Seine Prothesenversorgung gewährt Halt, Komfort sowie Sicherheit und ist im (sportlichen) Alltag sein bester Begleiter. „Ich bin mit meiner Prothese aufgewachsen. Sie begleitet mich, seit ich drei Jahre alt bin. Ich kann alles machen, was auch ein Mann mit zwei gesunden Beinen machen kann“, berichtet der 29-Jährige. Neben der Funktion ist ihm besonders wichtig, dass die Prothese nicht auffällt. Mit dem „Öko Liner“ und der Kniekappe „Flex Sleeve“ des Herstellers Alps, die er seit rund acht Jahren trägt, ist Schulte sehr zufrieden. „Der Liner hat mir geholfen, dass meine offenen Wunden schneller verheilen. Die Kniekappe ist sehr elastisch und man kann sie gut verstecken“, betont er. Seit einiger Zeit hat er mit Wassereinlagerungen zu kämpfen und testet deswegen den Prototyp eines „Shock Absorbing“-Systems. „Das hilft mir sehr“, lautet sein erstes Fazit.
Sicherheit und Komfort dank Gel-Liner
Von Anfang an ist Devin Schulte Kunde beim Sanitätshaus Damer in Rheine und seit mehreren Jahren in Betreuung bei Anatoli Trostschenkow. Im Gespräch mit der OT-Redaktion erläutert der Orthopädietechniker, was die sportlichen Aktivitäten seines Kunden für die Versorgung bedeuten und welche Rolle dabei insbesondere dem Liner zukommt.
OT: Schon seit Jahren ist Herr Schulte bei Ihnen Kunde im Sanitätshaus. Wie sah die Versorgung über die Jahre hinweg aus?
Anatoli Trostschenkow: Ich lernte Herrn Schulte Ende 2014 im Rahmen einer Anpassung seiner Unterschenkelprothese kennen. Durch eine Vielzahl an Problemen mit der zu dem Zeitpunkt genutzten Prothese, welche unter anderem seine Mobilität stark einschränkten, entschlossen wir uns Anfang 2015 zu einer kompletten Neuversorgung. Im Laufe der Zeit erprobten wir sämtliche Varianten von Weichwandinnentrichtern, Silikon- und Gel-Linern. Schließlich kamen wir zu dem Ergebnis, dass er mit Gel-Linern am besten versorgt ist. Begonnen haben wir mit einer klassischen Unterschenkel-Kurzprothese mit passivem Unterdrucksystem, was schon damals gut funktioniert und bis heute Bestand hat.
OT: Herr Schulte nutzt die Prothese nicht nur im Alltag, sondern auch beim Sport. Welche besonderen Ansprüche stellt das an die Versorgung?
Trostschenkow: Er betreibt intensiv Kraftsport, jedoch ist der Stumpf aufgrund eines Neuroms am Stumpfende nicht endbelastbar, was die Sportlichkeit immens einschränkt. Aufgrund dessen machten wir den Schaft im Laufe der Zeit immer länger und fügten ein weiches Silikonkissen am Schaftende hinzu. Des Weiteren erhöhten wir auch den hydrostatischen Druck, bis ein Gleichgewicht zwischen Alltags‑, Berufs- und Sportbelastung entstanden ist.
OT: Welche Kriterien galt es bei der Auswahl des richtigen Liners zu beachten?
Trostschenkow: Der Liner musste weich und dehnfähig genug sein, um das Neurom nicht zu reizen, dabei die aufkommenden Kräfte gut abfangen und verteilen können. Zudem sollte der Liner über den gesamten Tag den gleichen Komfort bieten. All unsere Kriterien konnte der „Öko Liner“ der Firma Alps sehr zufriedenstellend erfüllen.
OT: Jede Prothese ist nur so gut wie ihr Schaftsystem. Wie haben Sie bei Herrn Schulte die richtige Passform sichergestellt?
Trostschenkow: Getreu dem Motto „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ und aus der Gewohnheit von Herrn Schulte behielten wir einen Kurzprothesenschaft bei und passten diesen an jede neue Situation an.
OT: Durch ein besonderes System wird ein Unterdruck zwischen Liner und Schaft erzeugt. Welchen Vorteil bietet das?
Trostschenkow: Ein Vakuumsystem bietet für uns den Vorteil des geringeren Weichteilpumps und die Stabilisierung des Volumens durch den gegebenen Druckunterschied aufgrund des Vakuums. Die Nutzung eines Vakuumsystems ist ein häufig eingesetztes und sehr bewährtes System bei der Versorgung, besonders bei eher problematischeren Stümpfen.
OT: Der „Öko Liner“ besteht aus High Density (HD) Gel. Welche Vorteile bietet dieses Gel gegenüber Silikon und anderen thermoplastischen Gelen?
Trostschenkow: Durch die Fließeigenschaft von Gel-Linern entsteht ein gleichmäßig verteilter Druck auf den Stumpf. Durch Erprobungen unserseits sind wir schlussendlich auf den „Öko Liner“ aufmerksam geworden und stellten fest, dass dieser am besten abgeschnitten hat.
OT: Volumenschwankungen treten bei Sportler:innen häufiger auf. Wie können diese ausgeglichen werden?
Trostschenkow: Herr Schulte achtet generell sehr genau auf sein Volumen. Mithilfe eines Kompressions-Stumpfstrumpfes, welchen er während der Nacht trägt, reguliert er sein Stumpfvolumen. Bei Bedarf trägt er verschiedene Arten von Stumpfstrümpfen, um die Volumenschwankungen ausgleichen zu können.
Die Fragen stellte Pia Engelbrecht.
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