein­la­ge. Dies ist beson­ders schwie­rig, wenn in der vor­an­ge­stell­ten Kon­struk­ti­on nicht gut gear­bei­tet wur­de und umfang­rei­che Anpas­sun­gen nötig sind. Theo­re­tisch soll­te ein addi­tiv gefer­tig­tes Pro­dukt so, wie es aus dem Dru­cker kommt, für die Wei­ter­ver­ar­bei­tung oder für die Aus­lie­fe­rung geeig­net sein. Ist dies nicht der Fall, bedarf es teils auf­wen­di­ge­rer Arbeit als bei der Fer­ti­gung des Pro­dukts im klas­si­schen Ver­fah­ren, und es geht damit der Sinn der 3D-Fer­ti­gung unter.

Anwen­dungs­be­rei­che

Im Bereich der Hilfs­mit­tel­her­stel­lung durch den 3D-Druck muss unter­schie­den wer­den zwi­schen Ver­än­de­run­gen bzw. Vor­tei­len für die Werk­statt oder die Pati­en­ten­ver­sor­gung. Die Fer­ti­gung im 3D-Ver­fah­ren bringt nicht per se ein ver­bes­ser­tes, güns­ti­ge­res oder schnel­ler nutz­ba­res Werk­stück mit sich12.

Im Fol­gen­den wer­den Bei­spie­le für ver­schie­de­ne Hilfs­mit­tel bzw. Hilfs­pro­duk­te (z. B. Pro­be­schuh und Leis­ten) dar­ge­stellt. Zu beach­ten ist, dass ver­schie­de­ne regu­la­to­ri­sche Anfor­de­run­gen erfüllt wer­den müs­sen und zum ande­ren ver­schie­de­ne Anfor­de­run­gen an die Funk­ti­on, das Design und den Tra­ge­kom­fort des Hilfs­mit­tels gestellt werden.

Einlagen/Bettungen

Grund­le­gend ist es mög­lich, eine Ein­la­ge in allen vor­ge­stell­ten 3D-Druck­ver­fah­ren zu fer­ti­gen. Die FDM-Ein­la­ge (Abb. 6) und die SLS-Ein­la­ge sind hier­bei vor allem geeig­net, um bspw. als Weich­bet­tungs­ein­la­ge für die Ver­sor­gung des Pati­en­ten genutzt zu wer­den. Hart­scha­len­ein­la­gen, wel­che im SLA-Ver­fah­ren gefer­tigt wur­den, die­nen eher als Kern für den Auf­bau einer Ein­la­ge (Abb. 7). Genau­so wie in der klas­si­schen Fer­ti­gung kann auch bei der 3D-Ein­la­ge schon im Kon­struk­ti­ons­pro­zess zwi­schen einer indi­vi­du­el­len Biblio­theks­ein­la­ge (digi­ta­ler Roh­ling) und einer voll­stän­dig selbst­stän­dig kon­stru­ier­ten Ein­la­ge unter­schie­den werden.

Die Wirk­sam­keit von 3D-gedruck­ten Ein­la­gen unter­schei­det sich kaum von tra­di­tio­nell gefer­tig­ten Ein­la­gen8 9 13 14. In den vor­ge­stell­ten Stu­di­en wird aber nicht das gesam­te Poten­zi­al des 3D-Drucks genutzt, son­dern „nur“ eine ande­re Her­stel­lungs­art gewählt, ohne die Funk­ti­on oder die Eigen­schaf­ten der Ein­la­ge tat­säch­lich zu ver­än­dern. Im Gegen­satz dazu pas­sen Hudak et al. die Kom­pri­mier­ei­gen­schaf­ten der Ein­la­ge auf der Grund­la­ge einer Druck­mes­sung an und kön­nen so eine ver­bes­ser­te Druck­ver­tei­lung mit gerin­ge­ren Druck­spit­zen errei­chen. Zudem konn­ten sie zei­gen, dass die gedruck­ten Ein­la­gen eine bes­se­re Rück­stell­fä­hig­keit über 1 Mio. Belas­tungs­zy­klen auf­wie­sen und damit die ent­las­ten­den Eigen­schaf­ten über einen län­ge­ren Zeit­raum garan­tiert wer­den kön­nen als bei her­kömm­li­chen Mate­ria­li­en. Zudem wie­sen die 3D-gedruck­ten Struk­tu­ren eine gerin­ge­re Scher­stei­fig­keit auf, was zu einer redu­zier­ten Scher­be­las­tung der plantaren Fuß­flä­che füh­ren kann15. Hier liegt der Vor­teil des 3D-Drucks klar in der bes­se­ren Mög­lich­keit der Individualisierung.

