„Nur gemeinsam sind wir stark. Küssen allein geht ja auch nicht“, meint Werner Dierolf, Inhaber der Dierolf Orthopädie-Schuhtechnik, auf die Anfrage der OT-Redaktion. Werner Dierolf führte von 2004 bis 2019 den ZVOS als Präsident an.
Der Orthopädieschuhmacher-Meister bedauert die mögliche Auflösung des 1917 in Leipzig gegründeten Verbandes. „Um neue Wege zu gehen, muss man aber oft alte Wege abbrechen“, erklärt Werner Dierolf. „Wenn der Verbandsvorstand eine Alternative für die Branchenvertretung in der Tasche hat, kann im ersten Schritt eine Auflösung des ZVOS durchaus sinnvoll sein. Entscheidend ist aber, dass es einen Plan für eine zukünftige starke Vertretung des Orthopädieschuhtechnik-Handwerks gibt.“
Nach jahrzehntelanger Zusammenarbeit mit dem Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT) sei er sich sicher, dass der BIV-OT ein großes Interesse daran habe, mit einem geeinten OST-Verband einen weiteren starken Partner an seiner Seite zu haben. Da er selbst nicht mehr im Vorstand sei, wisse er nicht, was genau vorgefallen sei. „Querelen gab es auch zu meiner Zeit. Vielleicht wäre der Einsatz von Mediatoren, idealerweise vom Zentralverband des Deutschen Handwerks, auch jetzt noch eine Möglichkeit, bestehende Interessenkonflikte aufzulösen“, meint der ehemalige ZVOS-Präsident.
OST-Branche braucht starke Vertretung
„Das Gesundheitshandwerk der Orthopädieschuhmacher braucht eine starke Stimme und das bedeutet einen Verband, der die Kräfte bundesweit bündelt und repräsentiert. Wir schätzen die langjährige Zusammenarbeit mit dem ZVOS, den wir als zuverlässigen Partner kenngelernt haben – müssen aber die Gründe für die Auflösung anerkennen. Die Entscheidung verdient größten Respekt: Hier treten im Interesse des gesamten Fachs persönliche Befindlichkeiten und Eitelkeiten zurück. Der Entschluss zur Auflösung des ZVOS bietet die einmalige Chance, die Spaltung des Fachs zu überwinden und zu einer gemeinsamen Sprache zurückzufinden. Dieses Ziel, eine neue, starke Interessensvertretung aufzubauen, können wir nur begrüßen“, nimmt Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik, Stellung zu den Auflösungsplänen.
Gleichzeitig warnt der BIV-OT-Präsident allerdings davor, dass in der Übergangszeit zwischen dem Ende des ZVOS und der neuen bundesweiten Vertretung keine Vakanz entstehen dürfe. „In der Übergangszeit werden wir uns eng mit dem ZVOS und den anderen Vertretern der Schuhtechnik absprechen. Gerade in Zeiten, in denen Krankenkassen sich trauen, Mindeststandards in der Fußversorgung zu unterbieten, brauchen wir starke Verbände und einen engen Schulterschluss.“
„Die Auflösungspläne des ZVOS kommen nicht unbedingt überraschend für mich. Es zeigt sich der ‚Reformstau’ der vergangenen Jahre“, lautet die Reaktion von Claus Kopp, Landesinnungsmeister der Landesinnung für Orthopädie-Schuhtechnik Niedersachsen/Bremen. Die Innung war 2018 aus dem ZVOS ausgetreten, bekräftigt aber in Person von Kopp den Wunsch nach einer starken Bundesvertretung. „Wir werden entsprechend unserer Möglichkeiten versuchen, wieder eine Bundesvertretung zu installieren. Denn es steht außer Frage, dass der Beruf eine solche braucht. Mit einer neuen Struktur des Spitzenverbandes in der Orthopädie-Schuhtechnik sollte es möglich sein, dass sich die Landesvertretungen entsprechend wiederfinden“, so Kopp.
„Tatsächlich ist der ZVOS bereits auf unsere Innung zugekommen und hat unsere Einschätzung zum Thema ‚Zukunft der OST’ und dem weiteren Vorgehen, bezüglich des geplanten Auflösungsbeschlusses, erörtert. Wir haben Herrn Jehring und dem Vorstand des ZVOS gegenüber ganz klar unsere Auffassung kundgetan, den Neubeginn und die Gründung eines starken Verbandes, in einer neuen Organisationsform, jederzeit zu unterstützen. Die Landesinnung Hessen sieht darin eine große Chance, alte Strukturen zum Positiven zu verändern und so die Zukunft der Orthopädie-Schuhtechnik zu sichern“, erklärte Beat Ricken von der Geschäftsstelle der Landesinnung für Orthopädieschuh-Technik Hessen auf Anfrage der OT-Redaktion.
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