Capanni wurde 2008 an die Fakultät Mechatronik und Medizintechnik der Technischen Hochschule Ulm berufen und forscht auf dem Gebiet der Technischen Orthopädie. Jüngst hat er hier in Kooperation mit dem Ulmer Sanitätshaus Häussler und Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jürgen Steinacker von der Universität Ulm im Rahmen einer klinischen Studie die Biomechanik vorfußamputierter Patient:innen erforscht, ein Simulationsprogramm für die Beanspruchungsanalyse einer prothetischen Versorgung abgeleitet und eine speziell auf die Bedürfnisse der Patient:innen abgestimmte Carbonprothese entwickelt. Dadurch wurde einer Studienteilnehmerin erstmalig die Teilnahme am Citylauf des Ulmer Einstein-Marathons ermöglicht werden. Die Prothese berücksichtigt körperspezifische Parameter wie z. B. das Körpergewicht sowie den von den Patient:innen gewünschten Aktivitätsgrad. Weiterhin wurden digitale Entwicklungs- und Fertigungstechniken in die bislang handwerklich geprägte Technische Orthopädie erfolgreich eingeführt. Capanni leistet ebenso für patientenversorgende, überregionale Unternehmen wesentliche Unterstützung auf dem Gebiet der Erarbeitung digitaler Standards für die Patientenversorgung – und zwar durch ein bundesweites Firmennetzwerk (gefördert vom „Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie). Aus der von ihm gegründeten Forschungsgruppe Biomechatronik ging das Ulmer Spin-off HKK Bionics GmbH hervor. Das Unternehmen entwickelt und vermarktet eine neuartige, aktive Handorthese zur Unterstützung der Greiffunktion gelähmter Hände.
Capanni gehört laut Aussage der THU seit Beginn seiner Lehrtätigkeit zu den forschungsaktivsten Kolleg:innen an der Hochschule. Zur Verstetigung der gewonnenen Erkenntnisse hat er in Zusammenarbeit mit der Kerschensteinerschule Stuttgart und der Landesinnung für Orthopädie-Technik Baden-Württemberg ein Studium nach dem Ulmer Modell initiiert. Hier erhalten ab dem kommenden Wintersemester junge Menschen die Möglichkeit, das Studium der Medizintechnik und eine Orthopädietechniker-Lehrausbildung innerhalb von viereinhalb Jahren zu absolvieren.
Der Wissenschaftspreis wurde am 18. Juli 2022 von Oberbürgermeister Gunter Czisch auf dem Weinhof in Ulm verliehen. Die weiteren Preisträger sind Prof. Klaus Dietmayer und Dr. Michael Buchholz, Institut für Mess‑, Regel- und Mikrotechnik der Universität Ulm, die für ihre Leistungen im Bereich des automatisierten und vernetzten Fahrens ausgezeichnet wurden und wie Capanni ein Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro erhielten.
Bewerben konnten sich Wissenschaftler:innen sowie Forschungs- und Arbeitsgemeinschaften, die an der Universität oder den Hochschulen in Ulm tätig oder mit Ulm verbunden sind oder durch ihre Forschungsarbeit die wissenschaftliche Weiterentwicklung der Universität oder der Hochschulen in Ulm gefördert haben. Wer den Preis erhält, legt der Gemeinderat der Stadt Ulm nach Vorentscheidung eines Preisgerichts, in dem die Universität, die Technische Hochschule und Mitglieder des Gemeinderats vertreten sind, fest.
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