KD Dr. med. Thomas Böni, Leiter Technische Orthopädie an der Universitätsklinik Balgrist (Zürich), sprach beispielsweise über das Zusammenspiel von Medizin und Technik.
Einen spannenden Blick über den „Tellerrand“ warf Lina Neumair. Die Referentin Nachwuchsleistungssport im Deutschen Behindertensportverband (DBS) sprach mit den Akademie-Teilnehmer:innen über das Thema „Sport und Handicap“.
Die Gestaltungskritieren in der Unterschenkelprothetik erörterte Jan Becker, Fachlehrer an der Bufa mit den Fachgebieten Fuß- und Unterschenkelprothetik sowie Werkstoffkunde Metall. Sein Kollege Bernd Sibbel, mit den Fachgebieten Orthetik und Prothetik obere Extremität, Werkstoffkunde Holz und Kork sowie Elastomere, brachte den Teilnehmer:innen im Vortrag „Silikon – ein Material mit Potenzial“ einen Werkstoff näher, der in der Orthopädie-Technik noch nicht den Weg ins Rampenlicht geschafft hat. Ebenfalls an der Bufa als Lehrer tätig ist Ludger Lastring. Er informierte in seinem Redebeitrag über „Beinorthetik – Funktion und Design“. Norbert Stockmann komplettierte das Quartett der Lehrenden und wurde bei seinem Vortrag „Kriterien der Rollstuhladaption“ von Nina Sörensen, selbstständige Referentin zum Thema Rollstuhlversorgung, unterstützt. Matthias Schmitt gehört dagegen nicht zum etatmäßigen Lehrpersonal der Bufa, ist aber kein Unbekannter. Der Orthopädietechnik-Meister (Optimus – Zentrum für technische Orthopädie) gehörte schon im vergangenen Jahr beim 12. Dortmunder Symposium Technische Orthopädie zum Expertenkreis und gab bei der diesjährigen Sommerakademie sein Wissen zu „Propriozeptive Einlagen in der Praxis“ an die Teilnehmenden weiter.
Teilnehmer:innen werden in Workshops aktiv
Alem Terzic, einer der Geschäftsführer von Orthopädietechnik Schreiber & Ebert, wurde aus der eigenen Werkstatt mit einer Gips-Demonstration am Patienten zugeschaltet. Auch die Akademie-Teilnehmer:innen konnten selbst aktiv werden – bei vier Workshops zum Oberthema „Asynchrones Lernen“. Bufa-Direktor Stefan Bieringer bot Lerneffekte zu den Themen „Fußdruckmessung“ und „Gelenkstatus an der unteren Extremität“ und Dr. Ann-Kathrin Hömme zu „Körperstatik und Gleichgewicht“ und „Bewegungsanalyse“ an. Die Ergebnisse wurden in einem dynamischen Austausch am jeweils folgenden Tag vorgestellt und diskutiert. Vor allem die aktive Partizipation der Teilnehmer:innen belebte die Ergebnisvorstellung, die auf Grund der Gebundenheit an den Bildschirm ansonsten sehr zäh hätte werden können. Dr. Hömme informierte zudem in einem weiteren Veranstaltungspunkt über die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Orthopädie-Technik.
Dr. Tymoteusz Budny, Leitender Oberarzt am Universitätsklinikum Münster, brachte den Teilnehmenden in einem interessanten Vortrag das Thema „Amputationstechnik und Stumpfbelastbarkeit“ näher. Wie die Zukunft in die Gegenwart gelangt, das zeigte Gerd Klinz vom Sanitätshaus Klinz in seinem Vortrag „Handwerk 4.0: Digitalisierung der Orthopädie-Technik“.
BIV-OT-Präsident stellt sich vor
Auch BIV-OT-Präsident Alf Reuter wandte sich per Liveschaltung aus seinem Büro an die Akademie-Teilnehmer:innen an den Bildschirmen. „Ich bin ein OTler mit Herzblut“, stellte sich Reuter vor und erzählte von seinem beruflichen und ehrenamtlichen Werdegang. Neben dem eigenen Betrieb und dem BIV-OT führt Reuter als Obermeister auch die Landesinnung Hessen an. Aber vor allem die Arbeit auf Bundesebene und die dafür nötige Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt führte Reuter den Teilnehmenden vor Augen. Besonders für den Aufgabenbereich des Referats „Wirtschaft
& Verträge“ seien die Ehrenamtlichen, die ja „nebenbei“ noch Unternehmer seien, wichtige Ansprechpartner, da sie aus der Praxis heraus Input geben können, ob die verhandelten Vertragsinhalte praktikabel sind. „Um Fehler bei der Abrechnung zu vermeiden, wird alles bis in die kleinste Produktgruppe mit den Kassen durchverhandelt. Das gibt den Mitgliedsbetrieben Sicherheit“, beschrieb Reuter die Arbeit des Referats.
Eine „präsidiale“ Herausforderung sei die politische Arbeit. „Meine Aufgabe: das Fach am Markt zu halten. Kaum ein Handwerk ist von der Politik so abhängig wie unseres. Wir müssen frühzeitig neue Referentenentwürfe zu uns betreffenden Gesetzen kennen, um dagegen anzuarbeiten“, erklärte Reuter die Wichtigkeit, auch in Berlin vor Ort zu sein und sich in dem Bündnis „Wir versorgen Deutschland“ (WvD) zu engagieren. Am Beispiel der frühen Corona-Verordnungen führte Reuter aus, welche praktischen Auswirkungen es hat, wenn man nicht mit den Politiker:innen interagiert und die Bedeutung der Arbeit in Sanitätshäusern für die Gesundheitsversorgung betont: „Im ersten Gesetzesentwurf waren Sanitätshäuser als für die Gesundheitsversorgung relevante Einrichtungen nicht erwähnt. Kräutertee konnte man kaufen, aber Sauerstoff oder enterale Ernährung waren nicht vorgesehen.“
Außerdem wiederholte Reuter nochmals, dass der Bürokratieaufwand in den Betrieben zu hoch sei. Eine große Forderung des BIV-OT lautet daher, dass zukünftig ein Verbandsvertrag pro Produktgruppe statt hunderter Einzelverträge abgeschlossen und so der Bürokratie-Dschungel gelichtet wird und als positiver Effekt auch die Kosten für die Betriebe gesenkt werden.
Aus dem Bereich Digitalisierung berichtete der BIV-OT-Präsident über das Pilotprojekt, das der Spitzenverband mit Partnern aufgesetzt hat, um die Betriebe auf das E‑Rezept vorzubereiten und die Rückschläge, die aktuell bei den Apotheken zu verzeichnen sind, zu vermeiden. Außerdem berichtete Reuter von den Aktivitäten der Confairmed GmbH und des Verlags OT.
Neben orthopädietechnischen und medizinischen Vorträgen und einem Einblick in den Bundesinnungsverband bot die Sommerakademie die Möglichkeit, auch wieder die Perspektive der Patient:innen noch besser kennenzulernen. Adnan Mezbur arbeitet bei einem Spezialisten für Reha-Technik für Kinder und Jugendliche und ist selbst Rollstuhlfahrer. In seinem Beitrag: „Inklusion: Leben mit Behinderung“ konnte er daher nicht nur theoretisch, sondern ganz praktisch schildern, an welchen Punkten Inklusion funktioniert und wo nicht.
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