Immer schneller drehe sich das Innovationsrad in der Branche und immer schneller müssten die Inhaber:innen von Sanitätshäusern nach- oder besser vordenken, meint Orthopädietechniker-Meister Markus Hilscher. „Wir dürfen nicht warten, bis die Veränderungen zu uns kommen, sondern sollten diese mitgestalten, also vor der Zeit sein.“ Wo will ich hin? Das sei die Kernfrage, die er sich gemeinsam mit seiner Schwester permanent stelle. „Zur Beantwortung dieser Frage gehört auch das Abschneiden alter Zöpfe“, ergänzt er. „Gleichzeitig gilt es, unsere Kompetenz zu zeigen. Wir müssen sichtbar machen, worin wir nicht so leicht austauschbar sind, also in der Versorgung von Patient:innen mit passgenauen Orthesen, Prothesen, Rollstühlen oder auch mit Bandagen und Kompressionsstrümpfen.“
Vision geht vor
Unter dieser Maxime planen Markus Hilscher und Tanja Meier seit zwei Jahren die komplette Neugestaltung des Firmensitzes in Dillingen, der in den 90er-Jahren eröffnet und zuletzt vor acht Jahren erneuert wurde. Die Geschwister leiten seit 2004 das von ihrem Vater 1976 gegründete Sanitätshaus Hilscher. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 130 Mitarbeiter:innen an den drei Standorten in Dillingen, Augsburg und Neu-Ulm.
„Vom Boden bis zur Decke werden wir die gesamte Ladenfläche und alle Arbeitsplätze neugestalten – insgesamt 2.000 Quadratmeter“, kündigt Markus Hilscher an. „Die Raum- und Flächengestaltung steht. Derzeit arbeiten wir an der Möblierung und letzten Detailabsprachen.“ Bis Ende des Jahres 2022 sollen dann die Ausschreibungen für die Umbau-Gewerke erfolgen, sodass 2023 die Neueröffnung des Ladengeschäfts stattfinden könne. Während des etwa dreimonatigen Umbaus würden das Sanitätshaus und die Verwaltung auf dem Grundstück in einer Interimslösung unterkommen, um die Patient:innen weiter versorgen zu können.
Attraktivität erhöhen
Kompetenz, Zuverlässigkeit und Worttreue – dafür stehe das Sanitätshaus Hilscher und diese Werte sollten über die Gestaltung von Verwaltung und Ladengeschäft eingelöst und sichtbar werden. „Natürlich stellt das eine große Investition an Kraft und Geld dar, aber nicht alles ist in einem Geschäft in Heller und Pfennig aufwiegbar“, erläutert der Orthopädietechniker-Meister. „Entscheidend ist, dass unsere Vision umgesetzt wird: Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber mit immer besseren Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter:innen und ein attraktiver Marktplatz für unsere Kund:innen sein.“
Wachsende Bedeutung: Lip- und Lymphödemversorgung
Allein 25 Mitarbeiter:innen seien im Bereich der Lip- und Lymphödemversorgung in den Häusern, aber auch mobil etwa bei Physiotherapeut:innen des Versorgungsnetzwerkes im Einsatz. Jährlich würden die Mitarbeiter:innen zu Fort- und Weiterbildungsseminaren von Anbietern wie der Bundesfachhochschule für Orthopädie-Technik e. V. (BUFA) gehen. „Der Bereich der Lip- und Lymphödemversorgung spielt eine große Rolle für unser Unternehmen“, betont Markus Hilscher. Seit Jahren nehme die Nachfrage im Hause nach Kompressionsstrumpfversorgung im Allgemeinen und der Versorgung von Lip- und Lymphödemen im Speziellen zu. Daher lege die Geschäftsleitung auch großen Wert auf den Ausbau dieses Bereichs bei der Neugestaltung des Ladengeschäfts in Dillingen.
Hier Beratung – dort Vermessung
Derzeit gebe es am Standort in Dillingen drei Kabinen für die Versorgung mit Kompressionsstrümpfen und seit gut zwei Jahren eine große Kabine alleine für die Versorgung von Menschen mit Ödemen sowie einen Vialux-Ganzkörperscanner.
„Für die Maßgestaltung bei Menschen mit Lip- oder Lymphödemen müssen Sie viel Zeit einplanen“, so der Orthopädietechniker-Meister. „Damit sich der gesamte Prozess von der Beratung über die Abmessung bis zur Produktübergabe für unsere Mitarbeiter:innen und unsere Kund:innen so angenehm wie möglich gestaltet, werden wir in Zukunft eine Extra-Kabine nur für die Vermessung einrichten.“ Ab Sommer 2023 könnten dann Beratung und Anprobe – vor bzw. nach der Abmessung – in aller Ruhe in den vier umliegenden Kabinen stattnden. Für die Abmessung werden die Kund:innen in die entsprechende Kabine mit dem digitalen Messsystem geleitet.
„Speziell für Menschen mit Ödemen schaffen wir so eine intime Zone und verbessern zugleich die Arbeitsbedingungen unserer Mitarbeiter:innen“, meint Markus Hilscher abschließend. Das Nachdenken über weitere Verbesserung sei aber ein permanenter Prozess. Mit der Eröffnung der umgebauten Firmenzentrale in gut eineinhalb Jahren werde sicher bereits an weiteren Schritten gearbeitet.
Ruth Justen
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