Der 3D-Druck kann und soll­te aber auch genutzt wer­den, um über inno­va­ti­ve Kon­struk­tio­nen neue Funk­tio­nen umzu­set­zen. So unter­stützt eine 3D-gedruck­te bio­ni­sche Fuß­or­the­se über ihre spe­zi­el­le Kon­struk­ti­on den Wind­lass-Effekt16.

Neben der Fer­ti­gung von Ein­la­gen ist es eben­falls mög­lich, über die Kon­struk­ti­on eines Brut­to­leis­ten eine Bet­tung bzw. eine dia­be­ti­sche Fuß­bet­tung zu kon­stru­ie­ren und auch zu dru­cken. Mit der Fort­schrei­bung der PG31 Ende 2022 wur­de die For­mu­lie­rung auf­ge­nom­men: „Die Bet­tung wird durch Tief­zie­hen über einem indi­vi­du­el­len Fuß­mo­dell auf Basis eines drei­di­men­sio­na­len Form­ab­drucks (z. B. Gips­ab­druck), im 3D-Druck-Ver­fah­ren oder durch CAD/CAM gefräs­te Bet­tung, auf Basis eines 3D-Scan­ab­drucks in den Schuh ein­ge­passt und adap­tiert.“17 Über den Ver­gleich der Wirk­sam­keit bzw. die Inter­pre­ta­ti­on von gedruck­ten Bet­tun­gen gibt es bis­her kei­ne Studien.

Pro­be­schu­he

Im Gegen­satz zur gedruck­ten Ein­la­ge wird der gesam­te Fer­ti­gungs­pro­zess des Hilfs­mit­tels (z. B. ortho­pä­di­scher Maß­schuh) durch den gedruck­ten Pro­be­schuh ver­än­dert. Der Pro­be­schuh (Abb. 8) kann ohne phy­si­schen Leis­ten gefer­tigt wer­den und steht damit deut­lich frü­her im Fer­ti­gungs­pro­zess zur Ver­fü­gung. Zur Fer­ti­gung des Pro­be­schuhs kommt nur der FDM-Druck infra­ge, weil die 3D-Fer­ti­gung des Pro­be­schuhs nur im eige­nen Betrieb sinn­voll ist. Im SLS-Ver­fah­ren gedruck­te Werk­stü­cke kön­nen nicht durch­sich­tig pro­du­ziert wer­den. Der SLA-Druck lässt zwar einen gänz­lich durch­sich­ti­gen Druck zu, kommt auf­grund der lan­gen Druck­zei­ten, hohen Res­in­kos­ten und Bau­raum­grö­ßen aber eher nicht infrage.

Leis­ten

Das Dru­cken eines Leis­tens (Abb. 9) ist sowohl im FDM- als auch im SLS-Ver­fah­ren mög­lich. Bei der der­zei­ti­gen Mate­ri­al­aus­wahl bie­tet der SLS-Druck als Auf­trags­druck das grö­ße­re Poten­zi­al für den Leis­ten­druck. Die Kos­ten eines indi­vi­du­ell gedruck­ten Leis­tens sind jedoch höher als bei Fräs­ver­fah­ren. Der Vor­teil liegt eher in der Kon­struk­ti­on des digi­ta­len Leis­tens. Ob es sich lohnt, die­sen dann zu dru­cken statt zu frä­sen, ist jedoch noch fraglich.

Orthe­sen

Betrach­tet man Knö­chel- und Knie­or­the­sen, liegt ein gro­ßer Vor­teil der 3D-Fer­ti­gung in der Kon­struk­ti­ons- und Fer­ti­gungs­frei­heit. Beson­ders beim SLS- und Mul­ti-Jet-Ver­fah­ren sind For­men und damit Funk­tio­nen mög­lich, wel­che in der klas­si­schen Fer­ti­gung nur schwer zu errei­chen sind. Auch bei den Knö­che­lor­the­sen (AFOs) (Abb. 10) gibt es Unter­schie­de in der Her­an­ge­hens­wei­se. Bau­tei­le kön­nen anstatt im Tief­zieh­ver­fah­ren per 3D-Druck mit glei­chen Eigen­schaf­ten pro­du­ziert wer­den. Es gibt aber auch Ansät­ze, die ver­su­chen, die Funk­ti­on einer Orthe­se zu ver­bes­sern. So wer­den bei­spiels­wei­se Bewe­gungs­ele­men­te als Gelenk­er­satz gedruckt, die eine Ein­stell­bar­keit der Gelenk­be­weg­lich­keit z. B. in Rich­tung Plant­ar­fle­xi­on zulas­sen18.

