Reak­tio­nen zum ange­kün­dig­ten ZVOS-Aus

Der Vorstand des Zentralverbandes für Orthopädieschuhtechnik (ZVOS) hat, wie im Dezember des vergangenen Jahres bekannt wurde, die Auflösung der bundesweiten Vertretung empfohlen, um den Weg für eine neue Vereinigung in der Orthopädie-Schuhtechnik frei zu machen. Einer der Hauptgründe für dieses Vorgehen war, dass der ZVOS nur noch ein Drittel der Betriebe vertrete und damit nicht die Mehrheit des Fachs abbilde. Die OT-Redaktion hat Reaktionen zu der geplanten Auflösung eingefangen.

„Nur gemein­sam sind wir stark. Küs­sen allein geht ja auch nicht“, meint Wer­ner Die­rolf, Inha­ber der Die­rolf Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik, auf die Anfra­ge der OT-Redak­ti­on. Wer­ner Die­rolf führ­te von 2004 bis 2019 den ZVOS als Prä­si­dent an.

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Der Ortho­pä­die­schuh­ma­cher-Meis­ter bedau­ert die mög­li­che Auf­lö­sung des 1917 in Leip­zig gegrün­de­ten Ver­ban­des. „Um neue Wege zu gehen, muss man aber oft alte Wege abbre­chen“, erklärt Wer­ner Die­rolf. „Wenn der Ver­bands­vor­stand eine Alter­na­ti­ve für die Bran­chen­ver­tre­tung in der Tasche hat, kann im ers­ten Schritt eine Auf­lö­sung des ZVOS durch­aus sinn­voll sein. Ent­schei­dend ist aber, dass es einen Plan für eine zukünf­ti­ge star­ke Ver­tre­tung des Ortho­pä­die­schuh­tech­nik-Hand­werks gibt.“

Nach jahr­zehn­te­lan­ger Zusam­men­ar­beit mit dem Bun­des­in­nungs­ver­band für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT) sei er sich sicher, dass der BIV-OT ein gro­ßes Inter­es­se dar­an habe, mit einem geein­ten OST-Ver­band einen wei­te­ren star­ken Part­ner an sei­ner Sei­te zu haben. Da er selbst nicht mehr im Vor­stand sei, wis­se er nicht, was genau vor­ge­fal­len sei. „Que­re­len gab es auch zu mei­ner Zeit. Viel­leicht wäre der Ein­satz von Media­to­ren, idea­ler­wei­se vom Zen­tral­ver­band des Deut­schen Hand­werks, auch jetzt noch eine Mög­lich­keit, bestehen­de Inter­es­sen­kon­flik­te auf­zu­lö­sen“, meint der ehe­ma­li­ge ZVOS-Präsident.

OST-Bran­che braucht star­ke Vertretung

„Das Gesund­heits­hand­werk der Ortho­pä­die­schuh­ma­cher braucht eine star­ke Stim­me und das bedeu­tet einen Ver­band, der die Kräf­te bun­des­weit bün­delt und reprä­sen­tiert. Wir schät­zen die lang­jäh­ri­ge Zusam­men­ar­beit mit dem ZVOS, den wir als zuver­läs­si­gen Part­ner kenn­ge­lernt haben – müs­sen aber die Grün­de für die Auf­lö­sung aner­ken­nen. Die Ent­schei­dung ver­dient größ­ten Respekt: Hier tre­ten im Inter­es­se des gesam­ten Fachs per­sön­li­che Befind­lich­kei­ten und Eitel­kei­ten zurück. Der Ent­schluss zur Auf­lö­sung des ZVOS bie­tet die ein­ma­li­ge Chan­ce, die Spal­tung des Fachs zu über­win­den und zu einer gemein­sa­men Spra­che zurück­zu­fin­den. Die­ses Ziel, eine neue, star­ke Inter­es­sens­ver­tre­tung auf­zu­bau­en, kön­nen wir nur begrü­ßen“, nimmt Alf Reu­ter, Prä­si­dent des Bun­des­in­nungs­ver­ban­des für Ortho­pä­die-Tech­nik, Stel­lung zu den Auflösungsplänen.

Gleich­zei­tig warnt der BIV-OT-Prä­si­dent aller­dings davor, dass in der Über­gangs­zeit zwi­schen dem Ende des ZVOS und der neu­en bun­des­wei­ten Ver­tre­tung kei­ne Vakanz ent­ste­hen dür­fe. „In der Über­gangs­zeit wer­den wir uns eng mit dem ZVOS und den ande­ren Ver­tre­tern der Schuh­tech­nik abspre­chen. Gera­de in Zei­ten, in denen Kran­ken­kas­sen sich trau­en, Min­dest­stan­dards in der Fuß­ver­sor­gung zu unter­bie­ten, brau­chen wir star­ke Ver­bän­de und einen engen Schulterschluss.“

„Die Auf­lö­sungs­plä­ne des ZVOS kom­men nicht unbe­dingt über­ra­schend für mich. Es zeigt sich der ‚Reform­stau’ der ver­gan­ge­nen Jah­re“, lau­tet die Reak­ti­on von Claus Kopp, Lan­des­in­nungs­meis­ter der Lan­des­in­nung für Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik Niedersachsen/Bremen. Die Innung war 2018 aus dem ZVOS aus­ge­tre­ten, bekräf­tigt aber in Per­son von Kopp den Wunsch nach einer star­ken Bun­des­ver­tre­tung. „Wir wer­den ent­spre­chend unse­rer Mög­lich­kei­ten ver­su­chen, wie­der eine Bun­des­ver­tre­tung zu instal­lie­ren. Denn es steht außer Fra­ge, dass der Beruf eine sol­che braucht. Mit einer neu­en Struk­tur des Spit­zen­ver­ban­des in der Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik soll­te es mög­lich sein, dass sich die Lan­des­ver­tre­tun­gen ent­spre­chend wie­der­fin­den“, so Kopp.

„Tat­säch­lich ist der ZVOS bereits auf unse­re Innung zuge­kom­men und hat unse­re Ein­schät­zung zum The­ma ‚Zukunft der OST’ und dem wei­te­ren Vor­ge­hen, bezüg­lich des geplan­ten Auf­lö­sungs­be­schlus­ses, erör­tert. Wir haben Herrn Jeh­ring und dem Vor­stand des ZVOS gegen­über ganz klar unse­re Auf­fas­sung kund­ge­tan, den Neu­be­ginn und die Grün­dung eines star­ken Ver­ban­des, in einer neu­en Orga­ni­sa­ti­ons­form, jeder­zeit zu unter­stüt­zen. Die Lan­des­in­nung Hes­sen sieht dar­in eine gro­ße Chan­ce, alte Struk­tu­ren zum Posi­ti­ven zu ver­än­dern und so die Zukunft der Ortho­pä­die-Schuh­tech­nik zu sichern“, erklär­te Beat Ricken von der Geschäfts­stel­le der Lan­des­in­nung für Ortho­pä­die­schuh-Tech­nik Hes­sen auf Anfra­ge der OT-Redaktion.

 

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