Fake News oder Fehlinterpretation?

Wie sich nahezu jede noch so absonderliche Behauptung mittels Statistik belegen lässt, beleuchtet Prof. Dr. Michael Deppe von der Westfälischen Wilhelms-Universität Müns­ter in seiner OTWorld-Keynote am 12. Mai 2020.

Unter dem Titel „Fake News – oder wie man sich mit Sta­tis­tik noch genau­er irren kann!“ erläu­tert er dies anhand etli­cher Bei­spie­le. Weder Umwelt, Fahr­ver­bo­te, Bahn noch Medi­zin wer­den aus­ge­spart. Humor­voll ver­packt, geht es Prof. Dep­pe um eine ernst­haf­te Bot­schaft: In mani­pu­la­ti­ver Ab­sicht ver­brei­te­te Falsch­mel­dun­gen ent­stam­men nicht im­mer der rei­nen Fan­ta­sie – son­dern sind oft ein „Ergeb­nis“ falsch ange­wand­ter Statistik.

„Unser Mei­nungs­bil­dungs­pro­zess beruht in der Regel auf Nach­rich­ten, die wir auf­neh­men. Dar­aus lei­ten wir viel­fach unser Ver­hal­ten, unse­re Ent­schei­dun­gen ab“, sagt Prof. Dep­pe. Je uner­war­te­ter eine Nach­richt, des­to eher drin­ge die Bot­schaft durch. „Der Ver­trieb von Informati­onen wird dadurch for­ciert, dass die Nach­rich­ten für den Emp­fän­ger spek­ta­ku­lär sind.“ Die Infor­ma­ti­ons­flut beste­he eher aus außer­ge­wöhn­li­chen Nach­rich­ten, weni­ger aus Nor­ma­li­tät. „Das betrifft auch die Wis­sen­schaft. Mei­ne Kern­bot­schaft: Jeder soll­te sich bewuss­ter über die aufge­nommenen Infor­ma­tio­nen Gedan­ken machen – und ob sie für sein aktu­el­les Tun tat­säch­lich so rele­vant sind, wie an­genommen“, so Prof. Deppe.

„Ich wer­de dar­stel­len, auf wie unter­schied­li­che Wei­se eine Sta­tis­tik zu fal­schen Schlüs­sen und zum Bei­spiel zur Ver­zer­run­gen in der Risi­ko­wahr­neh­mung füh­ren kann“, erklärt er. Die Tücke laue­re dabei im Detail, da die Aussa­gekraft einer Sta­tis­tik stark davon abhän­ge, was eigent­lich unter­sucht und wel­che Fra­ge dabei gestellt wer­de. „Bei­spielsweise soll­te man hell­hö­rig wer­den, wenn zwei Stu­dien ver­meint­lich den­sel­ben Zusam­men­hang beschrei­ben, aber zu völ­lig unter­schied­li­chen Ergeb­nis­sen füh­ren. Grund ist, dass manch­mal tat­säch­lich ganz ver­schie­de­ne Din­ge unter­sucht wur­den. In mei­nem Vor­trag gehe ich da­rauf ein, wel­che Kri­te­ri­en die Inter­pre­ta­ti­on einer Sta­tis­tik beein­flus­sen. Ich möch­te die Sen­si­bi­li­tät für sta­tis­tisch begrün­de­te Aus­sa­gen erhö­hen, damit die­se häu­fi­ger kri­tisch hin­ter­fragt werden.“

Key­note:
„Fake News – oder wie man sich mit Statistik
noch genau­er irren kann!“
Diens­tag, 12. Mai 2020, 14.00 Uhr
Con­gress Cen­ter der OTWorld CCO, Saal 1

 

Prof. Dr. rer. medic. Dipl.-Phys. Micha­el Deppe
Nach sei­nem Diplom in Phy­sik 1993 und der Pro­mo­ti­on in Medi­zin­wis­sen­schaf­ten habi­li­tier­te sich Prof. DR Micha­el Dep­pe im Jahr 2008 im Fach­ge­biet „Neu­ro­wis­sen­schaft­li­che Hirn­bild­ge­bung“. 2011 wur­de er an der Medi­zi­ni­schen Fakul­tät der West­fä­li­schen Wil­helms-Uni­ver­si­tät Müns­ter zum Pro­fes­sor ernannt. Er ist Mit­glied des Otto Creutz­feldt Zen­trums für Kogni­ti­ve und Ver­hal­tens-Neu­ro­wis­sen­schaf­ten (OCC), hat weit über 100 inter­na­tio­na­le neu­ro­wis­sen­schaft­li­che Ver­öf­fent­li­chun­gen ver­fasst und hält Vor­le­sun­gen zur Bild­ver­ar­bei­tung und Statistik.
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