Gesund­heits­hand­wer­ke wen­den sich an Jens Spahn

In einem offenen Brief wenden sich die maßgeblichen Verbände der Gesundheitshandwerke Orthopädie-Technik, Orthopädieschuhtechnik, Augenoptik, Hörakustik und Zahntechnik an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.

Hin­ter­grund ist, dass die Gesund­heits­hand­wer­ke zwar für die Ver­sor­gung als wich­tig klas­si­fi­ziert, jedoch nicht als sys­tem­re­le­vant ange­se­hen wer­den. Gera­de wäh­rend des Lock­downs im Früh­jahr 2020 haben aber die Gesund­heits­hand­wer­ke durch ihre Arbeit bewie­sen, wie uner­setz­lich sie für die Ver­sor­gung der Men­schen sind.

Die Fol­gen der feh­len­den ein­heit­li­chen Defi­ni­ti­on des Begriffs „sys­tem­re­le­vant“ wer­den in dem Brief wie folgt dar­ge­stellt: „Auf­grund  der unter­schied­li­chen Lan­des­ver­ord­nun­gen erga­ben sich in der Umset­zung erheb­li­che Pro­ble­me in der gewer­be­recht­li­chen Zuord­nung unse­rer Beru­fe. Fälsch­li­cher­wei­se wur­den teil­wei­se Betrie­be der Gesund­heits­hand­wer­ke dem Ein­zel­han­del mit der Fol­ge zuge­ord­net, dass Ord­nungs­äm­ter die Schlie­ßun­gen die­ser Betrie­be anordneten.“

Durch sol­che Maß­nah­men sei die bun­des­wei­te Sicher­stel­lung einer wohn­ort­na­hen und flä­chen­de­cken­den Ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung mit Hilfs­mit­teln nicht mehr gewähr­leis­tet gewesen.

Wirt­schaft­li­che Einbußen

Des Wei­te­ren bemän­geln die Gesund­heits­hand­wer­ke einen feh­len­den finan­zi­el­len „Ret­tungs­schirm“ für die eige­nen Betrie­be. Durch die höhe­re Belas­tung der Hygie­ne­maß­nah­men, gerin­ge­rer Umsatz und bereits ange­kün­dig­ter Spar­maß­nah­men der Gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung sei­en wirt­schaft­li­che Ver­lust unver­meid­bar gewe­sen. In vier vom Bun­des­in­nungs­ver­band für Ortho­pä­die-Tech­nik (BIV-OT) in Auf­trag gege­be­nen Betriebs­be­fra­gun­gen wird dies noch ein­mal ver­deut­licht: Stets gab die Mehr­zahl der befrag­ten Betrie­be an, dass sowohl Umsatz- als auch Auf­trags­la­ge gegen­über dem glei­chen Monat des Vor­jah­res ein­ge­bro­chen sei. Bei­spiels­wei­se habe bei 62,9 Pro­zent der Befrag­ten dem­nach der Umsatz im Juni 2020 im Ver­gleich zum Juni 2019 abge­nom­men bzw. stark abge­nom­men. Für die Auf­trags­la­ge sag­ten dies im glei­chen Zeit­raum 59,2 Prozent.

„Auch wenn die Rück­gän­ge nicht mehr ganz so dras­tisch wie in den Vor­mo­na­ten aus­fie­len – die ange­häuf­ten Ver­lus­te wer­den die Unter­neh­men nicht aus­glei­chen kön­nen“, erklär­te BIV-OT-Prä­si­dent Alf Reu­ter im Zuge der Ver­öf­fent­li­chun­gen der Ergeb­nis­se der Juni-Befragung.

Feh­ler nicht wiederholen

Gemein­sam mit der Bun­des­in­nung der Hör­akus­ti­ker (biha), dem Ver­band Deut­scher Zahn­tech­ni­ker-Innun­gen (VDZI), Zen­tral­ver­band der Augen­op­ti­ker und Opto­me­tris­ten (ZVA), Zen­tral­ver­band für Ortho­pä­die­schuh­tech­nik (ZVOS) for­mu­lier­te der BIV-OT drei Bit­ten an den Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter. Ers­tens soll die Sys­tem­re­le­vanz der Gesund­heits­hand­wer­ke ver­bind­lich fest- und sicher­ge­stellt wer­den. Im Fal­le eines erneu­ten Lock­downs soll so ein erneu­ter feh­ler­haf­ter Umgang mit den Betrie­ben ver­mie­den wer­den. Zwei­tens soll der kos­ten­lo­se Zugang zu Coro­na-Schnell­tests für die Betrie­be der Gesund­heits­hand­wer­ke ermög­licht werden.

Außer­dem soll die Bereit­stel­lung eines Impf­stoffs gegen das Coro­na­vi­rus (SARS-CoV‑2) auch den Fach­kräf­ten des Gesund­heits­hand­werk bevor­zugt zugäng­lich gemacht wer­den. „Impf­stof­fe gegen das Coro­na-Virus wer­den 2021 eine zen­tra­le Rol­le für die Bekämp­fung der Pan­de­mie sein. Wir bit­ten Sie, die Gesund­heits­hand­wer­ke auch hier den beson­ders sys­tem­re­le­van­ten Berufs­grup­pen zuzu­ord­nen, die prio­ri­tär eine Imp­fung erhal­ten müs­sen. Es ist selbst­ver­ständ­lich, dass die Bevöl­ke­rung nur schritt­wei­se mit Impf­stof­fen ver­sorgt wer­den kann. Hier wird eine trans­pa­ren­te und struk­tu­rier­te Ver­tei­lung wich­tig sein, wel­che auf­grund von nach­voll­zieh­ba­ren Kri­te­ri­en erfol­gen soll­te. Fach­kräf­te der Gesund­heits­hand­wer­ke, die unmit­tel­bar in engem kör­per­li­chem Kon­takt mit Hoch­ri­si­ko­pa­ti­en­ten sind, kön­nen über eine Immu­ni­sie­rung dem Risi­ko ent­ge­hen, infi­ziert zu wer­den oder unge­wollt einen Pati­en­ten zu infi­zie­ren.“, wird die For­de­rung in dem Brief formuliert.

 

 

 

 

 

 

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