3D-gedruck­te Sprung­ge­lenk­or­the­sen sind in ihren Eigen­schaf­ten ver­gleich­bar mit tra­di­tio­nell her­ge­stell­ten Orthe­sen. Sie haben ähn­li­che Effek­te auf zeit­li­che und räum­li­che Para­me­ter und die Kine­ma­tik des Sprung­ge­len­kes beim Gehen, bei ver­gleich­ba­rer mecha­ni­scher Stei­fig­keit und Ener­gie­um­wand­lung. Vor­tei­le der gedruck­ten AFO wer­den auch hier in einer erhöh­ten Gestal­tungs­frei­heit gese­hen, wor­über zum einen die Stei­fig­keits­ei­gen­schaf­ten der AFO ver­bes­sert oder aber das Gewicht redu­ziert und die Benut­zer­freund­lich­keit erhöht wer­den kön­nen. Es feh­len aber ins­be­son­de­re noch Stu­di­en im Bereich der päd­ia­tri­schen Ver­sor­gung. Zudem müs­sen die geeig­nets­te Druck­tech­nik und die opti­ma­len Mate­ria­li­en bestimmt wer­den, um die Geh­fä­hig­keit, die Pati­en­ten­zu­frie­den­heit und die lang­fris­ti­ge Nut­zung und Halt­bar­keit der AFOs zu stei­gern19.

Fazit

Das Ver­ständ­nis des digi­ta­len Fer­ti­gungs­pro­zes­ses und zumin­dest die teil­wei­se Umset­zung sind für die Bran­che zukünf­tig unab­ding­bar, schon, um mit der all­ge­mei­nen Ent­wick­lung Schritt zu hal­ten. Die­ser Über­gang und die Anpas­sung an die digi­ta­le Welt müs­sen jedoch Stück für Stück und sinn­voll durch­ge­führt wer­den. Ent­schei­dend dafür ist nicht zuletzt die Über­win­dung der von Wang et al. 20 beschrie­be­nen vier Pro­ble­me, die momen­tan im Bereich der Addi­ti­ven Fer­ti­gung von orthopädie(schuh)-technischen Hilfs­mit­teln bestehen:

  1. Feh­len­de wis­sen­schaft­li­che Bewer­tung der Funk­ti­on der Hilfsmittel
  2. Feh­len­de quan­ti­ta­ti­ve und qua­li­ta­ti­ve Mess­grö­ßen für den Ver­gleich zwi­schen 3D-gefer­tig­ten und her­kömm­lich gefer­tig­ten Hilfsmitteln
  3. Feh­len­de sys­te­ma­ti­sche Rah­men­be­din­gun­gen und spe­zi­el­le Soft­ware, die den gesam­ten Pro­zess vom Design über die Fer­ti­gung bis hin zur Funk­ti­ons­be­wer­tung abbilden
  4. Feh­len­de Vor­schrif­ten für die Gestal­tung oder Anpas­sung von indi­vi­du­el­len Hilfsmitteln

Gera­de der drit­te Punkt wird von einer Rei­he von Fir­men ange­gan­gen, und es zei­gen sich auch ers­te Lösun­gen, aber nur wenn alle Bran­chen­be­tei­lig­ten die Not­wen­dig­keit erken­nen und gleich­zei­tig regu­la­to­ri­sche Maß­nah­men wie Abre­chen­bar­keit mit die­ser Ent­wick­lung Schritt hal­ten, kann der Umstel­lungs­pro­zess gelin­gen. Trotz aller mög­li­chen Begeis­te­rung dür­fen die neu­en digi­ta­len Pro­zes­se nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass die hier zum Ein­satz kom­men­den Tech­no­lo­gien eben­falls Lücken auf­wei­sen und das wei­te Spek­trum ortho­pä­die­tech­ni­scher All­tags­ver­sor­gun­gen bei wei­tem noch nicht abzu­de­cken ver­mö­gen21.

Für die Autoren:

Fre­de­ric Großmann 
Pro­jekt­ma­na­ger
Kom­pe­tenz­zen­trum Ortho­pä­die­schuh­tech­nik Kom­Zet O.S.T.
Stand­ort Siebenlehn/Meisterschule
Sie­ben­lehn
Lie­bich­stra­ße 4
09603 Groß­schirma
grossmann.komzet@meisterschule-siebenlehn.de

Hin­wei­se

Das Kom­Zet O.S.T. wird aus Mit­teln des Lan­des Hes­sen, des Lan­des Sach­sen, des Lan­des Nie­der­sach­sen sowie durch die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land mit Mit­teln des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft und Ener­gie gefördert.

