Mehr als 500 verwundete und verletzte Soldat:innen aus 21 Nationen sind zu den Invictus Games angereist, darunter 39 aus Deutschland. Erstmalig sind auch Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr unter den Teilnehmenden. 2014 vom britischen Prinz Harry erdacht und ins Leben gerufen, soll dieses internationale Sportfestival Kriegsversehrten eine Plattform und ein neues Ziel im Leben geben. Es geht nicht in erster Linie darum, eine Medaille zu erringen, sondern bereits die Vorbereitung und die Anreise sind Teil der Rehabilitation. Der oder die eine ist sichtbar verwundet aus einem Kriegseinsatz zurückgekehrt, hat einen Arm oder ein Bein verloren, während der oder die andere eine unsichtbare Wunde trägt, an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) oder einer anderen Traumafolgestörung leidet.
Es hat sich gezeigt, dass Sport und Sporttherapie bei der Rehabilitation von an Körper oder Seele verwundeten Soldat:innen eine große Rolle spielen. Die sportliche Betätigung gibt Struktur, motiviert viele über ihre Sportart hinaus und wirkt somit in den Alltag hinein. Betroffene finden darüber neuen Lebensmut und schließlich Schritt für Schritt auch wieder ihren Platz in der Gesellschaft. Genau hier setzen die Invictus Games an: Sie bieten den Wettkämpfer:innen eine Bühne, auf der sie die neu erworbene Leistungsfähigkeit ihres Körpers beweisen und die eigenen physischen und psychischen Grenzen verschieben können. Es geht zudem um die öffentliche Wertschätzung derer, die ihr Leben für viele andere Menschen riskieren. Als Schirmherr Prinz Harry im vergangenen Jahr anlässlich der Vorbereitungen der Spiele in Düsseldorf war, formulierte er es so: „Im Kern geht es bei den Invictus Games darum, unseren Soldatinnen und Soldaten mit dem Respekt zu begegnen, den sie verdienen.“ So lautet das Motto 2023 entsprechend „A Home for Respect“.
Am vorletzten Tag der internationalen Sportveranstaltung kann man die Wettkämpfe in den Disziplinen Radfahren und Bogenschießen beobachten, während in der Düsseldorfer Arena die Finals im Sitzvolleyball ausgetragen werden. Außerdem kann man im „Invictus Village“ viele verschiedene Sportarten selbst ausprobieren, beispielsweise im Rollstuhl sitzend Basketball spielen. Darüber hinaus gibt es neben interessanten Podiumsdiskussionen (u. a. zu der Frage „Wie viel Technik braucht der Mensch?“) auch zahlreiche Informationsangebote – u. a. von der Feuerwehr Düsseldorf oder vom Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e. V.
Während der sportlichen Wettkämpfe kann es leicht passieren, dass ein Liner reißt, ein Rollstuhl neu bereift oder eine Prothese angepasst werden muss. Was dann tun? Für solche Fälle ist der Hilfsmittelhersteller Ottobock vor Ort und leistet kostenlos und markenunabhängig Hilfe. Das Unternehmen mit Sitz in Duderstadt sponsert die Invictus Games bereits seit der ersten Ausgabe, indem es den teilnehmenden Sportler:innen kostenlosen technischen Support bietet. In Düsseldorf hat Ottobock zentral auf dem Veranstaltungsgelände ein Zelt mit zwei voll ausgestatteten Werkstattcontainern aufgebaut. Insgesamt 28 Techniker:innen stehen im Wechseldienst zur Verfügung, um jedwedes technische Problem zu lösen. Zudem werden Leihrollstühle angeboten und es besteht eine Kooperation mit Techniker:innen bzw. Sanitätshausmitarbeiter:innen aus der Region Düsseldorf.
Beim nächsten Mal heißt es: Willkommen in Kanada! Die Invictus Games 2025 werden in Vancouver und Whistler, British Columbia, stattfinden. Dann stehen neben den Kernsportarten wie Indoor-Rudern, Sitzvolleyball, Schwimmen, Rollstuhl-Rugby und Rollstuhl-Basketball auch Wintersportarten auf dem Programm, u. a. Alpiner Skilauf, Skeleton und Rollstuhl-Curling.
Brigitte Siegmund
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