Der Ort, an dem es eine Bandage für die Kniearthrose oder einen Gehstock für die ältere Verwandtschaft gibt. Ein Image, das sich hartnäckig hält, obwohl sich das Bewusstsein für Prävention und gezielte Unterstützung im aktiven Leben verändert hat und deswegen eine immer breitere (Ziel-)Gruppe angesprochen werden kann. Immer mehr Sanitätshäuser realisieren diesen Bedarf und bieten spezialisierte Beratungsangebote, Analysen und maßgeschneiderte Lösungen für und rund um den Sport an.
Bedürfnisse erkennen und bedienen
Sportler:innen, egal ob Profis oder Amateure, haben besondere Anforderungen an ihren Körper und an die Ausrüstung, die sie verwenden. Der falsche Laufschuh kann zu Fußproblemen führen, eine rutschende Bandage kann die Leistung auf dem Spielfeld beeinträchtigen. Daher ist es entscheidend, dass Sanitätshäuser, die den Sport als einen wichtigen Bereich ihres Angebots begreifen, nicht nur ein tiefes Verständnis für medizinische Bedürfnisse, sondern auch für die Anforderungen verschiedenster Sportarten haben. Wie sind die Bewegungsabläufe? Welche Gelenke und Muskelgruppen sind besonders gefordert und müssen vor Verletzungen geschützt werden?
Meistens ist der erste Besuch im Sanitätshaus eine Reaktion auf Schmerzen, Verletzungen oder Einschränkungen. Das gilt für die „klassische“ Sanitätshaus-Kundschaft und genauso natürlich auch für Sportler:innen. Neben der Betrachtung und Reduzierung der aktuellen Beschwerden hat man als Fachberater:in im Sanitätshaus jetzt die Gelegenheit, auf die Bedeutung der Verletzungsprävention hinzuweisen und bestenfalls eine langfristige Kundenbeziehung zu schaffen, die sich auf Expertise und Vertrauen stützt und sich von der ursprünglich auf ein Defizit ausgelegten Beratung hin zu einer spürbaren Leistungsoptimierung für die Kund:innen entwickelt. So kann beispielsweise aus dem Kauf einer Patellasehnenbandage aufgrund akuter Schmerzen eine dauerhafte Einlagenversorgung zur Prävention resultieren. Und auch hier gilt es für die Beratenden gezielt nachzufragen und die individuellen Bedürfnisse zu ermitteln. Für welchen Sport sind die Hilfsmittel gedacht? Eine Lauf- und Bewegungsanalyse zur Erkennung von Druckmustern bringt die wichtigen Erkenntnisse in Verbindung mit dem Wissen um die ausgeübte Sportart.
Sind abrupte Stopp- oder Drehbewegungen die Regel? Welche Körperpartien werden besonders gefordert? „Statik und Dynamik spielen zum Beispiel im Tennis oder Tischtennis eine ganz andere Rolle als beim Joggen – das gilt es bei der Einlagenfertigung zu berücksichtigen“, weiß Sebastian Malzkorn, einer der Geschäftsführer im Sanitätshaus Malzkorn, das sich u. a. auf die Versorgung von Profisportler:innen spezialisiert hat.
Reglementierte Spitzenansprüche – Versorgung im Profisport
Während Hilfsmittel wie Einlagen und Bandagen, die im Breitensport genutzt werden, oftmals auch im Alltag Verwendung finden und viele „Wandereinlagen“ auch im Bequemschuh im Alltag zum Einsatz kommen, ist die Versorgung von professionellen Athlet:innen eine deutlich herausforderndere Angelegenheit. Neben organisatorischen Faktoren, die durch Entfernung und Transport entstehen, spielen hier auch die individuellen Reglements in den verschiedenen Sportarten eine entscheidende Rolle und müssen berücksichtigt werden, um die Athlet:innen schnellstmöglich und mit der besten Versorgung wieder schmerzfrei wettbewerbsfähig zu machen. Schachtelorthopädie kommt hier nicht infrage – jede:r Profisportler:in benötigt eine maßgefertigte Versorgung und das meist gemäß einem Zeitplan, der weder verhandel- noch beeinflussbar ist. Hier sind Flexibilität und lösungsorientiertes Handeln gefragter als irgendwo sonst in der Versorgung von Sportler:innen. Denn wenn die Patient:innen von weit her kommen und den Techniker:innen nur für ein schmales Zeitfenster zur Verfügung stehen, müssen alle Abläufe passen und das sprichwörtliche Getriebe darf nicht die Spur eines Sandkorns enthalten. Sport auf Spitzenniveau erfordert eben auch Höchstleistung von den Leistungserbringer:innen. Eine besondere Ausbildung für die Arbeit im Profisport benötigen die Expert:innen aus dem Sanitätshaus übrigens nicht. Wie in allen anderen Bereichen macht eben auch hier die Erfahrung den Unterschied.
Den Sport möglich machen
Ein anderes und ebenso anspruchsvolles Spezialgebiet ist die Beratung und Versorgung von Athlet:innen mit Handicap, denn einzigartige Anforderungen erfordern spezielle Lösungen. Der Sport ist ein universelles Phänomen, das Menschen aller Hintergründe und Fähigkeiten verbindet. Für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen kann der Zugang zum Sport jedoch mit zusätzlichen Herausforderungen verbunden sein. Ein Dilemma, da es besonders im Breitensport ja keinesfalls nur um die körperliche Betätigung, sondern in großen Teilen auch um soziale Teilhabe geht und es ohne die richtige Ausrüstung oftmals schlicht unmöglich ist, die gewünschte Sportart auszuüben.
Hier kommt das Sanitätshaus ins Spiel, das sich auf die Bedürfnisse der Sportler:innen mit Handicap konzentriert und einfach mehr sein muss als reiner Leistungserbringer. Vielmehr braucht es hier echte „Möglichmacher:innen“. Welchen Belastungen müssen Prothese oder Rollstuhl gewachsen sein? Wie müssen die Stumpfstrümpfe sitzen, wenn ein Fußballer, der beide Arme verloren hat, zurück auf den Platz will? Wie müssen sie gepolstert sein? Die Herausforderungen im Behindertensport sind für Sanitätshaus und Orthopädie-Technik so vielfältig und individuell, wie ihre Kund:innen das eben auch sind. Es gilt zu begleiten, nachzufragen und manchmal auch wirklich kreativ zu sein, um die ideale Lösung zu finden.
Das moderne Sanitätshaus agiert immer auch als Partner im Sport, vollkommen unabhängig davon, ob mit oder ohne Handicap oder auf welchem Leistungslevel. Es geht nicht mehr nur um die Behandlung von Beschwerden, sondern um die Optimierung der sportlichen Leistung und die Förderung eines aktiven Lebensstils. Die Vielfalt der Anforderungen im Sport spiegelt sich auch in den individuellen Lösungen wider, die OT und Sanitätsfachhandel als wichtiger Akteur in der Sportwelt erarbeiten.
Alexandra Klein
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