OT: Wie beurteilen Sie die Geschäftsidee von OSM Hagen Matuszak, Sneaker zu reparieren oder aufzuarbeiten, um sie vor der Mülltonne zu retten?
Stephan Jehring: Als Nischenprodukt ist das Reparieren oder Aufarbeiten von Sneakern auf jeden Fall eine gute Idee, die dem gestiegenen Bedürfnis der Bevölkerung nach Nachhaltigkeit entgegenkommt.
OT: Könnte das für weitere Mitglieder Ihres Verbandes eine Steilvorlage sein?
Jehring: Ich glaube nicht, dass viele Kolleg:innen die Arbeit von Hagen Matuszak verfolgen. Sie suchen eher andere Nischen. Vor allem jüngere Kolleg:innen versuchen, ihre Geschäftsfelder zu erweitern und das Thema Nachhaltigkeit voranzubringen.
OT: Was können OST-Betriebe für einen Imagewechsel oder zumindest eine ‑erweiterung tun?
Jehring: Aus meiner Sicht hat der Imagewechsel in den vergangenen zehn Jahren bereits stattgefunden. Moderne Schuhhäuser oder digitale Analysegeräte sowie Fertigungsstrecken zeigen ja schon die Wege auf, die OST-Betriebe in Ergänzung zum Rezeptgeschäft oder weg vom Rezept gehen. Manche Kolleg:innen haben den aus der Schweiz und Österreich kommenden Trend aufgegriffen und arbeiten in Bewegungsanalyse-Studios als Berater:innen und Dienstleister:innen etwa für Profi- oder Hobbysportler:innen. All diese Arbeitsfelder sind für die Zukunft des Orthopädieschuhmacherhandwerks wichtig.
OT: Gibt es Pläne des Verbandes, seine Mitgliedsbetriebe auf diesem Weg zu unterstützen?
Jehring: Aber ja! Aktuell legen wir zum Beispiel gemeinsam mit der Landesinnung Bayern ein neues Projekt zum Thema Nachwuchs und Strukturwandel auf. Mit dem Projekt wollen wir feststellen, wo unser Handwerk in zehn Jahrenstehen sollte und was wir heute tun müssen, damit es die Orthopädie-Schuhtechnik auch in 20 und 30 Jahren noch als prosperierendes Handwerk gibt.
OT: Welche Rolle könnten OST-Betriebe und der ZVOS beim Thema Nachhaltigkeit spielen?
Jehring: Schon jetzt beschäftigen sich viele Betriebe mit der Reparatur oder Anpassung von Konfektionsschuhen, etwa wenn die Kund:innen einen Hallux Valgus oder eine Hammerzehe haben. Das funktioniert aber nur, wenn die Verbraucher:innen ihr Kaufverhalten in der Fläche ändern. Bei einem Schuh, der zum Beispiel nur neun Euro im Laden gekostet hat, lohnt sich kein Schuhtuning. Zwar achten schon jetzt Verbraucher:innen auf hochwertige und damit reparaturfähige Schuhe, weil sie sie nicht nach einer Saison wegschmeißen wollen. Es müsste aber zu einem echten Trend werden, damit sich das deutlicher positiv auf das Thema Nachhaltigkeit auswirken kann. Wir als Verband unterstützen auf jeden Fall diesen Trend!
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