Die Lym­pho­lo­gie – ganz­heit­lich und interdisziplinär

Das 4. Wiener Lymphologische Symposium zog Anfang Dezember 2023 über 300 Teilnehmer:innen aus 30 Ländern nach Wien. Unter dem Titel „Die Lymphologie – ganzheitlich und interdisziplinär“ fand der Kongress im Hilton Vienna Park statt.

Dr. Chieh-Han John Tzou, Gött­li­cher Hei­land Wien, beton­te in sei­ner Eröff­nungs­re­de, wie wich­tig es ist, den Sta­tus quo in der Lym­pho­lo­gie infra­ge zu stel­len und neu zu denken.

Bereits am Vor­tag war ein Work­shop rund ums The­ma Lipo­suk­ti­on für Ärzt:innen im Kran­ken­haus Gött­li­cher Hei­land ange­bo­ten wor­den. Zudem konn­ten die Teilnehmer:innen einer Ope­ra­ti­on des Lipö­dems unter der Lei­tung von Dr. Manu­el E. Cor­ne­ly aus Köln und Dr. Nina Hüt­tin­ger aus Wien live bei­woh­nen. Inner­halb diver­ser Work­shops kamen die Teil­neh­men­den an den dar­auf­fol­gen­den Tagen eben­falls ans prak­ti­sche Arbei­ten. Hier stan­den das rich­ti­ge Mes­sen der Kom­pres­si­ons­ver­sor­gung, Taping beim Lymph­ödem und die Selbst­ban­da­gie­rung im Fokus.

Lymph­ödem bei Kindern

Den Sprung von der Pra­xis in die Theo­rie mach­te Dr. René Häger­ling von der Cha­ri­té Ber­lin, der in sei­nem Vor­trag auf die Gene­tik beim pri­mä­ren Lymphödem sowie Gefäß­mal­for­ma­tio­nen bzw. lympha­ti­schen Mal­for­ma­tio­nen ein­ging. Der Sys­te­ma­tik, Dia­gnos­tik und inter­ven­tio­nel­len The­ra­pie bei lympha­ti­schen Mal­for­ma­tio­nen wid­me­te sich Dr. Wolf­gang Karl Mat­zek, Wien.

Das kind­li­che Lymph­ödem betrifft nur 1 von 100.000 Mäd­chen und Jun­gen. Wel­che Pro­ble­ma­ti­ken eine solch sel­te­ne Erkran­kung mit sich brin­gen kann, dar­auf wies Dr. Anett Reiß­hau­er, Cha­ri­té Ber­lin, hin. Der Wis­sens­stand sei begrenzt, auch bei den Eltern, was zu gro­ßer Ver­un­si­che­rung füh­re. Reiß­hau­er mach­te deut­lich, wel­che Rol­le der Fami­li­en­ana­mne­se zukommt, und dass nach der Dia­gno­se so früh wie mög­lich mit der The­ra­pie begon­nen wer­den soll­te – ins­be­son­de­re mit der manu­el­len Lymphdrainage.

Hyp­no­se bei chro­ni­schen Wunden

Chir­urg Mario Marx, Rade­beul, ging auf die Nar­ben­bil­dung in der Axil­la nach einer Mam­ma­kar­zi­nom-OP ein. Um zu ver­hin­dern, dass bei Ein­grif­fen durch die Ver­nar­bung der Lymph­kol­lek­tor „wie ein Gar­ten­schlauch“ abge­knickt wird und dadurch ein Lymph­ödem ent­steht, kön­ne man ver­här­te­te Nar­ben­plat­ten und ‑strän­ge ent­fer­nen und die Axil­la mit gut durch­blu­te­tem Eigen­ge­we­be auf­fül­len und reaugmen­tie­ren. Mit die­ser Metho­de sei bei 70 Pro­zent der Patient:innen eine deut­li­che Befund­ver­bes­se­rung möglich.

Die Hin­ter­grün­de und erfolg­ver­spre­chen­den Ergeb­nis­se der „mRNA-LNP-plat­form – Pro­te­in Ersatz­the­ra­pie“ erläu­ter­te Dr. Zol­tán Jakus, Buda­pest. Im Ver­such mit Labor­mäu­sen kam es zu einem Wachs­tum von funk­tio­nie­ren­den Lymphgefäßen.

Dem The­ma „chro­ni­sche Wun­den“ nah­men sich Petra Heid­ler und Michae­la Kram­mel an. Die Erfah­rung zei­ge, dass die Patient:innen oft nicht mit der Kom­pres­si­on umge­hen könn­ten und die The­ra­pie des­we­gen auf­ge­ben. Hyp­no­se habe sich zudem als hilf­reich erwie­sen, um die Schmer­zen der Patient:innen zu reduzieren.
Dr. Richard Cre­ven­na, Prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Lymph-Liga, beton­te, dass das inter­dis­zi­pli­nä­re mul­ti­pro­fes­sio­nel­le Zusam­men­spiel bei Lymphödempatient:innen uner­läss­lich sei. Dar­über hin­aus zeig­te er auf, dass Bewe­gung bereits wäh­rend der The­ra­pie von Krebspatient:innen essen­zi­el­len Erfolg zei­ge. Das konn­te Dr. Mar­kus Kil­lin­ger, Tirol, auch mit Blick auf die The­ra­pie von Kin­dern bestä­ti­gen. Dr. Chris­ti­an Ure, Wolfs­berg, ging auf Kom­or­bi­di­tä­ten zum Lymph­ödem ein. Ein Groß­teil der Patient:innen ist adi­pös, was ver­bun­den mit wenig Bewe­gung, zu nega­ti­ven Begleit­erschei­nun­gen füh­ren kön­ne. Zudem ver­wies Ure auf die Bedeu­tung des Selbst­ma­nage­ments für den Erfolg der Therapie.

Ist KPE überflüssig?

Wie Kom­pres­si­on gelingt, erläu­ter­te Ban­da­gis­ten­meis­te­rin Chris­ti­ne Hem­mann-Moll, Bad Rap­pen­au. Damit sich die Patient:innen wohl­füh­len, sei nicht nur das rich­ti­ge Mes­sen unver­zicht­bar, son­dern ins­be­son­de­re die indi­vi­du­el­le Bera­tung. Wel­che Fort­schrit­te es bei der Brust­rekonstruktion gibt, zeig­te Dr. Lau­ra K. Tom, Washing­ton. Aktu­el­le Inno­va­tio­nen auf dem Gebiet der Mikro­chir­ur­gie und neu­en Anas­to­mo­sen-Tech­ni­ken wur­den von Dr. Joon Pio Hong, Süd-Korea, und Dr. John­son Chia-Shen Yang, Tai­wan, vor­ge­stellt. Eine Dis­kus­si­on lös­te Dr. Manu­el Cor­ne­ly, Köln, aus, der die Kom­ple­xe Phy­si­ka­li­sche Ent­stau­ungs­the­ra­pie (KPE) mit Blick auf die Lipo­skulp­tur in Zukunft als über­flüs­sig ansieht. Erst­mals konn­ten drei Stu­die­ren­de ihre For­schungs­ar­bei­ten vor­stel­len. Gewin­ne­rin ist die Ita­lie­ne­rin Dr. Sara Des­sal­vi. Ihre Arbeit kon­zen­triert sich auf brust­krebs­be­ding­te Lymphödeme.

Das nächs­te Wie­ner Lym­pho­lo­gi­sche Sym­po­si­um wird am 22. und 23. Novem­ber 2024 stattfinden.

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