Dr. Chieh-Han John Tzou, Göttlicher Heiland Wien, betonte in seiner Eröffnungsrede, wie wichtig es ist, den Status quo in der Lymphologie infrage zu stellen und neu zu denken.
Bereits am Vortag war ein Workshop rund ums Thema Liposuktion für Ärzt:innen im Krankenhaus Göttlicher Heiland angeboten worden. Zudem konnten die Teilnehmer:innen einer Operation des Lipödems unter der Leitung von Dr. Manuel E. Cornely aus Köln und Dr. Nina Hüttinger aus Wien live beiwohnen. Innerhalb diverser Workshops kamen die Teilnehmenden an den darauffolgenden Tagen ebenfalls ans praktische Arbeiten. Hier standen das richtige Messen der Kompressionsversorgung, Taping beim Lymphödem und die Selbstbandagierung im Fokus.
Lymphödem bei Kindern
Den Sprung von der Praxis in die Theorie machte Dr. René Hägerling von der Charité Berlin, der in seinem Vortrag auf die Genetik beim primären Lymphödem sowie Gefäßmalformationen bzw. lymphatischen Malformationen einging. Der Systematik, Diagnostik und interventionellen Therapie bei lymphatischen Malformationen widmete sich Dr. Wolfgang Karl Matzek, Wien.
Das kindliche Lymphödem betrifft nur 1 von 100.000 Mädchen und Jungen. Welche Problematiken eine solch seltene Erkrankung mit sich bringen kann, darauf wies Dr. Anett Reißhauer, Charité Berlin, hin. Der Wissensstand sei begrenzt, auch bei den Eltern, was zu großer Verunsicherung führe. Reißhauer machte deutlich, welche Rolle der Familienanamnese zukommt, und dass nach der Diagnose so früh wie möglich mit der Therapie begonnen werden sollte – insbesondere mit der manuellen Lymphdrainage.
Hypnose bei chronischen Wunden
Chirurg Mario Marx, Radebeul, ging auf die Narbenbildung in der Axilla nach einer Mammakarzinom-OP ein. Um zu verhindern, dass bei Eingriffen durch die Vernarbung der Lymphkollektor „wie ein Gartenschlauch“ abgeknickt wird und dadurch ein Lymphödem entsteht, könne man verhärtete Narbenplatten und ‑stränge entfernen und die Axilla mit gut durchblutetem Eigengewebe auffüllen und reaugmentieren. Mit dieser Methode sei bei 70 Prozent der Patient:innen eine deutliche Befundverbesserung möglich.
Die Hintergründe und erfolgversprechenden Ergebnisse der „mRNA-LNP-platform – Protein Ersatztherapie“ erläuterte Dr. Zoltán Jakus, Budapest. Im Versuch mit Labormäusen kam es zu einem Wachstum von funktionierenden Lymphgefäßen.
Dem Thema „chronische Wunden“ nahmen sich Petra Heidler und Michaela Krammel an. Die Erfahrung zeige, dass die Patient:innen oft nicht mit der Kompression umgehen könnten und die Therapie deswegen aufgeben. Hypnose habe sich zudem als hilfreich erwiesen, um die Schmerzen der Patient:innen zu reduzieren.
Dr. Richard Crevenna, Präsident der Österreichischen Lymph-Liga, betonte, dass das interdisziplinäre multiprofessionelle Zusammenspiel bei Lymphödempatient:innen unerlässlich sei. Darüber hinaus zeigte er auf, dass Bewegung bereits während der Therapie von Krebspatient:innen essenziellen Erfolg zeige. Das konnte Dr. Markus Killinger, Tirol, auch mit Blick auf die Therapie von Kindern bestätigen. Dr. Christian Ure, Wolfsberg, ging auf Komorbiditäten zum Lymphödem ein. Ein Großteil der Patient:innen ist adipös, was verbunden mit wenig Bewegung, zu negativen Begleiterscheinungen führen könne. Zudem verwies Ure auf die Bedeutung des Selbstmanagements für den Erfolg der Therapie.
Ist KPE überflüssig?
Wie Kompression gelingt, erläuterte Bandagistenmeisterin Christine Hemmann-Moll, Bad Rappenau. Damit sich die Patient:innen wohlfühlen, sei nicht nur das richtige Messen unverzichtbar, sondern insbesondere die individuelle Beratung. Welche Fortschritte es bei der Brustrekonstruktion gibt, zeigte Dr. Laura K. Tom, Washington. Aktuelle Innovationen auf dem Gebiet der Mikrochirurgie und neuen Anastomosen-Techniken wurden von Dr. Joon Pio Hong, Süd-Korea, und Dr. Johnson Chia-Shen Yang, Taiwan, vorgestellt. Eine Diskussion löste Dr. Manuel Cornely, Köln, aus, der die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) mit Blick auf die Liposkulptur in Zukunft als überflüssig ansieht. Erstmals konnten drei Studierende ihre Forschungsarbeiten vorstellen. Gewinnerin ist die Italienerin Dr. Sara Dessalvi. Ihre Arbeit konzentriert sich auf brustkrebsbedingte Lymphödeme.
Das nächste Wiener Lymphologische Symposium wird am 22. und 23. November 2024 stattfinden.
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