Der ers­te Teil die­ses Bei­trags erschien in der Aus­ga­be 04/2023: Groß­mann F, Kerkhoff A. Der digi­ta­le Ver­sor­gungs­pro­zess für die unte­ren Extre­mi­tä­ten Teil 1: 3D-Scan­nen – Tech­ni­sche Mög­lich­kei­ten und prak­ti­sche Umset­zung. Ortho­pä­die Tech­nik, 2023; 74 (4): 36–43

 

Begut­ach­te­ter Beitrag/reviewed paper

Zita­ti­on
Groß­mann F, Kerkhoff A. Der digi­ta­le Fer­ti­gungs­pro­zess in der Fuß- und Bein­ver­sor­gung Teil 2: 3D-Druck in der Fuß- und Bein­ver­sor­gung. Ortho­pä­die Tech­nik, 2023; 74 (5): 38–45

 

 

FDM-DruckSLA-DruckSLS-DruckMul­ti-Jet-Ver­fah­ren
bran­chen­re­le­van­te MaterialienTPU, PLAFle­xi­ble Res­in, Ela­s­tic Res­in, Clear/Transparent Resins z. B. Inso­le ATPU, Poly­amid (PA 6, 12, 11)PA 12, TPU
Mate­ri­al­ver­hal­tenaniso­tropiso­tropiso­tro­per als FDMiso­tro­per als FDM
Ober­flä­che: Auflösungca. 0,4 mmca. 25 µmca. 0,2 mmca. 80 µm
Ober­flä­che: Toleranz± 0,4 % / ± 0,2 mm± 0,3 % / ± 0,1 mm± 0,4 % / ± 0,2 mm± 0,3 % / ± 0,3 mm
Pro­duk­teEin­la­gen, Leis­ten, ProbeschuhEin­la­gen, Scha­len­ein­la­gen, VersteifungselementeEin­la­gen, Leis­ten, AFOEin­la­gen, AFO
Fer­ti­gungs­ortzen­tral und dezentralzen­tral und dezentralhaupt­säch­lich zentralhaupt­säch­lich zentral
Fer­ti­gungs­artEigen- u. FremdfertigungEigen- u. Fremdfertigunghaupt­säch­lich Fremdfertigunghaupt­säch­lich Fremdfertigung
Platz­be­darfgerin­ger Platz­auf­wand – bei offe­nen Dru­ckern sau­be­rer, tro­cke­ner Standortgrö­ße­rer Platz­be­darf als beim FDM-Druck, gerin­ger als bei SLS und MJF, Stand­ort für Rei­ni­gung, ggf. für die Nach­här­tung benötigtgro­ßer Platz­be­darf – gro­ße Maschi­nen und viel Platz für Reinigung/Nachbearbeitung benötigtgro­ßer Platz­be­darf – gro­ße Maschi­nen und viel Platz für Reinigung/Nachbearbeitung benötigt
Anschaf­fungs­kos­ten Branchendruckerca. 10.000–15.000 €ca. 15.000–20.000 €; inkl. Rei­ni­gungs- u. Nachbereitungsausstattungca. 45.0000 €; inkl. Rei­ni­gungs- u. Nachbereitungsausstattungnur nach indi­vi­du­el­lem Angebot

Tab. 1 Ver­gleich der 3D-Druck­ver­fah­ren anhand ver­schie­de­ner Para­me­ter wie z. B. dem Mate­ri­al­ver­hal­ten, der Ober­flä­che und dem Fertigungsort.

 

 

  1. Kum­ke M. Grund­la­gen der addi­ti­ven Fer­ti­gung. In: Ders. Metho­di­sches Kon­stru­ie­ren von addi­tiv gefer­tig­ten Bau­tei­len. Wies­ba­den: Sprin­ger Fach­me­di­en, 2018; 7–23
  2. Gru­ner H. 3‑D‑Druck – Das Neue Hand­werk? Ortho­pädie Tech­nik 2017; 67(3): 38–43
  3. 3Druck.com. Über­sicht der aktu­el­len 3D-Druck­ver­fah­ren. https://3druck.com/3d-druck-Grundkurs/Uebersicht-3d-Druckverfahren/. (Zugriff am 22.01.2023)
  4. 3Faktur. HP Mul­ti Jet Fusi­on. https://3faktur.Com/3d-Druck-Materia­lien-Und-Verfahren/Hp-Multi-Jet-Fusion-Das-Verfahren/#1481032334093–9c9cb5b4-6e92. (Zugriff am 22.01.2023)
  5. Tole­ran­zen im 3D-Druck. Wie prä­zi­se kann man in 3D dru­cken? https://Prototec.de/Toleranzen-Im-3d-Druck. (Zugriff am 12.01.2023)
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